Kleider machen Leute Gottfried Keller (1819-1890)
Kurzbiographie Am 19.07.1819 wurde Gottfried Keller in Zürich geboren. Fünf Jahre nach seiner Geburt verstarb sein Vater, zwei weitere Jahre darauf heiratet seine Mutter ein zweites Mal, wobei die Ehe nicht lange hielt. 1825-1831 ging er auf die Armenschule, dann auf das Land-knabeninstitut und 1833 wechselte er auf die Industrie-schule, von der er aber ein Jahr später wegen eines Streiches verwiesen wurde. Nun begann er eine Lehre bei einem Lithographen und Vedutenmaler und erhielt dann im Jahre 1837 Unterricht von einem Kunstmaler. Diese künstlerische Ausbildung wollte er weiterführen und ging somit 1840 nach München, jedoch ging er zwei Jahre später schon wieder nach Zürich zurück. Da seine Ausbildung nicht funktionierte, wohnte er bis 1848 bei seiner Mutter und begann, Gedichte zu schreiben. Nebenbei engagierte er sich politisch. 1845 wurden seine ersten Gedichte veröffentlicht im deutschen Taschenbuch von Julius Fröbel. 1846 veröffentlichte er selber seinen Gedichtsband. Im Sommer 1847 arbeitete er als Freiwilliger in der Staatskanzlei Zürich, wovor es zu zwei Liebesaffären kam, die aber schon bald in die Brüche gingen. Dieses Leid überkam ihn noch öfter. 1848 war die Züricher Regierung auf die Gedichte Kellers aufmerksam geworden und verliehen ihm somit ein Stipendium für ein Studium in Heidelberg. Dort studierte er zwei Jahre. Er bekam noch ein Stipendium der Stadt Zürich, womit es ihm möglich gemacht wurde, im Jahr 1850 nach Berlin zu gehen, wobei er wieder fünf Jahre später nach Zürich zurückkehrte. 1856 erschien der erste Teil der "Leute von Seldwyla". 1861 wurde er zum Staatsschreiber der Stadt Zürich gewählt und damit konnte er nicht nur seine Existenz sichern, sondern nahm ihm auch den Gedanken daran, ein „gemeines, untätiges und verdorbenes Subjekt zu werden“. Daraufhin schrieb er sehr viele Bücher 1866 verlobte er sich, jedoch beging seine Verlobte noch im gleichen Jahr Selbstmord. Außerdem starb seine Mutter 1864 und von da an lebte er mit seiner Schwester alleine. Zu seinem 50. Geburtstag 1969 verlieh man ihm die Ehrendoktorwürde, die dem schweizerischen Patrioten und Liederdichter galt. Als er in den nächsten Jahren die „Sieben Legenden“ veröffentlichte, wurde er auch außerhalb der Schweiz bekannt. Sein Amt als Staatsschreiber gab er im Jahr1875 auf, um sich voll und ganz auf seine Schriftstellerische Karriere zu konzentrieren. In späteren Jahren vereinsamte Gottfried Keller, da er nicht wirklich viele Freunde hatte, die sich um ihn hätten kümmern können, wie Theodor Storm oder Paul Heyse. Die einzige, die er noch hatte, war seine Schwester.
Doch 1888 starb seine Schwester und zwei Jahre später wurde er durch seine Krankheit ans Bett gefesselt. Sechs Monate.
Seine wichtigsten Werke Der Grüne Heinrich. Roman 1879–80 Romeo und Julia auf dem Dorfe. Novelle 1856 Kleider machen Leute. Novelle 1873-74 Einordnung in die literarische Epoche des Autors Gottfried Keller lebte zur Zeit des Realismus. Die Autoren dieser Zeit wollten nicht viel mit politischen Problemen zu tun haben, sondern versuchten, sich eher auf ihre Heimatstadt und die Menschen dort zu konzentrieren. In allen Romanen dieser Zeit steht immer nur eine Person im Mittelpunkt der Geschichte. Ein ganz spezielles Merkmal in dieser Zeit ist auch der Humor in den verschiedenen Werken, der von der Wirklichkeit ablenken soll. Die Novelle wird im poetischen Realismus oft bevorzugt, wobei viele Autoren später Romane schrieben. Die berühmtesten Autoren, die zu dieser Zeit schrieben, waren Gottfried Keller und Theodor Fontane. Literarische Einordnung des Autors und Werkbeschreibung: Zum ersten Mal wurde „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ in seiner Sammlung von „Die Leute von Seldwyla“ veröffentlicht. Bis heute ist dies eine der meist gelesenen Novellen der deutschen Literatur und ist damit sehr wichtig für den poetischen Realismus. In der Erzählung erzählt Keller die Geschichte von Shakespeares „Romeo und Julia“ in der Form des 19. Jahrhunderts neu. Sie handelt von zwei Liebenden, von denen die Väter Feinde sind und die Beziehung zerstören wollen, und zwei Kindern, die nur den gemeinsamen Tod als Ausweg sehen. Die Geschichte ist für Keller sehr wichtig, da sie auf einer wahren Begebenheit beruht und diese ihn sehr berührt hat. Als er eines Morgens in der „Züricher Freitags Zeitung“ eine ähnliche Geschichte las, wie die von Romeo und Julia, musste er dies einfach niederschreiben und daraus entstand ein ganzes Buch. Textauszug aus „Romeo und Julia auf dem Dorfe “ „Die meisten Menschen sind fähig oder bereit, ein in den Lüften umgehendes Unrecht zu verüben, wenn sie mit der Nase darauf stoßen; sowie es aber von einem begangen ist, sind die übrigen froh, dass sie es doch nicht gewesen sind, dass die Versuchung nicht sie betroffen hat, und sie machen nun den Awählten zu dem Schlechtigkeitsmesser ihrer Eigenschaften und behandeln ihn mit zarter Scheu als einen Ableiter des Übels, der von den Göttern gezeichnet ist, während ihnen zugleich. Inhaltsangabe An einem grauen Novembertag hat sich Wenzel Strapinski, ein armer Schneidergeselle aus dem Dörfchen Seldwyla, auf Wanderschaft begeben. Unterwegs nimmt ihn ein
Kutscher in einem leeren vornehmen Reisewagen mit und setzt ihn in einem Wirtshaus im wirtschaftlich aufstrebenden Nachbarstädtchen Goldach ab. Aufgrund seines vornehmen samtgefütterten Mantels und eines Scherzes des Kutschers wird Wenzel für einen polnischen Grafen gehalten und in Goldach fürstlich bewirtet. Schüchternheit und Hunger bewirken, dass der arme Schneidergeselle das Missverständnis nicht aufklärt und sich mehrere Tage der Gastfreundschaft der Goldacher Kaufleute erfreut. Die wachsende Neigung zur Tochter des Amtsrates, Nettchen, tut ein übriges, um ihn in der mehr aufgedrungenen als selbstgewollten Rolle des Grafen zu halten. Als Nettchen die Gefühle des Schneidergrafen erwidert, kommt es rasch zur offiziellen Verlobung. Auf dem Verlobungsfest führen jedoch die von Nettchens Nebenbuhler, Melcher Böhni, aufgeklärten Seldwyler die Entlarvung des armen Schneidergesellen herbei. In einem maskierten Schautanz unter dem Motto "Leute machen Kleider - Kleider machen Leute" spielt Wenzels früherer Meister den Rollentausch des Schneiders nach und begrüßt seinen ehemaligen Gesellen. Der gedemütigte Wenzel flieht verzweifelt in die Winternacht und schläft am Wegesrand im Schnee ein. Nettchen, die ihn vor dem Erfrieren rettet, steht jedoch zu ihrer Liebe und setzt gegen den Widerstand des Vaters und der Goldacher die Heirat durch. Mit Nettchens Vermögen eröffnet das Paar einen Tuchhandel in Seldwyla. Wenzel wird ein wohlhabender, kinderreicher Geschäftsmann und zieht mit seiner Frau nach Goldach. Beschreibung der Hauptpersonen Wenzel Strapinski Er ist ein armer Schneider, dessen Meister bankrott gegangen ist. Er achtet auf sein Aussehen: er hat gepflegte Haare, ein Schnurrbärtchen und trennt sich nie von seiner polnischen Pelzmütze und seinem Rantel. Insgesamt hat er ein edles und romantisches Aussehen. Er ist ein sehr iver Mensch, denn er spricht leise und verhält sich Nettchen gegenüber sehr schüchtern. Die anderen Personen halten ihn für einen "vornehmen Grafen" oder einen "vollkommenen Junker". Nettchen Sie ist die Tochter des Goldacher Amtsrates, eine typische Kleinstädterin, die gerne viel und hastig redet. Auch sie achtet auf ihr Aussehen, trägt zuviel Schmuck und ist modern gekleidet. Sie hat einen abenteuerlich frisierten Kopf und einen "vollen Augenaufschlag" Insgesamt gibt sie ein hübsches und prächtiges Bild. Wenn sie jemanden wirklich liebt, verzeiht sie ihm alles. Melchior Böhni Er ist ein gescheiter und tüchtiger Mann, der einen rötlichen Backenbart trägt. Aber er ist neidisch auf Strapinski, weil er selbst Nettchen heiraten wollte. Er genießt großen Respekt unter den Leuten und man sagt, dass er noch große Geschäfte machen wird. Wegen des roten Backenbarts und weil er aus einem silbernen Döschen schnupft, macht sich Nettchen über ihn lustig. Ort und Zeit der Handlung Die Begebenheit spielt sich in Seldwyla, das soviel wie "Glücksweiler" bedeutet, ab. Dies soll ein Dorf in der Nähe von Goldach, in der Schweiz, sein, das nur in der Novelle
Kellers existiert. Ich denke die Novelle spielt im 18. oder 19. Jh., denn Keller hat sie um ca. 1866 geschrieben und darin herrscht auch der Technische Entwicklungsstand dieser Zeit. Gehalt und Aussage In diesem Buch wird sehr gut das komplexe Verhältnis zwischen Täuschung und Realität, zwischen Schein und Sein unter gesellschaftskritischem Aspekt dargestellt. Der wandernde Schneider kommt durch seinen vornehmen Mantel und die melancholische Blässe seines Angesichts dem heimlichen Wunschbild der Kleinstädter entgegen. Keller will mit dieser Novelle wahrscheinlich sagen dass der Mensch zu sehr an Äußerlichkeiten urteilt, aber zu wenig ergründet wie ein Mensch wirklich ist. Typische Merkmale einer Novelle Diese Erzählung ist , wie die meisten Novellen, in Prosa geschrieben und bezieht sich nicht auf eine bestimmte Person, sondern auf das was ihr iert. Es gibt keine längere Exposition oder Beschreibungen; diese Novelle ist, wie ein Drama, straff und zielstrebig komponiert. Auch ein sogenannter Falke ist vorhanden, der in "Kleider machen Leute" meiner Meinung nach, zum Teil der Rantel Strapinskis und der dumme Streich des Kutschers ist.