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ÄT MOBILIRTGEN VO N M O , Batterie elle, z f f o t s n B re n ter: E-Scoo in die n u s Wie wir bewegen ft n u Zuk
15. Juni 2019
Die (AK )K-Frage
ikes Sie E-B n e n n i d Gew von run im Wert
Wie gefährlich wird der unheimliche Höhenflug der Grünen für Annegret KrampKarrenbauer?
25 000 E
SO BLEIBT IHR
GEHIRN
JUNG!
Wie Sie geistig fit bleiben und Alzheimer vorbeugen
Unser Gehirn
hat etwa 86 Milliarden Nervenzellen. Sie können sich bis ins hohe Alter neu verknüpfen
u ro
¹Kraftstoffverbrauch A 180 innerorts/außerorts/kombiniert (l/100 km): 7,5–7,2/4,5–4,3/5,6–5,4; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 129–123. Die angegebenen Werte wurden nach dem vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Es handelt sich um die „NEFZ-CO2-Werte“ i. S. v. Art. 2 Nr. 1 Durchführungsverordnung (EU) 2017/1153. Die Kraftstoffverbrauchswerte wurden auf Basis dieser Werte errechnet. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeugtypen. Die Werte variieren abhängig von den gewählten Sonderausstattungen.
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Wahrheit ist ein nicht verhandelbares Gut
Von Robert Schneider, Chefredakteur
F oto: Peter Rigaud/FOCUS-Magazin
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wert zu maximieren – und dieser steigt, je mehr die zurzeit 2,38 Milliarden Nutzer für viele meiner Freunde und auch für so lange wie möglich auf Facebook ihre Zeit verbringen. Egal, ob sie dort Katzenmich selbst zählt diese Vorstellung zu den videos bewundern, von Fake News gefesgrößten Ängsten: eines Tages die Kraft selt werden oder Urlaubsbilder der lieben des Geistes schwinden zu spüren und Familie liken. Facebook erklärte kürzlich allmählich das Gedächtnis zu verlieren, schließlich selbst die Liebsten nicht mehr in der „Washington Post“: „Wir haben keizu erkennen und sich zu verlieren an die ne Regel, die besagt, dass eine Information Krankheit Alzheimer oder andere Formen auf Facebook wahr sein muss.“ der Demenz. Welch folgenschwere Bedeutung eine Ist das große Vergessen für viele von uns derart feige Aussage im echten Leben ein unausweichliches Schicksal? birgt, durfte enderweise diese Mein Kollege Kurt-Martin Mayer Woche im Netz bewundert werden. Eines der meistgeteilten Ereignisse aus unserem Wissensressort hat sich mit den neuesten Erkenntnissen des Silicon Valley war Anfang dieser der Neuro-Forschung beschäftigt. Woche ein Instagram-Clip, in dem der Betrachter den grinsenden InsIn seiner Titelgeschichte steckt eine tagram-Chef Mark Zuckerberg zu schlechte und eine gute Nachricht. sehen bekommt, der gewohnt arroDie unerfreuliche lautet: Die große Hoffnung auf eine Pille gegen gant der digitalen Weltgemeinde das Vergessen ist (vorerst) geplatzt. verkündet: „Stellt euch das kurz vor: Zulassungsstudien verliefen so entein Mann mit totaler Kontrolle über die gestohlenen Daten von Milliartäuschend, dass sie abgebrochen den Menschen, all ihre Geheimniswurden. Kein Medikament kann se, ihr Leben, ihre Zukunft.“ Alzheimer derzeit heilen. Die gute Kunde aber ist: Es gibt Krasse Ansage, keine Frage. Krasviel, was Sie selbst tun können, um Lall und Rauch Die Demokratin Nancy Pelosi, Sprecherin des ser jedoch, wenn man den zweider Krankheit zu entgehen und um US-Repräsentantenhauses, in dem gefälschten Video-Clip ten Akt der Geschichte hört: Dieses bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiVideo, das durchaus das Potenziben. Dazu gehört so manches, was al hätte, Mark Zuckerbergs quasi zugleich unserem Körper guttut: zum Beirikas zeigt, wie sie lallend über ihren Streit Alleinherrschaft über Facebook, Instaspiel gesund essen, sich bewegen, guten mit dem US-Präsidenten spricht. Nancy gram und WhatsApp durchaus nachhalSchlaf finden, auf den Blutdruck achten. tig beschädigen zu können, ist ein Fake. Pelosi soll offenbar krank oder betrunken Auch anspruchsvolle Hobbys, viele soziwirken – in diese Richtung kommentieren Verantwortlich dafür sind die Künstler Bill auch zahlreiche Nutzer (z. B. „Oh, mein Posters und Daniel Howe; das Bild ist echt, ale Kontakte, Freude an der Arbeit und immer neue geistige Herausforderungen Gott, ist sie betrunken, oder hat sie einen die Tonspur nachgesprochen von einer halten uns jung. Das ist das hoffnungsvolSchlaganfall?“). Doch das Video wurde künstlichen Intelligenz, die so lange mit Zuckerberg-Sprache gefüttert wurde, bis le und tröstliche Ergebnis der Forschung: verfälscht. Die Abspielgeschwindigkeit der sie den Harvard-Abbrecher perfekt imiDie beste Medizin für Ihr Gehirn ist der Aufnahme ist auf 75 Prozent reduziert, die richtige Lebensstil. Lesen Sie unsere TitelTonhöhe angeglichen – so entstand der tieren konnte. Mal sehen, ob Zuckerberg seinen Fake löscht oder nicht. geschichte ab Seite 68. Lall-Effekt. Den Clip, u. a. tagelang auf der Facebook-Seite „Politics Watch Dog“ zu sehen, wurde fast drei Millionen Mal In der vergangenen Woche schrieb ich an gestartet und um die 50 000 Mal geteilt. dieser Stelle über die feigen Hassparolen nach dem Mord an dem Kasseler RegieYouTube hat das Fake-Video relativ zügig vom Netz genommen, Facebook Herzlich Ihr rungspräsidenten Walter Lübcke, die auf Facebook und YouTube veröffentlicht und kommentierte nur lapidar: Man habe die tagelang nicht gelöscht wurden. Während Verbreitung eingeschränkt und würde die sich die Suche nach dem Mörder offenbar Nutzer warnen. Gelöscht wurde zunächst nicht, denn das Interesse des Konzerns von schwierig gestaltet, leitet die 50-MannMark Zuckerberg ist, den UnternehmensSoko „Liemecke“ nun auch gesondert FOCUS 25/2019
Verfahren zu den Hasspostings ein. Die Hetze werde „bei uns nicht stiefmütterlich behandelt“, sagt der Staatsanwalt. Das ist eine gute Nachricht! Sowohl die Menschen, die Hass säen, als auch diejenigen, die den Hass verbreiten, in diesem Fall die Plattformen als Medien und Herausgeber, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Wie auch im folgenden Fall: Seit Wochen ist auf Facebook ein Video zu sehen, das die wichtigste demokratische Politikerin Ame-
5
Blonder Brexiteer
Kühle Konkurrenz
Boris Johnson will nächster Premier Großbritanniens werden. Zerlegt er das Land endgültig? Seite 22
AKK schien schon auf der Zielgeraden ins Kanzleramt – dann kam ihr Robert Habeck von den Grünen in die Quere Seite 28
Perfekte Pizza Der liebste SommerSnack unseres Kolumnisten Yotam Ottolenghi Seite 116
Lohnende Lügen Historiker Yuval Noah Harari über die Strategien der Mächtigen Seite 86
Afrikanisches Abenteuer 72 Stunden in Gambia, dem kleinsten Land des Kontinents, auf den Spuren von „Roots“Autor Alex Haley Seite 106
Klasse Klatsche Der Trendsport Padel Seite 120 6
FOCUS 25/2019
I N H A LT N R . 2 5 | 15 . J U N I 2 019
Titelthema
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Ausgerechnet Paris
Zu Besuch beim Star-Mathematiker Cédric Villani. Er berät Präsident Macron und will Bürgermeister der Hauptstadt werden
Wissen
Der Zug der Zukunft
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Ultraschnell, sparsam, autonom: Die nächste Generation von Hightech-Zügen könnte den Bahnverkehr revolutionieren
Wirtschaft
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Schule for Future
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Kultur
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F otos: sco Guidicini/Camera Press/ddp images, BrauerPhotos, Markus C. Hurek, Simon Koy/beide für FOCUS-Magazin, Louise Hagger/Photography, Emily Kydd/Food Styling, Jennifer Kay/Prop Styling, Katy Gilhooly/Food Stylist Assistant, Olivier Middendorp
Titel: ddp images
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Die beste Medizin gegen Alzheimer
Bisher gibt es keine verlässliche Arznei gegen das Vergessen. Forscher zeigen jetzt, wie der richtige Lebensstil den geistigen Verfall bremsen kann
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62
Synapsen-Training
So fordern und fördern Sie Ihren Geist: 15 Strategien für helle Köpfe
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Offenes Post-Geheimnis
Aus Angst vor Jobverlust machen viele Zusteller unbezahlte Überstunden
Virtuelle Restaurants
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Wie Viessmann seinen Traditionsbetrieb umgestalten will – und gleich das ganze Land
Geldmarkt
Agenda
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Ein Berliner Start-up erfindet die Gastronomie neu – in der Cloud
Besser heizen
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36
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Die schwarz-grüne K-Frage
AKK gegen Habeck könnte das nächste Duell ums Kanzleramt lauten – am Ende mit einem grünen Regierungschef?
Picknick mit Ottolenghi
Lamm-Pizzette mit einer feinen arabischen Gewürzmischung schmecken am besten draußen. Und ohne Besteck Mode ist ja im Sommer nicht ganz einfach. Deswegen: 16 Ideen für Männer mit Stil
Konstantin Kuhle will eine andere FDP und legt sich mit Parteichef Christian Lindner an
120 Einfach unschlagbar!
Politik digital
Der Trend Padel ist ein Hybrid aus Tennis und Squash – und schweißtreibendes Vergnügen
Das Google-Netzwerk des sächsischen CDUMinisterpräsidenten Michael Kretschmer
124 Der jüngste Enkel der Göttin
Eine lange Reise im kompakten, aber erstaunlich komfortablen DS 3 Crossback
Der Mobilfunk-Revoluzzer
Wer ist Ralph Dommermuth? Mit der Ersteigerung von 5G-Lizenzen will er den deutschen Markt aufmischen
Rubriken
Der dritte Weltkrieg
FOCUS 25/2019
Ein Prosit auf die Natur
Trüb, bunt und ohne Zusätze: Naturweine sind der aktuellste Gastro-Trend
118 Lässig bei 30 Grad
Der Anti-Lindner
Aus dem Familienalbum
Eine Stimme für die Schwachen
Schriftstellerin Elif Shafak spricht über ihren neuen Roman, rückwärtsgewandte Politik und sexuelle Tabus in der Türkei
Warum eine Reise nach Gambia den Blick unseres Autors auf den Kontinent änderte und ihn Demut lehrte
Boris Johnson war Londons Bürgermeister, britischer Außenminister und Brexit-Einpeitscher. Jetzt will er Theresa May als ToryChef und Premier beerben. Er gilt als Favorit
US-Fotografin Callie Shell zeigt Bilder vom Alltag der Obamas
Der Festival-Planer 2019
Von Techno bei Melt! bis Indie-Pop bei Lollapalooza: Die besten Musikfeste Europas
106 Afrika für Anfänger
Der Hardliner kehrt zurück
Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz warnt vor der Klimakatastrophe
Die Macht der Mythen
Der Historiker Yuval Noah Harari erklärt, warum erfundene Geschichten mächtiger sind als die Wahrheit – gerade in der Politik
Leben
Politik
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Schwämme als Spürhunde
Wie die Meerestiere der Forschung helfen
SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp und Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann diskutieren über Coden, Kopfrechnen und Klimaschutz
Boom, Boom, Belgien! Das Tomorrowland in der Stadt Boom in Belgien ist eines der Highlights des Festival-Sommers 2019 Seite 92
5 9 10 16 18 82 90 96
Editorial Nachrichten Fotos der Woche Grafik der Woche Menschen Leserbriefe Salon Kultur-Macher
Bestseller Buch & Welt Die Einflussreichen Nachrufe/ Namen 129 Impressum 130 Tagebuch 98 114 126 128
Titelthemen sind rot markiert.
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Dieser Text zeigt evtl. Probleme beim Text an
JUNI I JULI I AUGU
NOCH ABENTEUER GIBT ES
ST I 2019
VON KOPF BIS FUSS:
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gute Sachen fürs SommerAbenteuer
Newsletter
WAS SE R
LASS DICH TREIBEN SO M M ER AU F DE M
oder Packraft chland mit SUP, Kajak as Küsten uts De in ren ou elt dd Pa Europ Die besten Alaska – Segeln an Mit dem Faltboot durch AN DO RR A
LIV IGN O
Steil und schnell: Klein, aber grandios: Heli-Biking in d rlan Abenteue Dolomiten den en enä in den Pyr
BA RK LEY
160 km in 60 Std.: Marathon allein gegen die Natur
K ALY MN OS
HE MM OO R
Wild, heiß, neu: Trekkingroute mit Meerblick
Facebook
Instagram
Tief und klar: Taucherparadies in Niedersachsen
DAS ABENTEUERMAGAZIN LESEN. ENTDECKEN. ERLEBEN.
NACHRICHTEN Fakten, Fakten, Fakten – und die Menschen der Woche
Tausende E-Scooter rollen ab nächster Woche durch deutsche Innenstädte Allein in München werden Sharing-Anbieter rund 10 000 Roller bereitstellen. Manche Städte planen Gebühren
F otos: dpa
V
on Montag an wollen Anbieter Zehntausende Elektroroller in den deutschen Innenstädten aufstellen. Die kalifornische Firma Lime will zunächst Hunderte Roller in Berlin, Hamburg und Köln anbieten. In den nächsten Monaten sollen Tausende weitere folgen. Allein die Stadt München
FOCUS 25/2019
rechnet im Lauf des Sommers mit 10 000 E-Scootern verschiedener Unternehmen, Köln „nach einer gewissen Startphase“ mit bis zu 2000. Anbieter Tier spricht von einer „fünfstelligen Flotte“, die man in Deutschland auf die Straße bringen wolle. Grundsätzlich seien alle Städte ab 100 000 Einwohner interessant.
Die Aufs und Abs der Woche Das Institut Insa ermittelt für FOCUS, welche Politiker in der Wählergunst („Wer vertritt Ihre Interessen am ehesten?“) am stärksten gestiegen/gefallen sind.
R AUF Annalena Baerbock (Grüne)
Größtes Plus: Die Parteichefin legt um vier auf 105 Punkte zu, klettert von Platz 5 auf 4 Kevin Kühnert (SPD)
Der Juso-Chef gewinnt einen Punkt hinzu. Mit 85 Punkten erreicht er Platz 14 statt 15 Friedrich Merz (CDU)
Mit 101 Punkten steigt der CDU-Politiker neu auf Platz 5 im Ranking ein
RUNTER Wolfgang Kubicki (FDP)
Der FDP-Politiker verliert 7 auf 93 Punkte, fällt von der 8. auf die 11. Position Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)
8 Punkte runter für die CDUChefin. Im Ranking mit 80 Punkten nun Platz 16 (14) Sigmar Gabriel (SPD)
Größtes Minus: Der SPDPolitiker verliert 13 Punkte, rutscht von Platz 3 auf 7 Die gesamte Rangliste finden Sie auf focus.de
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Quelle: Insa, 2074 Befragte, Zeitraum 7.–11. Juni 2019, Bewertungsskala von 0 bis 300 Punkte
Vorwärtsdrang Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), 44, mit einem E-Scooter auf dem Flur des Ministeriums
Geregelt wird der Betrieb durch die sogenannte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), die am Montag in Kraft tritt. Für die Zulassung ist das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zuständig. Dort allerdings könnte es zu Verzögerungen kommen, weil sich die Anträge für Allgemeine Betriebserlaubnisse der Rollerhersteller bei der Behörde stapeln. Erst fünf von insgesamt 99 Anträgen sind nach Angaben des KBA entscheidungsreif. Die Bearbeitung eines Antrags dauert etwa zwei Wochen. Während die E-Tretroller in Deutschland relativ spät für den Straßenverkehr zugelassen werden, kämpfen andere Länder schon gegen die negativen Folgen des E-Scooter-Booms an. Paris hat gerade das Fahren und Parken auf Gehwegen verboten. Vor Kurzem ist in der französischen Hauptstadt ein Rollerfahrer tödlich verunglückt. Ein Lkw hatte ihn überfahren. In Deutschland dürfen E-Scooter nur auf der Straße oder auf Fahrradwegen benutzt werden. Sie müssen zudem versichert sein. Einige Städte lassen sich das neue Mobilitätsangebot von den Anbietern bezahlen. So will Bremen etwa einen Euro pro Monat und Roller kassieren, weil die Fahrzeuge im öffentlichen Raum abgestellt werden. Darüber hinaus gibt es mit einigen Kommunen Vereinbarungen, die Roller zu bestimmten Uhrzeiten einzusammeln. Vor allem Metropolen haben es auch auf die Mobilitätsdaten der Anbieter abgesehen. Sie sind für Verkehrsmanagement und Stadtplanung interessant. Die Unternehmen versprechen, diese Daten nur anonymisiert zur Verfügung zu stellen. sgo/ssi
F O T O S D E R WO C H E Jerome Powell Zur Stabilisierung der Weltkonjunktur signalisierte der Chef der Federal Reserve in den USA die Bereitschaft zu Zinssenkungen
Mohammed Al-Jadaan Der saudische Finanzminister wird mit Lagarde über die Budgetprobleme seines Landes gesprochen haben. Kürzlich kritisierte der Internationale Währungsfonds (IWF) die hohen Staatsausgaben
Die Dirigentin IWF-Chefin Christine Lagarde ist mal wieder die einzige Frau auf dem Bild – unter lauter Anzugträgern
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FOCUS 25/2019
Fukuoka
Frei handeln Olaf Scholz Der deutsche Finanzminister freute sich über Fortschritte bei der globalen Digitalsteuer. Unternehmen wie Google sollen demnach künftig nicht mehr am Firmensitz, sondern auch im Land ihrer Kunden besteuert werden
Einige Herren scheinen sich über die Worte von IWF-Chefin Christine Lagarde prächtig zu amüsieren. Wie eine Orchesterleiterin steht die mächtigste Frau der Finanzwelt vor den Haushaltsministern und Notenbank-Chefs der wichtigsten Industrieund Schwellenländer. Dabei sieht das G20-Treffen im japanischen Fukuoka fröhlicher aus, als es war. Tatsächlich hing der Handelskrieg zwischen den USA und China wie eine riesige dunkle Wolke über der Zusammenkunft. Die globale Wirtschaft werde dadurch um 0,5 Prozent, also um 455 Milliarden Dollar, schrumpfen, prognostizierte Lagarde. Einsicht fand die IWF-Chefin trotz ihrer erwiesenen Moderationsfähigkeiten bei US-Finanzminister Steven Mnuchin nicht. Er sehe keine Schwächung der Weltkonjunktur durch den Zollkonflikt, erklärte der Amerikaner. Und kündigte gleich die nächste Strafrunde an: Sollte es beim G20-Gipfel der Regierungschefs Ende Juni keine Einigung mit Peking geben, werde Washington weitere Zölle erheben. Wenigstens einen kleinen Lichtblick gab es: Die Minister einigten sich auf die lange umstrittene Mindestbesteuerung für Digitalkonzerne bis Ende 2020. Da scheint Dirigentin Lagarde wenigstens einmal den richtigen Takt erwischt zu haben. n
F oto: Kim Kyung-Hoon/REUTERS
Steven Mnuchin Der US-Finanzminister verteidigte die Zollerhöhungspolitik seines Landes und verhinderte die Kritik am Handelsstreit im SchlussCommuniqué
SARA SIEVERT
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Das Rathaus Als einzige Veranstaltung zugunsten von HIV-Hilfsprojekten findet der Life Ball in einem Regierungsgebäude statt
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FOCUS 25/2019
F O T O S D E R WO C H E Der Event
Ein reguläres Ticket für den Besuch des Life Balls kostet rund 180 Euro. Wer mit Style-Ticket und im kreativen Kostüm kommt, zahlt nur 90 Euro
Wien
Frei lieben In diesem Juni feiert die LGBTQ-Gemeinde weltweit 50 Jahre PrideBewegung, 50 Jahre Stolz auf die eigene Sexualität. Doch am 8. Juni gab es in Wien einen kurzen Moment, in dem wohl keiner stolz war. „Wir haben einen Leuchtturm der Lebensfreude gebaut“, sagte Gery Keszler, den Tränen nahe, in seiner Rede. Der Leuchtturm, von dem er sprach, ist der Life Ball in Wien. Die Lebensfreude wurde, ihm sei Dank, HIV-Positiven und Aids-Kranken zuteil. Sie wird bleiben. Der Ball wird es nicht. Keszler ist Mitbegründer eines der größten CharityEvents Europas für HIVHilfsprojekte. Seit 1993 ist der Life Ball das schillernde Highlight außerhalb der Ballsaison, das Aushängeschild für das tolerante Wien. Mehr als 30 Millionen Euro wurden seither gesammelt. Da aber immer mehr Sponsoren absprangen, die Stadt ihren Zuschuss nicht erhöht und Bürgermeister Michael Ludwig vorerst nur versprechen konnte, sich um die Weiterführung des Events zu bemühen, fand der Life Ball 2019 wohl zum letzten Mal statt. Und zwar als Abschlussball in großem Stil: Teilnehmer aus aller Welt feierten unter dem Motto „United in Diversity“ und im Zeichen des Zirkus und der Illusion. Dieser Zauber wird Wien künftig fehlen. n
F oto: Florian Schrötte/imago images
Die Feiernden
Wie jedes Jahr kamen auch 2019 zahlreiche Stars wie Dita Von Teese und Katie Holmes zum Ball. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton schickte eine Videobotschaft
NINA HABRES
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F O T O S D E R WO C H E
Die Sicherheitskräfte
Hongkong
Frei bleiben 14
Es war in den frühen Morgenstunden am vergangenen Montag, als die vorher so friedlichen Demonstrationen in pure Gewalt umschlugen. Die Polizei in Hongkong traktierte mit
Pfefferspray, Tränengas und Schlagstöcken Menschen, die gegen ein geplantes Auslieferungsgesetz protestiert hatten. Eine Million, fast ein Siebtel der Bevölkerung der
chinesischen Sonderverwaltungszone, war zuvor auf die Straße gegangen. In Weiß, weil diese Farbe in China für Gerechtigkeit, aber auch für Trauer steht. Es ist eine ungeheure Auf-
wallung der Empörung: Unternehmer, Anwälte, Journalisten, Gewerkschaftler, Studenten wehren sich gegen eine Bestimmung, die die Auslieferung politischer Kriti-
FOCUS 25/2019
F oto: Vincent Yu/dpa
Mit Pfefferspray und Schlagstöcken versuchte die Polizei, die Protestler zurückzudrängen. Einige Beamte wurden angeblich verletzt
Die Demonstranten Einige Hundert Hongkonger sollen nach Behördenangaben die Absperrgitter herausgerissen und versucht haben, die Regierungsgebäude zu stürmen
Der Ort der Gewalt Die Gitter umzäunten das Gebäude des Legislativrats in Hongkong. Genau dort wollte die Stadtregierung das umstrittene Auslieferungsgesetz durchsetzen
ker an die Volksrepublik ermöglichen würde. Es wäre in ihren Augen das Ende des unabhängigen Justizsystems in der Stadt. Manche nennen den Aufruhr den „letzten
FOCUS 25/2019
Kampf um Hongkong“, weil die Einmischungen Pekings in die Politik der Geschäftsmetropole immer stärker werden. Mit Carrie Lam wurde eine China-treue Beamtin an
der Spitze der Stadtregierung installiert. Und immer wieder wurden kritische Buchhändler Hongkongs nach China verschleppt. Dabei war der einstigen britischen Kolo-
nie 1997 bei der Übergabe durch Großbritannien der Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ zugesagt worden. Am Mittwoch setzte die Stadtregierung die zweite Lesung des Geset-
zes „bis auf Weiteres“ aus. Die freiheitsliebenden Hongkonger haben nun eine Atempause gewonnen – mehr nicht. n GUDRUN DOMETEIT
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G R A F I K D E R WO C H E
US-Maßnahmen weltweit Seit 22.1.2018: Anti-Dumping-Zölle auf Waschmaschinen und Solarmodule; seit 22.3.2018: Importzölle** von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium**, Importzölle von bis zu 25 Prozent auf Autos und Autoteile
Krieg der Zölle Donald Trump riskiert den freien Welthandel und diktiert so die Spielregeln der globalen Wirtschaft
**außer: Korea, Australien, Brasilien, Argentinien
Handelsbilanzsaldo* der USA mit Kanada –26 Mrd. US-$
US-Maßnahmen gegen China „China-Liste“: Importzölle von 25 Prozent auf verschiedene Produkte als sogenannter Ausgleich für chinesische Verstöße gegen geistige Eigentumsrechte und erzwungenen Technologietransfer Handelsbilanzsaldo* der USA mit China
–419
CHINA
540 121
Mrd. US-$
Reaktion Chinas
*Warenhandel, 2018
Importzölle von zusätzlich 25 Prozent auf 545 US-amerikanische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar, darunter Sojabohnen, Tabak und Fahrzeuge einschließlich Elektroautos. Darüber hinaus stehen Agrarprodukte wie Schweine- und Rindfleisch, Reis und Lachs sowie Dutzende Obst- und Gemüsesorten und Nüsse auf der Zoll-Liste. China plant zudem Zölle auf 114 weitere US-Produkte wie Kohle und Rohöl Handelsbilanzsaldo* der USA mit Mexiko
M
exiko ist gerade noch einmal davongekommen: „Vorerst“ will US-Präsident Donald Trump auf Strafzölle verzichten, da es zu einem Durchbruch bei den Verhandlungen über die Behandlung von Migranten gekommen sei. Die Androhung oder tatsächliche Verhängung von Zöllen ist Trumps Mittel der Wahl, um andere Länder unter Druck zu setzen. Betroffen davon sind Verbündete wie Europa, von denen Trump seit vergangenem Jahr Zölle für Stahl und Aluminium verlangt, ebenso wie China, dem er seit vergangenen Monat 25 Prozent auf die Hälfte aller Importe aufdrückte. China belegte inzwischen US-Importe im Wert von 34 Milliarden Dollar mit Zöllen. Eine Entspannung des Handelskonflikts zeichnet sich nicht ab. n
–87
Mrd. US-$
»
Mexiko hat zugestimmt, sofort große Mengen an Agrarprodukten von unseren großartigen patriotischen Farmern zu kaufen« F oto: dpa
A. C. HOFFMANN
MEXIKO
Donald Trump nach seiner Entscheidung, auf die Zölle gegen Mexiko-Importe zunächst zu verzichten
Alu um Auto, Zoll um Zoll: Chronologie des neuen Konflikts Die USA verhängen Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium Die USA erheben Zölle auf Waschmaschinen und Solarmodule aus China
Die EU beschließt Zölle auf Whiskey, Jeans, Erdnussbutter, HarleyDavidson u. a.
Die USA erheben Zölle auf diverse aus China importierte Produkte
China verhängt Zölle auf USLandwirtschaftsprodukte
China erhebt Zölle auf US-Landwirtschaftsprodukte, Autos u. a.
JANUAR
FEBRUAR
MÄRZ
APRIL
MAI
Trump und Juncker besiegeln einen „Waffenstillstand“ zwischen EU und den USA bezüglich der Autobranche Trump wendet sich wegen Vergeltungszöllen von China und EU an die WTO
Die USA lancieren eine Untersuchung zur Autobranche
2018
16
Die USA erheben weitere Zölle auf Importe aus China, etwa 6000 Produktlinien (10 Prozent des Imports)
JUNI
JULI
China erhebt Zölle auf Importe aus USA China wendet sich wegen USZöllen auf Solarmodule an WTO
AUGUST
SEPTEM
MBER
Handelsbilanzen der USA Exporte aus den USA Importe in die USA
KANADA
in Mrd. US-$
–170
299
Handelsbilanzsaldo* der USA mit EU
Mrd. US-$
US-Maßnahmen gegen die EU
325
Handelsbilanzsaldo* der USA mit Deutschland
Von den USA erlassene Zölle 25 % auf Aluminium
–68
10 % auf Stahl
Mrd. US-$
491
USA
EU 321
Reaktion der EU-Staaten
Gegen die USA erlassene Grenzzölle im Handelsvolumen von 2,8 Milliarden Euro auf folgende Produkte: 353
Stahlerzeugnisse
Whiskey
Motorräder und Boote
Jeans
266
Zollniveau wie Schwellenländer gewichtetes Mittel, alle Produkte zusätzliche China-Zölle (wie am 5. Mai angekündigt)
8% 6%
Erhöhung der bereits existierenden China-Zölle auf 25% neue US-Zölle, eingeführt 2018
4% 2% 0% Brasilien
Indien
Handelswert der Waren, für die Zölle ange- 5 droht wurden, in Mrd. US-Dollar
China Deutschland Kanada
OKTOBER
Zölle gegen China
Waffenstillstand Trump droht zwar immer wieder mit weiteren Strafzöllen gegen Europa, unternahm aber seit Juni 2018 keine weiteren Schritte
Agrarprodukte
Hohe Hürden Das Zollniveau der USA hat sich in der Amtszeit von Donald Trump dem Niveau von Schwellenländern wie Brasilien und Indien angenähert
540 338
Weißes Haus sieht rot Seit Trump Präsident ist, verhängt die US-Regierung immer wieder neue Strafmaßnahmen gegen China
Entwicklung des amerikanischchinesischen Handels in Mrd. US-Dollar 70
2008 2018 CHINA > USA
USA-Mexiko-KanadaAgreement wird als Ersatz für Nafta unterzeichnet
FOCUS 25/2019
Kosmetikprodukte
USA
Zölle gegen die USA 200
Handelsbilanz der USA mitDeutschland
Kartoffeln, Mais, Reis, Tomaten, Cranberries, Orangensaft
Erdnussbutter
Tabakprodukte
58
126
China erhebt 25 Prozent auf Warenimporte aus den USA
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2008 2018 USA > CHINA
USA drohen China mit 25 Prozent Zöllen auf Warenimporte im Wert von 300 Mrd. US-Dollar
Die USA erheben 25 Prozent auf Warenimporte aus China; im Juni 2018 waren es noch 10 Prozent Die USA und China führen intensive Verhandlungen
2019 NOVEMBER
DEZEMBER
JANUAR
FEBRUAR
MÄRZ
APRIL
MAI
17
N AC H R I C H T E N
Im Feed
Liebesgrüße von der Côte d’Azur Täglich werden Millionen von Bildern in den sozialen Medien hochgeladen. FOCUS zeigt jede Woche einen Schatz aus der digitalen Wunderkammer
Medien-Talk
Übernahmeangebot für „Bild“, „Welt“ & Co. Großaktionärin Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner möchten 45,4 Prozent der Aktien behalten, den Rest will der Finanzinvestor KKR übernehmen. Sein Angebot liegt 31,5 Prozent über dem Kurs vor der ersten Übernahme-Nachricht.
» In jeder Zitat der Woche
Partei gibt es auch Stinkstiefel
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Politiker liebt Journalistin. Diese Konstellation lebte bereits Altkanzler Gerhard Schröder. Hier grüßen FDP-Chef Christian Lindner und TV-Journalistin Franca Lehfeldt aus dem gemeinsamen Urlaub in Saint-Tropez
Daniel Günther, Ministerpräsident von SchleswigHolstein
Franca Lehfeldt folgen: 15 800 Abonnenten Dieses Bild bekam bis Druckschluss: 2160 Likes www.instagram.com/franca_lehfeldt
Der Terminkalender vom 16. bis 21. Juni
Wer nächste Woche wichtig wird
So.
Mo. Di.
Schauspieler Jens Harzer bekommt in Wien den Iffland-Ring überreicht. Er wurde dem 47-Jährigen von Bruno Ganz vermacht. Jens Harzer
In Bonn startet die UN-Klimaschutzkonferenz zur Vorbereitung des Weltklimagipfels im Dezember in Santiago de Chile.
Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe verkündet ein Urteil zur Frage: Dürfen Banken fürs Einzahlen und Abheben am Schalter eine Extragebühr kassieren?
Fr.
Mi.
Do.
Beginn des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dortmund. Zum Auftakt wird u. a. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen.
Udo Lindenberg gibt eines seiner drei Konzerte in der Hamburger Barclaycard Arena. Die weiteren folgen am Freitag und Samstag.
In Hannover treten 150 Schülerteams bei der RoboCup Junior Euro 2019, einer Europameisterschaft der Robotik, gegeneinander an.
Udo Lindenberg
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M E N S C H E N D E R WO C H E
Der Absteiger
Er steht unter Untreue-Verdacht
Der Aufsteiger
Er ist der erfolgreichste Bundestrainer
Nur der rechtliche Laie denkt bei Untreue zuerst an eine Beziehungstat. Tatsächlich handelt es sich um ein Vermögensdelikt, das mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Einen entsprechenden Verdacht gegen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh prüft die Staatsanwaltschaft. Der mächtige Arbeitnehmervertreter soll dabei mitgewirkt haben, anderen Betriebsratsmitgliedern zu hohe Gehälter auszuzahlen. Betriebsratsarbeit ist laut Betriebsverfassungsgesetz ein Ehrenamt und „unentgeltlich“.
Wenn Fußball eine Metapher fürs Leben ist, dann gilt Marcus Sorg künftig als Symbol für das Konzept vom Wachsen an Herausforderungen. Nachdem der zuletzt arg geschundene Nationalcoach Jogi Löw sich beim Sporteln verletzt hatte, gab Assistent Sorg in den EMQuali-Spielen gegen die Fußballriesen aus Weißrussland und Estland den Chef: zwei Spiele, zwei Siege, 10 : 0 Tore. Nicht mal der sagenhafte Berti Vogts war als Bundestrainer so erfolgreich. Beim DFB betet man nun, dass dieser Mann überhaupt noch zu halten ist.
Der Newcomer
Er besitzt die wertvollste Firma Es war nur eine Frage der Zeit, bis Amazon, die Firma des (trotz seiner Scheidung) reichsten Mannes der Welt, selbst der wertvollste Konzern aller Zeiten werden würde. Nun ist es so weit: Nach einer Wertsteigerung von 52 Prozent zum Vorjahr ist Jeff Bezos’ Online-Handel auf Platz eins der wertvollsten Unternehmen der Welt geklettert, vorbei an Apple und Google. Der Marktwert beläuft sich derzeit auf 278 Milliarden Euro. Das wertvollste deutsche Unternehmen ist übrigens SAP auf Platz 16 des Rankings.
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&
vs.
Ein klares Wort von Peer an Kevin
Mutbürger gegen Schwulenhasser
Ratschläge sind oft Schläge, sagt der Volksmund. Und einer wie Ex-SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück weiß das. Vielleicht gibt er gerade deshalb der SPD-Nachwuchshoffnung Kevin Kühnert keinen Ratschlag, sondern fällt einfach ein vernichtendes Urteil: Kühnert vertrete „eine Art Voodoo-Sozialismus“ und sei mit 29 Jahren zu unerfahren für den Job des SPD-Chefs. Klingt hart, bewahrt Genosse Kevin aber vielleicht vor Rückschlägen, wie sie Steinbrück hinnehmen musste.
„Wir leben in einem freien Land mit einer freien Presse. Und natürlich achten wir Minderheiten.“ Mit diesem Selbstverständnis konfrontierte „Bild“-Reporter Paul Ronzheimer den Außenminister des Iran, Mohammed Sarif, auf einer Pressekonferenz in Teheran. Warum in seinem Land Homosexuelle hingerichtet werden, wollte er wissen. Die Antwort: „Unser Land hat moralische Prinzipien. Und gemäß diesen Prinzipien leben wir.“ Sie ist Reisewarnung und Bitte um weitere Sanktionen zugleich.
FOCUS 25/2019
F otos: ddp images (2), dpa (4), imago images (3), Jens Koch/BILD
Power-Paare. Wer mit wem, wer gegen wen
N AC H R I C H T E N
Zeugnistag
Demoskopie
Jeder fünfte Deutsche fliegt in den Urlaub sem Jahr keinen Sommerurlaub zu machen. Das Auto nehmen 51 Prozent der AfD-Anhänger und 47 Prozent der Unionsanhänger. 31 Prozent der Grünen-Wähler fahren auch mit dem Auto – und damit mehr als SPD- (27 Prozent) und FDP-Anhänger (21 Prozent), von denen 46 Prozent das Flugzeug nehmen. Unter den Anhängern der SPD ist der Anteil derjenigen, die in diesem Jahr nicht in den Urlaub fahren, mit 41 Prozent am höchsten.
ngeachtet der Diskussionen um die Reduktion von klimaschädlichem CO2 wird dieses Jahr ein Fünftel der Deutschen mit dem Flugzeug in den Sommerurlaub starten. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Kantar Emnid für FOCUS. Demnach werden 36 Prozent der Bundesbürger das Auto nehmen, 20 Prozent werden fliegen und sieben Prozent mit dem Zug fahren. 32 Prozent der Befragten gaben an, in die-
FOCUS fragte: Wie reisen Sie dieses Jahr in den Sommerurlaub? mit dem Flugzeug
36 %
CDU/CSU
32 %
7%
ich mache keinen Sommerurlaub
FDP
4% Sonstiges
Linke
36
29
9
22
46
21
5
45 31
18
30 35
Ferienflieger sind vor allem Anhänger der FDP, auch Grüne fliegen gern
Lufthansa
Grundsteuer
Keine Lohnerhöhung
Scholz geht auf CDU zu
D
ie 22 000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa (LH) können dieses Jahr wohl nicht mehr auf eine Lohnerhöhung hoffen. Grund ist der Konflikt zwischen der Fluglinie und der Gewerkschaft UFO. Die LH bestreitet die sogenannte Verhandlungsfähigkeit der UFO und lehnt Gehaltsgespräche ab. „Das Vorgehen der LH zielt darauf ab, dass eine Tariferhöhung für die Kabinenbeschäftigten in diesem Jahr ausfällt. Dabei geht sie völlig skrupellos gegen die eigenen Mitarbeiter vor“, kritisiert UFO-Vize Daniel Flohr. Weil laut Lufthansa ein vereinbartes Einsparziel um 38,5 Millionen Euro verfehlt wurde, könnten die Beschäftigten sogar indirekt draufzahlen. Die Airline fordert einen Ausgleich, was laut Flohr „einer Gehaltskürzung gleichkommen würde“. hw 20
I
El Segundo Da dürfte Börsianern der Appetit vergehen: Die Aktie von Beyond Meat erlebt einen Sturzflug. Der Hersteller von Fleischlos-Burgern verlor binnen Tagen ein Fünftel an Wert. Grund sind negative Analystenbewertungen. Auf Firmenchef Brown wächst der Druck, endlich Gewinne zu erzielen.
Ethan Brown, 47 Chef von Beyond Meat
4
41
51
Grüne
kein Urlaub
12 14
27
AfD
mit dem Zug
mit Flugzeug
47
SPD
20 %
1% weiß nicht/ k. A.
%
mit Auto
Quelle: Kantar Emnid
mit dem Auto
Für ihn geht’s runter …
m Streit um die Reform der Grundsteuer bewegt sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf die Union zu. Bei einem Treffen mit Fachpolitikern am vorvergangenen Mittwoch signalisierte Scholz die Bereitschaft, in sein Gesetz eine Öffnungsklausel einzubauen. Damit sollen Bundesländer die Möglichkeit erhalten, bei der Berechnung der Grundsteuer vom Bundesgesetz abzuweichen oder sogar ein ganz eigenes Grundsteuergesetz zu erlassen. Bayern und die Unionsfraktion drängen auf eine solche Öffnungsklausel. Sie wollen damit sicherstellen, dass es nicht zu übermäßigen Mehrbelastungen für viele Mieter und Hauseigentümer durch die Scholz-Reform kommt. Die Grundsteuer muss bis Jahresende reformiert werden. jan/awe
… für sie geht’s rauf … Basel Sie zählt zu den besten PR-Chefs in Deutschland - nun zieht es sie in die Schweiz: Barbara Schädler wechselt von E.on zu Roche und steigt in die Konzernleitung auf. Ihren neuen Chef Christoph Franz kennt Schädler gut: Beide arbeiteten schon bei Lufthansa zusammen.
Barbara Schädler, 57 Kommunikationschefin bei E.on
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… und für ihn geht’s App Neckarsulm Der Discount-Riese Lidl setzt zukünftig auf Big Data. Kunden aus Berlin und Brandenburg können seit Donnerstag in 250 Filialen die neue LidlPlus-App nutzen. Über die App sollen Rabattcoupons verteilt und das Kaufverhalten der Kunden analysiert werden.
Ignazio Paternò, 38 Chef von Lidl
2
FOCUS 25/2019
F otos: dpa, action press
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FOCUS bewertet die Macher der Woche
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AGENDA
… und ein halbes Jahrhundert später stellt dieser Junge Großbritannien auf den Kopf Er ist der Mann, der das Vereinigte Königreich mit seiner fixen Idee vom EU-Austritt gespalten hat. Er war der Kotzbrocken in der Regierung May. Nun rumpelt sich Boris Johnson möglicherweise an die Spitze der Tories – denn er besitzt eine große, bittersüße Gabe: Er verführt TEXT VON REINHARD
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KECK
POLITIK
Bum, bum, Boris! F oto: Sophie Baker / ArenaPAL
Boris Johnson, acht Jahre alt, blond und niedlich. Er trägt Tweed, very British, und spielt in einem Londoner Park mit seinem Drachen
FOCUS 25/2019
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B L IENNDDA AG BLIND
Er will Premierminister des Vereinigten Königreichs werden. Das ist der Lebenstraum von Boris Johnson. Wahrscheinlich hat er ihn schon geträumt, als er als Mitglied auf die mächtigste Geheimgesellschaft von Oxford eingeschworen wurde
Der Clan Johnson mit Mutter Charlotte, Schwester Rachel und Bruder Leo. Es fehlen Vater Stanley und Bruder Jo
Die Johnsons
K
aum eine Familie in Großbritannien findet sich häufiger in den Schlagzeilen – von den Windsors abgesehen. Und das hat auch mit dem Brexit zu tun. Schwester Rachel sowie die Brüder Leo und Jo gehören zu den EU-Befürwortern. Jo, ein früherer Staatssekretär, wechselte auf die Remainer-Seite und fordert ein zweites Referendum. Auch Vater Stanley, der von Ali Kemal, einem Minister des Osmanischen Reiches, abstammt, zählt nicht zu den Brexit-Anhängern. Der Umweltaktivist ist mindestens so kauzig wie sein Sohn: Er macht auch mit über 70 beim Dschungelcamp mit 24
FOCUS 25/2019
POLITIK
O Der Snob Johnson mit seinem Erzrivalen David Cameron und anderen Studenten im vornehmen Bullingdon Club in Oxford
Der Radfan Johnson vor seiner Haustür mit dem Rennrad
Der Brexiteer auf der „Vote Leave Bus“-Tour vor drei Jahren
Die Karriere
Not amused! Alexander Boris de Pfeffel Johnson im Amtszimmer des britischen Außenministers, Carlton Gardens, London, April 2018
F otos: ddp/intertopics, eyevine, Getty Images, imago images
S
eine Ausbildung an den britischen Elite-Einrichtungen Eton und Oxford hat den Weg praktisch vorgezeichnet: Der größte Teil der Spitzenjobs in Großbritannien geht an deren Absolventen. So wurde Boris Johnson 2008 Bürgermeister von London – und ein recht populärer dazu. In den acht Jahren seiner Amtszeit förderte er den Radverkehr in der Millionenmetropole, nahm selbst das Rad, statt protziger Limousinen, um zu Terminen zu fahren. So viel Volksnähe kam an. Seine „Vote Leave“-Kampagne 2016 trug vermutlich wesentlich zum Brexit-Votum und zum Rücktritt von David Cameron bei. Theresa May ernannte ihn kurz darauf zum Außenminister. Von dem Amt trat er 2018 zurück.
rdentlich sieht er aus. Das Haar gestriegelt, die blonde Mähne ist kürzer und halbwegs gezähmt. Er hat einige Kilos abgespeckt, sein Anzug sitzt besser als sonst. Früher tapste er durch die Welt wie ein Clown, nun wirkt Boris Johnson fit und ausgeruht, fast seriös. Ja, man könnte meinen, hier steht ein Staatsmann. Doch das Schelmengrinsen, das er einfach nicht unterdrücken kann, verrät ihn. Der Narr kehrt an den Hof zurück. Und diesmal will er auf den Thron. Unter dem Motto: „Back Boris – Steht hinter Boris“ startete Johnson vorigen Mittwoch in London seinen Wahlkampf. Der Ex-Außenminister will Theresa May nachfolgen. Er will neuer Vorsitzender der Tory-Partei und Premierminister werden. Das ist seit jeher sein Lebenstraum. Es ist auch der einzige Job, dessen Format zu seinem Ego t. Johnson gibt sich jetzt staatstragend, verspricht das Blaue vom Himmel. Eine „unabhängige, aufblühende Nation“ wolle er anführen und eine „fantastische, intensive und intime Beziehung“ mit den europäischen Partnern pflegen, sagte er beim Wahlkampfauftakt in Westminster. Er wolle nicht ohne einen Deal aus der EU ausscheiden. Man müsse aber „energisch und ernsthaft“ einen Austritt ohne Deal vorbereiten – und fristgerecht am 31. Oktober die Union verlassen: „Eine Verzögerung bedeutet eine Niederlage.“ Er gelobt, das Land zu einen, für den Normalbürger und die Wohlhabenden zu kämpfen, die Wirtschaft zu fördern und „der beste Verkäufer Großbritanniens im Ausland zu werden“. Seine Fähigkeiten habe er schließlich als Bürgermeister von London bewiesen. Auf seine unrühmlichen Auftritte als Außenminister geht er nicht ein. Für seine blumigen Versprechen erntete Johnson stehende Ovationen von der versammelten Tory-Prominenz.„Ein klassischer Johnson“, kommentierte die BBC anschließend, „wenig Klarheit. Und ein Mann, der sich absolut nicht dafür entschuldigt, wie er Politik betreibt.“ Zum Beispiel dafür, dass er als oberster Anführer der Leave-Kampagne mit Lügen und Halbwahrheiten eine Schlammschlacht anzettelte, die das Königreich bis heute spaltet. Kurz nach dem erfolgreichen Brexit-Votum stand er schon einmal vor der Erfüllung seines Lebenstraums. 25
Zehn für Downing Street Nr. 10
Michael Gove, 51, war Bildungs- und Justizminister; seit Juni 2017 ist er Umweltminister. Der Ex-Präsident der Oxford Union ist ein wortgewaltiger EU-Skeptiker und zählt zu den Favoriten
Doch sein Mitstreiter Michael Gove fiel ihm damals in den Rücken, sagte, Boris sei unfähig, das Land zu führen. Die britische Version von Trump
Mark Harper, 49, studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft in Oxford. Hatte unter Theresa May keine Regierungsfunktion. Und präsentiert sich als Newcomer mit frischen Ideen. Er gilt aber als chancenlos
Sajid Javid, 49, der Innenminister, ist Sohn pakistanischer Migranten. Er arbeitete bei der Deutschen Bank und plädiert dafür, sich endlich anderen Themen und nicht nur dem Brexit zu widmen
ßigen Lügner, Schummler, Verschwörer, der dazu anstiftete, einem unliebsamen Journalisten die Rippen zu brechen, ein grausamer Betrüger jener Frauen, die er verführt“, außerdem ein „untätiger Londoner Bürgermeister und der schlechteste Außenminister aller Zeiten“. Parris gehört zu jenem Establishment, das Johnson aufmischen will, wie er neulich Freunden erzählte. Auch da tickt er wie Trump. Ein neues Team soll die BrexitVerhandlungen übernehmen – auch wenn es nichts mehr zu verhandeln gibt. Johnson hingegen sagte im kleinen Kreis: „Stellt euch vor, Trump würde sich des Brexits annehmen. Er würde verdammt hart reingehen. Es gäbe alle Arten von Zusammenbrüchen, von Chaos. Alle würden glauben, er sei verTea Time Johnson denkt vermutlich über die nächsten Schachzüge rückt. Aber tatsächlich würde im Machtkampf nach und genießt seinen Garten in Oxfordshire man so etwas erreichen.“
Gove ist heute Umweltminister, und einer von zehn Kandidaten, die sich ebenfalls um den Top-Job bewerben. Doch gegen Hardliner Johnson scheinen alle chancenlos. Der 54-Jährige ist der beliebteste und bekannteste Bewerber. In den kommenden Tagen werden die Tory-Abgeordneten so lange abstimmen, bis nur noch zwei Spitzenkandidaten übrig bleiben. Anschließend dürfen die 160 000 Mitglieder der Konservativen per Briefwahl den neuen Vorsitzenden bestimmen – am 22. Juli soll das Ergebnis feststehen. Es ist nur ein winziger Teil der Bevölkerung, der über das Amt des Premierministers und somit über das Schicksal des Landes entscheidet. Dabei ist die Vorstellung von Johnson als Premier für viele Briten eine Horrorvision. Sicher ist: Großbritannien stünden noch chaotischere Zeiten bevor. Und damit auch Europa. Seine Wahl könnte alles auf den Kopf stellen: die Beziehungen zu den engsten Nachbarn auf dem Kontinent, etablierte Allianzen. Es wäre ein disruptiver Moment – wie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Blond, krawallig, provokant, nicht so reich, dafür mit
Oxford-Abschluss: Boris, eine sehr britische Version von Trump. Als Johnson noch Außenminister war, klagten seine Diplomaten, er sei faul, lese seine Briefings nicht und achte kaum auf Details,
Sein Credo: Boris first!
ihm fehle es an Ernsthaftigkeit. Die Optimisten sagen, Johnson kenne seine Grenzen: „Als er Bürgermeister war, umgab er sich mit ziemlich vernünftigen Leuten, also hoffen wir mal, dass er das auch in Downing Street macht.“ Andere glauben eher Matthew Parris, einem ehemaligen Tory-Politiker und Vertrauten von Margaret Thatcher. Der beschreibt Johnson als „gewohnheitsmä-
Boris Johnson. Seine Kritiker sagen: ein Lügner, ein Rüpel, ein Frauenbetrüger 26
Matt Hancock, 40, Staatsminister für Gesundheit. Er will sich für einen geregelten EU-Austritt einsetzen und weist populistische Forderungen zurück
Ein No-Deal-Brexit wäre verheerend für Großbritannien. Das Land würde in eine Rezession stürzen, die Preise für Lebensmittel steigen, die Versorgung mit Medikamenten wäre gefährdet. Doch womöglich ist ein solches Szenario genau das, was Johnson herbeisehnt. Verschwende niemals eine gute Krise, soll sein großes Vorbild Winston Churchill gesagt haben. „Johnson treibt dasselbe an wie Trump, es geht ihm darum, mehr Macht an sich zu reißen“, heißt es in einem Bericht der Beratungsagentur Signum Global. Dort erwartet man bei einer Wahl Johnsons einen harten Brexit als wahrscheinlichstes Szenario. Denn damit könne er sich eine Bühne schaffen, die ihn in seiner Vorstellung auf eine Stufe mit seinem Idol Churchill stellen würde. FOCUS 25/2019
F otos: dpa, ddp/Simon Jones-The Sun/News Licensing, ddp/Ben Cawthra/Sipa USA
Boris Johnson, 54, der ehemalige Außenminister und frühere Londoner Bürgermeister, hat beste Chancen auf einen Sieg. Er will im Zweifel auch ohne Deal aus der EU austreten
POLITIK
Dominic Raab, 45, Theresa Mays ehemaliger Brexit-Minister, will die Sache jetzt selbst in die Hand nehmen: Der Jurist steht für einen harten Brexit ohne Kompromisse
Rory Stewart, 46, Mays Entwicklungshilfeminister, gilt als Stimme der Vernunft in der allgemeinen Brexit-Hysterie. Der Schriftsteller ist ein Außenseiter im Rennen
Esther McVey, 51, die Arbeitsministerin trat aus Protest gegen Mays Brexit-Deal zurück. Sie verspricht ein besseres Abkommen mit der EU. Ihre Chancen: gering
Jeremy Hunt, 52, der Außenminister, war zunächst EU-Befürworter, schlug sich dann aber auf die Seite der Brexiteers. Er hat gute Chancen – und den Segen Trumps
Andrea Leadsom, 56, die Thatcher-Bewunderin kündigte ihren Ministerjob wegen Mays Brexit-Kurs. Sie war schon einmal im Gespräch für den Parteivorsitz. Ihre Aussichten jetzt: gering
Einen No-Deal riskieren aus Eitelkeit? Inzwischen schreibt Johnson wieder Es gibt Menschen, die ihn für seine Der „Observer“-Kolumnist Nick Cohen für den „Telegraph“, für seine Kolumnen Unverschämtheit sogar bewundern. Der kassiert er ein erstaunliches Honorar von sagt, Johnson habe keine Überzeugungen, umstrittene rechtskonservative Journalist 275 000 Pfund im Jahr. Als Bürgermeister nur ein Ziel: „Johnson glaubt an das VorToby Young gehört dazu. Er bezeichnete von London interessierte ihn die angebankommen von Johnson. Um mehr geht Johnsons Stil als „ehrliche Unaufrichtiges ihm nicht.“ keit“. Die Wähler glaubten PolitiAls Student wollte der Sohn kern sowieso nichts mehr. Ehrlich eines EU-Beamten Präsident sei es, die Intelligenz der Leute der Oxford Union werden, der nicht zu beleidigen und Aufrichrenommiertesten Studententigkeit erst gar nicht vorzutäuschen. vereinigung. Er bewarb sich als Das dürfte auch Johnsons UmKonservativer, verlor aber gegen gang mit Frauen beschreiben. Er den liberalen Absolventen einer habe mit „weit weniger als tausend staatlichen Schule – der sich Frauen“ geschlafen, tönte er einmal. über Eton-Sprösslinge wie ihn Gerade lässt er sich nach diversen Seitensprüngen von seiner zweiten lustig machte. 1985 probierte er es erneut. Diesmal gab er sich Frau, der Anwältin Marina Wheeler, liberal, sprach sich gegen Thatscheiden. Johnson hatte die Mutter chers Politik aus und besiegte von vier seiner Kinder mit der PRseinen Rivalen. Johnson habe Expertin und früheren Tory-Komkeine Grundsätze, erklärte munikationschefin Carrie Symonds betrogen. Die 31-Jährige will er in der Verlierer entgeistert. Nach der Uni arbeitete Johnson als Kürze heiraten. Sie arbeitet auch für Reporter bei der „Times“ und Neue Liebe Carrie Symonds, früher Kommunikationschefin der seine Kampagne, poliert sein Image Tories, ist Johnsons Geliebte. Sie managt auch seinen Wahlkampf wurde gefeuert, weil er ein Zitat als Staatsmann auf. Johnson habe erfand, um einem Artikel Würseiner Freundin den neuen Haarze zu geben. Die Lüge erwies schnitt und die schlankere Figur zu liche Tyrannei der EU längst nicht mehr. sich als Karrierebeschleuniger: Für den verdanken, hat Biografin Purnell erfahren. Erst als Premierminister David Cameron, konservativen „Daily Telegraph“ ging er Statt Käse und Chorizo-Wurst müsse er anschließend nach Brüssel. Johnsons alter Oxford-Rivale, ein EUnun Haferschleim und Nüsse frühstücken, Dank Johnson erfuhren die Leser nun, Referendum ankündigte, entdeckte er das beschwerte sich Johnson neulich. Wie „ein dass die EU den Briten in ihrem RegulieThema wieder. georgischer Einsiedler“. rungswahn kleinere Kondome, begradigte Die Chancen, dass Johnson in wenigen Sein Stil: ehrliche Unaufrichtigkeit Bananen und viereckige Erdbeeren verWochen in die Downing Street einzieht, ordnen wollte. Dass Teebeutel abgeschafft Johnson kommt mit den unglaublichsten sind inzwischen nicht mehr so gering. würden, Chips nicht mehr nach Krabben Skandalen davon, profitierte sogar von Allerdings werde seine Zeit „nach wenischmecken und Kinder unter acht Jahren gen Monaten“ wieder vorbei sein, eine seinen Eskapaden. Während der Brexitkeine Luftballons aufblasen dürften. Ein Kampagne ließ er einen Bus durchs Land Neuwahl oder ein zweites Referendum „potenter Cocktail aus Humor und krasfahren, auf dem in großen Lettern stand, ihn aus dem Amt spülen, prophezeit ein die Briten würden der EU jede Woche 350 ser Übertreibung“, wie seine Biografin Minister, der anonym bleiben möchte. Millionen Pfund überweisen – statt es in Sonia Purnell schreibt, prägte seine Arbeit „Die Tory-Partei liegt auf der Intensivals Journalist. „Alles, was ich aus Brüssel das britische Gesundheitssystem zu stestation. Boris ist für sie wie ein Schuss schrieb, hatte diesen erstaunlich explosicken. Der Slogan kam an, stimmte allerMorphium“, erklärte der Beamte in der dings nicht. Weil er als Amtsträger Lügen ven Effekt auf die konservative Partei und „Times“: „Eine Weile wird sie sich toll gab mir wirklich dieses ziemlich seltsame verbreitete, könnte Johnson demnächst fühlen und danach erkennen, dass sie Gefühl der Macht“, sagte er selber. sogar vor Gericht erscheinen. sich umbringt.“ n FOCUS 25/2019
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POLITIK
F otos: Benjamin Zibner/BILD am Sonntag, Hermann Bredehorst
Als sich Annegret Kramp-Karrenbauer im Dezember gegen Friedrich Merz und Jens Spahn durchsetzte, schien die Kanzlerfrage eigentlich beantwortet …
Der Aufschwung der Grünen und der Abschwung der Union 24.9.2017: Bei der Bundestagswahl erzielt die Union mit 33,0 Prozent ihr schwächstes Ergebnis seit 1949, die Grünen werden mit 8,9 Prozent kleinste Fraktion im Parlament
Juni 2018: Im Streit um die Migrationspolitik stehen CDU und CSU vor der Spaltung
19.11.2017: Die Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition platzen 1.10.2017
5.11.
3.12.
7.1.2018
27.1.2018: Robert Habeck und Annalena Baerbock werden neue Grünen-Chefs 4.2.
4.3.
1.4.
6.5.
3.6.
1.7.
5.8.
So fern und doch so nah Annegret KrampKarrenbauer, 56, und Robert Habeck, 49, sind Gegner im Duell ums Kanzleramt. Vielleicht geht’s am Ende aber nur gemeinsam: in einem schwarz-grünen Bündnis. Oder einer GrüKo, einer grün-schwarzen Koalition
... doch da hatte sie die Rechnung wohl ohne Robert Habeck gemacht TEXT VON JAN
GAVERT, ANDREAS GROSSE HALBUER, JAN W. SCHÄFER UND ALEXANDER WENDT
29. Oktober 2018 Angela Merkel gibt Rückzug als CDU-Chefin bekannt
26. Mai 2019 Bei der Europawahl fährt die Union massive Verluste ein, die Grünen sind bundesweit erstmals zweitstärkste Kraft
7. Dezember 2018 Annegret Kramp-Karrenbauer wird zur CDU-Vorsitzenden gewählt
30%
2.9.
30.9.
4.11.
2.12.
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7. Januar 2019 Nach scharfer Kritik an einem Tweet zu Thüringen meldet sich Habeck bei Twitter ab 6.1.2019
3.2.
3.3.
31.3.
5.5.
10% 2.6.
Quelle: Insa
Oktober 2018 Die Grünen werden bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen zweitstärkste Kraft
POLITIK
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tto Reiners, 56, kann es immer noch nicht fassen. Zwölf Prozentpunkte vor der Union, was für ein Fest. Der Fraktionschef der Münsteraner Grünen hatte davon geträumt, dass seine Grünen bei der Europawahl besser abschneiden würden als die CDU. Aber er hätte sich nie getraut, das als Ziel auszugeben. Man hätte ihn für einen spinnerten Fantasten gehalten. Seit jeher war die CDU die stärkste Kraft in Münster. Ein Fixpunkt wie die Lambertikirche oder der Domplatz. Münster gleich CDU. Doch jetzt ist die katholische, erzkonservative Stadt ergrünt. Vor nicht einmal zwei Jahren, bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, wären die Grünen, die hier GAL heißen, fast an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. Im bevölkerungsreichsten Bundesland waren die Bürger entnervt von grüner Schul- und Sicherheitspolitik. Alles vergessen. Wie kann das sein? Otto Reiners sitzt in seinem Fraktionsbüro und sucht nach Gründen für diesen historischen Erfolg. Natürlich die Klimapolitik. Natürlich die Jugend, „Fridays for Future“, und ganz sicher der Vorsitzende Robert Habeck. Ja. Der Robert. Beim Neujahrsempfang in Münster war er der Stargast. Sie haben den Auftritt auf Leinwände übertragen, weil der Saal voll war. „Der Robert“, sagt Reiners, „ist ein Glücksfall für uns.“ Der Robert. Im irdischen Leben ist der 49-Jährige Vorsitzender der Grünen. Im Kosmos medialer Übertreibungen ist er der neue Superstar der deutschen Politik. Im Prinzip schon Kanzler. Endlich mal ein vorzeigbarer Typ. Der deutsche Kennedy. Nie-
mand weiß so recht, wofür er eigentlich steht. Irgendwie links, irgendwie anders. Irgendwie ziemlich irgendwie. Aber was soll’s, der Erfolg gibt ihm Recht. Er führt die Grünen mit der Co-Vorsitzenden Annalena Baerbock von Umfragehoch zu Umfragehoch. Jetzt liegen sie bundesweit mit 26,5 Prozent bis zu zweieinhalb Punkte vor der Union. Das Gegenteil von Robert heißt Annegret Kramp-Karrenbauer. Sie ist von der Hoffnungsträgerin der CDU zum Problemfall mutiert. Sie betont das Konservative. Sie bezieht klar Position – aber die Wähler honorieren das einfach nicht. AKK, wie sie genannt wird, führt die CDU seit einigen Wochen von Umfragetief zu Umfragetief. Inzwischen steht die CDU bei 24 Prozent. Noch nie wurde ein so niedriger Wert gemessen. Nur eine Momentaufnahme? Kann sich alles noch drehen? Bestimmt. Aber die alte Ordnung ist durcheinandergeraten. Seit der Europawahl Ende Mai ist die Republik eine andere. Die SPD hat sich zerlegt, die GroKo kann jederzeit implodieren. Der Bundestagswahlkampf, er beginnt genau jetzt. Die Farben Schwarz und Grün dominieren diesen Wahlkampf. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die Zukunft des Landes. Wir werden einen Wettstreit der Konzepte erleben, der Lager, der Milieus. Hier der Öko-Hipster Habeck und seine Leute. Da die konservative AKK, die aus der analogen Vergangenheit herüberragt in
Der Alte Winfried Kretschmann, 71, regiert das Autoland Baden-Württemberg. Klagen der Autobosse verstummten schnell
Die Junge Annalena Baerbock, 38, ist das weibliche Gesicht der Grünen. Sie ist ehrgeizig, versteht sich offiziell gut mit ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck
„Annegret Kramp-Karrenbauer wird auch unsere nächste Kanzlerkandidatin sein“ Ralph Brinkhaus, Unionsfraktionschef
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die digitale Moderne. Habeck kann sich zurücklehnen und einfach Habeck sein. Alles cool. Die Partei? Läuft! Ziemlich gut sogar. Wahlen gewonnen, Mitglieder gewonnen, Partei erfindet sich gerade neu. Und alle reden von der Kanzlerschaft. Die Grünen haben außergewöhnliches Glück. Sie werden vom Zeitgeist getragen. Neue soziale Bewegungen wie „Fridays for Future“ bereiten den Boden. Gerade den Jüngeren sind ökologische Themen extrem wichtig. Die anderen Parteien haben dies völlig verschlafen. Das ist das außergewöhnliche grüne Glück. Vieles erinnert an 2011. An die Wahl in Baden-Württemberg. Das Land war fest in CDU-Hand. Dann kam Stefan Mappus, die Landesbank-Krise, die Stuttgart21-Debatte. Die Grünen schickten einen knorrigen authentischen Herrn namens Winfried Kretschmann auf die Bühne. Und eroberten im Bündnis mit der SPD die Macht. In einem Land, das 64 Jahre lang unionsregiert war. Ein sehr großes Münster. Die Baden-Württembergisierung der Republik ist vielleicht nur eine Frage der Zeit. Zumindest eines steht fest: Die Wähler sind der großen Koalition überdrüssig. Und die Grünen verstehen es, das unzufriedene Publikum einzusammeln. Das liegt auch daran, dass das Ökologische eine ästhetische Aufwertung erfahren hat. Heute gilt vielen ein grüner Lifestyle als hip. Die Ökos als neue Hedonisten. Sie trinken überteuerten Kaffee wenigstens aus mitgebrachten Bechern. Vermeiden Flugreisen (behaupten sie zumindest gern). Üben Verzicht, um dann wieder Gutes einzukaufen. Lieber einmal teures Bio-Rind als jeden Tag Billig-Burger. Dieser Konsum ist kostspielig, aber die Ökos sind nicht sonderlich preissensibel. Der WochenFOCUS 25/2019
F otos: action press, dpa (4), M. C. Hurek
DEU TSCH L A N D
markt im Berliner Kollwitzkiez ist so ein grüner Hotspot. Bio-Currywurst für sechs Euro? Kein Problem. „Idiotenmarkt“, nennen ihn jene Berliner, die mit Grün nicht so viel anfangen können, weil sie echt andere Probleme haben. Diesen Lifestyle muss man sich leisten können. Und ironischerweise haben gerade diejenigen zum Wohlstand politisch beigetragen, die es jetzt hinwegfegt. Während Grünen-Chef Habeck im Tagesrhythmus kokett die Frage weggrinsen muss, wann er endlich ins Kanzleramt zieht, geht es der tatsächlichen Kanzlerpartei schlecht. Seit dem Absturz bei der Europawahl, beklagen CDU-Mitglieder reihenweise, komme die Chefin Kramp-Karrenbauer wie die gesamte Spitze nicht mehr aus der Defensive. Erst der unprofessionelle Umgang mit dem „Zerstörung der CDU“-Video des YouTubers Rezo. Dann die Schockstarre über den offenbar ungebremsten Aufstieg der Grünen und die Union-Tiefstwerte. Davon müssen gut sechs Prozent für die CSU abgezogen werden. Heißt: Erstmals liegt die Partei Konrad Adenauers und Helmut Kohls bundesweit unter 20 Prozent. Und schließlich verbohrte sich AKK regelrecht in das Nebenthema der Internet-Regulierung – was in der Öffentlichkeit als hilflose Retourkutsche gegen Rezo und andere YouTuber wirkte. Etwas kritisieren einflussreiche CDU-Politiker besonders: Kramp-Karrenbauer hat es in ihrer Amtszeit seit Dezember 2018 nicht geschafft, ein Thema zu platzieren, das ein ähnliches Gewicht besitzt wie die allgegenwärtige Klima-Kampagne der Grünen. Dem politischen Hauptkonkurrenten weiß die neue Vorsitzende bisher nichts entgegenzusetzen. Auch im direkten Vergleich steht sie schlecht da: MedienDarling Habeck liegt im InsaFOCUS 25/2019
„Sicher wäre es schön, eine linke Mehrheit im Parlament zu haben“ Jürgen Trittin, grüne Eminenz
Der Joker Konservative und Wirtschaftsliberale träumen immer noch von Friedrich Merz, 63, als CDUChef und Kanzlerkandidat – wegen dessen Erfahrung in der Wirtschaft
Der Abwartende Armin Laschet, 58, ist seit zwei Jahren Regierungschef in Nordrhein-Westfalen. Er fordert ein Ende der Debatte um die Kanzlerkandidatur. Weil er selbst gern antreten will?
Politiker-Ranking für FOCUS mittlerweile auf Platz eins – noch vor Bundeskanzlerin Angela Merkel. KrampKarrenbauer ist dagegen auf Platz 16 abgerutscht (siehe Seite 9). Während der Grüne seine Partei nach oben zieht und gleichzeitig ihre Schwächen geschickt verdeckt, scheint die CDU-Frau aus dem Saarland ihren Verein mittlerweile zu belasten. Die Partei habe „auf die rasanten Veränderungen unserer Zeit keine angemessenen Antworten“, nörgelt beispielsweise CDUAußenexperte Norbert Röttgen. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans verlangt, die Partei müsse sich „breiter aufstellen und junge Gesichter aufbauen“. Für zusätzlichen Ärger sorgte zu Wochenbeginn Ralph Brinkhaus. Der Unionsfraktionschef erklärte zur Überraschung vieler Parteifreunde: „Annegret KrampKarrenbauer wird auch unsere nächste Kanzlerkandidatin sein.“ Heftige Kritik in den eigenen Reihen war die Folge. „Eine Debatte zur Unzeit“, hieß es in führenden CDU-Kreisen. Dabei hatte Brinkhaus doch eigentlich nur etwas zugespitzt formuliert, was in der Partei klar ist: dass die Parteichefin das erste Zugriffsrecht in der K-Frage hat. Für die WerteUnion, eine parteiinterne konservative Plattform, ist es seit dieser Woche „eine Minute vor zwölf für die CDU“, wie ihr Vorsitzender Alexander Mitsch sagt. „Wir hatten noch nie so schlechte Umfragewerte. Es darf jetzt kein Weiter-so geben.“ Mitsch verlangt eine Urwahl des nächsten Kanzlerkandida-
ten und fordert, dass AKK und Friedrich Merz „sehr schnell“ in Merkels Kabinett müssen. Damit könne die CDU in der Regierung gleich „Schwachstellen beseitigen“. Damit meint er Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen – seiner Meinung nach zwei Fehlbesetzungen. Chefin ohne echte Macht
Bisher hat Kramp-Karrenbauer einen Kabinettsposten abgelehnt – auch weil sie sich damit besser von der Politik der Kanzlerin absetzen kann. Doch das fehlende Regierungsamt ist zugleich ihr Problem. Als frei schwebende Parteichefin hat AKK keine echte Macht, kann nichts umsetzen. Und damit auch keine sichtbaren Erfolge erzielen. CDU-Parteichefs saßen praktisch immer im Machtzentrum der Republik – meist als Kanzler oder wenigstens als Fraktionschef. Helmut Kohl in seiner Frühzeit als Vorsitzender von 1973 bis 1976 regierte immerhin in RheinlandPfalz und musste in dieser Zeit auch keinen starken Konkurrenten fürchten. Es gibt eine historische Ausnahme: Angela Merkel von 2000 bis 2002, die ebenfalls außer dem Vorsitzenden-Amt kein anderes besaß. Deshalb war es ihr so wichtig, ihren Konkurrenten Friedrich Merz als Fraktionschef 2002 zu beseitigen, um sich den Posten mit seinen parlamentarischen Möglichkeiten zu greifen. Sie wusste: Als reine Parteichefin ohne Machthebel in Berlin könnte sie politisch nicht lange überleben. Kramp-Karrenbauer und ihr Team wollen nun die Auseinandersetzung mit den politischen Gegnern verschärfen, um mehr Profil zu gewinnen. Hauptgeg31
sich sagt: „Ich bin das Grünste, was die ner sind Habecks Grüne, die in Bremen Instrumente wie den CO2-Zertifikatehanein Linksbündnis mit SPD und Linksdel besser organisieren.“ Damit, glaubt er, CSU zu bieten hat.“ Tatsächlich bearbeipartei planen. „Wer von einer neuen ließe sich die Meinungsführerschaft von tet sie geschickt Umweltthemen. den Grünen zurückerobern: markt- und Regierung träumt und Grün wählt, muss Auch die CSU sieht die Grünen mittlerwissen, dass er mit der Linkspartei auftechnikfreundlicher Umweltschutz statt weile als ihren Hauptgegner. „Wir werden die Grünen in einer sachlich harten wachen kann“, sagt AKK. Das ist der staatliche Planvorgaben und Verbote. Die CSU ist in der Beschäftigung mit neue Kurs. Und Generalsekretär Paul Auseinandersetzung bei allen Themen Ziemiak deutet an, auf welchen Feldern den grünen Themen geschickter. Das von zwingen, Farbe zu bekennen“, kündigt die CDU die Konfrontation CSU-Generalsekretär Marsucht: „Die Grünen stehen kus Blume an. Dabei gehe auch für Enteignungen, für es darum zu zeigen, „dass wir höhere Steuern, für Blockadie bessere, nämlich funktiden in der Migrationspolitik. onierende Klimaschutzpolitik Das ist das Gegenteil unserer machen“, sagt Blume. Anders als die CDU konnPolitik und dessen, was gut für Deutschland ist. Genau ten sich die Christsozialen bei das werden wir entschieden der Europawahl stabilisieren. herausstellen.“ Sie legten im Vergleich zur Carsten Linnemann ist Landtagswahl um 3,5 Prostellvertretender CDU/CSUzentpunkte zu. Fraktionschef und Kopf des Spannend wird sein, wie Wirtschaftsflügels. Er weiß Christdemokraten und die Grünen einander bekämpauch schon, wie AKK und die gesamte Partei verlorene Wähfen, aber gleichzeitig koalitionsfähig bleiben wollen. Die ler zurückgewinnen können. wendigen Grünen sind dem So sollte es unter Führung der CDU-Vorsitzenden „alle sechs Supertanker CDU deutlich Bremer Trio In der Hansestadt will Grünen-Fraktionschefin Maike SchaeWochen ein Werkstattgespräch überlegen. Sie sind eine Mitfer, 48 (M.), mit SPD und Linken ein rot-grün-rotes Bündnis schmieden geben, wie wir es zur Migratimachpartei, ihr politisches Angebot ist niederschwelonspolitik abgehalten haben“. Alle wichtigen Themen sollten lig, mit modernen amorphen Themenwolken punkten sie dabei nach und nach debattiert werden: Umweltschutz, bei jüngeren Wählern. Wer Digitalisierung, Verkehr. Als bei den Grünen mitspielen Teilnehmer sieht er Bundeswill, muss nicht mit dem Plapolitiker genauso wie CDUkatekleben anfangen und sich langwierig durch ParBürgermeister. Aus diesen Gesprächen, teigremien hocharbeiten. Er meint Linnemann, müsse kann gleich am GrundsatzKramp-Karrenbauer dann programm mitwerkeln. Und ein Wahlprogramm destilliezwar vom heimischen Rechner aus. ren: „nur drei Seiten lang, mit vielen Hauptsätzen. Da muss Die CDU scheint dagegen seit vielen Jahren stedrinstehen, was die CDU will und was sie nicht will.“ Um hen geblieben zu sein. Das die Grünen anzugreifen, Einzige, was die Christdeempfiehlt der Wirtschaftsmokraten erfunden haben, politiker, die Attacke auf ist die diszplinierte AusrichHessisches Duo Volker Bouffier, 67 (l.), und Tarek Al-Wazir, 48, beim Beeinen Punkt zu richten, den er tung auf die Regierungsfäsuch eines Bio-Hofes. Seit 2014 regieren sie im schwarz-grünen Bündnis als schwache Stelle der Ökohigkeit. Wenn es hart auf hart Partei ausmacht: Sie setze in kommt, schließen sie die Reider Klimapolitik auf „sehr hen. Damit managte die Uninationale Lösungen“. der ÖDP initiierte Volksbegehren für die on immerhin das Land – länger als jede Deutschland stoße nur 2,3 Prozent des Bienen okkupierte Ministerpräsident andere Partei in 70 Jahren Bundesrepubglobalen menschengemachten KohlendiMarkus Söder kurzerhand – indem er sich lik. Es sieht nur so aus, als ob sie darüber verlernt hat, deutliche, vor allem eigene oxids aus. „Wir können den Klimawandel zum obersten Bienenschützer des FreiPositionen zu beziehen. Kramp-Karrennicht allein aufhalten. Aber wir können staats erklärte. In die Münchner OberTechnologien entwickeln, die auch andebürgermeisterwahl im kommenden Jahr bauer gelingt es ganz offensichtlich nicht, schickt die CSU die städtische Kommure nutzen, um CO2 zu reduzieren. Wir Feuer zu entfachen. Das schlechte Ergebnalreferentin Kristina Frank, 38, die von können mit anderen marktwirtschaftliche nis der Europawahl sei auch die Folge 32
FOCUS 25/2019
F otos: Carmen Jaspersen, Andreas Arnold/beide dpa
POLITIK
DEU TSCH L A N D
„der inhaltlichen Entkernung seit über einem Jahrzehnt“, meint Astrid Hamker, die neue Präsidentin des CDU-nahen Wirtschaftsrats. Im Osten drohen neue Niederlagen
Viele CDU-Politiker setzen Kramp-Karrenbauer eine enge Frist: Sollte sie bis zum Spätsommer die Partei nicht wieder in die Offensive gebracht haben, meint ein Abgeordneter, „dann wird sie es sehr schwer haben“. Denn auch die drei Landtagswahlen im Osten versprechen der neuen Chefin wenig Ruhm. In Sachsen dürfte die CDU am 1. September massiv verlieren, womöglich noch hinter die AfD abrutschen und vor einer kaum realisierbaren Regierungsbildung stehen. Dass in Thüringen CDU-Spitzenkandidat Mike Mohring Ministerpräsident wird, ist ebenso keinesfalls ausgemacht – auch ihm fehlen die Partner, wenn er nicht mit der AfD koalieren will. Und nach einer Umfrage von Infratest dimap und Rundfunk Berlin-Brandenburg würde die AfD in Brandenburg stärkste Partei, die SPD dürfte deutlich verlieren, könnte sich aber immerhin wie in Bremen in eine rot-grün-rote Koalition retten. Im schlimmsten Fall müsste KrampKarrenbauer also nach der EuropawahlSchlappe drei neue Niederlagen moderieren. Und Habeck – wenn es gut läuft – zusätzliche Regierungsbeteiligungen im Osten, wenn auch auf niedrigem Niveau. Zum Jahresanfang hatten viele Unionspolitiker gehofft, die grüne Welle würde sich schon von allein wieder legen. Mittlerweile merken sie: Entweder taugen sie als Wellenbrecher. Oder sie werden überrollt. n
ONLINE
Das Netzwerk von AKK Welche Parteifreunde unterstützen die CDU-Vorsitzende? Wer arbeitet gegen sie? CDU-Vize Armin Laschet, 58, grenzte sich mehrmals von AKK ab. Ihm werden selbst Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur zugetraut
Friedrich Merz, 63, und AKK waren Rivalen, jetzt arbeiten beide professionell zusammen – weil Merz doch noch auf ein wichtiges Amt hofft? CDU-Mittelstandschef Carsten Linnemann, 41, hat AKK nach ihrer Wahl unterstützt, sein Unmut über sie steigert sich aber stetig
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Die Leserdebatte von FOCUS ONLINE
F otos: dpa (7), Benjamin Zibner
AKK oder Habeck – wer wäre der bessere Kanzler? In unserem Meinungsforum debattieren unsere Leser das Thema der Woche. Eine Auswahl der Texte drucken wir nächste Woche auf der LeserdebattenSeite ab. Bedingung: Sie schreiben unter Ihrem echten Namen. Beiträge: www.focus.de/magazin/debatte Mails an:
[email protected]
FOCUS 25/2019
Gemeinsam machen wir das deutsche Gesundheitssystem zu einem der besten der Welt. Erfahren Sie mehr unter www.pkv.de/jan
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, 33, steht sehr loyal zu AKK. Er wird für die Krise mitverantwortlich gemacht Angela Merkel, 64, hat sich von AKK mehr versprochen. Umgekehrt gibt es Kritik, Merkel helfe der CDU-Chefin zu wenig Annegret KrampKarrenbauer, 56
CDU-Vize Volker Bouffier, 67, tauscht sich eng mit AKK aus, zählt zu ihren wichtigsten Stützen
Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther, 45, warb für AKK als CDU-Chefin. Jetzt rückt er von ihr ab, warnt vor einem „Rechtskurs“
POLITIK
Der Anti-Lindner Er streitet für Bürgerrechte und mehr Europa: Konstantin Kuhle will eine andere FDP und legt sich mit Christian Lindner an. Manche sehen ihn bereits als nächsten Parteichef
G
inge es nach der Sitzordnung, müsste Konstantin Kuhle, 30, nun mit dem CDU-Abgeordneten Philipp Amthor gemeinsame Sache machen. Die beiden sitzen nebeneinander auf der rechten Seite des Podiums im „Hotel de Rome“ in Berlin-Mitte. Auf der linken Seite haben die Kollegen von den Grünen und der SPD Platz genommen. Doch dem FDPMann ist die Rollenverteilung egal. „Wir wollen keine Deutungshoheit des Staates im Internet“, sagt Kuhle zu Amthor. Der hat kurz zuvor Spielregeln für Debatten im Internet gefordert – in Anlehnung an seine Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und den YouTuber Rezo. Kuhle wirft Amthor und dessen Chefin „Scheindebatten“ vor, die die Bürger verunsichern. Die vier Innenpolitiker sind zu Gast bei einer Sicherheitskonferenz. Draußen ist es heiß, drinnen zwar kühler, dafür ist die Stimmung hitzig. Amthor fühlt sich falsch verstanden. „Doch, das hast du gesagt“, sagt Kuhle zu ihm. Letztlich heißt es: drei gegen einen. Der FDP-Mann Kuhle verbündet sich mit seinen Kollegen von Grünen und SPD, Amthor ist geschlagen. Der Jurist, der als Rechtsanwalt zugelassen ist, sucht oft die Nähe zu den Parteien links der Mitte. Kuhle nennt sich selbst „progressiv“, andere bezeichnen ihn als „linksliberal“. Seine Unterstützer meinen das anerkennend, der wirtschaftspolitische Flügel herablassend. „Die FDP wirkt mutlos und leer“
Kuhle spricht selten über Steuern, Wirtschaft oder Finanzen, viel lieber über Bürgerrechte und Europa. Er will das werden, was Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Gerhart Baum einst für die Partei waren: Kopf der Bürgerrechtsliberalen. Für Ex-Innenminister Baum ist Kuhle „einer der begabtesten Nachwuchspolitiker der FDP“. Er traut ihm zu, irgendwann die Partei zu führen. Als Generalsekretär 34
ETZOLD
war Kuhle vor einigen Wochen bereits im Gespräch, letztlich machte die Brandenburgerin Linda Teuteberg das Rennen. Der Niedersachse gehört nicht zum Team Lindner. Im Gegenteil, er stellt sich immer wieder gegen den Parteichef. In der Migrationspolitik beispielsweise, auch in der Klimapolitik. „Wenn man immer nachbrabbelt, was Lindner sagt, wird man nichts“, erklärte Kuhle kurz vor der Europawahl. Ein junger Liberaler, der gegen den eigenen Parteichef aufmuckt? Für die straff organisierte FDP ist das unge-
Machtpoker Ohne Lindner wäre die FDP nicht zurück im Bundestag und Kuhle kein Abgeordneter. Dennoch positioniert er sich als Lindners Rivale
wohnt. „Das hat Christian Lindner ebenfalls getan, auch gegen Parteichefs“, sagt Kuhle. Später bekam er von Lindner eine Nachricht mit einem lachenden und einem skeptischen Emoji. Es herrscht Burgfrieden, vorerst. Denn die FDP ist in einer schwierigen Lage. Bei der Europawahl holten die Liberalen nur 5,4 Prozent, sie hatten auf doppelt so viele Stimmen gehofft. „Die FDP wirkte leer und mutlos“, sagt Kuhle. Viel lieber hätte er sich an den Neos in Österreich orientiert, der Schwesterpartei der FDP. Die hatten im Wahlkampf für die
Vereinigten Staaten von Europa geworben. „Das war geil, das war mutig“, findet Kuhle. Er vermisst die Ideen und Themen aus dem Wahlkampf 2017. „Wir haben leider die Dynamik von damals ein Stück weit verloren.“ Seit knapp zwei Jahren sitzt er im Bundestag. Vier Jahre stand er an der Spitze der Julis, der Jugendorganisation der Liberalen. Er ist zudem Generalsekretär der niedersächsischen FDP. Wäre es nach ihm gegangen, würden die Liberalen in Hannover mit SPD und Grünen regieren. Doch seine Landes-FDP wollte nicht. Nächstes Mal soll es anders laufen. Anfang April im Bundestag. Kuhle lässt eine Debatte mit Alexander Gauland über den russischen Einfluss auf die AfD bewusst eskalieren. Die beiden gestikulieren wild, Gauland schreit. „Für die junge Generation ist der Kampf gegen die Rechtspopulisten enorm wichtig“, sagt Kuhle. „Die FDP muss da glasklar sein.“ An dem Tag bekommt Kuhle viel Applaus – von den eigenen Leuten, vor allem aber von den Grünen. Seit eineinhalb Jahren kommen Grüne und Liberale in diversen Runden zusammen. Kuhle hat sich der „Lebensstern“Gruppe angeschlossen, die sich regelmäßig in der gleichnamigen Berliner Bar trifft, um sich über gemeinsame Ziele auszutauschen. Kuhle nervt es, wenn die FDP als Anhängsel der CDU gesehen wird. Er möchte, dass seine Partei eigenständig in die nächste Wahl geht. CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer sieht er als Problem, weil sie etwa die Ehe für alle ablehnt. Kuhle ist homosexuell und lebt in einer Beziehung mit einem Mann. AKK hält er für „rückwärtsgewandt und zum Teil reaktionär“. Die FDP muss sich überlegen, wie sie damit umgeht, wenn Union und Grüne nach der nächsten Wahl gleichauf liegen. Kuhle weiß es bereits: „Dann wähle ich lieber Robert Habeck zum Kanzler als Annegret Kramp-Karrenbauer.“ n FOCUS 25/2019
F otos: Murat Tueremis/laif, instagram.com/k_eliaz
TEXT VON MARC
PA R T E I E N
Machtoptionen
Machtpolitiker Konstantin Kuhle, 30, hat sich als Innenpolitiker einen Namen gemacht. Er wird über die Parteigrenzen hinweg geschätzt FOCUS 25/2019
„Die FDP hat ohne die Grünen derzeit keine Machtperspektive“, sagt Kuhle. Er würde eher Grünen-Chef Robert Habeck zum Kanzler wählen als CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer 35
D I G I TA L
POLITIK
TRENDING BEI INSTAGRAM
ZAHL DER WOCHE
MEINUNG
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Mike Mohring, Vorsitzender CDU Thüringen
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WAS MICH GEFREUT HAT:
weitere Social-Media-Kanäle will der Bundestag künftig zur Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Neben YouTube sollen Nutzer auf Twitter und Instagram mehr Einblick in die Parlamentsarbeit bekommen.
„Jena hat eine tolle Uni. Es freut mich, wenn sich das international herumspricht. Gerade auch, weil es dem oft bedienten Bild vom ausländerfeindlichen Osten eine klare Botschaft entgegenstellt.“
Im Stadion: Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) beim Spiel der Nationalmannschaft in Mainz. instagram.com/maludreyer
Quelle: Ältestenrat Bundestag
DER POLITISCHE DATENSTRUDEL
Das Wichtigste aus den sozialen Netzen
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WAS MICH GEÄRGERT HAT:
Facebook-Charts
Im Labor: Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zu Besuch beim Helmholtz-Institut im Saarland. instagram.com/anja.karliczek
Absoluter Zuwachs der FacebookFans in der vergangenen Woche*
3. (7.) Philipp Amthor (CDU) + 485 4. (1.) Michael Müller (SPD) + 395 5. (–) Annalena Baerbock (Grüne) + 365 6. (3.) Kevin Kühnert (SPD) + 326
Quelle: fanpagekarma
1. (2.) Friedrich Merz (CDU) + 963 2. (–) Sahra Wagenknecht (Linke, Foto) + 491
7. (–) Jürgen Trittin (Grüne) + 298 8. (6.) Jörg Meuthen (AfD) + 295
„Die Bremer haben die SPD abgewählt – und dennoch lehnen es die Genossen ab, sich in der Opposition zu erneuern. Nun folgt mit Rot-Rot-Grün eine Verliererkoalition. Schade für Bremen.“
Zahlen in Klammern: Rang der Vorwoche
Im Urlaub: Bayerns FDP-Fraktionschef Martin Hagen genießt Pfingsten in den Bergen. instagram.com/realmartinhagen
F otos: dpa
*Stand: 13.6.2019, 10 Uhr
DAS GOOGLE-NETZWERK VON SACHSENS REGIERUNGSCHEF KRETSCHMER
36
Sachsen Michael Kretschmer 1Ministerpräsident ist seit Dezember 2017 des Freistaats l
CDU Als Vorsitzender der CDU Sachsen 2 hält er die Debatte über einen CDU-Kanzlerkandidaten für verfrüht l
Wladimir Putin Kretschmer traf sich 3 in St. Petersburg mit Russlands Präsident. Thema: das Ende der Sanktionen (verl
hängt wegen Russlands Krim-Annexion)
Guido Maria Kretschmer 6 Der Designer und der sächsische Ministerpräsident sind nicht verwandt l
AfD Die rechtskonservative 5 Partei ist stärkster Gegner der CDU bei der Landtagswahl l
Twitter Auf Twitter wurde 4 Kretschmer für sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin kritisiert l
FOCUS 25/2019
Quelle: GoogleTrends
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) verlangte diese Woche ein Ende der Sanktionen gegen Russland. Er löste damit eine Debatte aus und bekam viel Kritik. Die Grafik zeigt, welche Begriffe Google-Nutzer im Zusammenhang mit Kretschmer diese Woche am häufigsten gesucht haben. Maraike Mirau
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POLITIK
Zukunftstechnik
Der Angreifer Ralph Dommermuth zahlt für sieben Frequenzblöcke 1,07 Milliarden Euro
6,55 Milliarden später Zuerst nahmen ihn Telekom, Telefónica und Vodafone nicht ernst. Jetzt ist United-Internet-Chef Ralph Dommermuth der große Gewinner der 5G-Auktion. Er setzte sich gegen die Etablierten durch und kann nun sein eigenes Mobilfunknetz aufbauen 38
Über 5G-Antennen können Daten mit bis zu 20 Gbit pro Sekunde nahezu in Echtzeit übertragen werden. Das ist rund 100-mal schneller als mit LTE. Einen kompletten Film könnte man damit in Sekunden auf das Smartphone laden
E
s ist ein typisches Bürogebäude, ein bisschen auf modern getrimmt. Zur Autobahnausfahrt Mainz-Gonsenheim sind es nur ein paar Kilometer. Kaum einer würde ahnen, dass in diesem unspektakulären Gebäude an der Mainzer Canisiusstraße mehr als zwölf Wochen lang um Milliarden gerungen wurde – und um die Zukunft des Mobilfunks in Deutschland. In 497 hitzigen Bieterrunden kämpften vier Provider im Haus der Bundesnetzagentur um Frequenzen für das ultraschnelle 5G-Netz. So hart feilschten FOCUS 25/2019
MOBILFUNK
Der Marktführer Telekom-Chef Timotheus Höttges zahlt 2,17 Milliarden Euro. Der Konzern hatte mit weniger gerechnet. Das Geld fehlt jetzt für den Netzausbau
Stangenwald
Fotos: Christoph Papsch, Andreas Chudowski/beide laif, imago images
Für eine flächendeckende Versorgung mit 5G werden laut Studien bis zu 750 000 Sendemasten benötigt. Provider gehen von einer niedrigeren Zahl aus, weil auch die vorhandenen 75 000 Masten umgerüstet werden können
Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und United Internet, dass Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, sie davor warnte, die Auktion „künstlich in die Länge zu ziehen“. Der Rüffel ging vor allem an die Adresse der drei Platzhirsche. Die verfolgten offensichtlich den Plan, den Preis hochzutreiben, um so den Angreifer United Internet auszustechen. Der Plan ging gehörig schief. Am Ende erlöste die Versteigerung 6,55 Milliarden Euro. Mehr, als sogar Optimisten erwartet hatten. Und alle Provider sicherten sich ein Stück vom Frequenzkuchen. Alle sind Gewinner: die Telekom, Vodafone, TelefóFOCUS 25/2019
nica und der Staat, der kassiert. Als größter Sieger darf sich aber United-Internet-Chef Ralph Dommermuth fühlen. Der 55-Jährige hat die Phalanx der großen drei aufgebrochen. Er ist jetzt der vierte Mitspieler im Milliardenmarkt. Noch vor einigen Wochen nahmen ihn die Etablierten nicht ernst. Das ist seit vergangenem Mittwoch, 18.36 Uhr, vorbei. Wahnsinn oder doch nicht?
Hin und wieder muss man ein oder zwei Schritte zurücktreten, um den Unterschied zwischen Wahnsinn und Strategie zu erkennen. United Internet ist so ein Fall.
Seit sich abzeichnete, dass die Telefonund Netzfirma aus Montabaur als vierter Bieter mitsteigern würde, kannte der Aktienkurs nur noch eine Richtung: abwärts. Im Sommer vergangenen Jahres notierte das Wertpapier bei knapp 60 Euro und fiel schließlich noch um fast die Hälfte. Bis das Ergebnis der Versteigerung am Mittwochabend durchsickerte: United Internet sichert sich sieben Frequenzblöcke. Und was macht der United-Aktienkurs? Er geht innerhalb von wenigen Minuten um sieben Prozent nach oben. Zunächst muss nun die Konzerntochter 1&1 Dril39
MOBILFUNK
lisch 1,07 Milliarden Euro Lizenzgebühren Klingt gut. Aber es gibt auch Probleme, Und so wirkt Dommermuths Versuch, an die Netzagentur überweisen. Danach die langfristig gelöst werden müssen. Nur das Oligopol der drei Großen aufzubrewird es erst richtig teuer: Für den Aufbau noch bis 2030 kann die Firma ihre Kunchen und für Milliarden ein eigenes Netz eines eigenen Highspeed-Netzes werden den über das Telefónica-Netz mit Highaufzubauen, gar nicht mehr so größenin den kommenden Jahren weitere Millispeed-Mobilfunkanschlüssen versorgen. wahnsinnig, sondern eher visionär. „Warum“, so der Unternehmer, „sollte es für arden fällig. Dann muss der Konkurrent laut EU-Recht uns in elf Jahren noch so weitergehen wie Wird es Dommermuth wegen der Kursseine Infrastruktur nicht mehr zur Verfügung stellen. Zudem verkauft 1&1 auch schwankungen und der zukünftigen Milbisher?“ Die Konkurrenten könnten die liardenausgaben nicht langsam mulmig? Verträge im Vodafone-Netz. Allerdings Preise erhöhen oder die Leistungen drosseln und so enttäuschte Kunden des Wett„Wir hatten gerade das beste Jahr unsegibt es dabei nur 3G und nicht den aktubewerbers für sich gewinnen. rer Geschichte“, antwortet der CEO und ellen LTE-Standard. 600 Millionen Euro präsentiert Zahlen seines kerngesunden zahlt United für diese Dienstleistungen Wer stopft die Funklöcher? Unternehmens: mehr als fünf Milliarden jährlich an seine beiden Konkurrenten. Euro Umsatz 2018. Ein Plus von Die Entscheidung, ein eigenes 22 Prozent im Vergleich zum VorNetz aufzubauen, ist also eine Flucht nach vorn. Aber überjahr. 24 Millionen Abonnenten. „Die regelmäßigen Geldflüsse nimmt sich der Unternehmer damit unseres Geschäftsmodells sind nicht? „Konservativ und risikoaffin eine stabile Basis für große Invesschließen sich nicht aus. Ich würde titionen“, sagt Dommermuth, den meinen Ansatz in erster Linie als „Forbes“ mit rund 3,5 Milliarden nachhaltig bezeichnen“, schildert Euro Privatvermögen zu den 1000 der 55-Jährige seine BeweggrünReichsten der Welt zählt. de. Außerdem ist die GelegenWegen seines Geschäftssinns heit gerade günstig: „Wir haben und seiner visionären Entscheiein großes Glasfasernetz zum Anschluss der Antennen, einen dungen verehren ihn andere Branchenriesen nahezu. „Ich beriesigen Kundenstamm sowie eine wundere ihn schon lange“, sagt leistungsfähige Vertriebs- und SerOliver Samwer, Zalando-Gründer, Zum Ersten … vicemaschine. Und die Zinsen sind Start-up-Förderer und selbst MulNetzagentur-Chef Homann (M.) startet am 19. März die Auktion auf einem historischen Tiefpunkt.“ timillionär. „Ralph Dommermuth Eine Sache aber braucht Domsteht in der Tradition der erfolgmermuth noch: das sogenannte reichsten deutschen Unternehmer wie National Roaming. Das bedeutet nichts Miele oder Siemens.“ anderes als das Stopfen von Funklöchern. Die 5G-Auktion in Zahlen Ein 5G-Anbieter, dessen Netzabdeckung Die Chance des Internets erkannt in gewissen Gebieten löchrig ist, kann mit Deutsche Telekom Mit gerade einmal 25 Jahren startete der einem Back-up durch andere Anbieter Zahlt 2,17 Milliarden Euro gebürtige Westerwälder seine einzigartige rechnen. Verliert also ein 1&1-Kunde den für 13 Frequenzblöcke, Kontakt zum Heimnetz, müssen die andeKarriere. Nach einer Lehre bei der Deutdarunter neun im superschen Bank jobbte er als freier Mitarbeiter ren drei Netzbetreiber nach Dommermuths schnellen 3,6-Gigahertzeines Computerladens. 1988 gründete er Wunsch einspringen. „Anders können Sie Band (GHz) die 1&1 EDV Marketing GmbH. Die Firma kein neues Mobilfunknetz aufbauen.“ Den war klein, aber eine der ersten, die mit dem sanften Druck auf die Mitbewerber erhofft Vodafone er sich von der Netzagentur: „Wir haben beginnenden Internet-Boom mitwuchs. Die Briten ersteigern Die Telekom vermarktete über 1&1 ihre die Wichtigkeit von National Roaming skizzwölf Frequenzblöcke für ersten Online-Zugänge. Ab Mitte der neunziert, und das ist so akzeptiert worden.“ 1,88 Milliarden Euro, acht ziger Jahre kamen das Hosting- und MailUnd wenn das nicht klappt, hat er – davon im 3,6-GHz-Band Geschäft dazu. 1998 der Mail-Anbieter natürlich – einen Plan B: „Unser Vertrag GMX und ab Mitte der 2000er auch Web.de. mit Telefónica lässt sich in ein National Ebenfalls 1998 folgte der Börsengang. Roaming Agreement umwandeln.“ Zur O2 Beim großen Crash 2008 kam das UnterNot mit rechtlichem Nachdruck. Muss 1,42 Milliarden Euro nehmen glimpflich davon. Und wuchs Der einstige Banklehrling ist zum für neun Frequenzblöcke und wuchs: 2008 erwarb 1&1 die United Mobilfunkriesen aufgestiegen, zum vierbezahlen, sieben im Domains AG, im Jahr darauf schluckte sie ten in Deutschland. Zeit für ein Denk3,6-GHz-Band und zwei Freenet mit rund 700 000 DSL-Kunden, mal? Das schlug zumindest Jean-Remy im 2-GHz-Band und seit dem Kauf von Versatel 2014 vervon Matt vor, Gründer der gleichnamigen fügt United über knapp 50 000 Kilometer Werbeagentur. Dafür hat Dommermuth United Internet Glasfaserleitungen in Deutschland, die aber noch keine Zeit. Momentan steckt Der Newcomer erhält für auch Vodafone und Telefónica für ihre er seine ganze Kraft ins Unternehmen. 1,07 Milliarden Euro sieben „Aber wer weiß, was noch alles kommt? Mobilfunknetze nutzen. Im Moment hat Frequenzblöcke, davon Man soll nie nie sagen.“ allein 1&1 Drillisch 9,2 Millionen Mobiln fünf im 3,6-GHz-Band funk- und 4,3 Millionen Breitbandverträge JAN-PHILIPP HEIN abgeschlossen. 40
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F oto: dpa
POLITIK
Endlich Spaß am Schwimmen! Fit im Freibad: Das neue Fun-Programm für die perfekte Sommer-Figur
AUCH ALS R E P A P E
Die neue FIT FOR FUN jetzt im Handel
MEINUNG
Die Klimakrise ist unser dritter Weltkrieg Die USA können es sich nicht leisten, auf den Green New Deal, ein grünes Wirtschaftsprogramm, zu verzichten. Er sagt: Erneut steht unsere Zivilisation auf dem Spiel
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Joseph E. Stiglitz, 76, ist Professor an der Columbia University und wurde 2001 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet
klimabedingten Krankheiten werden noch berechnet – von der bislang unbekannten Zahl von Toten ganz zu schweigen. Auf die eine oder andere Weise werden wir für den Klimazusammenbruch bezahlen müssen. Also ist es sinnvoll, lieber jetzt Geld auszugeben, um Emissionen zu verringern, anstatt zu warten und später deutlich mehr für die Folgen zu bezahlen. Es klingt abgedroschen, stimmt aber: Ein Gramm Prävention ist so viel wert wie ein ganzes Kilo späterer Gegenmaßnahmen. Der Krieg gegen den Klimanotstand wäre, wenn er richtig geführt wird, sogar gut für die Volkswirtschaft – so wie der Zweite Weltkrieg die Grundlagen für die gol-
dene Ära der US-Wirtschaft mit dem schnellsten Wachstum der Geschichte und neuem Wohlstand geschaffen hat. Der Green New Deal würde die Nachfrage fördern und so sicherstellen, dass alle verfügbaren Ressourcen genutzt werden; zudem dürfte der Übergang zu einer grünen Wirtschaft einen neuen Boom auslösen. Der Fokus von US-Präsident Trump auf veraltete Industrien wie Kohle verhindert den vernünftigeren Umstieg auf Wind- und Sonnenstrom. Es entstehen mit Abstand mehr neue Jobs durch grüne Energien, als in der Kohleindustrie verloren gehen. Die größte Herausforderung wird darin liegen, die Ressourcen für das grüne Wirtschaftsprogramm aufzubringen. Trotz der niedrigen Arbeitslosenquote gibt es in den USA reichlich Ressourcen, die nicht vollständig oder ineffizient genutzt werden. Die Erwerbsquote ist nach wie vor niedrig – niedriger als in der Geschichte der Vereinigten Staaten, niedriger als in vielen anderen Ländern und besonders niedrig bei Frauen und Minderheiten. Mit gut organisiertem Mutterschaftsurlaub und finanziellen Hilfen sowie zeitlicher Flexibilität am Arbeitsmarkt könnten mehr Frauen und Menschen über 65 Jahre erwerbstätig sein. Zusammen mit besserer Bildungs- und Gesundheitspolitik sowie höheren Investitionen in Infrastruktur und Technologie könnte die
Produktionskapazität der USWirtschaft durch die Inklusion diskriminierter Minderheiten gesteigert werden. Manche Veränderungen werden einfach sein, zum Beispiel die Abschaffung der Subventionen für fossile Brennstoffe im zweistelligen Milliardenbereich und die Umstellung der Ressourcen von schmutziger auf saubere Stromproduktion. Die Besteuerung schmutziger Industrien sowie das Schließen von Steuerschlupflöchern würden der USRegierung in den nächsten zehn Jahren Billionen Dollar einbringen. Geld, das für die Bekämpfung der Klimakrise ausgegeben werden könnte. Die Gründung einer nationalen grünen Bank würde darüber hinaus dem Privatsektor bei der Finanzierung neuer Projekte helfen – zum Beispiel Eigenheimbesitzern, die in eine bessere Isolierung ihres Hauses investieren wollen; oder Unternehmen, die Fabriken und Büros nachhaltig umbauen möchten. Es gibt absolut keinen Grund dafür, dass die innovative Ökonomie des 21. Jahrhunderts den Modellen einer Produktionswirtschaft aus dem 20. Jahrhundert folgen sollte, die auf fossilen Brennstoffen basierte. Denn genauso wenig gab es für die heutige US-Wirtschaft einen Grund, sich an den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modellen der ländlichen Agrarwirtschaft früherer Jahrhunderte zu orientieren. n FOCUS 25/2019
F oto: Getty Images
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ie Anhänger des Green New Deal sagen, es ist höchste Zeit, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen, wenn wir sie noch rechtzeitig bekämpfen wollen. Sie haben Recht. Den Ausdruck „New Deal“ verwenden sie, um an die entschlossene Reaktion von Franklin D. Roosevelts Regierung auf die Große Depression in den USA zu erinnern. Eine noch bessere Analogie wäre die Mobilisierung des Landes für den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg. „Können wir uns das denn leisten?“, fragen Kritiker. Ja, wir können uns das leisten, mit der richtigen Fiskalpolitik und dem kollektiven Willen dazu. Wichtiger aber ist: Wir müssen es uns leisten. Der Klimanotstand ist unser dritter Weltkrieg. Unser Leben und unsere Zivilisation, wie wir sie kennen, stehen auf dem Spiel, genau wie im Zweiten Weltkrieg. Als damals die USA angegriffen wurden, fragte niemand, ob sie sich den Kampf in diesem Krieg leisten können. Es ging um die Frage der Existenz. Wir konnten es uns nicht leisten, diesen Kampf nicht zu kämpfen. Das Gleiche gilt für die Klimakrise. Deren direkte Folgen spüren wir bereits: In den vergangenen Jahren haben die USA zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts durch wetterbedingte Katastrophen wie Überflutungen, Stürme und Waldbrände verloren. Die Folgen von
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POLITIK
Eine ganz normale Familie Die amerikanische Fotografin Callie Shell hat den Weg der Obamas von Chicago ins Weiße Haus dokumentiert. Ihr neues Buch zeigt die einstige First Family in intimen Augenblicken, in Momenten der Erschöpfung, der Freude und der tiefen Vertrautheit FOTOS VON CALLIE
SHELL
Missoula, Montana April 2008
Wahlkampf-Marathon. Gerade hatten zwei Mitarbeiter von Barack Obama in der Turnhalle Klimmzüge gemacht, der erste einen, der andere zwei. Obama zog sich dreimal an der Stange hoch, und zwar mit Leichtigkeit. Danach eilte er geradewegs auf die Bühne 44
und hielt seine Rede. Schließlich ist er bis heute ein absoluter Fitness-Fan. Während des Wahlkampfs machte er oft Liegestütze, übte mit dem Basketball oder spielte Fußball. Auf Sport verzichtete er auch als Präsident nicht. FOCUS 25/2019
Hyde Park, Chicago Oktober 2006
Obama, damals noch Senator von Illinois, und seine Töchter Sasha, 5, und Malia, 8, haben zum Frühstück Müsli für Michelle zubereitet. Nach dem Essen wusch er das Geschirr ab. Anschließend brachte er die beiden zur Schule, während Michelle schon unterwegs war zu ihrem Job als Vizepräsidentin der Universitätsklinik von Chicago.
Providence, Rhode Island März 2008
Nach einem Auftritt am Rhode Island College gab Obama Interviews am Telefon. Als er sah, dass Callie Shell seine Schuhe fotografierte, erzählte er, er habe sie schon einmal neu besohlen lassen, seit er ins Rennen um das Weiße Haus gegangen war. Es seien seine Glücksschuhe.
Hammerstein Ballroom, New York City Oktober 2008
Backstage beklatschten die Obamas begeistert ein Konzert von Bruce Springsteen und Billy Joel. Es war ein Fundraising-Event, um Geld für den Präsidentschaftswahlkampf zu sammeln.
POLITIK
FOTOGR A FI E
Air Force One April 2009
Auf dem Weg nach Europa sprach die First Lady in der Präsidentenmaschine mit den Mitarbeitern. Es war die erste gemeinsame Auslandsreise der Obamas nach der Amtsübernahme, die sie zuerst nach London und dann zum Nato-Gipfel in Straßburg und Baden-Baden führte. In Prag trennte sich das Paar, und Barack Obama flog allein weiter in die Türkei und in den Irak, um USTruppen zu besuchen.
Winfield House, London (Großbritannien) April 2009
Michelle Obama und die damalige Außenministerin Hillary Clinton plauderten in der Londoner Residenz des US-Botschafters. Die beiden verstanden sich gut und redeten oft über ihre Töchter. Außerdem engagieren sich die beiden Demokratinnen bis heute ganz besonders für die Rechte von Frauen. Im Anschluss an diesen Termin besuchte Michelle eine Mädchenschule in London. 46
Wahlkampfbus bei Derry, New Hampshire Januar 2008
Es war der Tag der Vorwahlen in New Hampshire. Die Obamas hatten die ganze Woche Wahlkampf gemacht. Hier genossen sie gemeinsam einen Augenblick der Ruhe. Barack Obama konkurrierte mit Hillary Clinton um die Kandidatenaufstellung der Demokraten. „Hope, Never Fear“ von Callie Shell erschien am 10. Juni im Elisabeth Sandmann Verlag und kostet 25 Euro
FOCUS 25/2019
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POLITIK
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F otos: Philippe Matsas/Opale/Leemage/ddp images, Gudrun Dometeit für FOCUS-Magazin
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édric Villani stürmt in das kleine Abgeordnetenbüro an der Pariser Rue de l’Université, natürlich zu spät. Auch Genies haben ihre Schwächen. „Drei Ministerien in zwei Tagen“, stöhnt der Franzose, er ist aber sichtlich stolz auf sein Pensum. Gerade kommt er aus London, hat dort auch auf der „Google Zeitgeist“Konferenz gesprochen, einer exklusiven Veranstaltung, auf der die Gurus des digitalen Zeitalters einmal im Jahr über die Zukunft debattieren. „Ein High-LevelEvent“, sagt Villani. Natürlich. Der 45-Jährige ist ein gefragter Mann, seit er vor neun Jahren die Fields-Medaille für Mathematik, vergleichbar mit einem Nobelpreis, erhalten hat. Und noch mehr, seit er für Emmanuel Macron die nationale Strategie für künstliche Intelligenz (KI) entworfen hat. 240 Seiten stark, nach 420 Expertenanhörungen. 2017 zog er für dessen Bewegung En Marche in die Nationalversammlung ein. Jetzt will Villani, den die Franzosen wegen seines Dandy-Looks „die Lady Gaga der Mathematik“ tauften, sogar Bürgermeister von Paris werden. Bei der Begegnung in seinem Büro trägt er zur Weste einen auberginefarbenen Krawattenschmuck, wie er im 19. Jahrhundert üblich war. Seltsam für einen Mann, der doch eigentlich für die Zukunft wirbt. Und dazu gehört für ihn vor allem die Nutzung von KI – für die Gesundheit, den Umweltschutz, die Mobilität. Europa müsse sich beeilen, um noch mitzukommen, warnt er. Es spreche vor allem über die Gefahren von KI, während andere sie erforschten und einsetzten. „Bald werden alle Lösungen außerhalb unseres Kontinents sein, und das wirtschaftliche Missverhältnis wird noch größer als derzeit“, sagt er. „Europa braucht mehr Mut als Angst.“ In seinen Vorträgen nennt Villani immer wieder die Zahlen: Die Hälfte der KI-Investitionen kommt aus China, 40 Prozent aus den USA, zehn Prozent aus dem Rest der Welt. Um sich vom Fortschritt in der Volksrepublik selbst zu überzeugen, besuchte er dort 18 Universitäten. Zwei schenkten ihm Mini-Villanis: Büsten, die hinter ihm auf dem Schrank stehen – wohl als Dauermahnung an die Konkurrenz. Ob China noch eingeholt werden kann? „Für ein vereintes Europa, das sich mit Kanada oder anderen Nicht-EU-Ländern verbündet, ist nichts unmöglich“, ist er überzeugt. Die Basis für alles sei die deutsch-französische Zusammenarbeit. Nur – die ist nicht leicht in Gang zu bringen. „Aber dann ist sie unbesiegbar.“
Macron + Paris = Villani Für Präsident Macron entwarf Cédric Villani die Strategie für künstliche Intelligenz – jetzt tritt der hochdekorierte Mathematiker an, Bürgermeister der Hauptstadt zu werden. Sein Plan: Er möchte aus Paris ein Zukunftslabor machen FOCUS 25/2019
AU S L A N D
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ren: Deutschland funktiAus der Millionenmetrooniert auch nach anderen pole will er ein „Labor der Spielregeln der Macht: Zukunft“ machen. „Sie ist Europa braucht Frankreich ist ein zentraliseine Stadt in Unordnung, mehr Mut als tisches Land und dadurch heruntergekommen und schneller. Dennoch braucht Angst. Bald werden schmutzig. Es gibt Staus, es immer neue Impulse. In zu teure Wohnungen und in Deutschland dagegen wird alle (KI-)Lösungen einigen Gegenden SicherKonsens zwischen mehreren außerhalb unseres heitsprobleme. Die Stadt braucht einen internatioAkteuren länger verhandelt, Kontinents sein aber Prozesse gehen autonalen Look.“ Ob die Partei matisch weiter. Villani sagt ihren skurrilen Superstar tatsächlich für die Komnicht, dass er die Deutschen munalwahlen 2020 aufzu langsam findet. Er ist ein höflicher Mensch. Aber er hat sein Team stellt, will sie in den kommenden Wochen entscheiden. Ein Sieg in der Hauptstadt angewiesen, ihm einmal im Monat Terwäre für Macrons regional noch schwach mine im Nachbarland zu arrangieren. Mit organisierte Bewegung wichtig. Abgeordneten, Wirtschaftsbossen, Experten und Landesregierungen hat er schon Kann man eigentlich als Mathematigesprochen. Hat das Zentrum für Künstker, der den Gesetzen der Logik folgt, liche Intelligenz von Bosch besucht, war zugleich Politiker sein, der von Stimmunin München, Nürnberg und Berlin. Trotzgen und Manipulation lebt? „Mathematik dem ist das geplante deutsch-französische ist eine Wissenschaft voller Leidenschaft und Emotionen“, behauptet Villani allen KI-Zentrum noch immer nicht in Sicht. Die Ernstes. Und als Direktor des ForschungsDeutschen konnten sich bisher nicht auf ein Budget für das Zentrum einigen. Aber, instituts Henri Poincaré habe er auch, wie in der Politik, Geld akquirieren und viel betont Villani, das sei auch nicht das Wichreden müssen. tigste. „Unsere Industrien müssen lernen zusammenzuarbeiten, unsere Ingenieure, Wenn Macron und seine Europa-Begeisunsere Experten. Es ist wichtig, dass wir terung nicht gewesen wären, hätte er das wohl auch noch weitergemacht. „Ich war Posten austauschen, Recherchenetze, eine gemeinsame Infrastruktur haben.“ ein militanter Europa-Anhänger, bevor ich Gern versucht er zu erklären, wofür er in die französische Politik gegangen bin.“ die Fields-Medaille bekommen hat. „Die Villani gehörte unter anderem der siebenist hier auch irgendwo, aber ich zeige sie köpfigen „High Level Group of Scientific nicht so, um keinen Neid zu wecken.“ Advisors“ der EU-Kommission an. „Die Wild schiebt er bunte Stabilo-Stifte auf großen Fragen von heute entscheiden sich seinem Schreibtisch hin und her, um den im Großen, das Klima, die KI. Wir brauchen „optimalen Transport“ zu demonstrieren, eine Koordination auf europäischer Ebene, ein Thema seiner Forschungen. „Sehen um das Geld zu bekommen und den BinSie hier, zwei Objekte, wenn ich eines zum nenmarkt.“ Dass die Nationalisten soeben anderen transportieren will – was braucht wie in Frankreich bei der Europawahl Stimdie wenigste Energie? Mathematik ist die men hinzugewonnen haben, findet Villani dennoch nicht erstaunlich. Ein Teil der Wissenschaft von allen abstrakten AnwenGesellschaft fühle sich nicht ernst genomdungen. Es geht um den optimalen Weg.“ Ein fast 1000 Seiten starkes Buch hat er men. Gelöst werden könnten die Probleme darüber verfasst, er nimmt es von seinem nur durch viele Diskussionen und persönvoll gepackten Schreibtisch und drückt liche Kontakte. „Ich halte Konferenzen ab, es einem erwartungsvoll in die Hand – so auch auf dem Land, über Innovation. Es ist als ob es sich um den neuesten Krimi von wichtig, das Gefühl zu vermitteln, dass wir Jussi Adler-Olsen handelte, den man mal alle mitnehmen in eine Zukunftsvision.“ eben überfliegen könnte. Monsieur le futur. So sieht er sich. Auf dem Schreibtisch liegen andere Seinen Look will er trotzdem nicht Wälzer mit dem Titel „Metropolitrain“ ändern. Auch nicht seinen Spinnen-Tick. oder „Fin de véhicules thermiques en In einer Ecke des Büros hockt ein großes 2040“. Auch darin geht es um optimale messingfarbenes Exemplar. Das Geschenk Wege, um den öffentlichen Transport in eines Mäzens. Den Namen verrät er nicht, Großstädten. „In Paris müssen wir es ebensowenig wie den Grund der Spinnenschneller machen als 2040, Liebe. Es soll ein Geheimnis bleiben. Im ein Vorbild sein“, sagt er Politiktheater dieser Tage ist ihm Aufmerkund meint die Einfühsamkeit damit schon mal garantiert. n rung von Elektro- und autonomer Mobilität. G. DOMETEIT / T. KUCHENBECKER
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Monsieur le futur Cédric Villani, 45, kennt nur einen Weg: nach oben. 2010 gewann er die FieldsMedaille, eine Art Nobelpreis der Mathematik
Die Worte sprudeln aus Villani hervor, erstaunlich für jemanden, der sich nach eigener Aussage als Jugendlicher nie traute, vor der Klasse aufzutreten. Während er redet, wandert er im Zimmer auf und ab. Wie ein Hochschullehrer, der vor seinen Studenten doziert. Villani findet, dass nicht nur der jahrhundertelange Wettbewerb zwischen beiden Ländern die Kooperation erschwert. Er hat es nun selbst in den vergangenen Monaten erfahFOCUS 25/2019
Lieblingstier Die Metallspinne gehört zu Villanis Sammlung
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Oberste Schulleiterin Seit 2016 ist Susanne Eisenmann, 54, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport. Zuvor war sie elf Jahre Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport in Stuttgart
„Ich würde weniger in Rüstung und mehr in Bildung investieren“
INTERVIEW VON MARC
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F oto: Felix Schmitt für FOCUS-Magazin
Er ist Gründer des Software-Giganten SAP, sie ist Kultusministerin Baden-Württembergs: Dietmar Hopp und Susanne Eisenmann kämpfen für ein modernes Bildungssystem. Ein Gespräch über Coden, Kopfrechnen und die Frage, ob Klimaschutz in den Unterricht gehört ETZOLD FOCUS 25/2019
BL I N DBL I N D
Sozialer Unternehmer Mit einer nach ihm benannten Stiftung unterstützt Dietmar Hopp, 79, die Digitalisierung von Kindergärten und Schulen
Auf eine Runde Eisenmann und Hopp treffen sich zum FOCUS-Gespräch auf Hopps eigenem Golfplatz in Sankt LeonRot, rund eineinhalb Stunden von Stuttgart entfernt 53
W IRTSCH A FT
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ür Susanne Eisenmann, 54, sind es gerade besonders aufregende Tage. Die Landes-CDU hat die baden-württembergische Kultusministerin zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 bestimmt. Eisenmann soll dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann nachfolgen. In Sankt Leon-Rot trifft sie auf SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, 79. In seinem eigenen Golfclub, in dem das Interview stattfindet, hängt ein goldenes Schild zu Ehren der Präsidenten des Clubs. Zu sehen: viel Gold, wenig Schrift. Denn der erste und bislang einzige Präsident seit 1997 heißt: Dietmar Hopp. 50 000 junge Menschen verlassen jedes Jahr die Schule ohne Abschluss. Herr Hopp, was denken Sie, wenn Sie diese Zahl hören? Dietmar Hopp: Ich habe die Zahl noch
nie gehört. 50 000 gehen ohne Schulabschluss? Ich bin schockiert. Das sind sechs Prozent eines gesamten Jahrgangs. Laut OECD sind Leistungsschwächere besonders gefährdet. Woran liegt das? Susanne Eisenmann: Wir haben speziel-
le Fördersysteme für Schüler, die eine besondere Unterstützung benötigen. Und ich bin ehrlich: Mich macht diese Zahl auch ein Stück weit ratlos. Wir müssen es schaffen, dass kein junger Mensch die Schule ohne Abschluss verlässt. Jeder und jede muss eine Perspektive haben. Unser jetziges System funktioniert offenkundig aber nicht für alle. Eisenmann: Wir haben es heute mit
zunehmend mehr Elternhän zu tun, die die Bildung ihrer Kinder zu wenig unterstützen oder ihrer Erziehungspflicht nicht umfassend nachkommen können. Das macht es für Lehrer und Schulen insgesamt schwerer. Wir müssen uns die gefährdeten Schüler genau anschauen. Sind das Jugendliche, die generell Probleme haben? Haben sie womöglich mit Krankheiten oder anderen Defiziten zu kämpfen? Sind unsere Schulen darauf ausgerichtet?
Vernarrt in den Fußball Als Schüler kickte der Lehrersohn und studierte Informatiker Hopp lieber, als zu lernen. Heute unterstützt er 1899 Hoffenheim finanziell
Welche Chancen hat man heute auf dem Arbeitsmarkt ohne Schulabschluss? Hopp: So gut wie keine. Früher konnte
so jemand Hilfsarbeiter werden und hat auch ordentlich verdient. Das ist heute nicht mehr möglich. Schule soll ein Ort sein, den man gern besucht. Wie war das bei Ihnen? Hopp: Ich bin nur gern in die Schule
gegangen, wenn Mathematik und Physik auf dem Programm standen. Eisenmann: Das hatte ich befürchtet. Das waren exakt die beiden Fächer, die mir keine Freude gemacht haben. Bei mir waren es eher Deutsch, Geschichte und die Fremdsprachen.
„Ich bin gern in die Schule gegangen, wenn Mathematik auf dem Programm stand“ Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP
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Hopp: Wir ergänzen uns gut. Aber Spaß beiseite. Natürlich muss man in der heutigen Zeit eine deutlich bessere Qualität der Schulen sicherstellen. Die Digitalisierung ist hier ein wichtiger Schlüssel. Kinder, die sich nicht gut konzentrieren können und die den Anschluss verlieren, haben so die Chance, den Unterricht zu Hause nachzuholen. Eisenmann: Genau da will ich hin. Die Digitalisierung bietet die Chance, Kinder und Jugendliche ganz gezielt zu fördern. Mit digitalen Medien schaffen wir neue Lernmethoden, die im besten Fall motivieren und einen individuellen Lernerfolg ermöglichen. Wie gelingt ein Unterricht, der motiviert und Spaß macht? Eisenmann: Schule darf keine Angst
machen. Wir müssen Schüler noch individueller unterstützen. Wir müssen deutlicher machen, warum Lernen überhaupt wichtig ist. Zugleich möchte ich keine Schule, in der es nur um eine Frage geht: Was habe ich davon? Dann machen SchüFOCUS 25/2019
Frühere Handballerin Eisenmann studierte Germanistik, Linguistik und Politikwissenschaft, promovierte in Philosophie. In ihrer Freizeit war sie Kreisläuferin beim OSC Ruit und leidenschaftliche Tennisspielerin
BI L DU NG
garten, ganz spielerisch mit Zahlen umzugehen. In der Schule können diese Kinder dann garantiert mehr als einen Stift halten. In Baden-Württemberg waren die Schüler zuletzt massiv abgerutscht, vor allem in den Grundfertigkeiten Lesen, Rechnen, Schreiben. Wie schnell holen sie das wieder auf? Eisenmann: Wir können nicht einfach
einen Hebel umlegen, und dann ist wieder alles gut. Wir stärken die frühkindliche Bildung und Förderung in den Kitas. Und in den Grundschulen haben wir die Stundenzahlen für Lesen, Schreiben und Rechnen erhöht. Es wird eine Weile dauern, bis sich das auszahlt. Sollte künftig jedes Kind ein iPad haben? Hopp: Auf jeden Fall. Ob nun iPad oder
ein ähnliches Endgerät, ohne eine solche Ausstattung können Kinder am Unterricht nur noch schwer teilhaben. Eisenmann: Wir müssen unsere Schulen viel besser ausstatten, ganz klar. Kopfrechnen bleibt aber auch in Zukunft wichtig. Ein Kind muss in der Lage sein, die Zahlen, die ein Computer ausspuckt, bewerten zu können. Und ich möchte auch, dass wir künftig Bücher noch gedruckt lesen und nicht nur digital. Auf die Mischung kommt es an. Bald kommen die Millionen aus dem Digitalpakt. Wenn der Unterricht nun durch Tablets immer individueller wird, brauchen wir dann überhaupt noch Schulklassen?
ler nur noch Dinge, die ihnen selbst nützen. Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die ich für gefährlich halte.
Haben Sie gern gelernt? Hopp: Ich habe lieber Fußball gespielt,
F otos: Felix Schmitt für FOCUS-Magazin
das muss ich zugeben. Ein großes Problem ist aus meiner Sicht die sehr unterschiedliche Qualität der Lehrer. Es hat auch zu meiner Zeit Lehrer gegeben, die waren einfach unfähig, etwas wirklich zu erklären. Und wieder andere, da ist man gern in die Stunde gegangen, selbst wenn es nicht Mathematik oder Physik war. Ich hoffe, dass die Digitalisierung das ausgleichen kann. In Hessen sind 20 Prozent der Kinder nicht reif für die erste Klasse – unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Die müssen dann in eine spezielle Vorschule. Wieso ist das so? Eisenmann: Manche Erstklässler können
heute schon lesen, andere nicht mal einen Stift halten. Ein gemeinsamer Lernerfolg wird da fast unmöglich. Das merken wir auch in Baden-Württemberg. Wenn die Elternhä heute weniger stabil sind, FOCUS 25/2019
„Manche Erstklässler können heute schon lesen, andere nicht mal einen Stift halten“ Susanne Eisenmann, Kultusministerin in Baden-Württemberg
müssen wir bereits noch intensiver in den Kitas anfangen, die Kinder zu fördern – sprachlich und motorisch.
Was läuft schief in den Elternhän? Eisenmann: Ein Beispiel: Für Kinder ist
es ganz wichtig, dass ihnen in frühen Jahren vorgelesen wird. Das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, dass Bildungspolitik schon im frühkindlichen Bereich ansetzt. Hopp: Meine Stiftung unterstützt eine ganz tolle Initiative: „Das Haus der kleinen Forscher“. Die gehen in die Kindergärten. In Zuzenhausen beispielsweise gibt es eine ganz vorbildliche Einrichtung. So beginnen die Kinder schon im Kinder-
Eisenmann: Unbedingt. Schule heißt auch, Freunde zu finden und die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Respekt und Wertschätzung gegenüber anderen entwickeln Kinder am besten in ihren Klassen. Auch Lehrerinnen und Lehrer als Personen und Persönlichkeiten spielen weiter eine große Rolle. Lehrer können nicht durch ein iPad ersetzt werden. Die Technik ist ein wichtiger Zusatz, aber kein Ersatz. Hopp: Mein Eindruck ist, dass es einen Unterschied macht, ob Kinder aus Büchern oder via Tablets lernen. Mit Büchern werden Kinder viel schneller müde. Digitale Endgeräte sind kurzweiliger und interaktiv. Die Kinder bleiben länger dran. 55
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Eisenmann: Das stimmt. Und trotzdem sollten die Kinder auch lernen, sich zu konzentrieren. Und das klappt besser, wenn ich ein Buch lese, mich mit klassischer Literatur beschäftige oder eine andere Sprache lerne. Für unser Allgemeinwissen hoffe ich sehr, dass wir in zehn oder 20 Jahren … Hopp: … noch Bücher lesen. Eisenmann: Ja, ein gedrucktes Buch zu lesen heißt ja auch in andere Welten eintauchen und die eigene Fantasie nutzen. Wie gesagt: Ich sehe analog und digital nicht als Widerspruch, sondern als Ergänzung.
der Uni Karlsruhe als Wahlfach belegt. Damals habe ich auf einem UraltComputer, dem Zuse 22, programmiert. Das war faszinierend und hat meinen ganzen Lebensweg beeinflusst. Hätte ich damals nicht angefangen zu programmieren, hätte es SAP vielleicht nie gegeben. Warum haben Sie sich für einen Ingenieursstudiengang entschieden?
Wir haben viel darüber gesprochen, was noch nicht gut läuft und was die Politik besser machen muss. Ist Bildung auch Aufgabe der Wirtschaft? Hopp: Zum Teil ja. Die Unter-
Fächern und AGs. Es müssen aber nicht nur Lehrer darauf reagieren, sondern auch Eltern und Politiker. Die junge Generation stellt uns Fragen: Wie hinterlasst ihr uns diesen Planeten? Welchen Gestaltungsspielraum haben wir noch in 20 oder 30 Jahren? Das sind berechtigte Anliegen. Ich freue mich, dass sich die Jugend politisiert. Hopp: Ich möchte mit den Schülern gern diskutieren. Wir wollen Greta beispielsweise einladen, wenn wir unsere Klima Arena in Sinsheim eröffnen. Das wird ein multimedialer Erlebnisort, in dem die Menschen sich mit dem Klimawandel und erneuerbaren Energien beschäftigen können. Ist sie ein Vorbild für Sie? Hopp: Greta macht das toll, sie
imponiert mir. Aber sie sollte wohl eher kein Vorbild für Erwachsene sein. Für Kinder und Jugendliche ist sie das längst. nehmen zahlen Steuern, damit Schulen gut ausgestattet sind. Eisenmann: Greta Thunberg Junge Menschen machen bei und die anderen machen uns klar, dass wir zu langsam sind. uns Praktika, eine Ausbildung oder absolvieren ein duales Wir müssen Ökologie und ÖkoStudium. Die Wirtschaft kann Gemeinsame Sache Eisenmann und Bundespräsident Frank-Walter nomie schneller miteinander Steinmeier (r.) besuchen eine Berufsschule in Bietigheim-Bissingen sich aber nicht um Grundversöhnen. Die Frage ist, wie schüler kümmern. wir das sozial verträglich hinMüssen Wirtschaft und kriegen. Ich fände es unfair, Schule nicht noch stärker zusammenHopp: Das war meine Begabung. Ich wenn wir von den Schülern verlangen, wachsen? Kinder und Jugendliche hätte nicht Philologie studieren können dass die sagen sollen, wie das genau geht. und wollen. könnten im Rahmen des Unterrichts „Fridays for Future“ ist sehr konkret geworAktuell haben wir einen Investitionsstau von etwa 55 Milliarden Euro in unserem Bildungswesen. Wie löst man diesen auf? Hopp: Durch Umverteilung. 55 Milliar-
überfordern. Die müssen sich ja auch auf ihre Produkte konzentrieren. Zumal nicht den, puh. Ich würde weniger in Rüstung jeder Handwerksbetrieb Praktikanten und mehr in Bildung investieren. oder Azubis nehmen kann. Eisenmann: Wo immer es geht, sollten Eisenmann: Wir investieren schon heute enorm in unsere Schulen. Aber natürlich wir Schule und Wirtschaft miteinander hat der Staat noch mehr Aufgaben: Soziverzahnen. Es geht darum, dass die Schüler eine Perspektive kriegen, ales, Wohnungsbau, Straßen wo die Reise für sie hingehen und vieles mehr. Vielen geht kann. In Baden-Württemberg es zu langsam, das verstehe haben wir vor ein paar Jahich. Und egal, ob es 30 oder ren das Schulfach Wirtschaft 55 Milliarden sind – es gibt einen Investitionsstau, das eingeführt. Da geht es um wirtschaftliche Abläufe und bestreitet niemand. Milliarden Euro Zusammenhänge. Was ist Wir erleben derzeit eine Investitionsstau Tarifautonomie? Was iert, junge Generation, die auf die Laut einer KfWwenn die Europäische ZentStraße geht und mehr KlimaStudie fehlen den ralbank die Leitzinsen hochschutz fordert. Wie sollten Städten und oder runtersetzt? Lehrer darauf reagieren? Gemeinden etwa Müsste es ein Schulfach ProEisenmann: In Baden-Würt48 Milliarden Euro grammieren oder Coden geben? temberg rücken wir das Thefür Schulen, etwa Hopp: Das wäre ein gutes ma Klimaschutz stärker in sieben Milliarden Wahlfach. Ich habe das vor den Fokus. Nicht als eigenes für Kindergärten Fach, sondern in bestehenden vielen Jahren im Studium an
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den. Sie sagen zum Beispiel, dass sie den Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 schaffen wollen. Hopp: Das ist eine legitime Forderung.
Nur hätten wir nicht Hals über Kopf aus der Kernenergie aussteigen sollen. Es ist verdammt schwierig, zeitgleich alle Atom- und Kohlekraftwerke stillzulegen und keine Blackouts zu riskieren. Eisenmann: Von der jungen Generation kann man nicht erwarten, dass sie genau sagen, wie ein Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 funktionieren soll. Das ist nicht ihre Aufgabe. Wir müssen mit ihnen diskutieren, warum wir bis 2038 aussteigen wollen und was die Gründe dafür sind. Dann fühlen sie sich ernst genommen. Und zugleich müssen wir schauen, ob es schneller geht. Wenn das möglich ist, bin ich dafür. Werden wir künftig auf gewisse Dinge verzichten müssen? Hopp: Ja. Ganz sicher. Woran denken Sie da? Hopp: Das fängt beim Wasserverbrauch
an. Seit vielen Jahren stelle ich beim Zähneputzen den Wasserhahn ab, bis die Zähne geputzt sind. Das ist natürlich
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F oto: dpa
Projekte in Unternehmen machen. Hopp: Man darf die Unternehmen nicht
BI L DU NG
„Ich will kein Vorbild sein. Mein Weg wäre heute nicht mehr möglich“ Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP
ein ganz kleiner Beitrag, aber wenn das Millionen machen, ändert sich was. Wir brauchen viel mehr Ideen für den Alltag.
haben Sie gearbeitet. Sehen Sie sich als Vorbild für eine jüngere Generation? Hopp: Ich will kein Vorbild sein. Die Jün-
sein.
Wieso nicht? Hopp: Zum Beispiel die SAP-Gründung.
Wären sie bereit, weniger zu fliegen? Hopp: Das muss ich sein, das muss jeder Eisenmann: Diesen persönlichen Ansatz
finde ich gut. Ich halte aber nichts davon, wenn wir so etwas als Politik beschließen. Ich möchte, dass jeder Einzelne darüber nachdenkt, was er oder sie verändern kann. Das ist ein Prozess, der gesellschaftlich wichtig ist. Bewusstseinsbildend. Das geht nicht von oben herab. Herr Hopp, Sie wurden nicht als reicher Mensch geboren. Während Ihres Studiums
geren können sich von mir nichts abgucken. Mein Weg wäre heute nicht mehr möglich.
Wir haben damals viel Zeit gehabt, um unsere Software zu entwickeln, und sind erst nach 16 Jahren an die Börse gegangen. Heute gehen viele Start-ups innerhalb von zwei Jahren an die Börse. Das sind völlig unterschiedliche Wege. Meine Tipps helfen nicht weiter. Wer also gründet, sollte nicht zu schnell an die Börse gehen oder verkaufen.
Hopp: Ein Unternehmer muss versuchen, die ersten Jahre zu überleben. Deswegen unterstütze ich gern Start-ups, vor allem in der Biotech-Branche. Nur bräuchten wir heute ganz andere Rahmenbedingungen. Wenn ich beispielsweise in ein Unternehmen zehn Millionen Euro investiere und einige Zeit später bekommt es weitere 15 Millionen – dann verliere ich meine Abschreibungsmöglichkeiten. Das ist mir tatsächlich iert. Es ging aber um einen deutlich höheren Betrag. Bis heute ist das so. Eisenmann: Bei den Abschreibungsmöglichkeiten müssen wir etwas tun. Wir könnten jungen Unternehmen auch bei der Gewerbesteuer für einige Zeit entgegenkommen. Wir sind oft nicht darauf ausgerichtet, was Start-ups und Gründer brauchen. Zugleich brauchen wir die Innovationskraft dieser Leute. Hopp: Sonst gehen sie in die USA, sobald sie erste Erfolge feiern. Dort gibt es viele, die das Risiko lieben. Das brauchen junge Gründer. n
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UNTERNEHMEN Bitte stempeln! Post-Chef Frank Appel, 57, will Gewinn und Briefporto erhöhen – und damit 5000 Jobs finanzieren
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orgens um VierDer große Einsatz der Postler tel nach sieben auf Zeit kann den Takt für ganze Zustellzentren vorgeben. „Es ist noch wenig los im Gewerbegereichen zwei oder drei Leute, biet der niederdie früher beginnen, damit ein sächsischen Stadt Team von zehn Personen früher Jever. Nur im Zustellstützpunkt zur Arbeit kommt“, stellt der thüder Post herrscht schon reger ringische Ver.di-GewerkschaftsBetrieb. Beschäftigte kommen, sekretär Frank Günther fest. räumen Briefe herum. Offiziell Post-Betriebsrat Stefan Schulz beginnt ihre Schicht um acht Uhr. berichtet: „Wir haben uns über Aber lieber kämen sie bis zu eine eine Woche beim Lübecker BriefStunde früher – „freiwillig“, wie zentrum auf die Lauer gelegt.“ sie sagen. So könnten sie vor Der normale Arbeitsbeginn wäre um 6.45 Uhr gewesen. „Aber die Schichtbeginn noch eine Zigarette mit den Kollegen rauchen meisten kamen schon um 5.20 und schon mal mit der Arbeit Uhr. Um sechs waren alle da.“ anfangen, bevor es hektisch wird. In 900 Fällen habe der BetriebsUnbezahlte Überstunden bei rat registriert, dass Zusteller ihre der Deutschen Post? Das UnterArbeit aufgenommen haben, nehmen, zu 20 Prozent in Staatsohne zu stempeln. „Wir wissen besitz, galt immer als vorbildliauch von Kollegen, die sich zum Ende der Arbeitszeit ausgeloggt cher Arbeitgeber. Der frühere Vorstandschef Klaus Zumwinhaben und dann noch mal los sind, um die restlichen Pakete kel machte sich für die Einführung des Mindestlohns stark, um zuzustellen“, sagt Schulz. Der BeBilligkonkurrenten wie Pin oder triebsrat habe gegen diese Praxis TNT auf Abstand zu halten. geklagt – ohne Erfolg, da das Die Post selbst zahlt ihren Zusteldie Verstöße als nicht graDie Post will Umsatz und Gewinn steigern, Gericht lern zwischen 13,37 Euro und vierend bewertet habe. Die Post der Druck auf Mitarbeiter wächst. Aus 17,21 Euro brutto pro Stunde, betont, dem Konzern sei keine deutlich mehr als beispielsweiMissachtung geltender VorschrifPflichtgefühl und Angst vor Jobabbau se Konkurrent Pin. Aber auch ten nachgewiesen worden. machen viele unbezahlte Überstunden bei der Post zählt der Profit. VorDer Konzern dementiert standschef Frank Appel will den Gewinn von 3,2 Milliarden (2018) Arbeitsstunden, die nirgendwo auf fünf Milliarden Euro im nächsten Jahr sen. Wer sein Pensum nicht schaffe, erleerfasst werden, kommen der Bilanz des steigern. Für die Zusteller heißt das: Die dige eben einen Teil der Arbeit in der Unternehmens zugute. Postler in Dresden Belastung nimmt zu, ihre Rechte zählen Freizeit. Dies setze wiederum Kollegen errechneten den geldwerten Vorteil einer je nach Einsatzort wenig. unter Druck, ebenfalls mehr zu arbeiten. täglichen Extraviertelstunde Arbeit. Bei Wer wolle sich schon vom Vorgesetzten 3500 Beschäftigten der Niederlassung Bewusst kalkulierte Überforderung? vorhalten lassen, er sei langsamer als Brief und einem Stundenlohn von 15 Euro Nicht einmal die starken Post-Gewerkdie anderen? brutto ergibt das Rechenbeispiel pro Jahr schaften können Schummeleien bei der Die Post mute Zustellern oft bewusst eine Ersparnis von 2,8 Millionen Euro. Sendungsmengen zu, die selbst bei volDie Post selbst weist den Vorwurf, sie Arbeitszeiterfassung verhindern. „Ein unentgeltlicher früherer Arbeitsbeute ihre Beschäftigten aus, zurück. lem Einsatz nicht zu bewältigen seien, sagt der Gewerkschafter. beginn wird erwartet“, klagt ein „Alle Arbeitsstunden werden erfasst“, So werde permanent Druck aufMitarbeiter, der anonym bleiben heißt es in der Pressestelle des Konzerns. will, über den Alltag in Jever. Die örtlichen Teamleiter würden ausgebaut. „Wir versuchen, die KolEr sagt: „Wer dem nicht nachlegen auf diesen Mechanismus drücklich dazu angehalten zu kontrolliekommt, den erwarten massive aufmerksam zu machen.“ Vielren, dass niemand außerhalb des Dienstes Repressalien.“ fach offensichtlich ohne Erfolg. arbeite. „Insbesondere aus fürsorglichen Millionen Ein Betriebsrat bestätigt die In einer besonders heiklen Gründen im Sinne des GesundheitsschutBriefe Darstellung indirekt: „Das Situation sind Beschäftigte mit zes hat die Einhaltung der gesetzlichen stellt die Problem haben wir in vieZeitverträgen. Fast jeder fünfte Vorschriften sowie der Vereinbarungen Post an len Zustellbezirken.“ Teils aus Zusteller habe nur einen befristemit dem Sozialpartner im Hinblick auf jedem Pflichtgefühl, teils aus Angst vor ten Vertrag, heißt es. Der Konzern die Arbeitszeit für die Deutsche Post eine Werktag in Sanktionen wagten es die Zustelwollte den genauen Anteil der wichtige Bedeutung.“ n Deutschland ler nicht, Briefe oder Pakete bis Zeitverträge auf FOCUS-Anfrage zu zum nächsten Tag liegen zu lasnicht nennen. M. MIRAU / S. STEPHAN
Das Postlohngeheimnis
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Das Restaurant in der Wolke Wenn das Essen nicht der Kellner, sondern der Kurier bringt: Cloud Kitchens wie das Berliner Start-up Keatz profitieren von einem wachsenden Liefermarkt und einer Generation, die lieber zu Hause bleibt TEXT VON
CORINNA BAIER
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as ist dann also die Küche der Zukunft. Die Öfen haben ein Touchdisplay. Sie regulieren sich selbst, wenn sie erkennen, dass die Luftfeuchtigkeit steigt. Die Geräte sind mit dem Internet verbunden und kommunizieren miteinander. Ansonsten wird hier vor allem nach System geschnippelt und gebraten. Einzelne Zutaten sind in Edelstahlbehältern aufgereiht. Jeden Handgriff haben die Mitarbeiter in einer Schulung gelernt. Was diese Küche in einem Hinterhof in Berlin-Kreuzberg von anderen Großküchen unterscheidet? Sie gehört zu gleich sechs Restaurants, die eigentlich gar nicht existieren. Zumindest kann man sie nicht besuchen. Sie existieren nur als virtuelle Marken auf Plattformen wie Lieferando oder Lieferheld. Egal, ob man über eine dieser Apps Burritos von „Gringo“ bestellt oder Salat von „Green Gurus“, das Essen kommt aus dieser Küche, die das Start-up Keatz betreibt. Cloud Kitchen oder Ghost Kitchen nennt man das. Restaurants, die keine Kellner, Kassen, Stühle oder Toiletten brauchen, 60
sondern einfach nur Software und die richsieht, wie es verpackt sein muss“, sagt der tige Verpackung. Alles wird ausgeliefert. 34-Jährige. Seine Mitarbeiter im Berliner In den USA hat das in Indien erdachte Büro, vier Stockwerke oberhalb der Küche, Konzept prominente Anhänger gefunden. machen kaum etwas anderes. Etwa Uber-Gründer Travis Kalanick, der Dieses Essen ist für den Liefermarkt ge150 Millionen Dollar in Immobilien für macht. Normale Restaurants können da solche Großküchen steckte. Eine der größkaum mithalten. Der Bringdienst ist für sie ten Cloud-Kitchen-Firmen der USA, das nämlich nur ein Nebengeschäft. Zudem 2015 gegründete Kitchen United, nimmt ärgern sie sich über Gebühren von bis zu 1000 Quadratmeter in Pasadena/Kalifor30 Prozent, die Lieferplattformen kassienien, ein – 15 weitere sind in Planung. ren. Keatz hebelt das mit einer schmalen Der größte Investor ist mit zehn MillioKostenstruktur aus. Das Start-up muss nen Dollar die Google-Mutter keinen Gastraum unterhalten, Alphabet. Die Konzepte sind hat geringere Personalkosten unterschiedlich, aber die Idee und kann die Küche effizienter auslasten. dahinter bleibt gleich: Essen am Fließband. Auch die Kaffeeket19,4 Millionen Euro hat die te Starbucks experimentiert mit Firma seit ihrer Gründung 2015 Cloud Kitchens auf dem chinebei Investoren eingesammelt, Milliarden sischen Markt. allein zwölf Millionen im verUS-Dollar gangenen März. Küchen gibt Wenn Burger und Pizzen fliegen soll das Gees in Berlin, München, Madrid, schäft mit dem Keatz-Gründer Paul Gebhardt Barcelona und Amsterdam. 100 Lieferessen hält eine aus kompostierbarem weitere Standorte sollen folgen. im Jahr 2030 Material hergestellte Schale in Dabei profitiert Keatz von dem wert sein, der Hand. „In einem normalen stark wachsenden Liefermarkt – schätzt die Restaurant denkt niemand davon heute 35 Milliarden Dollar Investmentbank rüber nach, wie das Essen nach auf 365 Milliarden Dollar im Jahr 15 Minuten Fahrradfahrt aus2030, schätzt die InvestmentUBS
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F otos: Anne Gärtner (2), Mark Garner, AFP, Getty Images
Die einen kochen … In der Berliner Großküche des Start-ups Keatz wird das Essen für die Auslieferung optimiert: Verpackung, Geschmack, Optik
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bank UBS. Die großen Plattformen sind gut finanziert: Lieferheld in Deutschland, Swiggy in Indien, Grubhub, Postmates und DoorDash in den USA. Auch sie haben inzwischen das lukrative Geschäft mit der Cloud Kitchen für sich entdeckt. Die Rideshare-Plattform Uber vermietet voll ausgestattete Küchen an Firmen, die ihre Marken über den Lieferdienst Uber Eats vertreiben möchten, und Deliveroo eröffnete im Vorjahr eine
Auch wenn das sinnvoll klingt, irgendetwas scheint zu fehlen. Sogar wir Deutschen mit unserer unterentwickelten Esskultur glauben, dass Liebe und Magen irgendwie zusammengehören. Das Gefühl muss dann eben per Marketingkonzept vermittelt werden. Da ist es hilfreich, wenn man genau weiß, was die Kunden wollen – wie Paul Gebhardt. Wer die Daten hat, hat die Macht. Das gilt für jede Branche, die
Keatz und andere Cloud Kitchens profitieren von der Generation der Millennials, die gern zu Hause bleiben. Sie schauen lieber Netflix, als ins Kino zu gehen, suchen ihre Affären auf Tinder und nicht an der Bar. Statt essen zu gehen, bestellen sie Sushi oder Kochboxen mit vorportionierten Zutaten. Am Wochenende, wenn Zeit zum Durchatmen ist, wird gern aufwendig für Freunde gekocht. Das sieht dann auch besonders lecker auf Instagram aus.
… die anderen liefern Was jetzt mit dem Fahrrad gebracht wird, könnte bald per Drohne einfliegen. Das glauben Paul Gebhardt und Dimitrios Ploutarchos (r.)
Küche mit zwölf Food-Marken in Hongkong. Die britische Firma bekam gerade einen hohen Millionenbetrag von Amazon, das schon in wenigen Monaten Pakete per Drohne ausliefern möchte. Irgendwann dann sicher auch Pizza oder Burger. Roboter bereiten schon bald Salat zu
Die Lieferdienste würden dadurch viel Geld sparen, weil die Lohnkosten für die Fahrer entfielen. Was auch Paul Gebhardts Start-up Keatz weiter voranbringen könnte. Um die steigende Zahl der Bestellungen zu bewältigen, setzt der Gründer auf die voll automatisierte Küche. „Roboter schweißen auch einen BMW zusammen, sie können problemlos Salate schnippeln und mischen“, sagt er. Beim Erzählen handelt er alle Themen schnell ab. Effizienter Typ. Seinen Geschäftspartner und Kumpel Dimitrios Ploutarchos kennt er vom Studium an der Otto Beisheim School of Management, die einen Großteil der Berliner Tech-Elite hervorbrachte. Die beiden planen eine Fertigungsstraße, auf der irgendwann mexikanische Burritos neben authentischem Thai-Curry von Robotern hergestellt werden. FOCUS 25/2019
durch Technologie revolutioniert wird. „Es kann sein, dass im Jahr 2030 die meisten Gerichte, die aktuell zu Auch für diese. „Wir haben eine Software entwickelt, die analysiert, was in Hause gekocht werden, aus riesigen welcher Stadt bestellt wird“, sagt er. Wo Cloud Kitchens kommen“, heißt es in der Studie der UBS. Bei der wachsenwird wonach gesucht? Nach welchen Kategorien und zu welcher Jahreszeit? den Zahl an Single-Haushalten könnten Entsprechend werden die Marken entsich sogar eigene Küchen in der Wohnung irgendwann nicht mehr lohnen. wickelt. Poke-Bowls seien gerade im Trend, Quinoa und Avocado nicht mehr. Dann, wenn es für Alleinstehende ebenAm Wochenanfang haben die Leute ein so günstig sein wird, Essen zu bestellen, schlechtes Gewissen und bestellen Salat, wie selbst zu kochen. „Vor 100 Jahren hat jeder seine Kleiam Wochenende eher Burger und Pizza. Im Moment beschränkt sich der selbst geschneidert. der Lieferboom vor allem auf Heute gibt es H&M oder Großstädte, es bestellen mehrZara. So könnte es auch mit heitlich Gutverdiener. Besondem Essen kommen, das ders in Deutschland, wo die irgendwann niemand mehr Menschen vergleichsweise selbst zubereitet“, meint wenig Geld für Essen ausgeGebhardt. „Immobilien ben. Doch die datengetriebene Essen galt lange als die im Wert von am schwierigsten zu digiOptimierung und Automation talisierende Branche. Und macht das Lieferessen langfriszehn Billionen tig billiger. Tech-Unternehmer, der Schritt weg von der eigeDollar können mit die Handel und Mobilität revonen Küche scheint groß, digitalen Gelutionierten, wollen nun Restaudenn Kochen ist individuell schäftsmodellen rants und Supermärkte neu erund stiftet Identität. Doch nutzbar werden“ die Revolution hat begonfinden. Wobei Cloud Kitchens nen. Sie kann überallhin stärker mit dem Supermarkt Travis Kalanick, Uber-Gründer konkurrieren, sagt Gebhardt. führen. n 61
Sportwagen-Fan Maximilian Viessmann, 30, ist seit einem Jahr Co-Chef der gleichnamigen Firma und sponsert die Formel E, bei der ausschließlich batteriegetriebene Rennwagen starten
Anlage auf dem Dach und ein Stromspeicher im Keller das Haus mit Wärme und Strom versorgen können. Bleibt Strom über, kann er ins Elektroauto eingespeist werden. Umgekehrt geht es auch. Ist ein E-Auto ans Haus angeschlossen, kann man es ebenfalls als zusätzliche Quelle für Strom und Wärme nutzen. Und weil unser Strom von der Sonne kommt, ist das System noch dazu CO2-neutral. Wie funktioniert Energie bei Ihnen zu Hause?
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Der Luft-Reiniger Der traditionsreiche Energiesysteme-Hersteller Viessmann bietet unter seinem Juniorchef verstärkt CO2 -neutrale Lösungen an DIE FIRMA
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s fehlt das Gebrüll. Das Aufheulen der Motoren. Bei der Formel E summt es stattdessen unter der Haube. Oben, auf der Tribüne beim 5. Deutschland E-Prix auf dem Tempelhofer Feld in Berlin, sitzt Maximilian Viessmann und beobachtet das Rennen. Der 30-Jährige verantwortet in vierter Generation als Co-CEO das Tagesgeschäft des Familienunternehmens Viessmann.
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Seit 102 Jahren steht der Name Viessmann vor allem für Wärme. Heute geht es darum, Wärme, Strom und Elektromobilität in einer Firma zu verbinden und dabei den Einsatz von erneuerbaren Energien zu fördern. Und weil dazu auch die Elektromobilität gehört, unterstützt Viessmann das Jaguar-Formel-E-Team. Der britische Autobauer hat sich nämlich ganz der Elektrifizierung seiner Flotte verpflichtet. Die Boliden des Rennstalls fuhren in Berlin auf die Plätze 12 und 22. Herr Viessmann, Ihr Unternehmen will sich vom Heiztechnik-Hersteller zum Gestalter sauberer Lebensräume wandeln. Was genau haben Sie vor?
Eines unserer Ziele ist es, die Mobilitätswelt mit der stationären Anwendung in Gebäuden zu verzahnen, auch in Haushalten. Das heißt, dass eine Photovoltaik-
Fahren Sie einen Benziner oder ein E-Mobil?
Wo immer möglich, nutze ich Carsharing-Dienste und versuche dabei, die E-Variante zu bekommen.
Das Auto ist aber nicht der Haupttreiber für die hohen CO2-Emissionen.
Nein. An erster Stelle steht der Energiesektor mit 45 Prozent. An der lebensfeindlichen Luftqualität sterben heute jährlich 4,3 Millionen Menschen. Zu den Top-Verschmutzern gehören vor allem Prozesswärme und uralte Wärmeerzeuger in gewerblichen und privaten Gebäuden und Haushalten, die teilweise über 30 Jahre alt sind und dringend modernisiert werden müssten. Wenn wir jetzt darüber reden, dass wir autonomes Fahren brauchen, weil wir eine Million Verkehrstote im Jahr haben, sage ich: Es gibt ein Thema, dem man sich viel intensiver widmen sollte – der Erzeugung der richtigen Luftqualität. Was unternimmt Viessmann da?
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ein integrierter Klimalösungsanbieter zu sein, weil wir zu einer CO2-Neutralisierung oder CO2-Senkung auf der globalen Ebene beitragen können. Ein gutes Beispiel ist unsere Brennstoffzelle, die unter der Nutzung von Wasserstoff nicht nur Wärme, sondern auch bis zu 6000 Kilowattstunden Strom im Jahr produziert. Das reicht aber nicht.
Die Energiewende ist mit bestehender Technologie ohne Weiteres machbar, denn FOCUS 25/2019
F oto: Jens Oellermann für FOCUS-Magazin
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Ich habe das große Glück, dass ich eine Viessmann-Brennstoffzelle im Keller stehen habe, die Strom und Wärme produziert. Und dass dort außerdem ein Batteriespeicher steht, der den PV-Strom speichert.
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die Produkte stellen wir schon heute zur Verfügung. Es gibt aber ein zentrales Element im Koalitionsvertrag, welches bis heute nicht umgesetzt wurde: die steuerliche Begünstigung, also die Absetzbarkeit energetischer Gebäudesanierung. Im Klartext heißt das: Der Gesetzgeber muss die Rahmenbedingungen und Anreize für eine Modernisierung umgehend ermöglichen. Und zwar nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die breite Masse. Solange das nicht iert, werden die zukünftigen Generationen die Folgen dafür tragen müssen. Im Gegensatz zu Deutschland wird das von anderen Volkswirtschaften bereits als Selbstverständlichkeit angesehen.
Ich kann den Unmut der nachkommenden Generationen nachvollziehen. Überhaupt nimmt das Bewusstsein aller Menschen für den Schutz unserer Umwelt zu. Meiner Meinung nach kann und muss jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leisten, die Lebensräume für zukünftige Generationen zu gestalten. Das ist der Auftrag, den wir alle haben.
Ich glaube, bei der Energiewende kommen wir nur voran, wenn wir die richtigen Produkte und das heißt vor allem die richtigen digitalen Dienste holistisch anbieten.
Sehr! In diesem Sinn führen wir auch unser Unternehmen.
Für wie sinnvoll halten Sie eine CO2-Steuer?
Es gibt Menschen, die die „Fridays for Future“-Demonstrationen der Kinder für mehr Klimaschutz ablehnen, weil die Kids Schulstunden veren. Wie sehen Sie das?
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Für Familienunternehmen wird es schwieriger, sich langfristig erfolgreich aufzustellen
John F. Kennedy sagte in seiner Amtsantrittsrede 1961: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“ Gilt der Satz heute noch?
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Maximilian Viessmann, Co-CEO des Familienunternehmens
Unterstützt die Politik ausreichend die Familienunternehmen?
Ich glaube, wir sind im Moment an einem Punkt, an dem die Regulatorik die soziale Marktwirtschaft teilweise derart überlagert, dass es für Familienunter-
nehmen schwieriger werden wird, sich langfristig erfolgreich aufzustellen. Das muss sich ändern. Je weniger die Politik in die marktwirtschaftlichen Mechanismen eingreift, desto besser können wir die richtigen Lösungen für die Bedürfnisse unserer Kunden entwickeln. Deutschland als Industriestandort und Europa als relevanter Kontinent müssen in einer digital vernetzten Welt auch in der Zukunft wettbewerbsfähig bleiben. Das sehe ich aktuell bedroht. Da ist viel Luft nach oben.
Herr Viessmann, Sie wurden im Januar 2018 Co-CEO des Unternehmens. Ihr Vater ist Chairman. Was bewundern Sie an ihm?
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m Zentrum der Anlegerstrategien stehen schon seit Jahren die Tech-Werte. Die heimlichen Stars an den Kapitalmärkten sind derzeit – gerade auch in der TechHochburg US – wenig spektakuläre Sektoren wie die Versorger. Der BranchenIndex erklimmt ein Hoch nach dem anderen. Die Stärken liegen im stabilen Geschäftsmodell und den Dividenden, die in Zeiten sinkender Zinsen an Attraktivität gewinnen. Pkte 800 750 700 650 600 2016
2017
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Quelle: Finanzwoche
Deal der Woche
Signa schluckt Galeria ganz
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as Unternehmen Signa des österreichischen Investors René Benko (Foto) übernimmt den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof komplett. Dazu erwirbt Signa, das bereits Mehrheitsgesellschafter ist, vom bisherigen Co-Eigentümer Hudson’s Bay aus Kanada dessen 49,99-Prozent-Anteil. Kaufpreis: rund eine Milliarde Euro. Durch den Schritt sollen unter anderem die deutschen Galeria-Immobilien effizienter genutzt werden. 64
Demografie-Fonds
Glänzende Geschäfte mit Senioren Weltweit nimmt die Zahl ältererer Menschen zu, die aktiv leben und ausgabefreudig sind – ein internationaler Fonds bündelt die Profiteure
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ur Mitte des Jahrhunderts dürften erstmals genauso viele alte wie junge Menschen auf der Erde leben – jeweils zwei Milliarden. Dies wird sich erheblich auf das Arbeitsangebot, die Nachfrage nach Gesundheits- und Sozialdiensten, Spar- und Verbrauchsmuster, das Wohnen, den Verkehr sowie das Freizeitverhalten auswirken. Und damit zeigt der Trend massive Folgen für die gesamte Wirtschaft. Das beginnt schon beim privaten Konsum: Wer länger lebt, kauft mehr ein. So werden bereits in zehn Jahren die Einkäufe von Menschen im hohen Alter die Hälfte der japanischen und amerikanischen Wirtschaftsleistung ausmachen, schätzen Fidelity Global Demographics A
prozentuale Entwicklung seit 1.1.2014, auf Euro-Basis, inkl. Dividenden Quelle: Finanzen100
% +90 +70 +50 +30
MSCI-All-Countries
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Viele Gewinner Der Fonds bündelt erfolgreich die Profiteure der demografischen Entwicklung
Experten. Mehr Silver Ager bedeuten gute Geschäftschancen nicht nur für die Anbieter von Kreuzfahrten, sondern auch im Gesundheitswesen oder bei Unternehmen aus der Finanzbranche, dem Immobilienmarkt und dem Einzelhandel, die sich auf die große Käufergruppe einstellen. Das heißt konkret: Mit neuen Behandlungsmethoden und mehr Digitalisierung kann der zu erwartende Kostenzuwachs im Gesundheitswesen verlangsamt werden. Banken oder Versicherer werden mehr Lösungen anbieten, mit denen junge Erwerbstätige für ihren längeren Lebensabend vorsorgen können. Autobauer werden die Mobilität der Senioren mit RoboTaxis und selbstfahrenden Autos erhalten. Das globale Potenzial wird durch Einkommenssteigerungen in Schwellenländern, in denen 86 Prozent der Weltbevölkerung leben, deutlich steigen. Der Fonds Global Demographics von Fidelity setzt gezielt auf Aktien von 50 bis 70 Firmen weltweit, die von diesem gut prognostizierbaren Megatrend profitieren – darunter derzeit: Boston Scientific (Medizintechnik), CSL (Biotech) oder Alphabet (u. a. autonomes Fahren). Der Fonds legte sogar in den vergangenen zwölf schwachen Börsenmonaten um 4,1 Prozent zu (Chart, ISIN: LU0528227936).
FOCUS 25/2019
F otos: R. Eiamworakul/Unsplash, Signa, Texte zur Kunst GmbH & Co. KG lllustration: Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
Dow-Jones-Versorger-Index
Jung geblieben Die Zahl aktiver älterer Menschen steigt, das hilft ausgewählten Firmen
Tipp der Woche
Die Alleskönner von Swatch
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ie Swatch Group ist den meisten Anlegern nur als Hersteller von Uhren bekannt. Dieser Markt schwächelt derzeit. Doch die Schweizer können weitaus mehr. So fertigen sie den weltweit kleinsten Bluetooth-Chip und RFID-Chips, die ohne eigene Stromversorgung auskommen. Beide setzen bei der Reichweite Maßstäbe. Daneben bietet die Firma hochsensible interaktive Displays sowie optische und drucksensible Sensoren oder Komponenten für Augmented-Reality-Brillen an. Die Batterie-Sparte hat hochleistungsfähige Feststoffbatterien sowie flexible Zellen mit einer maximalen Höhe von 0,5 Millimetern entwickelt. All das sind Komponenten, die bei der Vernetzung von Geräten im Internet der Dinge, bei technisch-funktionaler Kleidung oder in der Medizintechnik eine zentrale Rolle spielen, da hier geringe Baumaße und Energieeffizienz unerlässlich sind. Zu den Hardware-Produkten kommen für den boomenden Markt der Smartwatches ein eigenes bargeldloses
Bezahl- sowie Betriebssystem. Allein 2018 hat die Gruppe 212 neue Patente angemeldet. Dank der hohen freien Finanzmittel bietet sich für das Unternehmen die Möglichkeit, zu investieren und diese Neuerungen auch zu marktreifen Produkten zu entwickeln. Klar, das Uhrengeschäft wird weiterhin den Schwerpunkt bilden, und es ist eine Herausforderung für Swatch, zu alter Wachstumsstärke zurückzufinden. Aber es gibt dank neuer Geschäftsfelder gute Chancen, dass das gelingt. Swatch Group
Euro
Quelle: Finanzen100
500 400 300
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Heftige Korrektur Viele Bankanalysten halten den Kursrutsch bei Swatch für überzogen
Zahlen, bitte
15 Millionen
Kunst-Tipp
Viele bunte Fernsehbilder
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elen Marten macht aus Alltagsgegenständen Skulpturen. Dafür erhielt die 34-jährige Britin 2016 den renommierten Turner Prize. Die Zeitschrift „Texte zur Kunst“ bietet ihre Lithografie „Satellite TV“ (2019) für 480 Euro an. Das Blatt zeigt einen Jungen vor einer staunenden Menge in neun Farbtönen. Maße: 40 √ 60 cm. Auflage: 100.
FOCUS 25/2019
Haushalte in Deutschland haben die Möglichkeit, superschnelle Datenleitungen mit mindestens einem Gigabit pro Sekunde zu nutzen. Das entspricht laut TelekommunikationsBranchenverband VATM einem Plus von zehn Prozent im ersten Halbjahr. Allerdings wird erst ein Viertel dieser Anschlüsse tatsächlich verwendet.
Die Kolumne von Frank Pöpsel, Chefredakteur von FOCUS-MONEY
Hier stimmt was nicht!
Ein Grundrecht auf Zinsen? Stellen Sie sich vor, Sie betreiben ein
Wellness-Hotel: Ihre Anlage liegt in einer idyllischen Gegend, und die zahlreichen Gäste können sich in Ihrem großen Obstgarten wunderbar entspannen. Plötzlich beschließt die Gemeinde, eine vierspurige Bundesstraße direkt an Ihrem Grundstück entlang zu bauen. Wie würden Sie reagieren? Natürlich empört! Sie würden versuchen, die Bundesstraße zu verhindern oder zumindest eine Entschädigung, etwa in Form eines anderen Grundstücks, vor Gericht zu erstreiten. Die Grundlage dafür finden Sie in Artikel 14 des Grundgesetzes. „Das
Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet“, heißt es darin. Aber es hat Ihnen doch keiner Ihr Eigentum weggenommen? Das nicht, aber aus dem Recht am Eigentum, so der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, leitet sich auch das „Grundrecht auf ertragfähiges Eigentum“ ab. Und Ertrag könnten Sie mit Ihrem Wellness-Hotel am Rande der Bundesstraße sicher nicht mehr erzielen. Treiben wir das Gedankenspiel weiter.
Ob Sie mit Ihrem Geld ein Wellness-Hotel bauen, in Aktien oder in Festgeld anlegen, bleibt natürlich Ihnen überlassen: Sie haben immer ein Recht darauf, dass Ihnen der Staat die „Ertragsfähigkeit“ Ihres Eigentums nicht wegnimmt. Was heißt das für Sparer? „Wesentliche Anlageformen sind mit der EZB-Zinspolitik ertraglos geworden“, kritisierte Kirchhof in einem Interview. „Das Verfassungsrecht verspricht jedem Bürger, dass ihm sein Finanzkapital - 50 000 Euro, 100 000 Euro - jährlich einen Ertrag bringt. Dieses Versprechen wird nicht mehr erfüllt.“ Sein Fazit: „Eine Kernidee des Privateigentums ist abgeschafft.“ Mindestens bis 2020 – denn früher kommt die Zinswende laut EZB-Chef Mario Draghi nicht.
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Abnehmen ist einfach... Ja richtig, man muss nur weniger Kalorien aufnehmen als man verbrennt. Tausende haben das schon geschafft. Aber haben auch wieder zugenommen. Also suchen wir alle nach dem Königsweg bei dem wir lecker essen können aber nicht dicker werden, oder sogar noch abnehmen. Es ist und bleibt ein ständiger Kampf, obwohl wir mit unzähligen Theorien und Strategien zur Gewichtsabnahme von mehr oder weniger seriösen „Experten“ überhäuft werden.
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chön wäre es, wenn wir uns nicht anstrengen müssten, um das abgenommene Gewicht zu halten, sondern es einfach bleiben würde. Dazu müsste der Stoffwechsel lernen während und nach einer Diät mehr Kalorien zu verbrennen. In Hungerperioden (also auch bei einer Diät oder kalorienreduzierter Kost) tut er nämlich genau das Gegenteil. Und wir müssen lernen
Auf das Timing kommt es an Für viele von uns ist das abendliche Essen die Belohnung für einen langen Tag. Dadurch nehmen die meisten von uns den überwiegenden Teil der Kalorien am Abend auf. Der Körper wird also doppelt belastet: Zu den nächtlichen „Restrukturierungs-Maßnahmen“ kommt auch noch die Verdauung hinzu. Steht dem Stoff wechsel aber nicht genug Protein und Energie für die lange Nacht zur Verfügung, wachen wir öfter auf und fühlen uns zerschlagen. Ersetzt man die letzte Mahlzeit des Tages durch einen Almased-Drink mit etwas mehr Pulver als üblich, spart man viele Kalorien, schläft besser und wacht erholter auf. Ein „Selbst-Test“ lohnt sich.
wenige Fette und ungesunde Zucker zu uns zu nehmen. Dazu kann man zum Beispiel gesunde Zucker nutzen, mit einem niedrigen glykämischen Index, damit der Appetit auf ungesunden Zucker gar nicht erst entsteht und man länger leistungsfähig und konzentriert bleibt. So braucht man nicht laufend Zucker „nach zu futtern“ und der Blutzuckerspiegel bleibt konstant. Neue Erkenntnisse Vor einiger Zeit haben die Ernährungswissenschaftler der Universität Freiburg mehrere Diätprogramme auf ihre Wirksamkeit getestet. Eine Diät schnitt überraschend besser ab. Die Gewichtsabnahme erfolgte schnell und ohne Jo-Jo-Effekt. Auf Grund dieses herausragenden Ergebnisses hat sogar das bekannte amerikanische Fachmagazin „International Journal of Obesity“ darüber berichtet. Eine wichtiger Teil dieses Programms ist Almased (in Apotheken erhältlich). Es wurde seinerzeit von einem Heilpraktiker entwickelt, um den Stoffwechsel seiner Patienten zu optimieren und somit das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Heute ist es das beliebteste Mittel zur Gewichtsabnahme in Deutschland und wird von Apothekern am häufigsten empfohlen. Jetzt haben Experten der Universität in Edmonton Almased dem Härtetest unterzogen. In der sogenannten „Stoff-
wechsel-Kammer“ wurde geprüft was Almased tatsächlich leistet. Erste Ergebnisse wurden anlässlich des ECO 2018 in Wien vorgestellt. Sie beweisen, dass nur ein Almased-Drink pro Tag nicht nur den Grundumsatz (Kalorienverbrauch – ohne dass man etwas tut) steigert, sondern auch das Körperfett wesentlich früher zur Energiegewinnung herangezogen wird als bei einer alternativen Ernährung. Fazit: Almased kann helfen Schon ein Almased-Drink pro Tag steigert den Kalorienverbrauch wie etwa
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WISSEN
Während ein Alzheimer-Medikament nach dem anderen beim Zulassungstest versagt, entschlüsseln Forscher, wie der richtige Lebensstil dem geistigen Abbau entgegenwirkt TEXT VON KURT-MARTIN
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MAYER
FOCUS 25/2019
Katja K. aus Graz Ich bin jetzt am Ende meines Jura Studiums und habe über die Jahre viel Stress mithilfe von Essen, Zwischensnacks und Heißgetränken bewältigt. Nach 3 Jahren hatte ich nicht nur 10 Kilo zugenommen, sondern konnte mich auch seelisch für nichts mehr motivieren. Im Sommerurlaub 2016 hatte ich dann gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann. Auch wenn ich beruflich meine Leistungen erreicht hatte, war ich mit meinem Leben sehr unzufrieden. Ich habe mich zuhause verkrochen und mich immer unter weiten Kleidern versteckt. Meine Mutter, die Almased seit Jahren nimmt, hat mir dann eine Dose geschenkt und zu mir gemeint, ich solle eine 3-wöchige Kur damit mal ausprobieren. Ehrlich gesagt habe ich am Anfang nicht geglaubt, dass mir ein Produkt helfen könnte mich wohler zu fühlen. Gesagt, getan. Nach 5 Tagen ist der Effekt eingetreten, dass ich morgens wieder Lust hatte aufzustehen, mehr Energie hatte und auf Zwischensnacks verzichten konnte, da ich nicht das frustartige Verlangen danach verspürte. Ich habe meine über Jahre angefressenen 10 Kilo durch Almased abgespeckt und bin sehr dankbar. Ein echt tolles Produkt, dass Dir dabei hilft, sich nicht nur körperlich toll zu fühlen, sondern vor allem auch seelisch.
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30 Minuten auf dem Laufband. Es kann also dafür sorgen, dass einmal abgenommenes Fett auch abgenommen bleibt. Man könnte annehmen, dass das in Almased unter anderem nachgewiesene bioaktive Peptid „Lunasin“ dabei eine wichtige Rolle spielt. Leider ist es Almased durch die sog. Health-ClaimsVerordnung gesetzlich verboten über viele weitere gesundheitliche Vorteile, die durch die einzigartige Rezeptur und das besondere Herstellungsverfahren entstehen und wissenschaftlich belegt sind, zu informieren. Daher: „Probieren geht über studieren“.
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TITEL
P wie planlos
F oto: Steffen Roth für FOCUS-Magazin
Kognition bedeutet, Information aufzunehmen und zu verarbeiten. Demenz blockiert diesen Prozess. Außerdem zieht die Krankheit das Gedächtnis in Mitleidenschaft
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a war doch was. Aber was? Was wollte ich als Nächstes erledigen? Und wie lautet dieses Wort noch mal? Der Name dieser Person, Moment mal … verflixt, erst gestern habe ich mich mit ihr unterhalten! Von verstörenden Eindrücken berichten Menschen, wenn sie das Gefühl überkommt, dass ihnen immer öfter Wörter, Erinnerungen und Begriffe entgleiten: Als ob man Schmetterlinge zu fangen versucht und stets ins Leere greift; als ob man auf ein Ufer zuschwimmen will, während einen die Strömung in die Gegenrichtung zieht; als ob man in einem Multiplex-Kino sitzt, in dem plötzlich mehrere Filme gleichzeitig auf einen einwirken, weil die Wände zwischen den Sälen verschwunden sind. Einen Einblick in den Prozess gewährte kürzlich Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer, 73. Beckenbauer gestand in einem „Bunte“-Interview, dass er 69
keinem Match mehr von Anfang bis Ende zu folgen vermag. „Früher konnte ich dir hinterher jeden einzelnen Spielzug beschreiben, heute rauscht das Spiel an mir vorbei.“ Der Neurologe Richard Dodel betreut mit seinem Team am Geriatriezentrum Haus Berge und an der Universitätsklinik in Essen jährlich mehr als 1100 Menschen, die wissen wollen, ob ihre Gedächtnislücken schon krankhaft sind. Knapp ein Drittel seien noch keine 65 Jahre alt. In sogenannten Gedächtnissprechstunden wenden die Ärzte etablierte Tests an, bitten etwa, Bäume und Uhren zu zeichnen, und schlagen fallweise weiterführende Untersuchungen vor. Am Ende kann die Diagnose Alzheimer lauten. Häufiger stecken die Ratsuchenden aber in einem Stadium, das Mediziner als SCD bezeichnen (subjective cognitive decline, subjektive kognitive Beeinträchtigung) oder als MCI (mild cognitive impairment, die etwas ernstere leichte kognitive Störung). Gegen diese beiden Vorstufen der Demenz lässt sich, anders als gegen Alzheimer, viel Sinnvolles unternehmen. Nicht jede Demenz ist Alzheimer
An Alzheimer leiden in Deutschland rund 1,2 Millionen Menschen. Es werden mehr – insbesondere deshalb, weil die durchschnittliche Lebenserwartung steigt. Wir sollten uns aber nicht nur wegen dieser Krankheit sorgen, wenn wir vergesslicher werden. Alzheimer ist keine natürliche Folge des Alterns, sondern ein spezifischer Prozess. Auch wer nicht betroffen ist, baut mit den Jahren ab, denkt langsamer und behält weniger im Gedächtnis. Auf Medikamente sollte man heute und in naher Zukunft nicht hoffen. „Wir haben nichts“, sagt der Neurologe Dodel und meint, dass kein vorhandenes Arzneimittel die krankhafte Alzheimer70
diese ist, spielt für die Studienautoren nicht die entscheidende Rolle. Zwar kommen sie zu dem Schluss, dass Ausdauertraining am meisten bringt, halDemenz wie auch jede andere Form ten aber auch Kraftübungen und der Hirnalterung Mischformen für nützlich. Wem es vor öden, manchmal nassen rückgängig machen kann. In und kalten Laufrunden graut, kann etwa Judo lernen, Seniorenden vergangenen Monaten erlebten mehfußball spielen oder öfter tanzen gehen. rere Pharma-Firmen mit einer Reihe Bedeutender als die Wahl der Sportvon Arzneimittelkandidaten, die Alzart ist für die WHO die Trainingsdauer. heimer in einem frühen bis mittleren Selbst Menschen über 65 Jahren rät sie, Stadium stoppen sollten, ein Desaster sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat – oder halb so lange intensiv – nach dem anderen. Die Zulassungssportlich zu betätigen. studien brachten nicht die erhofften Der hohe Stellenwert, den die Studie Ergebnisse und wurden abgebrochen. Dafür prosperiert die Suche nach dem Sport einräumt, mag ein wenig überwirksamen Alltagsinterventionen, raschen. In vielen Untersuchungen der kleinen, in ihrem Zusammenspiel vergangenen Jahre zeigte sich etwa, dass effektiven Abhilfen. Richtiges Essen, körperliche Anstrengung allein kaum mehr Bewegung, guter Schlaf, sinnschlanker macht. Aber die Wirkung auf das Gehirn hängt nicht vom Fettabbau volle Hobbys, die richtige Einstellung zur Arbeit – das schont zunächst ab. Gerät das Herz-Kreislauf-System Lunge und Herz, bringt Hormone ins auf Touren, produziert der Körper mehr nützliche Hormone und WachstumsfakGleichgewicht, verbessert die Bluttoren. Der bekannteste heißt BDNF, der werte oder stärkt Muskeln und Gelenvom Gehirn stammende (brain-derived) ke. Am Ende aber profitiert auch neurotrophe Faktor. Das Protein wirkt im und besonders das Gehirn davon. Hippocampus, in der Großhirnrinde und Die nur 1,3 Kilogramm schwere Direktionsetage hat einen Anteil von dem Vorderhirn, in Regionen also, die 25 Prozent am Gesamtenergieverbrauch an Gedächtnisbildung und abstraktem des Körpers. Sie stellt nicht nur die Denken beteiligt sind. Nachdrücklich rät die WHO vom Rauhöchsten Ansprüche, sondern ist auch mit allen Teilen des Organismus verchen ab. Das mag ebenfalls ein wenig netzt. Die beste Medizin für das Gehirn verblüffen, zeigten doch Studien, dass ist der richtige Lebensstil. Nikotin zumindest in jungen Jahren das Gehirn aktiviert. Ältere Raucher Bewegung ist die Nummer 1 aber werden offenbar eher Vor Kurzem legte die WHO, dement, wahrscheinlich weil die WeltgesundheitsorganiInhaltsstoffe des Tabaks Blutsation in Genf, Richtlinien gefäße schädigen. zur Risk Reduction geistigen Großen Einfluss, so die Abbaus vor. Das 400-SeitenExperten aus Genf, habe Konvolut enthält mehr als auch der Blutdruck, und zwar eine Liste von Ratschlägen. gerade in mittleren Jahren. Penibel gewichten die WHOWährend viele Mediziner Experten jede Handlungsaneine aggressive »Rund 30 Pro- argwöhnen, leitung nach ihrer wissenBlutdrucksenkung im Alter zent jener, die könnte mehr schaden als schaftlichen Vertretbarkeit, der sogenannten Evidenz. nützen, ergaben Hirnaufnahihr GedächtSie haben für jede ihrer Empmen von mehreren Hundert nis untersufehlungen mehrere Dutzend Probanden in einem Durchchen lassen, Studien nach Belegen für die schnittsalter von knapp 40: jeweilige Wirkung auf das Das Gehirn von Menschen sind jünger Gehirn ausgewertet. mit Bluthochdruck (ab etwa als 65 Jahre« Ganz oben in der Empfeh140/90 mmHg) altert schnellungsliste steht die körperler. Im MagnetresonanztomoRichard Dodel, Univerliche Aktivität. Welcher Art sitätsklinik Essen grafen sieht es dann so FOCUS 25/2019
F otos: Steffen Roth für FOCUS-Magazin, mauritius images, UDE/Frank Preuß
WISSEN
TITEL Befeuert durch Sinneseindrücke Die Mikroskopaufnahme zeigt einen Teil der Großhirnrinde. Hier kommen Sinneseindrücke an. Der Cortex enthält vor allem Pyramidenzellen, besonders große Nervenzellen. Wenn wir schlafen, rasten sie
Erregungsüberträger Axone leiten Impulse weiter. Im Körper, etwa im Rückenmark, erreichen sie bis zu einen Meter Länge
Signalempfänger Die baumwurzelähnlichen Nervenzellfortsätze heißen Dendriten. An ihnen hängen die pilzförmigen „Dornen“, an denen die Synapsen mit anderen Zellen Informationen austauschen
FOCUS 25/2019
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BL I N DBL I N D
So entsteht Alzheimer-Demenz Zwei Proteine setzen Nervenzellen außer Gefecht. Unklar ist, was davor geschieht. Sind Verletzungen der Auslöser, die Gene oder gar noch nicht überführte Erreger? Signalweg durch das Gehirn Gehirn
Schaltstelle Gesunde Nervenzellen bestehen aus einem Zellkörper und mehreren Arten von Fortsätzen – Dendriten, Neuriten, Axonen.
Synapsen Über diese Strukturen leiten Nervenzellen Informationen weiter.
erkrankte Hirnzelle
Tau-Fibrillen So heißen die kleinen Fasern, die aus fehlerhaften Tau-Proteinen entstehen. Auch sie bilden Bündel, die Nervenzellen einschränken.
1,7
Alzheimer-Plaque Beta-Amyloid
1,2
Millionen Menschen in Deutschland haben die Alzheimer-Demenz. 12 bis 15 Prozent der Bevölkerung und 40 Prozent der Erkrankten tragen das risikofördernde ApoE4-Gen 72
gesunde Hirnzelle
Millionen Menschen in Deutschland gelten als demenzkrank. Die meisten sind älter als 65 Jahre Tau-Protein Im gesunden Gehirn stabilisiert es die Signalund Transportwege (Mikrotubuli). Bei der Alzheimer-Krankheit verliert das Protein diese Fähigkeit.
Atrophie So nennen die Mediziner das Schrumpfen einer Gewebestruktur. Bei der AlzheimerDemenz kann sie sehr ausgeprägt sein. Der Hohlraum zwischen Gehirn und Schädelknochen wird immer größer. In einem späten Stadium kann das Gehirn eines Kranken nur noch zwei Drittel seiner ursprünglichen Größe aufweisen.
Ein schleichender Prozess Während die Hirnrinde verkümmert, erweitern sich die Kammern, die Hirnflüssigkeit enthalten: schematische Darstellung eines Gehirns vor, zu Beginn und mit ausgeprägter Alzheimer-Demenz. FOCUS 25/2019
Quellen: alzheimer-forschung.de, Helmholtz Perspektiven 02/19; MPG; Discover 03/15
Plaques Die Verbindung BetaAmyloid wird im Körper ständig erzeugt. Bei schweren Gehirnverletzungen etwa und bei Alzheimer zeigt das Protein die Tendenz, sich an Nervenzellen zusammenzuballen. Diese Ablagerungen (Plaques) sind giftig und unterbinden die Kommunikation zwischen den Zellen.
Mikrotubulus
Gehirnzelle
F otos: Steffen Roth für FOCUS-Magazin, Magnus Schult
TITEL
zuckerärmer, verzichtete häufiger auf Alkohol und nahm weniger der besonaus wie das Gehirn mehrere Jahre älteders gefährlichen Transrer, gesunder Studienteilnehmer. fettsäuren zu sich. Hauptsächlich bestand ihre Wenn das Hirn schrumpft Kost aus Obst, Gemüse, Zu allen anderen überprüften Einflüssen, Vollkornprodukten und vom Fettabbau über Kopftraining bis zur Rapsöl, dazu mindestens Behandlung einer möglicherweise vorzweimal die Woche Fisch handenen Depression, äußern sich die und ein NahrungsergänWHO-Experten nicht so eindeutig. Die zungsmittel: Vitamin D. wissenschaftliche Evidenz sei da jeweils Dazu kamen Ausdauerund Krafttraining, außernicht so klar, heißt es in dem Bericht. Andere Untersuchungen zeigen, dass dem Übungen zur Körperbalance, ungefähr im solche Faktoren das Gehirn sehr wohl prägen, wenn man sie kombiniert. Ausmaß der von der WHO Ein Team um Svenja Caspers etwa, empfohlenen 150 Minuten. Und schließlich erhielt dieeine junge, mehrfach ausgezeichnete Neurowissenschaftlerin von der ser Teil der Probanden einen Universität Düsseldorf und dem ForKurs zu mentalen Entspanschungszentrum Jülich, veröffentlichnungstechniken und ein Computerprogramm, mit te im Februar in „Nature Communications“ eine Studie zu miteinander dem regelmäßig Gedächtverknüpften Einflüssen. Bei 550 Teilnis und Denkgeschwindigkeit trainiert werden nehmern zwischen 55 und 85 Jahren erhoben die Experten den Tabak- und sollten. Bei allen Teilnehmern wurAlkoholkonsum, die körperliche Aktivität und die Anzahl sozialer Kontakte. Die den regelmäßig Herz und Kreislauf Angaben verglichen Caspers und ihre untersucht. Nach zwei Jahren wiederKollegen mit Hirnscans. Beim Faktor holten die Studienautoren einen bereits Rauchen zeigte sich ein komplizierter anfangs durchgeführten Gehirntest. Zusammenhang, der darauf hindeuteBeide Gruppen hatten ihre kognitiven Fähigkeiten verbessert, die angeleitete te, dass sich das Gehirn älterer Raucher mehr anstrengen muss, um eine bestimmaber um ein Viertel mehr als die Kontrollte Leistung zu erbringen. Klarer waren gruppe. Die Studienautoren kamen zu die anderen Ergebnisse: Wer viel trank, dem Schluss, dass die Kombination aus sich wenig bewegte und selten unter die gesünderem Essen, mehr Bewegung und Leute kam, wies ein reduziertes HirnKopftraining das Risiko, geistig abzuvolumen auf. bauen, um 30 Prozent senkEine bahnbrechende Stute. Denkaufgaben lösten die, die in Finnland stattdie Aktiven sogar dreimal fand, untersucht, wie sich schneller. Eine Untergrupdie Lebensführung auf die pe, bei der die Forscher ein Gehirnentwicklung im Alter genetisch erhöhtes Alzheiauswirkt. Konzipiert wurde sie mer-Risiko festgestellt hatam weltberühmten Karolinste, profitierte noch stärker ka-Institut in Stockholm. Die von dem Training. Dass auch Autoren beobachteten 1260 die untätigen Teilnehmer »Vielleicht ist Menschen aus Helsinki und am Ende ein wenig besser die Annahme anderen Städten, die wegen abschnitten als zu Beginn, gesundheitlicher Probleme lag wohl daran, dass sie falsch, dass wie Bluthochdruck ein leicht sich wegen der KontrollunBeta-Amyerhöhtes Demenzrisiko hattersuchungen stärker mit loid-Proteine dem Thema beschäftigten ten. Die Probanden waren und einige Gewohnheiten zwischen 60 und 77 Jahre alt. Alzheimer Die Hälfte der Teilnehmer änderten. auslösen« pflegte zwei Jahre lang einen Die Ergebnisse belegten, gesünderen Lebensstil. Diese „dass eine Kombination Agnes Flöel, Gruppe ernährte sich fortan aus gesünderer Ernährung, Neuro, Greifswald FOCUS 25/2019
Sport, geistiger und sozialer Förderung sowie der Kontrolle möglicher HerzKreislauf-Probleme die kognitive Leistungsfähigkeit von über 60-Jährigen deutlich verbessern kann“, fassen die Studienleiter, die Geriaterin Miia Kivipelto und der Psychologe Krister Hakansson, zusammen. Der Mediziner Dodel, der täglich die Frage beantworten muss, was gegen den geistigen Abbau hilft, bestätigt, dass die Studie diese Aussage zulässt. Allerdings sage die finnisch-schwedische Arbeit nichts darüber aus, wie sich das Erinnerungsvermögen verbessern oder bewahren lässt. Das könnte besonders daran liegen, dass sie eine wichtige Variable nicht berücksichtigte. Ein für das Gedächtnis entscheidender Faktor, der bei dem finnischen Versuchslauf keine Rolle spielte, ist der Schlaf. Müllabfuhr nur im Schlaf
Wer zu wenig schläft, wird fahrig, kann sich nichts merken und neigt zu unmotivierten Gefühlsausbrüchen. Aber sind solche Ausfälle nur vorübergehend? Im Jahr 2013, also in wissenschaftlicher Zeitrechnung erst kürzlich, entdeckte die dänische Neurobio Maiken Nedergaard jedenfalls das glymphatische System im Gehirn. In dem Wort stecken die Gliazellen, die neben den Neuronen häufigsten Hirnzellen, und die Lymphflüssigkeit, die im Körper den Abfall abtransportiert. Ins Gehirn gelangt sie nicht. Das Mega-Kraftwerk im Kopf produziert täglich rund sieben Gramm abgenutzter Proteinmasse. Wird sie nicht entsorgt, häuft sie sich an. Das führt nicht nur zu Alzheimer, sondern auch zu Parkinson und anderen Neuro-Krankheiten. In anatomischen Studien und Tierversuchen entdeckten Nedergaard und ihre Mitarbeiter in Kopenhagen und Rochester/USA einen kleinen Raum bei den Blutgefäßen des Gehirns, durch den Liquor fließt, die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit. 73
WISSEN
Erhöht Übergewicht das Demenzrisiko?
Wenn man mit 40 oder 50 nicht zur Ruhe kommt, sollte man das also nicht auf sich beruhen lassen oder bloß Schlaftabletten schlucken. Schlechter Schlaf stört offenbar den Gedächtnisbildungsprozess während des Schlummerns. Lerninhalte, die man sich sonst merken würde, gehen unter diesen Umständen häufig doch noch verloren. Ein weiteres Gesundheitsproblem, das das Demenzrisiko erhöht, tritt schon in jungen Jahren immer häufiger auf. Auch wenn die WHO die Evidenz nicht ganz so überzeugend findet, deuten zwei aktuelle wissenschaftliche Arbeiten auf einen Zusammenhang mit der Körperfülle und den Blutfettwerten hin. Beide beruhen auf Daten der UK Biobank, einer Sammlung detaillierter Gesundheitsangaben zu rund 500 000 Briten und Nordiren aus den Jahren 2006 bis 2010. In beiden Analysen, vorgenommen an Datensätzen von knapp 10 000 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren und mehr als 12 000 Teilnehmern mit durchschnittlich 62 Jahren, korrelierte mehr Gewicht mit weniger grauer Substanz im Gehirn. Sie enthält die Nervenzellkörper, während die weiße Substanz, die Verbindungsfa74
In Bochum entsteht ein Bluttest zur Früherkennung
Acht Jahre Vorlauf Nachdem mehrere Kandidat-Wirkstoffe gegen Alzheimer versagt haben, herrscht die Überzeugung, dass Arzneimittel nur ganz früh helfen können. Erste Anzeichen
zu erkennen ist derzeit aber sehr aufwendig. Ein Team um den Bochumer Biophysiker Klaus Gerwert entwickelt einen Bluttest, der einen Vorboten – die Fehlentwicklung bestimmter Proteine – acht
sern, die sogenannten Axone umhüllt. tomen feststellen, zwar arbeiten mehDarüber hinaus gibt es Hinweise, dass rere internationale Gruppen, darunter deutliches Übergewicht die Funktion des eine in Bochum (s. o.), an Bluttests, die Frontallappens der Großhirnbis zu 16 Jahre im Voraus rinde beeinträchtigt. Das ist anschlagen sollen. Weil aber eine jener Regionen, in der Medikamente fehlen, die die Entscheidungen fallen, auch Krankheit aufhalten, ist das Interesse an der Früherkenjene über die Nahrungsaufnahme. Fett macht willenlos, nung nicht so groß, wie es fehlende Kontrolle macht fett sein könnte. – ein perfekter Teufelskreis Das möchte Klaus Gerwert wäre das. ändern. Er hat den BochuEin Widerspruch fällt an mer Bluttest auf Alzheimer diesem Punkt auf. Beginnt der »Die Industrie entwickelt. Jene Antikörpergeistige Abbau recht bald im Medikamente, die in den sollte meinen Leben, müsste das eigentlich vergangenen Monaten so Test nutzen, eine bessere Früherkennung spektakulär versagt haben, ermöglichen. Doch da halten könnten sich bei früherem um Medisich die Mediziner zurück. Einsatz als wirksam erweikamente zu sen. Gerwert: „Ich biete der Zwar lassen sich alzheimerentwickeln« typische Veränderungen in Pharma-Industrie an, ihre Gehirnaufnahmen bis zu 25 Antikörper, die bei AlzheiKlaus Gerwert, Biophysiker, Bochum Jahre vor den ersten Sympmer-Patienten nicht wirkten, FOCUS 25/2019
F otos: Steffen Roth für FOCUS-Magazin, K. Gerwert, A. Nabers/RUB, Kramer/RUB
Diese Flüssigkeit sickert durch das Organ, räumt auf und übergibt den Abfall an das Lymphsystem. Die finalen Entsorger sind Leber und Nieren. Im Schlaf, so zeigten die Studien, weitet sich die Eintrittspforte für die Flüssigkeit, und die Aktivität des glymphatischen Systems vervielfacht sich. Es gibt sogar Hinweise, dass die zerebrale Müllabfuhr nicht nur die außerhalb der Gehirnzellen sich bildenden Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid, sondern auch die in den Zellen überhandnehmenden Tau-Fasern mitnimmt. Ansammlungen von Beta-Amyloid und krankhaftes Tau sind auf molekularer Ebene die augenscheinlichsten Charakteristika von Alzheimer (s. Grafik S. 72). Nun schlafen die meisten Menschen im Alter, wenn schon nicht weniger, aber doch in kürzeren Einheiten als früher. Und wer im mittleren Alter unter Schlafstörungen leidet, hat laut Studien zwei oder drei Jahrzehnte später ein erhöhtes Risiko, geistig abzubauen. Das glymphatische System erklärt, warum mangelhafte Nachtruhe nicht nur ein Symptom, sondern eine Ursache von Demenz sein kann.
TITEL
Durchleuchtet Solche Gehirnaufnahmen gelingen durch PET (Positronenemissionstomografie). Eine radioaktive Substanz (Tracer) markiert das Protein Beta-Amyloid, das Nervenverbindungen unterbrechen kann
Jahre vor Auftreten von Symptomen erkennen soll. Der Test ist noch nicht routineartig anwendbar. Die Aufnahmen zeigen links ein gesundes, rechts ein krankes Gehirn mit den Messergebnissen: Weil die
korrekt und die krankhaft gefalteten Proteine Infrarotlicht verschieden aufnehmen, kommt es zu einer Frequenzverschiebung, die an den unterschiedlichen Kurven ablesbar ist.
mithilfe meines Tests an symptomfreien Risikopersonen zu erproben.“ Die Antikörper richten sich vor allem gegen die Beta-Amyloid-Proteine – viele Wissenschaftler vermuten, dass sie nur wirken, solange die Proteinansammlungen noch klein sind. In den USA testet der Pharma-Konzern Eli Lilly seinen Antikörper, genannt Solanezumab, an 1150 Personen, bei denen das offenbar der Fall ist. Ergebnisse sollen im Jahr 2022 vorliegen. Dennoch gibt es aber auch noch die Hoffnung, der Alzheimer-Krankheit nach dem Ausbruch etwas entgegenzusetzen. Vielleicht hilft eine Art Impfung. Wissenschaftler wollen das Immunsystem veranlassen, körpereigene Antikörper gegen das Beta-Amyloid-Protein herzustellen. Möglicherweise ist aber alles ganz FOCUS 25/2019
anders und dieses Protein „nur ein Erkennungszeichen und kein Auslöser“, sagt die Neuro Agnes Flöel von der Universitätsklinik Greifswald. Dann rückte wohl das Tau-Protein stärker in den Vordergrund. Es sitzt in den Nervenzellen und ist bei Alzheimer-Patienten verändert. In einer Studie mit 800 Patienten im Frühstadium erwies sich ein gegen das Tau-Protein gerichteter Wirkstoff als vielversprechend. Wirkt wie Fasten Flöel, die schon länger dem Verdacht nachgeht, dass fal-
sche Ernährung Alzheimer begünstigt, beteiligt sich selbst an einem recht originellen Forschungsansatz. Gemeinsam mit Arbeitsgruppen in Berlin und in Graz testet sie das Nahrungsergänzungsmittel Spermidin. Aktuell läuft eine Studie mit 100 Menschen in einem Vorstadium von Alzheimer. Tierexperimente und erste Daten mit 30 Probanden haben Hinweise geliefert, dass Spermidin das Gedächtnis ein wenig verbessert, wenn es drei Monate lang eingenommen wird. Wie der Name andeutet, enthält Sperma viel von der Substanz. Sie kommt in allen Organismen vor und löst in Zellen eine Art Selbstreinigungsprozess aus, einen Mechanismus also, der auch gegen Ablagerungen in Nervenzellen nützlich sein könnte. Weil auch in manchen Nahrungsmitteln Spermidin steckt, kamen Forscher auf die Idee, in einer Bevölkerungsgruppe den Spermidingehalt der täglichen Kost mit der geistigen Gesundheit zu vergleichen. Geschehen ist das in der Südtiroler Kleinstadt Bruneck, wo seit mittlerweile bald 30 Jahren eine Studie läuft, in der ein Teil der Bewohner auf verschiedene gesundheitliche Zusammenhänge getestet wird. Spermidin in der Nahrung, so das noch unveröffentlichte Ergebnis der jüngsten Teilerhebung, hält das Gehirn tatsächlich länger frisch. Zu den besonders spermidinreichen Lebensmitteln zählen Weizenkeime, Sojabohnen, Cheddarkäse und Hühnerleber. Wem das nicht schmeckt, der kann sich beim Essen auch ganz zurückhalten. „Spermidin ahmt Effekte des Fastens nach“, erklärt Agnes Flöel. Fasten löse ähnliche Zellreinigungsprozesse aus. Wer dadurch schlau wird, braucht aber wohl kein ExtraSpermidin. n
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ANZEIGE TITEL
kalien nimmt Einfluss auf die Gehirnchemie besonders im Kindesalter. Zu den anhaltenden Problemen zählen dabei Lösungsmittel, die zum Beispiel in vielen Klebstoffen und Lacken enthalten sind.
Blutzucker, Blutfette, Blutdruck und das Herz beobachten Zahlreiche Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Demenz auf der einen Seite und der Herzgesundheit, den Blutfett- und Blutzuckerwerten auf der anderen. Auch der Blutdruck, den wir im mittleren Alter haben, spielt eine Rolle. Übergewicht, ebenfalls in den besten Jahren, ist ein Hinweis auf ein erhöhtes Demenzrisiko. Und schließlich bauen Diabetiker, deren Blutzucker unzureichend gesenkt wird, geistig eher ab. Zugleich knüpfen Wissenschaftler an Diabetes-Medikamente die Hoffnung, dass sie auch bei Demenz helfen. Ungesund sind unter anderem zu viel Zucker (mehr als 50 Gramm pro Tag), Salz (ab fünf Gramm) und sehr kaloriendichte Lebensmittel wie Fertigpizza. Ein bequemer Weg, die wichtigsten Blutwerte im Blick zu behalten, ist der Gesundheits-Check-up, der ab 35 Jahren alle zwei Jahre auf Krankenkassenkosten beim Arzt möglich ist.
F otos: Steffen Roth für FOCUS-Magazin
Gelassen bleiben Wenn die vielen E-Mails nerven, nehmen Sie sich doch einfach vor, sie nur alle zwei Stunden abzurufen. Nachweislich verändert sich das Gehirn unter dem Einfluss verschiedener Entspannungsübungen. Am besten ist das für die Meditation belegt. Sie versetzt das Gehirn in den Frequenzbereich sogenannter Thetawellen, die auch im leichten Schlaf vorherrschen. Das kann ein gutes und kurzFOCUS 25/2019
fristiges Mittel gegen schädlichen Stress sein.
Depressionen bekämpfen In manchen Fällen wissen Ärzte nicht so recht, ob bei ihrem Patienten eher das eine oder das andere vorliegt, aber Depression und Demenz bedingen einander auch. Dunkle Schatten auf der Seele können Vorboten sein und den geistigen Abbau beschleunigen. Eine Psychotherapie wirkt in diesem Fall möglicherweise besser als Medikamente.
Überflüssige Medikamente absetzen Ein heikler Tipp, schließlich sollen verordnete Medikamente ja ein Gesundheitsproblem beheben; es ist also empfehlenswert, zunächst einmal den Arzt darauf anzusprechen. Vor allem Substanzen mit sogenannten anticholinergen Nebenwirkungen, die den Nervenbotenstoff Acetylcholin hemmen, können das Denken beeinträchtigen. Dazu zählen einige Inkontinenzmittel, aber auch Antiallergika und Psychopharmaka. Umstritten ist, ob die besonders häufig verschriebenen Protonenpumpenhemmer (Magensäureblocker) die Demenz fördern.
Mehr Musik hören Mozart & Co. machen eben doch schlau. Der in Norwegen lehrende Psychologe und Musiker Stefan Kölsch widmet dem Thema sein aktuelles Buch „Good Vibrations“. Musik hält jung. Wer ein Instrument lernt, vernetzt seine Neuronen intensiver. Zuhören trainiert das Gehirn, und bei Demenzkranken regen Melodien aus alten Zeiten das Gedächtnis an. n
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WISSEN
15 Strategien für helle Köpfe Hirnzellen können sich neu verknüpfen, offenbar bis ins hohe Alter. Der Fachausdruck lautet neuronale Plastizität. So trainieren Sie die Synapsen: Das Gehirn fordern Rumänische Münze mit drei Buchstaben? Ein oft belächelter Zeitvertreib kommt zu neuen Ehren. Wer über 50 Jahre alt ist und jeden Tag Kreuzworträtsel oder Sudokus löst, trainiert die Synapsen. Britische Forscher verglichen Gewohnheiten und Gesundheitsdaten von 19 000 Studienteilnehmern und fanden heraus, dass sich das Gehirn durchs Kästchenausfüllen um bis zu zehn Jahre verjüngt. Außerdem sollte man die tägliche Routine immer wieder durchbrechen, etwa auf einem Bein stehend die Zähne putzen, die Stoppschilder auf dem Arbeitsweg zählen oder mal wieder kopfrechnen. Und natürlich lernt das Gehirn liebend gern große Lektionen, von einer neuen Sprache bis zu südamerikanischen Tanzschritten.
Sich im Job auch schwierigen Aufgaben stellen Wer sich im Berufsleben umfassend weiterbildet, verzögert den späteren geistigen Abbau. In den entwickelten Ländern sinkt die Zahl der dementen Menschen, wenn man einzelne Altersgruppen betrachtet – eine Folge der gestiegenen geistigen Anforderungen in Schule und Beruf. Interesse und Engagement für Neues halten wach, Trott und
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innere Kündigung lassen die persönlichen Fähigkeiten verkümmern.
Sich viel bewegen Sich körperlich anzustrengen ist eine besonders wirksame Strategie gegen vorzeitige Demenz. Das zeigen auch Tierexperimente. Regelmäßiges Training, etwa im Sportverein oder im Fitness-Zentrum, ist eine Möglichkeit, mehr Bewegung im Alltag eine andere. Körperliche Aktivität lässt sich etwa durch Spaziergänge in der Mittagspause erhöhen. Auch ein Hund in der Familie oder eine Schrittzähler-App können zu mehr Bewegung beitragen.
Augen und Ohren nicht überfordern Schlechtes Sehen im Alter bedroht die Hirnfunktionen ebenso wie Schwerhörigkeit. Offenbar kostet die Mühe, den Mangel zu kompensieren, unnötig viel mentale Kraft. Man sollte also weder bei Sehhilfen noch bei notwendigen Hörgeräten sparen – oder aus falsch verstandener Eitelkeit darauf ganz verzichten.
Entzündungen bekämpfen Aus Langzeitstudien an Rheumapatienten leitet die Forschung Hinweise ab, dass die Einnahme entzündungshemmender
Medikamente das AlzheimerRisiko senkt. Kürzlich meldete Pfizer, dass sein Mittel Enbrel prophylaktisch wirken könnte. Dennoch sollte man nicht vorsorglich Substanzen wie Ibuprofen schlucken. Auch diese Mittel haben Nebenwirkungen. Es ist aber ratsam, Entzündungen und die ihnen häufig zugrunde liegenden Erreger möglichst schnell und wirksam zu bekämpfen. Jüngere Befunde zeigen etwa, dass Zahnlücken und Parodontitis das Demenzrisiko erhöhen.
Öfter Spaß haben Glückserlebnisse bringen das Gehirn auf Touren. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass insbesondere der Nervenbotenstoff Noradrenalin den Kopf länger frisch hält. Er zählt zu den Glückshormonen, mit denen der Körper auf Stressreize reagiert. Im positiven Sinn kann das ein angenehmes Erlebnis mit einem Neuigkeitswert sein, ein Ausflug ins Grüne etwa.
Freundschaften pflegen und unter die Leute gehen Andere Menschen regen an. Dutzende Studien haben gezeigt, dass soziale Isolation geistig einschränkt. Initiativen in der Nachbarschaft, Gemeinschaftsgärten etwa, können helfen, der Einsamkeit zu entkommen.
Gut und nicht zu wenig schlafen Schlaf verfestigt das Gedächtnis und weist den neu hinzugekommenen Informationen den richtigen Platz zu. Am besten gelingt das im Tiefschlaf, der frühestens 30 Mi-
nuten nach dem Einschlafen einsetzt. Insgesamt sollte man jede Nacht nicht weniger als sechs oder sieben Stunden schlafen. Der vielleicht wichtigste Ratschlag gegen Schlafstörungen: Vermeiden Sie störende Einflüsse im Schlafzimmer. Dazu zählen elektronische Geräte, aber auch Arbeitsutensilien.
Gesund essen und trinken Nach einer Phase, in der die Wissenschaft den Alkohol milde behandelte und das tägliche Glas Wein geradezu empfahl, legen neuere Ergebnisse wieder einen restriktiveren Umgang nahe. Ein Rausch fördert in jedem Fall die Demenz. Am besten, man trinkt höchstens zu besonderen Anlässen und – wie die Franzosen – nur dann, wenn es auch etwas zu essen gibt. Auf dem Teller sollten ballaststoffreiche Lebensmittel dominieren, also Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. Dass Nüsse offenbar schlau machen, unterstreicht einmal mehr eine aktuelle Untersuchung aus Spanien: Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft ausreichend Nüsse (knapp drei Mal 30 Gramm pro Woche) verzehrt hatten, zeigten bei Tests im Alter von 18 Monaten, fünf und acht Jahren höhere kognitive Fähigkeiten.
Umweltgifte meiden Lärm stört den Schlaf und das Denken. Luftschadstoffe schädigen das Gehirn offenbar über Umwege, einerseits über das Herz-Kreislauf-System, andererseits weil sie Entzündungen verursachen können. Eine Vielzahl von Chemi-
WISSEN
Highspeed in Leichtbauweise Der AeroLiner3000 in einer Animation: 400 km/h schnell, dabei leiser und sparsamer als ein ICE oder TGV
Trainspotting 3000
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s sind Ideen aus dem Flug verkehr, die das Bahnfah ren beflügeln sollen. Ultra schnell, komfortabel und perfekt getaktet stellt sich Joachim Winter das Reisen auf Schienen vor. Bei Bom bardier und Dornier hat der Ingenieur an der Entwicklung neuer Jets mitgearbei tet. Heute leitet der 65Jährige am Deut schen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) von Stuttgart aus ein 42köpfiges Team, das den Zug der Zukunft konzi piert. „Next Generation Train“ (NGT) heißt ihr Projekt. Luft und Raumfahrt trifft Bahnfahrt: Was sonderbar anmutet, ergibt Sinn. Die Züge der nächsten Generation sol len mit 400 km/h von Metropole zu Metropole jagen. „Das ist“, sagt Winter, „die oberste sinnvolle Geschwindigkeit der RadSchieneTechnik.“ Sie erfordert aerodynamisches Knowhow. Böen dür fen die Bahnen nicht aus den Schienen werfen. Auch einen Überschallknall bei Tunneleinfahrten gilt es zu vermeiden. Er entsteht, weil der Zug eine Druck welle vor sich herschiebt. Die Luftfahrt 78
forschung und Experimente in einer Streben sparen Gewicht und erhöhen die weltweit einzigartigen Tunnelsimulati Stabilität. CarbonFasern bilden die „last onsanlage helfen da weiter. tragende Verkleidung“. Bis zu 40 Pro Selbst der Zustieg im Bahnhof wird zent leichter als die üblichen Aluminium dem Boarding am Airport ähneln, prophe Wagen kann der NGT damit werden. zeit der Projektleiter: „Reisende geben Die Elektromotoren sind direkt an ihr Gepäck am Automaten im Bahnhof den Rädern der Triebwagen angebracht. auf.“ Ein Koffertransportsystem über Ihre Energie sollen sie nicht mehr aus nimmt. Steigt der Fahrgast in störungsanfälligen, den Luft widerstand erhöhenden Ober einen anderen Zug oder auch leitungen ziehen, sondern per in ein Flugzeug um, wird sein Induktion aus Stromschleifen Gepäckstück durchgecheckt. Seit fast zwölf Jahren kons zwischen den Schienen, ähnlich wie eine elektrische Zahnbürste truieren, simulieren und model lieren die DLRIngenieure ihre an ihrer Ladestation. Vorgesehen »Wir Vision. Ihr Konzept sieht derzeit ist außerdem, Zugteile compu können in tergesteuert auch während der ein 202 Meter langes, doppelstö großen Di- Fahrt zu ver und entkoppeln. ckiges Gefährt vor. Es soll bis zu 790 agiere befördern, etwa mensionen Von einer „dynamischen Flüge lung“ sprechen die Bahner. 50 Prozent mehr als der fran denken. zösische TGV. Zugleich soll es Den „störungsfreien Fahrgast Ein neues 25 Prozent weniger stark vib fluss“ ermöglicht die „spani Zeitalter rieren und deutlich leiser sein, sche Methode“: Auf dem einen Bahnsteig steigen die agie sowohl für die Umgebung als der Bahn re zuerst aus, auf dem anderen auch innerhalb der Kabine. beginnt« steigen sie etwas später zu. Am Wie ein Fachwerkbau wirkt Rechner erprobt haben die DLR die Konstruktion der geplanten Joachim Winter, Projektleiter Forscher auch eine Abfertigung Wagen. Vertikale und diagonale FOCUS 25/2019
F otos: andreasvogler.com (2), DLR
Der Traum vom Fliegen auf Erden: Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt entwickeln den Zug der Zukunft
Ledersitze, dimmbare Scheiben Die Fahrgäste des AeroLiners, so sein Designer Andreas Vogler, sollen sich fühlen wie in einem Learjet
auf zwei Ebenen: Fahrgäste der ersten Klasse steigen oben zu, die der zweiten Klasse unten. „Der Zug darf nicht länger als 90 Sekunden stehen“, sagt Winter. Der Effekt dieser Innovationen wäre gewaltig: Pro Sitzplatz würde ein NGT halb so viel Strom wie der ICE 3 verbrauchen. Und die Strecke Paris– Wien wäre in dreieinhalb Stunden geschafft – sechs Stopps eingerechnet. Ein solche Reise käme tatsächlich dem Fliegen auf Erden nahe. Die Cargo-Revolution
Die DLR-Experten fahren zweigleisig. Neben ihrem Hochgeschwindigkeitszug (und einem enden Zubringersystem) planen sie den NGT Cargo, eine Revolution im internationalen Güterverkehr. Derzeit ist ein Container auf der 10 000 bis 12 000 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen China und Deutschland etwa 14 Tage lang unterwegs. Die Fracht muss auf Pekings „Neuer Seidenstraße“ zweimal umgeladen werden, weil die Züge in Russland auf breiteren Schienen fahren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt nur rund 30 km/h. Winters neue Züge sollen die Distanz in drei Tagen bewältigen. Auf ausgebauten Strecken vermag auch der NGT Cargo auf 400 km/h zu beschleunigen, und da er keine starren Radachsen mehr FOCUS 25/2019
besitzt, könnte er sich automatisch an verschiedene Spurbreiten anen. Seine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit läge bei 150 km/h. Die aerodynamischen Güterzüge des DLR bräuchten keine Lokführer mehr. In Umschlagbahnhöfen würden Roboter sie
ähnlich wie in einem modernen Hochregallager automatisch be- und entladen. Die einzelnen Waggons könnten aber die letzten Kilometer auch autonom an ihre Ziele fahren und sich dann wieder zu Verbänden zusammenschließen. Rangierloks wären nicht mehr nötig. Eine Leitstelle würde den Prozess überwachen. Dieses System brächte den Abschied Globales Wettrennen vom tonnenschweren Container. Ihre Erkenntnisse gibt das DLR an die Industrie weiter, die sie gern aufgreift und weiterentwickelt. Freilich wird es wohl noch viele Jahre dauern, bis die Vision vom autonomen Güterbahnverkehr Realität wird. Eines der ersten konkreten Projekte, das auf den DLR-Studien aufbaut, ist der AeroLiner3000. Gemeinsam mit dem Design-Studio Andreas Vogler beteiligten sich die Rohrpost-Prinzip Eine Firma des Tesla-Gründers Elon Musk Stuttgarter Ingenieure an einem jagt Hyperloop-Züge durch fast luftleere Röhren britischen Wettbewerb. Ihr Entwurf für einen „Zug von morgen“ erhielt einen Hauptpreis. Bald soll ein Testwaggon rollen, zugeschnitten auf die niedrigen Tunnel- und Brückenhöhen in Großbritannien. Die EU-Staaten wollen bis 2050 die Hälfte des Güterfernverkehrs von der Straße holen. Innereuropäische Flüge sollen weitgehend entfallen. „Die Lösung“, sagt Joachim Winter, „liegt auf der Schiene.“ n
Shinkansen-Prinzip Das japanische Unternehmen Hitachi will seinen AT400 nach Europa bringen
CHRIS LÖWER
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Bio-Filter Der Große Vasenschwamm kann bis zu zwei Meter hoch werden. Er gedeiht im Indopazifik
WISSEN
Es fehlen Studienplätze für Medizin
Blue Origin New Shepard
Einmal Astronaut Die Gelegenheit, Raumschiffe
392 000 Ärzte waren 2018 bundesweit berufstätig. Jeder fünfte ist 60 Jahre oder älter.
Bio-Diversität
49 000
Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Bundesärztekammer, Destatis
80
chwämme ernähren sich von Nahrungspartikeln, die sie mit ihren fadenförmigen Geißeln ins Innere ihres Körpers strudeln. Bis zu 10 000 Liter Wasser filtern große Exemplare pro Tag. Dabei gelangen auch DNABruchstücke von Fischen, Meeressäugern oder Pinguinen in die festgewachsenen Tiere. Sie
seien daher ein ideales Instrument, um das Artenspektrum eines Gewässers zu erfassen, sagt Stefano Mariani, Biologe der Universität Salford. Die Forscher entnehmen dazu ein Stück Schwammgewebe und bestimmen die daran haftende Fremd-DNA. Den Tieren schadet das nicht: Sie regenerieren das Gewebe rasch wieder. bro
Podcast
Ein Start-up von Frauen für Frauen
A
nn-Sophie Claus (Foto) und Sinja Stadelmeier haben das Stuttgarter Start-up The Female Company gegründet, das seit 2018 Tampons aus Bio-Baumwolle produziert. Kundinnen können die Hygieneartikel per Abo nach Hause bestellen. Beworben werden sie mit Sprüchen wie: „Läuft bei dir?“ Im FOCUSPodcast „Wer, wenn nicht wir?“ erzählt Claus, wie sie sich für mehr Offenheit im Umgang mit der Periode einsetzt. Podcast direkt abonnieren Scannen Sie diesen QR-Code mit Ihrem Smartphone, um „Wer, wenn nicht wir?“ direkt bei iTunes, Spotify, Deezer oder Soundcloud aufzurufen
Eingezwängt Sechs agiere finden in der Raumkapsel Platz blick ins All kommt der Start. Für kurze Zeit wiegt eine 80-Kilo-Person dabei fast 400 Kilogramm. Dann kommt die Schwerelosigkeit, in der sich die agiere abschnallen dürfen. Beim Probesitzen erklärte eine Helferin die Hardware. Bei den richtigen Flügen gibt es jedoch weder Piloten noch Aufer an Bord, alles läuft ferngesteuert ab. Ungenannt ist bisher der Preis. Beim Konkurrenten Virgin Galactic kostet ein ähnliches Erlebnis 250 000 Dollar. Vermutlich wird es bei Blue Origin nicht billiger, dafür dürfen Sie sich dann auch offiziell Astronaut nennen.
FOCUS 25/2019
Illustration: Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
3000
Studienplätze zusätzlich würden ausreichen, wenn 92 Prozent der Studenten schnell Facharzt würden und nicht in Forschung, Industrie oder andere Bereiche abwanderten.
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DNA-Spion am Meeresgrund
auszuprobieren, bietet sich selten. Auf einer Konferenz in Las Vegas lud die von Amazon-Chef Jeff Bezos gegründete Firma Blue Origin zum Probesitzen in der New-Shepard-Kapsel ein. Sie soll noch in diesem Jahr Menschen ins All befördern. Klappt dabei alles wie geplant, soll es im Anschluss Touristentickets für jedermann geben. Das Innere der Kapsel erinnert an einen Sportwagen. An den Wänden schimmert eloxiertes Metall. Die sechs Sitze tragen links und rechts Seitenstabilisatoren und sind in Liegestellung positioniert. In der Mitte befindet sich ein Zylinder, in dem sich ein Raketenmotor für Notfälle verbirgt, falls sich die Kapsel von der Trägerrakete absprengen muss. Jeder Reisende hat ein eigenes Panoramafenster. Doch vor dem Aus-
F otos: All mauritius images, PR
6000
Studienplätze für Mediziner müssen pro Jahr zusätzlich geschaffen werden, um das aktuelle Versorgungsniveau mit Ärzten aufrechtzuerhalten.
Mattings Warentest Matthias Matting ist FOCUS-Autor und Technik-Experte
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung warnt:
Ärzte in Deutschland stammten 2018 bereits aus dem Ausland.
D z b T
IODE1805065-01
Dieser Text zeigt evtl. Probleme beim Text an
ER IST DER BESTE FREUND IM KAMPF GEGEN KREBS. Der beste Freund weiß immer, was zu tun ist: Einfach alles, was geht! Mit genau dieser Haltung forschen wir nach neuen Lösungen gegen Krebs. Krebsbekämpfung ist Teamwork: Das Immunsystem von Patienten, ihre Familien, Freunde, Ärzte und die Forschung sind gemeinsam eine kraftvolle Waffe im Kampf gegen Krebs. Als forschendes Pharmaunternehmen ist Bristol-Myers Squibb Pionier in der Immunonkologie. Mit präzisen Therapien für eine lebenswerte Zukunft von Patienten zu kämpfen, ist unsere größte Aufgabe.
KREBS.DE
#gemeinsamgegenkrebs
LESERBRIEFE ONLINE
würden, um die CO2²-Bilanz zu verbessern, würde sich das Weltklima wahrscheinlich nicht um ein Zehntelgrad verändern. Solange die Weltbevölkerung jährlich um ca. 80 Millionen Bürger zunimmt wie die letzten 40 Jahre, und das trotz 1-Kind-Politik in China und Krankheiten wie Aids und Krebs, wird sich an der jetzigen Entwicklung wenig ändern.
Leserzitate
Abnehmtipps vom „Biggest Loser“Coach Seit vier Jahren betreut sie die Kan-
didaten der ProSiebenSat.1-Show „The Biggest Loser“: Fitness-Coach Mareike Spaleck weiß, warum eine Gewichtsabnahme vielen schwerfällt. Im Gespräch mit FOCUS Online erklärt sie, worauf es bei Fitness ankommt.
www.focus.de/biggest-loser
„Den Apotheken kleine Präsente zu verbieten treibt die Verbraucher doch nur noch mehr zu den Versandapotheken, die weiterhin Rabatte gewähren.“ Rolf Lemke 45476 Mülheim an der Ruhr
Norwegens wilder Westen
Wasserstraßen mit fast senkrechten Felswänden, Hochplateaus – bei Norwegen denkt jeder zuerst an die faszinierenden Fjorde. Doch der wilde Westen des Landes hat viel mehr zu bieten. FOCUS Online hat sich auf eine Abenteuerreise begeben. www.focus.de/norwegens-westen
Hirnforscher entwickelt Glücksformel
Gerald Hüther ist Biologe, Hirnforscher und Idealist. Eines der wichtigsten Ergebnisse seiner Forschung: Nur wer Herr über sich selbst wird, gibt auch seinem Gehirn die Chance, all seine Möglichkeiten zu entfalten. Wie es klappt, erfahren Sie auf FOCUS Online. www.focus.de/gluecksformel
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„Liebe Deutsche Bahn, bringt erst mal eure Pünktlichkeit auf 100 %, bevor von 100 % Ökostrom fantasiert wird. Mit wetterabhängiger Stromproduktion ist das sowieso nicht machbar.“ Dr. Friedrich Weinhold 22851 Norderstedt
Bevölkerungswachstum ist das größte Problem (24/19) Titel: Wie Sie die Welt retten
Der Artikel ist sehr informativ, aber ich vermisse die Atemluft des Menschen. Die Atemluft enthält rund vier Prozent Kohlendioxid bei normaler körperlicher Belastung, d. h. im Fitness-Center und unter körperlicher Belastung geht der Ausstoß von Kohlendioxid in die Höhe. Wir sind ein Prozent der Weltbevölkerung, die permanent wächst und neue Atmer mit Kohlendioxidausstoß zur Welt bringt. Ein Nachdenken über Aufklärung in Richtung Geburtenkontrolle ist m. E. der wichtigste Schritt zum Retten der Welt. Es ist dümmste Utopie zu glauben, dass man den Ausstoß von Kohlendioxid auf den Wert vor der industriellen Revolution reduzieren kann. Denn seitdem sind rund sieben Milliarden Menschen mehr auf der Welt, und die haben den beschriebenen Fußabdruck. Ihr Rechenbeispiel für die Fußabdrücke aus dem Rechencenter macht doch die Sinnhaftigkeit der Digitalisierung und des autonomen Fahrens zu einem gefährlichen Klimakiller. Wann kommt wieder der normale Menschenverstand statt Alexa oder Siri? Michael Struve 38300 Wolfenbüttel
Selbst wenn alle 80 Millionen Bundesbürger aus Glaubensgründen kollektiven Volksselbstmord begehen
Werner Rehse 30172 Hannover
Am besten, wir bewegen uns nicht mehr und hören auf zu atmen. Wenn die Grünen dann noch auf ihre klimapolitischen Sprechblasen verzichten, haben wir ganz schnell alle Klimaziele erreicht. Joachim Dörr 76593 Gernsbach
Respekt vor Brandt (24/19) Im Auge des Sturms
Krisen sind dazu da, neu aufzustehen, nachdem man schonungslose Selbstkritik betrieben hat und die dummen Fehler auch beim Namen genannt hat. Schon aus Respekt vor den „großen Vorbildern“ Brandt und Schmidt muss die SPD nach ihren Nackenschlägen liefern. Erwin Chudaska 26789 Leer
Post vom Leserbeirat Widerspruch zum Artikel „Amt sucht Arbeit“ (24/19)
Richtig ist, dass aufgrund der sinkenden Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arbeitsförderung das Personal der Arbeitsagenturen zukünftig zielführend eingesetzt werden muss. Folgende Aspekte sind aber zu berücksichtigen: Grundsätzlich müssen die Zahlen der Arbeitslosen und der Arbeitsuchenden (Arbeitslose in Maßnahmen, Langzeiterkrankte …) immer zusammen betrachtet werden. Der Umbau der Arbeitsagentur zu einer Arbeits- und FOCUS 25/2019
F otos: dpa (2), SciencePhotoLibrary
Diese Woche auf
L E S E R D E B AT T E
Qualifizierungsagentur muss weiter konsequent erfolgen. Mittel- bis langfristig ist ein Teil des Personalkörpers zu den Jugendberufsagenturen und den Jobcentern auszuleihen. Denn nur mit einem realen niedrigen Betreuungsschlüssel von unter 1 : 200 in der Arbeitsvermittlung und in der Leistungssachbearbeitung kann der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit von bundesweit ca. einer Million im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) der Kampf angesagt werden. Es gibt also auch noch in Zukunft für die Arbeitsagenturen und Jobcenter viel zu tun.
ONLINE
Die Leserdebatte aus Heft 24 von FOCUS und FOCUS ONLINE
Mieterprotest In Berlin-Pankow bitten die Menschen die Stadt, ihre Wohnungen zu retten
Christian Könecke 22299 Hamburg
Nerviger Fußball-Hype (24/19) „Brauchen keine Eier“
Ich begrüße es sehr, dass sich der Frauenfußball derzeit noch auf einem niedrigen, aber angemessenen Aufmerksamkeitsniveau befindet. Statt dieses Niveau anzuheben, sollte eher der dämliche Hype um den Männerfußball abgesenkt werden. Ich fände es schlimm, wenn sich auch noch um den Frauenfußball ein ähnlich verrückter kollektiver Massenwahn entwickeln würde, wie er im Männerfußball mediengesteuert ständig stattfindet. Ein aktuelles Beispiel dazu findet man wieder im FOCUS-Bericht über Jürgen Klopp.
Hans-Georg Becker 60386 Frankfurt am Main
F oto: imago images
Liebe Leserin, lieber Leser, schreiben Sie Ihre Meinung zu den Themen in diesem Heft – bitte unbedingt mit Angabe Ihrer vollständigen Adresse und Telefonnummer: Redaktion FOCUS Potsdamer Straße 7 10785 Berlin oder E-Mail:
[email protected] Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. FOCUS 25/2019
FOCUS-Leser diskutieren über:
Sollte der Staat stärker in den Wohnungsmarkt eingreifen? Die großen Immobilienunternehmen gelten als Preistreiber auf dem Wohnungsmarkt. Im FOCUS-Interview vergangene Woche beantwortete der Chef von Deutsche Wohnen, Michael Zahn, Fragen zum Mietwahnsinn.
Führt zu Konzentration
Es waren Bund, Länder und Kommunen, die Sozialwohnungen an Immobilienkonzerne verkauften. Es sind Politiker, die diesen Immobilienkonzernen freie Hand gaben, mit Immobilien zu spekulieren. Es sind Politiker, die im Gesetz festgeschrieben haben, dass elf Prozent (seit 1.1.2019 acht Prozent) der Kosten für eine energetische Sanierung auf die Mieten umgelegt werden dürfen. In Zeiten der Nullzinspolitik sind der deutsche Immobilienmarkt sowie die Pflegeheime zu Renditeobjekten von sogenannten Investoren und Hedgefonds geworden. Wie viele Wohnungen werden denn mit einer weiteren Regulierung geschaffen? Noch mehr Regulierung sorgt nur für eine weitere Konzentration auf Immobilienkonzerne und Rückzug privater Vermieter. Humerd Müller per Mail
Sozialismus keine Lösung
Nach Schätzung des Statistischen Bundesamts lebten 2018 in Deutschland 83 Millionen Menschen. 1990 waren es noch knapp 80 Millionen. 2000 bereits 82 Millionen. Es kam also eine 3-Millionen-Stadt dazu, mit allen Konsequenzen. Jetzt soll der Sozialismus die Lösung bringen. Dass ich nicht lache. Heinrich Krause per Mail
Zu wenige Besitzer
Der Wohnungsmarkt ist auch Bestandteil der Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage regeln die Preise. Wer massiv regulierend eingreift und keine Freiräume mehr lässt, stellt die Marktwirtschaft infrage. Interessant ist, dass jene politischen Kräfte, die noch vor einigen Jahren zahlreiche öffentlich geförderte Sozialbauwohnungen an private Großunternehmen verkauften, jetzt nach mehr Regulierung rufen. Sie lassen dabei völlig außer Acht, dass dies auch die Oma trifft, die ihre kleine Rente durch Mieteinkünfte aufbessern möchte. Das wird dann vielleicht schon bald nicht mehr möglich sein, wenn gesetzliche Mietdeckelung und immer schlechtere Rahmenbedingungen auch dem kleinen Vermieter das
Leben schwer machen. Deutschland ist immer noch Mieterland. Wir haben hier viel zu wenige Immobilienbesitzer. Das sollte sich ändern. David Schmieder per Mail
Erfolgreiche Modelle
Der Markt kann und wird es nicht richten. Deshalb ist es unverzichtbar, dass der Staat eingreift. Ein Blick zurück auf die Entwicklung der Bundesrepublik zeigt, dass ein solches Handeln schon einmal erfolgreich war. Ich meine das Modell Bundesdarlehenswohnungen oder vergleichbare Modelle. Doch dann kam der „Sündenfall“. Bund, Länder und Kommunen brachten nach Auslaufen der Verträge diese Immobilien auf den Markt und schufen so durchaus auch Spekulationsobjekte. Noch scheint staatliches Handeln möglich. Voraussetzung wäre, dass die Kommunen Wohnbaugesellschaften gründen, die zu 100 Prozent in ihrem Besitz bleiben. Diese kaufen jede verfügbare Fläche auf und bebauen diese – vorrangig mit Sozialwohnungen. Hubert Bold 89143 Blaubeuren
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• Ideal für Garten, Terrasse, Balkon oder Wintergarten • 2 Klappstühlen, Maße ca. 44 x 41 x Höhe 82 / 49 cm • 1 Klapptisch, Durchmesser ca. 60,0 cm • Material: Stahl / Stoff • Anlieferung in 2 Paketen • Ohne Zuzahlung (F316)
• E-Scooter mit Aluminiumrahmen und 300 W Elektromotor • Mit einem Hochleistungs-LED Licht • Federung vorne für bequemes Fahren • Höchstgeschwindigkeit bis 20 km/h; Belastbar bis 100 kg • Zuzahlung € 152,- inkl. MwSt. und Versand UVP € 399,- (AE24)
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Zauberwürfel
KULTUR
Eine unmögliche Figur, die gezeichnet doch real ist. Die Illustratorin Sophy Hollington zeigt, wie uns Fantasiegebilde beeinflussen
Traumtänzer In allen Kulturen werden Menschen seit jeher durch fiktive Geschichten angeleitet
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Fabelwesen Das Einhorn ist als Symbol des Guten derzeit in Designstudios und Kinderzimmern wieder besonders beliebt
Die
Macht
F oto: Sophy Hollington/The New York Times
der
Mythen
Der israelische Denker Yuval Noah Harari erklärt in diesem Essay, wie Legenden Menschen zusammenbringen und zu großen kollektiven Taten anspornen. Wenn auch nicht immer im Guten FOCUS 25/2019
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K U LT U R
„WENN ES DARUM GEHT, GRUPPEN ZU EINEN, HAT DIE FIKTION KLARE VORTEILE“
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FOCUS 25/2019
F otos: Jonas Holthaus/laif, REUTERS
V
iele Menschen glauben, kennen weitaus mehr Wahrheiten als von Fremden abzugrenzen, ist eine fiktidass Wahrheit zur Macht jedes andere Lebewesen, glauben aber ve Geschichte ein weitaus besseres Mittel zugleich auch an viel mehr Unsinn. Wir führt. Wenn Politiker, Relials eine wahre. gionen oder Ideologien die sind sowohl die intelligentesten als auch Sagen wir, die Mitglieder unseres StamRealität falsch wiedergedie leichtgläubigsten Bewohner dieses mes bekommen beigebracht, dass „die ben, so die Überzeugung, Planeten. Kaninchen wissen nicht, dass Sonne im Osten auf- und im Westen unterwerden sie letztlich gegen e = mc�, dass das Universum 13,8 Milgeht“. Das wäre ein sehr schwacher Stamliarden Jahre alt ist und dass DNA aus aufrichtigere Gegner vermesmythos. Denn wenn ich jemanden lieren. Das Festhalten an der Wahrheit Cytosin, Guanin, Adenin und Thymin im Dschungel treffe und der mir erzählt, dass die Sonne im Osten aufgeht, dann wäre somit die beste Strategie, um Macht besteht. Andererseits glauben Kaninchen zu erlangen. Leider ist das nur ein beauch nicht an die mythologischen Fankönnte das zeigen, dass er ein loyales Mittasien und ideologischen Absurditäten, ruhigender Mythos. In Wirklichkeit ist glied unseres Stammes ist. Ebenso gut die Beziehung zwischen Wahrheit und die zahllose Menschen seit Tausenden aber könnte er ein intelligenter Fremder sein, der unabhängig vom Stamm zu derMacht komplizierter, denn Macht hat in Jahren im Griff haben. Kein Kaninchen käme auf die Idee, in der Hoffnung auf der Gesellschaft zwei unterschiedliche selben Schlussfolgerung gekommen ist. Bedeutungen. 72 jungfräuliche Kaninchenweibchen im Also ist es besser, Stammesmitgliedern Einerseits bezeichnet Macht die FähigJenseits absichtlich mit einem Flugzeug etwas anderes beizubringen, zum Beispiel in das World Trade Center zu fliegen. keit, Einfluss auf objektive Realitäten zu dass „die Sonne das Auge eines riesigen Frosches ist, der jeden Tag über nehmen, Tiere zu jagen, Brücken den Himmel springt“. Denn dass zu konstruieren, Krankheiten zu Fremde, egal, wie intelligent sie heilen, Atombomben zu bauen. sind, auf dieselbe Idee kommen, Diese Art von Macht hängt eng wäre sehr unwahrscheinlich. mit der Wahrheit zusammen: Glauben Sie an eine falsche phyDer zweite große Vorteil von sikalische Theorie, werden Sie Fiktion gegenüber der Wahrheit keine Atombombe entwickeln hat mit dem Handicap-Prinzip zu tun, das besagt, dass das Senden können. Auf der anderen Seite steht verlässlicher Signale aufwendiger Macht auch für die Fähigkeit, sein muss – ansonsten wären sie Überzeugungen zu beeinflusvon Betrügern zu leicht zu fälschen. Zum Beispiel signalisiesen und auf diese Weise viele Menschen dazu zu bringen, ren männliche Pfauen ihre Fitness, effektiv zusammenzuarbeiten. indem sie einen riesigen bunten Schwanz zur Schau stellen. Dies Um eine Atombombe zu bauen, ist ein zuverlässiges Signal, weil braucht man nicht nur physikalisches Wissen, sondern auch die der Schwanz schwer und lästig ist koordinierte Arbeit von Milliound Fressfeinde anzieht. Nur ein wirklich gesunder Pfau kann also nen von Menschen. Der Planet Erde wurde vom Homo sapiens trotz dieses Handicaps überleben. erobert, nicht von Schimpansen Ganz ähnlich verhält es sich oder Elefanten, denn wir sind die bei Geschichten: Wenn politische Loyalität durch den Glauben an einzigen Säugetiere, die in sehr großen Gruppen kooperieren eine wahre Geschichte signalisiert können. Diese Kooperation im wird, kann jeder sie vortäuschen. großen Umfang hängt vom GlauHistoriker Der Israeli Yuval Noah Harari, 43, schrieb zuletzt den An lächerliche und haarsträubenBestseller „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ ben an gemeinsame Geschichde Geschichten zu glauben bringt ten ab. Aber diese Geschichten dagegen höhere Kosten mit sich müssen nicht der Wahrheit entund ist somit ein besseres Signal für Loyalität. Was soll es beweisen, wenn sprechen. Man kann Millionen von MenWenn es darum geht, Menschen um Sie Ihrem Anführer nur glauben, wenn er schen vereinen, indem man dafür sorgt, eine gemeinsame Geschichte herum dass sie an komplett fiktive Geschichzusammenzubringen, hat Fiktion gegenoder sie die Wahrheit sagt? Wahre Loyalität ten über Gott, Rassen oder Ökonomie über der Wahrheit sogar drei inhärente dagegen zeigen Sie, wenn Sie der Person selbst dann noch glauben, wenn sie sagt, glauben. Vorteile. Erstens ist Wahrheit universell, Der duale Charakter von Macht während Fiktionen meist lokal sind. Um sie könne Luftschlösser bauen. Geschickte und Wahrheit hat kuriose Folgen: Wir einen Stamm mittels Identitätsstiftung Führungspersönlichkeiten erzählen womöglich manchmal mit Absicht Unsinn, um zuverlässige Gefolgsleute von Schönwetteranhängern zu unterscheiden. Drittens und am wichtigsten ist die Wahrheit oft schmerzlich und verstörend. Wenn Sie an der ungeschminkten Realität festhalten, werden Ihnen deshalb nur wenige Menschen folgen. Ein US-Präsi-
PHILOSOPHIE
dentschaftskandidat, der dem amerikanischen Volk die Wahrheit über die Vergangenheit des Landes erzählt, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, wird die Wahlen ganz sicher verlieren. Das Gleiche gilt für Kandidaten in jedem anderen Land. Wie viele Israelis, Italiener oder Inder könnten die nackte Wahrheit über ihre Heimat vertragen? Ein komproNewton selbst verbrachte offenbar mehr religiöser Bigotterie gesehen, in denen missloses Festhalten an der Wahrheit ist Zeit mit der Suche nach einer geheimen nur diejenigen leben konnten, die zur eine bewundernswerte spirituelle Praxis, Botschaft in der Bibel als mit der Entherrschenden Sekte gehörten. In London wurden Katholiken getötet, in Paris Proaber keine siegreiche politische Strategie. schlüsselung der Gesetze der Physik. Die testanten, die Juden waren schon längst Manche könnten argumentieren, die Berühmtheiten der wissenschaftlichen langfristigen Kosten des Glaubens an fikRevolution lebten in einer Gesellschaft, die vertrieben worden, und niemand, der noch tive Geschichten würden schwerer wieJuden und Muslime ausstieß, massenhaft bei Trost war, hätte auch nur darüber nachgen als jegliche kurzfristigen Vorteile in Ketzer verbrannte, in jeder älteren Katzengedacht, Muslime hereinzulassen. Und Form von sozialem Zusammenhalt. Wenn liebhaberin eine Hexe sah und alle Nasetrotzdem begann die wissenschaftliche lang neue Religionskriege anzettelte. Menschen sich erst einmal angewöhnt Revolution nicht in Kairo oder Istanbul, haben, absurden Fiktionen und sondern in London und Paris. bequemen Unwahrheiten GlauDie Fähigkeit, Rationalität abzuben zu schenken, würde sich diespalten, hat viel mit der Struktur se Gewohnheit auf immer mehr unseres Gehirns zu tun. UnterBereiche ausbreiten; man würde schiedliche Teile davon sind für falsche wirtschaftliche Entscheiunterschiedliche Arten des Dendungen treffen, kontraproduktive kens zuständig. Menschen könMilitärstrategien anwenden und nen unterbewusst die Teile ihres Gehirns deaktivieren und reaktibei der Entwicklung von effektivieren, die für kritisches Denken ven Technologien versagen. Das kommt zwar gelegentlich tatsächbenötigt werden. Adolf Eichmann lich vor, ist aber keine universelle könnte also seinen präfrontalen Regel. Denn selbst die extremsten Kortex abgeschaltet haben, während er leidenschaftlichen Reden Eiferer und Fanatiker können ihre Irrationalität oft einschränken, von Adolf Hitler lauschte, und seisodass sie auf manchen Gebieten nen Verstand erst wieder eingesetzt haben, als er über FahrpläUnsinn glauben, auf anderen aber nen für die Züge nach Auschwitz ausgesprochen rational agieren. grübelte. Nehmen wir etwa die Nazis. Für die Deaktivierung unserer Deren Rassentheorie war erfunrationalen Fähigkeiten bezahlen dene Pseudowissenschaft. Zwar wurde versucht, die Theorie mit wir einen gewissen Preis, aber wissenschaftlichen Belegen zu die Vorteile des erhöhten soziastützen, aber trotzdem mussten len Zusammenhalts sind offendie Nazis ihre rationalen Fähigbar groß – so groß, dass fiktive keiten unterdrücken, damit sich Geschichten beim Menschen eine Überzeugung ausbilden Massenmord Der Glaube an Jenseitsversprechen treibt islamisschon immer über die Wahrheit tische Terroristen an, etwa die Attentäter des 11. September 2001 konnte, die ihnen als Rechtfertriumphiert haben. Gelehrte wistigung für den Mord an Milliosen das seit Tausenden Jahren, nen Menschen genügte. Ging es weshalb sie oft entscheiden mussdagegen darum, Gaskammern zu entwiWenn Sie vor rund 400 Jahren Kairo ten, ob sie der Wahrheit oder der gesellckeln und Fahrpläne für die Auschwitzoder Istanbul besucht hätten, hätten Sie schaftlichen Harmonie dienen wollen. Züge auszuarbeiten, kehrte die Rationamultikulturelle und tolerante Metropolen Sollten sie versuchen, die Menschen zu lität der Nazis intakt aus ihrem Versteck einen, indem sie dafür sorgen, dass alle vorgefunden, in denen Sunniten, Schiiten, zurück. an dieselbe Fiktion glauben? Oder sollten orthodoxe Christen, Katholiken, Armenier, Was für die Nazis stimmt, gilt auch für Kopten, Juden und selbst einige Hindus sie den Menschen die Wahrheit sagen und viele andere fanatische Gruppen in der relativ harmonisch Seite an Seite zusamdamit Uneinigkeit in Kauf nehmen? menlebten. Zwar gab es auch dort UneiSokrates entschied sich für die WahrGeschichte. Ernüchtert stellt man fest, nigkeit und Auseinandersetzungen – und heit und wurde zum Tode verurteilt. Die dass die wissenschaftliche Revolution in der fanatischsten Kultur der Welt begonim Osmanischen Reich wurden Menschen mächtigsten Gelehrten-Establishments nen hat. In den Zeiten von Kolumbus, regelmäßig aus religiösen Gründen diskriin der Geschichte dagegen, ob christliKopernikus und Newton gab es in Europa miniert. Trotzdem war es im Vergleich zu che Priester, konfuzianische Mandarine Westeuropa ein liberales Paradies: Wenn mit die höchste Konzentration von religioder kommunistische Ideologen, stellten ösen Extremisten. Toleranz war so wenig Einigkeit über Wahrheit. Genau deshalb Sie in das damalige Paris oder London ausgeprägt wie nirgendwo sonst. wurden sie so mächtig. gereist wären, hätten Sie Städte voller n
„WIR SIND DIE LEICHTGLÄUBIGSTEN BEWOHNER DIESES PLANETEN“
FOCUS 25/2019
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Ellsworth Kelly zum Versenden: Ein Set von 20 Marken bietet die US-Post an
Die Kunst-Kolumne von Redakteurin Gabi Czöppan VIP-Treffen in der Messehalle
D
ie Art Basel ist die weltweit wichtigste Kunstmesse. Bis Sonntag kann man hier den Kunstmarkt mit allen Sinnen erfahren. Aber muss man Kunst im digitalen Zeitalter überhaupt noch in realiter sehen? Auf Instagram überschlagen sich diese Woche Bilder von Kunstwerken, viele Galeristen bieten ihren Kunden Wochen vorher per E-Mail Werke zum Kauf an. Der Umsatz der OnlineVerkäufe steigt rasant. 2018 waren es schon rund sechs Milliarden US-Dollar, schreibt der von der Art Basel und der Schweizer Bank UBS herausgegebene „Art Market Report“. Das klingt nach einem großen
Ausstellung
Augen-Futter Galerist „Judy“ Lybke mit Künstler Olaf Nicolai vor dessen Werk „Big Sneaker“
Unternehmer Magnus Resch, Kurator Hans Ulrich Obrist, Thomas Girst (BMW)
Ingvild Goetz Sammler Nicolas Berggruen, Galeristin Jenny Falckenberg
Mafalda von Hessen mit Lebensgefährte Rolf Sachs
Elvira und Günter Netzer
Galeristenkollegen: Lucy Chadwick, Vito Schnabel
Online-Angebot Yayoi Kusamas „Pumpkin“ bot David Zwirner für 1,8 Millionen US-Dollar im Netz an Geschäft im Netz. Dabei macht der Online-Handel weniger als zehn Prozent des weltweiten Kunstumsatzes aus – der lag 2018 bei 67,4 Milliarden US-Dollar. Der Verkauf von teuren Kunstwerken ist bislang vor allem ein Offline-Geschäft. Aber hier ändert sich gerade etwas. Galerist David Zwirner bot jetzt auf seiner Plattform „Basel Online“ neue Werke seiner Künstler an. Eine Skulptur von Yayoi Kusama verkaufte er noch vor Messe-Eröffnung für 1,8 Millionen US-Dollar. Im Netz.
Run auf VIP-Pässe
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n drei Gruppen staffelte die Art Basel den Zutritt für ihre VIPs. „First Choice“ am Montag, eine Preview am Dienstag und eine am Mittwoch. Neuerdings sind die VIP-Pässe für rund 525 bzw. 350 Euro käuflich. Andrang gab’s trotzdem. Und schnelle Verkäufe. Ein Gerhard Richter ging bei Zwirner für 20 Millionen US-Dollar weg, ein Keith Haring bei Acquavella für vier Millionen.
Vitra-Party in Weil am Rhein
Virgil Abloh stellt im Vitra Design Museum aus
Künstler Spencer Mar Guilburt
Auszeichnung
Werk-Stoffe
Art Basel
I
Die Zitronen fotografierte Ouka Leele 1979, „Food for the Eyes“ bei C/O Berlin zeigt bis 7.9., wie Essen vor der Kamera inszeniert wird.
PicassoEnkel Bernard
BMW-Cocktail in der Voltahalle
Die Inderin Sheela Gowda macht Kunst aus Kuhdung, Kumkum-Pulver, Weihrauch oder Haaren. Jetzt erhielt sie in München den Maria Lassnig Preis.
Künstler
Tanz-Bar Disco-Kugeln, Spiegelfolie und bunte Schüttbilder: John M Armleder, 70, rockt die Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main. Bis 1.9.
Für ihre Installation erhielt Lu Yang den Preis BMW Art Journey
Maike Cruse, Bettina Kames, Stephanie Rosenthal
Caro Daur
DJ Seth Troxler, Aurelia Ortiz und Philipp Wiederkehr
FOCUS 25/2019
F otos: BrauerPhotos (9), Ouka Leele/C/O Berlin, dpa, Collier Schorr/SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT am Main GmbH, Djamila Grossman (4), Joshua Osborne/Vitra, Yayoi Kusama/Courtesy Zwirner/ Basel Online, VG Bild-Kunst, Bonn 2018; Illustration: Matthias Seifarth für FOCUS-Magazin
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Immer
einmalig! Täglich unvergleichlich: Alles, was Sie wissen müssen, auf den Punkt gebracht.
Täglich für Sie im Handel!
K U LT U R
DER BESTE GRUND, IM FREIEN MUSIK ZU HÖREN
MAIN ACTS
Glastonbury Festival
Mad Cool Festival
Lovebox Festival
26.–30. Juni Pilton, Vereinigtes Königreich
11.–13. Juli Madrid, Spanien
12.–13. Juli London, Vereinigtes Königreich
Der perfekte Anlass für PopSängerin Miley Cyrus, ihre Liebe zur Country-Musik auf der Bühne zu feiern
2011 legte sie erstmals beim Tomorrowland auf – heute ist Charlotte De Witte, 26, Belgiens meistgebuchte TechnoDJane
Diesmal steht Solange als Headliner auf großer Bühne. 2017 feierten ihre Fans sie noch fernab der MainStage
Der Festival-Sommer in Europa
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DAS PROGR AMM
Ob Rock, Pop, Indie, Electronic, Jazz oder Hip-Hop: Glastonbury hat sich den verschiedensten Musikrichtungen verschrieben. Sängerinnen wie Kylie Minogue und Lizzo werden die Menge begeistern.
Das junge Festival setzt auf NeonSkulpturen, Fashion-Shows und ein Riesenrad, um abseits der Bühne für Unterhaltung zu sorgen. Freuen kann man sich außerdem auf The Cure, Vampire Weekend und Years & Years.
2 Chainz, Chance the Rapper und Cypress Hill sind die Lovebox-Stars. Zu hören gibt es eine große und wilde Mischung aus House, Hip-Hop, R ’n’ B, Dance und grimmigem Grime.
WARUM MUSS ICH HIN?
Theater, Tanz und Comedy sind neben der Musik fester Bestandteil des Programms. Inzwischen lockt das 1970 gegründete Festival jährlich 130 000 Besucher an.
Nach nur zwei Ausgaben zählt das Mad Cool Festival schon zur europäischen Festival-Elite und ist dem bekannten spanischen „Primavera Sound“ ein würdiger Gegner.
Lovebox ist die Freiluft-Disco Londons mit einer einzigartigen Vielfalt an Musikerpersönlichkeiten. Das Festival holt internationale Gäste in den Gunnersbury Park.
WAS MUSS ICH MITBRINGEN?
Nie ohne matschtaugliche Stiefel und Regencape! Schließlich geht es in Großbritannien nicht nur politisch ziemlich stürmisch zu.
Sonnenbrille und Stadtplan sind das Must-have, denn nach dem Konzertbesuch geht es zum Sightseeing in Spaniens Hauptstadt.
Siehe Glastonbury. Aber: Wer falsch gepackt hat, kann sich beim Secondhandmarkt nebenan neu einkleiden oder sich beim Bodypainting einen Regenmantel aufmalen lassen.
FOCUS 25/2019
F E S T I VA L
Melt! Festival
Tomorrowland
Dekmantel
Lollapalooza
19.–21. Juli Gräfenhainchen, Deutschland
19.–21. Juli und 26.–28. Juli Boom, Belgien
31. Juli–4. August Amsterdam, Niederlande
7.–8. September Berlin, Deutschland
Schlaflos in Gräfenhainchen: Der Sleepless Floor wird von niemand Geringerem als UndergroundDJ Solomun bespielt
Star-DJ David Guetta stand bisher jedes Jahr auf der Bühne. Jetzt feiert er sein 15-jähriges Jubiläum
Jeff Mills ist einer der bedeutendsten Vertreter des Detroit Techno und zählt zu den einflussreichsten Größen der DJ-Szene
Die 2001 geborene Sängerin Billie Eilish ist einer der spannendsten Acts. Hoffentlich kann sie sich diesmal ihre Songtexte merken …
Alljährlich reisen 20 000 Musikfans auf die Insel im Gremminer See, um sich drei Tage lang Indie-, Elektro- und Technomusik hinzugeben. Dieses Jahr mit dabei: Virgil Abloh, Bon Iver und Rin.
Tomorrowland ist das begehrteste Elektro-Festival der Welt: Ob EDM, House, Techno oder Hardstyle, der Mega-Event an zwei Wochenenden bietet Musik von Stars wie Steve Aoki und Tiësto.
Blawan, Róisín Murphy oder Marcel Dettmann: Beim Dekmantel stehen nur die musikalischen Acts im Mittelpunkt. Auf bunte Fantasiefiguren, Konfetti oder spektakuläre Lichtshows wird bewusst verzichtet.
Die deutsche Ausgabe von „Lolla“ lockt die bunten Massen eher mit Mainstream als mit Genre. Für einen gefälligen Mix aus Pop und Dance sorgen Künstler wie Swedish House Mafia und Rita Ora.
Auf dem stillgelegten Tagebaugelände südwestlich von Berlin bietet sich eine gigantische Kulisse aus riesigen Kohlebaggern. Nicht umsonst trägt das Gelände den Namen „Stadt aus Eisen“.
Die Veranstalter versprechen eine Traumwelt aus Musik, Magie und Natur. Seit zehn Jahren hat jeder Event ein schräges Motto. Diesmal: „The Book of Wisdom – The Return“.
Wer einfach nur Musik will, ist hier richtig – ein Zufluchtsort für all jene, denen das Coachella-Getue der Konkurrenz so auf die Nerven geht wie Techno-Fans das Autoradio.
Letztes Jahr performten Wasserartisten im einstigen OlympiaSchwimmbecken. Praktisch: Nebenan lädt wieder das Fashionpalooza zum Styling ein.
Wer sich vor, nach oder beim Feiern abkühlen will, sollte Badehose oder Bikini und Sonnencreme nicht vergessen. Sicherheitshalber auch eine Luftmatratze einpacken, falls die Party zu wild war.
Unbedingt bequeme Schuhe einpacken, denn das Musikwunderland ist riesig! Und wer sich vom Feiern erholen muss, kann zum Detox-Day bleiben. Yoga und Massagen werden nach Festivalende angeboten.
Fashionmäßig kann man hier nichts falsch machen. Gute Laune und Lust auf Musik – mehr braucht es nicht beim Dekmantel. Außer vielleicht ein Niederländisch-für-Anfänger-Wörterbuch.
Ohne Glitzer im Gesicht, rosa Herzchenbrille und riesigen Hut kommt man beim Lollapalooza nicht aus. Am besten direkt am Anfang den besten Selfie-Standort checken, posten – und dann in Ruhe feiern.
FOCUS 25/2019
F otos: Andrew Allcock, dpa, instagram, Richard Johnson/Fanatic, Stephan Flad, Universal Music
Durchtanzte Nächte, Sonne im Gesicht und Matsch an den Boots – das ist das Freiheitsversprechen der Festival-Saison! Von Techno beim Melt! über Country in Glastonbury bis Hip-Hop beim Lovebox: Der FOCUS-Planer präsentiert die Musik-Highlights des Sommers
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K U LT U R
Ach, denk ich an mein Land Bestsellerautorin Elif Shafak kritisiert leidenschaftlich die Zustände in ihrer Heimat, der Türkei. Ein Gespräch über Hoffnung in düsteren Zeiten
Unbestechlicher Blick aus der Distanz: Elif Shafak lebt mit ihrer Familie inzwischen in London
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Frau Shafak, Sie leben seit zehn Jahren in London, warum schreiben Sie immer noch über die Türkei?
Ich habe an vielen Orten gelebt, quasi nomadisch, wie in einem ewigen Exil. Ich wurde in Frankreich geboren, zog aber mit zehn nach Ankara, mit meiner Mutter, die damals in der Türkei Diplomatin wurde. Danach folgten Spanien, Jordanien, Deutschland. Mit Anfang 20 ging ich nach Istanbul. Danach Boston, Michigan, Arizona und wieder Istanbul, schließlich London. Aber die Sehnsucht nach Istanbul werde ich immer spüren. Wie türkisch sind Sie denn noch?
Da ich mich als Weltbürgerin fühle, sehe ich nationalistische Konzepte sehr kritisch. Dennoch fühle ich mich der Türkei emotional sehr verbunden, auch wenn ich jetzt die britische Staatsbürgerschaft besitze. Sie schreiben und denken in Englisch?
Ja, seit etwa 15 Jahren. Das hat die türkischen Nationalisten sehr aufgebracht. Sie sprachen mir mein Türkischsein ab. Die wichtigen Figuren in Ihrem Roman „Unerhörte Stimmen“ leben als Außenseiter am Rand der Gesellschaft, darunter eine Prostituierte, eine Transgenderfrau, eine Kleinwüchsige, ein Flüchtling. Sie entflohen ihrem Schicksal, ihren Familien nach Istanbul. Warum diese Randexistenzen?
In all meinen Büchern versuche ich, die Vergessenen, jene, die keine Stimme haben, zu Wort kommen zu lassen. In der Türkei haben es Menschen schwer, die irgendwie anders sind, also Minderheiten in kultureller, sexueller, politischer oder religiöser Hinsicht. Weil das Land immer religiöser wird?
Auch. Je weiter sich die Türkei von der Demokratie entfernt, je autoritärer die Politik, desto mehr schwindet die Pluralität, die Vielfalt der Lebensformen. FOCUS 25/2019
F oto: Zeynel Abidin
S
chmal ist sie, fast zart, Elif Shafak, die wohl bekannteste türkischstämmige Schriftstellerin. Gerade ist ihr Roman „Unerhörte Stimmen“ im Verlag Kein & Aber erschienen. Die 47-Jährige, die in London lebt, kritisiert darin die repressive Politik in ihrer früheren Heimat. „Weil ich die Türkei liebe, vor allem Istanbul“, sagt sie bei unserem Gespräch im Garten des Westberliner „Savoy Hotels“. Auch dieses Buch dürfte ihr Ärger einbringen, sie schreibt über Tabuthemen wie sexuelle Gewalt. Shafak wurde schon einmal wegen „Beleidigung des Türkentums“ angezeigt. Doch die Mutter von zwei Kindern ist mutig, sie will gehört werden. Trotzdem wägt sie ihre Worte genau ab. Jedes Interview ist ein Risiko in diesen politisch brisanten Zeiten.
L I T E R AT U R
ren, dass die Gewalt gegen Frauen und Kinder steigt, in den vergangenen zehn Jahren um 1400 Prozent! Fördert die patriarchale Regierung in Ankara diese Tendenzen?
Allerdings. Zum Beispiel erleichterte sie Ehen, die nur durch Imame geschlossen werden. Oft werden so Minderjährige verheiratet. Dieser Trend wird noch durch syrische Flüchtlinge verstärkt, und es gibt jetzt auch mehr Fälle von Polygamie. Noch schlimmer: Es gab Versuche, ein Gesetz zu beschließen, das für Vergewaltiger von Minderjährigen niedrigere Strafen vorsah, wenn sie das Opfer heirateten. Proteste verhinderten dieses Gesetz. Über diese Vorstellung von Ehre müssen wir sprechen. Die Handlung des Romans endet 1990. Sie sagen, die Situation habe sich seitdem nicht verbessert?
schen sind wunderbar. Natürlich trägt der radikale Islam, aber auch der Ultranationalismus mit seiner sexistischen Sprache besonders zur Unterdrückung der Frauen bei. Bei der Geschlechtergerechtigkeit war die Türkei ja nie so weit wie Schweden. Aber die Situation der Frauen hat sich zunehmend verschlechtert, statt sich positiv zu entwickeln. Dabei gibt es viele starke Frauen in der Türkei. Wo sind die in der Politik?
Ich wurde ja selbst von zwei starken Frauen erzogen, meiner westlich orientierten Mutter und meiner Großmutter, einer Heilerin, die Kräutersalben mischte und aus dem Kaffeesatz las. Beide haben mich sehr geprägt. Im türkischen Parlament fehlen Frauen fast komplett. Die Politik wird von Männern bestimmt, und zwar von sehr konservativen, reliIstanbul ist giösen. Die Opposition fühlte eine weibliche sich noch nie so demoralisiert.
»
Wir entwickeln uns eher zurück. Jedenfalls die PoliHaben Sie denn gar keine Stadt. Aber tik. Es ist oft schwerer, über Hoffnung auf Verbesserung? sexuelle Tabus zu schreiben, heute gehört Die von Präsident Erdogan als über die Politik im Allannulierte Wahl in Istanbul gemeinen. Ich finde es sehr der öffentliche wird am 23. Juni wiederholt. hart für uns Autoren, Themen Raum dort den Doch, es gibt Hoffnung. Es wie Pädophilie, Inzest, Vergewar ungesetzlich und inakMännern waltigung, Belästigung aufzeptabel, dass die lokalen zugreifen. Besonders aber für Wahlen als ungültig deklamich als Frau. Wenn ein Mann riert wurden, nur weil der über Missbrauch schreibt, AKP das Wahlergebnis nicht sind die Leute beeindruckt te. Wie in meinem Roman, wo am Ende die fünf von seiner Vorstellungskraft. Outsider gemeinsam Leila Bei einer Frau ist das anders. Die Leute fragen: „Oh, ist dir wenigstens ein würdiges Bedas iert?“ Manche stellen dann sogar gräbnis bereiten, so setze auch ich in meinen Lebenswandel infrage. der Politik auf Solidarität, darauf, dass Sind die Regierungspartei AKP und Präsident sich die Kritiker zusammenschließen. Immerhin stimmte ja die Hälfte der Erdogan schuld an den Fehlentwicklungen? Jedenfalls regiert die AKP seit 17 JahWähler gegen diese Regierung, die in ren. Ihre Politiker kamen dank Reformgroßen Städten wie in Istanbul, Ankara versprechen an die Macht, sprachen von und Izmir stark verloren hat. einer neuen Verfassung, von Aussöhnung Stimmt Sie das Auftreten von Ekrem Imamit den Kurden. Sie strebten eine EUmoglu optimistisch, dem Kandidaten für das Mitgliedschaft an. Nichts davon wurde Amt des Bürgermeisters in Istanbul? eingelöst. Jetzt gibt es in der Türkei keiAllerdings. Ich bin beeindruckt von ne Gewaltenteilung mehr, keine PresseImamoglus positiver Ausstrahlung, seiner freiheit, keine unabhängige Justiz, keine friedlichen Sprache. Von der AKP hören freie Wissenschaft. Über 1000 Wissenwir immer nur Trennendes, ja Spaltendes. schaftler wurden entlassen, weil sie eine Natürlich hoffe ich, dass Imamoglu am 23. Juni noch mehr Stimmen erhält. Das Petition für Frieden mit den Kurden unterWichtigste für mich ist, dass wir wieder schrieben hatten. Alle Macht geht von eine Demokratie werden. Und ich möcheinem Mann aus. Das beschleunigt den Niedergang der Demokratie. te auch nicht, dass mein Vaterland sich immer weiter von Europa entfernt. n Welche Rolle spielt der erstarkende Islam? Die Türkei ist ein komplexes Land. Die Politik kann furchtbar sein, aber die MenULRIKE PLEWNIA
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Wie zeigt sich dieses Klima der Intoleranz?
Giftiger Populismus und extremer Nationalismus bringen Minderheiten in Bedrängnis, aber auch Frauen. Das sehen Sie in Istanbul, das für mich eine weibliche Stadt ist. Heute gehört der öffentliche Raum dort den Männern. Es überrascht mich nicht, dass Sexualverbrechen an Frauen und Kindern stark zunehmen. Im Buch schrecken Sie nicht vor Tabuthemen wie Inzest, Pädophilie und Zwangsehe zurück. Die Hauptperson Leila erlebte das alles. Ihre bigotte Familie wollte die Tochter mit dem Sohn just jenes Onkels verheiraten, der sie jahrelang missbraucht hatte. Leila flieht aus Ostanatolien. Ist das eine realistische Beschreibung der Zustände im Land?
Ich wünschte, es wäre anders. Dies ist mein elfter Roman. Ich behandle die unterschiedlichsten Themen. Aber ich werde immer wieder für die Rechte von Frauen eintreten. Niemand kann ignorieFOCUS 25/2019
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D I E K U LT U R- M AC H E R
Mathieu Amalric In der Kinokomödie „Ein Becken voller Männer“ versuchen Sie sich in einer Synchronschwimmtruppe. Wie anstrengend war der Dreh? Dort, wo wir gedreht haben, konnten wir den Profi-Mädels zugucken. Oh, mein Gott! Was hat Sie so beeindruckt? Sie waren verdammt jung, 13, 14, und trainierten an die zehn Stunden am Tag. Dabei verlangt diese Sportart einem am meisten ab. Es schaut so grazil aus. Es ist ultrahart, man muss total darin aufgehen. Die waren wie Nonnen, alles für den Glauben, und das ohne Geld oder Ruhm. Haben Sie auch so ein Herzensprojekt? Ich bestritt diverse Lesungen mit Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“. Das hat mein Leben verändert. Daraus würde ich gern eine 15-Stunden-Serie machen wie Fassbinders „Berlin Alexanderplatz“. Ihr Bond-Film war auch eine Liebhaberei? Ich bitte Sie, das war ein Kindheitstraum! Sie arbeiten irre viel. Wann schlafen Sie? Während Interviews … Sie haben auch mit Roman Polanski gedreht. Die OscarAcademy hat ihn nun wegen des Vergewaltigungsvorwurfs von 1977 ausgeschlossen … Da geht es letztlich um die Frage, ob sich jemand ändern kann. Ob man daran glaubt. Oder ob jemand sein Leben lang dafür bezahlen muss. Würden Sie wieder mit ihm arbeiten? Klar, keine Frage. Ich bin doch kein hap Moralrichter.
Mathieu Amalric, 53, einst BondBösewicht, jetzt Komödiant im Wasser
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Luftiger Bau aus Stein: Junya Ishigamis Entwurf für den Londoner Pavillon
Bild der Woche
I
Londons künstlicher Himmel
n den Londoner Kensington Gardens erhebt sich diesen Sommer ein schwebender Teppich, der Besuchern der Serpentine Galleries Regenschutz bei Kunst-Events bietet. Er besteht aus schweren Schieferplatten, die eine sich biegende Fläche bilden. Gehalten wird die extravagante Struktur von sehr schmalen Stützen – so leicht, „als könnte der Wind sie wegblasen“, sagt Architekt Junya Ishigami. Der 45-jährige Japaner hat den diesjährigen temporären Pavillon der Serpentine Galleries gestaltet. Museumsleiter Hans Ulrich Obrist beauftragt jährlich einen anderen Architekten mit dem Bau. Eröffnung ist am 20. Juni.
E
Newcomer
Dinnertalk
Antritt
Rückschlag
r kennt das Haus in- und auswendig, viele Male hat er dort inszeniert. Ab 2021 soll René Pollesch die Berliner Volksbühne nun als Intendant leiten und den Geist der großen Castorf-Ära wiederbeleben. Dessen Nachfolger, Museumsmann Chris Dercon, hatte nach nicht einmal einer Spielzeit aufgeben müssen.
S
taustelle Berlin: Auch das Humboldt Forum im rekonstruierten Stadtschloss wird nicht pünktlich fertig. Eigentlich sollte das Mega-Museum unbedingt noch in diesem Jahr, zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts, eröffnet werden, doch an der zentralen Kälteanlage seien „gravierende Mängel“ aufgetreten.
FOCUS 25/2019
F otos: Junya Ishigami + Associates, ddp images (2), REUTERS, Getty Images (7), dpa (3), Imago Images
8 Fragen an Schauspieler
Fliegender Gastgeber James Corden, britischer Schauspieler, eröffnete die Show mit einer zehnminütigen Hymne auf das Theater
Die Top 3
Kultur-Highlights der Woche & ihre Macher Die Unbequeme MERYL STREEP Sie sind noch mal davongekommen, die verbittert-bösen Supermoms mit ihren „Big Little Lies“. Zum Ende der sarkastischen Serie feierten Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Shailene Woodley, Laura Dern und Zoë Kravitz ihr mörderisches Geheimnis. In Staffel zwei taucht nun Meryl Streep als Mutter von Kidmans totem Gatten auf – und stellt unbequeme Fragen. Broadway
Der Herzflüsterer
Star mit Statement
SAM BEAM
S
o feiert sich das Theater bei den 73. Tony Awards: prächtig, emotional und stark. Bryan Cranston („Breaking Bad“), als bester Hauptdarsteller im Bühnenstück „Network“ geehrt, widmete den Preis „all den Journalisten da draußen, die in die Schusslinie geraten, weil sie nach der Wahrheit streben“. Cranston, der den TV-Anchorman Howard Beale verkörpert, stellte klar: „Nicht die Medien sind Feinde des Volkes, sondern die Demagogie.“
Lucy Liu
Samuel L. Jackson
Ali Stroker, Star des Musicals „Oklahoma!“, ist die erste Tony-Preisträgerin im Rollstuhl
Jake Gyllenhaal
Das Traummädchen CHARLIZE THERON
Billy Porter
Tony-Gewinner Bryan Cranston
Laura Linney
Sie waren schon eine Art Symbiose: die sanfte, sich ans Gemüt schmiegende Stimme von Sam Beam alias Iron & Wine und der Tex-Mex-Folk von Calexico. Sie traten zusammen auf, jetzt haben die beiden Bands ein gemeinsames Album eingespielt. Auf „Years To Burn“ darf man sich am Wüstenfeuer wärmen und in den Sternenhimmel träumen.
Jordan Roth Richie Jackson Anna Wintour
Bee Shaffer Carrozzini
Hollywood-Märchen trifft auf deftige Komödie: In „Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ arbeitet sich ein jobloser Journalist (Seth Rogen) emotional an seiner früheren Nanny ab, die er zufällig wiedertrifft. Nur: Aus ihr soll die US-Präsidentin werden! Charlize Theron, zuletzt oft prügelnder Action-Star, in romantischer Höchstform.
Regina King 97
D z b T
BESTSELLER
Was Deutschland liest, hört und sieht Film „X-Men: Dark Phoenix“
Und was haben Sie gerade gelesen?
Blaues Wunder
Ich empfehle „Der Vogelgott“ von Susanne Röckel Dieser Roman der deutschen Übersetzerin und Schriftstellerin ist ein mysteriöses Buch, das einen schaudern lässt. Mich erinnerte es an H. P. Lovecraft, den amerikanischen Meister der Horrorliteratur und Erfinder des übernatürlichen Cthulhu-Mythos. Man kann es natürlich immer gut lesen, aber am besten vielleicht im Zwielicht der Dämmerung.
Frauen-Power mit wenig Superkraft Jessica Chastain und Sophie Turner (r.) in der neuen „X-Men“-Folge „Dark Phoenix“
FILME * (Zahlen vom 6.6.–9.6.2019) ** (Rang Vorwoche/Anzahl der Wochen)
1
Aladdin (1/3)** Besucher:*/Gesamt: 192 023/969 201
(Rang Vorwoche)
1
(2/2)
1
1
2 Auer, Dulleck: Die (1/2) Schule der magischen Tiere – Endlich Ferien 4 Carlsen, 12 Euro
2 Sonneborn: Herr Sonne- (2) born geht nach Brüssel Kiepenheuer & Witsch, 18 Euro
3 Leon: Ein Sohn ist uns gegeben Diogenes, 24 Euro
(3/3)
4 Hausmann: Liebes Kind dtv, 15,90 Euro
(7/14)
3 Harari: (3) Eine kurze Geschichte der Menschheit Pantheon, 14,99 Euro
Sarah Connor: Herz Kraft Werke Universal
2 Rammstein: Rammstein Universal
(1/4)
3 X-Men: Dark Phoenix neu B.: 124 033/G.: 133 310
3 Sting: My Songs Universal
(9/3)
4 Rocketman (5/2) B.: 85 399/G.: 262 567
4 Various: (3/3) Sing meinen Song – Das Tauschkonzert Vol. 6 Tonpool
5 Godzilla 2 (3/2) B.: 74 275/G.: 264 799 6 Pokémon: (4/5) Meisterdetektiv Pikachu B.: 51 978/G.: 1 203 651 7 Avengers: Endgame (6/7) B.: 43 091/G.: 4 938 815 8 Ma (7/2) B.: 40 750/G.: 102 790 9 TKKG neu B.: 30 219/G.: 36 564 Dritter Anlauf, aus der erfolg reichen KinderkrimiReihe samt Hörspiel und TVSerie ein KinoFranchise zu entwi ckeln. Die Jungdetektive Tim, Karl, Klößchen und Gaby sind mit Nachwuchsdarstellern besetzt, in Nebenrollen sind Trystan Pütter, Tom Schilling und Laura Tonke zu sehen.
SACHBUCH
LITERATUR (Rang Vorwoche/Anzahl der Wochen)
2 John Wick: Kapitel 3 (2/3) B.: 124 171/G.: 804 295
10 Glam Girls – (8/5) Hinreißend verdorben B.: 29 740/G.: 584 005
98
MUSIK (Rang Vorwoche/Anzahl der Wochen)
5 Ben Zucker: Wer sagt das?! neu Universal 6 Avicii: Tim neu Universal Ein neues Album ein Jahr nach dem plötzlichen Tod von Tim Bergling, so Aviciis bürger licher Name – zusammenge stellt von Freunden und Kolle gen aus den Notizen des DJs. 7 Santana: Africa Speaks neu Universal 8 Various: Bravo Hits Vol. 105 Universal
(5/7)
9 Various: The Dome Vol. 90 Sony
(7/2)
10 Kontra K: (4/3 ) Sie wollten Wasser doch kriegen Benzin Warner
Maurer: Am Tatort (2/3) bleibt man ungern liegen Fischer Scherz, 16,99 Euro
5 Schirach: (5/15) Kaffee und Zigaretten Luchterhand, 20 Euro 6 McEwan: Maschinen wie ich Diogenes, 25 Euro
(6/3)
7 Kinney: (4/9) Ruperts Tagebuch – Zu nett für diese Welt! Baumhaus, 14,99 Euro 8 Jaud: (8/6) Der Löwe brüllt Fischer Scherz, 16,99 Euro 9 Musso: Die junge Frau und die Nacht neu Pendo, 16,99 Euro Der CampusThriller spielt im Geburtsort des Autors: Antibes. 10 Krien: (–/5) Die Liebe im Ernstfall Diogenes, 22 Euro
Kast: (1) Der Ernährungskom C. Bertelsmann, 20 Euro
4 Winterhoff: (10) Deutschland verdummt Gütersloher Verlagshaus, 20 Euro 5 Hawking: Kurze Antworten auf große Fragen KlettCotta, 20 Euro
(8)
6 Obama: Becoming Goldmann, 26 Euro
(5)
7 Winnemuth: Bin im Garten Penguin, 22 Euro
(7)
8 Nguyen-Kim: (–) Komisch, alles chemisch! Droemer, 16,99 Euro Schade, dass man nie so eine Chemielehrerin hatte! 9 Jähner: Wolfszeit Rowohlt, 26 Euro
(4)
10 Todenhöfer: Die große Heuchelei Propyläen, 19,99 Euro
(6)
FOCUS 25/2019
Copyright by media control GmbH, Baden-Baden
María Cecilia Barbetta (deutsch-argentinische Schriftstellerin, aktueller Roman „Nachtleuchten“)
F otos: dpa, 2019 Twentieth Century Fox
D
ieser angeblich letzte Teil der „XMen“-Saga ist womöglich wirklich der letzte. „Dark Phoenix“ ist nämlich bei uns genauso mies gestartet wie in den USA – mit den bisher schwächsten Zahlen der Reihe. Daran konnte auch „Game of Thrones“-Star Sophie Turner nichts ändern. Sie spielt eine Mutantin, die ihre Superkräfte nicht mehr unter Kontrolle hat. Nun steht die Heimholung des Franchise ins Marvel-Universum bei Disney an. Da werden die X-Men sicher bei den neu formierten Avengers landen – und sich wieder um die Rettung hap von Kino und Welt kümmern.
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F Ü R F O C U S - L E S E R A U S G E W Ä H LT
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VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG
Innovationskraft Moderne Unternehmen zeichnen sich durch zukunftsfähige Produkte und effiziente Prozesse aus
Studie
Innovationspreis 2019 5000 Unternehmen, 20 Millionen Bewertungen – welche Firmen in welchen Branchen die höchste Innovationskraftbesitzen
U
nternehmen sind ständig im Fluss. Intern wird tagein, tagaus an effizienteren Strukturen und Prozessen gearbeitet. Extern ist es ein Wettlauf gegen die Konkurrenz. Wer sich absetzen will, braucht moderne und zeitgemäße Produkte – Stichwort Innovationskraft. Sprich: Wer in der Gegenwart stehen bleibt, vert die Zukunft. Marktforscher trauen Unternehmen, die Innovation als Leitmotiv veran-
kern und umsetzen, auf Dauer im Schnitt ein doppelt so hohes Wachstum wie ihren innovationsschwachen Mitbewerbern zu. Doch in welchen Firmen steckt eigentlich die höchste Innovationskraft? Bereits zum dritten Mal hat DEUTSCHLAND TEST dieses Thema gemeinsam mit Partnern untersucht und mehrere Millionen Verbraucherstimmen erfasst, analysiert und ausgewertet. In Summe sind die Urteile ein Zeugnis der Innovationsleis-
Illustration: Depositphotos
tung der Unternehmen. Sortiert wurden die Ergebnisse nach Branchen – das erlaubt einen fairen Vergleich innerhalb des Umfelds. Oder anders ausgedrückt: Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden – die Innovationskraft eines Technologieunternehmens kann nicht als Maßstab für eine Versicherung dienen. MAIKA BONNER/THORSTEN JACOBS
DEUTSCHLAND TEST
Methodik
„INNOVATIONSPREIS“ 2019
DEUTSCHLANDS DEUTSCHLAND TEST untersuchte zusammen mit dem rund 20 Millionen Nennungen (April 2018 bis INNOVATIVSTE Institut für Management und Wirtschaftsforschung (IMWF) März 2019). UNTERNEHMEN in Hamburg über 350 Millionen Online-Quellen zu den Die Berechnung des Punktwerts erfolgte branchenspeTEST (FOCUS 25/19) 5000 mitarbeiterstärksten Unternehmen in Deutschland. zifisch auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten. Der jeweiwww.deutschlandtest.de Bewertet wurden Aussagen zu Themengebieten wie Innolige Branchensieger erhielt 100 Punkte und setzt damit vationstätigkeit, Investitionen, Forschung & Entwicklung, die Benchmark innerhalb der Branche. Die weiteren Produktneuheiten oder Technologie. Zunächst wurden Wettbewerber wurden anhand ihres Punktwerts auf sämtliche Texte, die bestimmte Suchbegriffe enthalten, aus dem dieser Spanne abgetragen. Die Auszeichnung „Deutschlands innovaInternet geladen und in einer Datenbank erfasst (durchgeführt von tivste Unternehmen“ wurde auf Basis der erreichten Punktzahl im Ubermetrics Technologies, Berlin). Diese Datensammlung wurde Gesamt-Ranking vergeben. Eine Auszeichnung erhalten diejenigen anschließend mittels Verfahren der Künstlichen Intelligenz in TextFirmen, die mindestens 60 Punkte erreicht haben. Insgesamt wurden fragmente aufgesplittet, analysiert und zugeordnet (durchgeführt rund 900 Unternehmen ausgezeichnet. Wissenschaftlich begleitet von Beck et al. Services, München). Erfasst und ausgewertet wurden wurde die Studie von der International School of Management (ISM).
Deutschlands innovativste Unternehmen – alle Testsieger nach Branchen Branche/Unternehmen Agrar Euralis Saaten Alkoholische Getränke Krombacher Kulmbacher Brauerei Paulaner Radeberger Bitburger Veltins Inbev Aluminiumverarbeitung Zarges Trimet Novelis Anlagenbauer Xervon Eisenmann Arbeitnehmerüberlassung Randstad Robert Half Manpower Group Arzneimittelhersteller Pfizer MSD Sharp & Dohme Stada Arzneimittel Wala Heilmittel Hermes Arzneimittel Autobanken Toyota Kreditbank Autohändler Sorg-Gruppe Wahl-Group Autohaus Hermann Autohome Auto Wichert Fahrzeug-Werke Lueg Ernst Dello Autohaus Bruno Widmann Graf Hardenberg AVP Autoland Herbrand Beresa Autohaus Reisacher
Score 100,0 100,0 97,8 91,8 74,6 73,4 72,5 65,3 100,0 66,9 65,9 100,0 73,8 100,0 79,3 71,2 100,0 86,6 81,3 67,9 63,4 100,0 100,0 92,3 82,8 80,7 74,6 74,5 71,5 68,1 67,7 67,2 66,7 65,7 63,0
Branche/Unternehmen Schwabengarage Autohersteller Hyundai Porsche Daimler Audi Aston Martin Ford Volkswagen Lamborghini Honda Skoda Smart Mitsubishi Automatisierungs- & Systemtechnik Pilz Schaltbau Holding Automobilzulieferer Veritas Stabilus Grammer Robert Bosch Federal-Mogul Hella TI Automotive Gentherm Wabco Fahrzeugsysteme Formel D BPW Bergische Achsen Kendrion Holding Edag Engineering + Design Mahle MS Spaichingen Webasto Autovermieter Sixt Avis Bäckereien & Konditoreien Dat Backhus Heinz Bräuer Bösch Harry Brot Landbäckerei Stinges & Söhne
Score 60,6 100,0 99,7 95,5 95,3 92,9 77,6 73,2 66,5 65,7 62,1 61,7 61,1 100,0 63,6 100,0 98,2 93,9 90,0 79,6 68,5 68,5 67,3 66,9 66,9 64,6 64,6 63,4 62,1 61,9 60,9 100,0 81,4 100,0 89,1 87,4 83,7
Branche/Unternehmen Brothaus Aryzta Food Solutions Barbarossa Bäckerei Unser Heimatbäcker Ludwig Stocker Hofpfisterei Zimmermann Der Beck Bäckerei Heitzmann Bäcker Bachmeier Bäckerei Schneider Backstube Wünsche Bahnen Deutsche Bahn Abellio Thales Transdev Rheinbahn Bauelemente Wienerberger Ziegelindustrie Europoles Baugewerbe Strabag Bauchemie Müller Evonik Hochtief Wolff & Müller Implenia Rudolf Bunte Caverion Wismut Zech Group Goldbeck Bausparkassen LBS Bayerische Landesbausparkasse LBS Ost Wüstenrot Baustoffe & Zubehör Steico Holcim Cemex HeidelbergCement InnoTec TSS
Score 80,8 80,2 73,9 72,0 71,0 68,5 67,6 66,3 64,3 62,4 61,1 100,0 83,0 78,3 68,1 64,2 100,0 68,4 100,0 97,6 90,6 84,5 83,5 80,9 77,1 68,7 66,7 66,0 64,0 100,0 89,6 79,4 78,6 100,0 83,4 80,8 78,5 68,1
Branche/Unternehmen Unternehmensgruppe Knauf Beschlaghersteller Hettich Holding HEWI Heinrich Wilke Kesseböhmer Beteiligungsgesellschaften Mutares Messerschmitt-Bölkow-Blohm HQ Equita Indus Holding Bildung Karlsruher Institut für Technologie Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Biopharmazieunternehmen Bionorica Klosterfrau Dr. Rentschler Holding Amgen MediGene Novartis Morphosys Blutspendedienste DRK-Blutspendedienst West Brillen & Hörgeräte Geers Hörakustik Fielmann Buchhändler Thalia Hugendubel Catering & Lebensmittellieferung Com Group Sodexo Dienstleistungen Sander Holding Chemieindustrie Linde BASF Oxea Covestro Computer- & Speichersystemhersteller IBM
Score 60,6 100,0 97,5 81,9 100,0 98,5 94,5 74,0 100,0 62,4 100,0 97,8 90,1 100,0 84,2 65,9 65,7 100,0 100,0 81,3 100,0 66,4 100,0 87,5 75,4 100,0 83,0 79,4 73,0 100,0
Dieser Text zeigtVERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG evtl. Probleme beim TextBranche/Unternehmen an Score Branche/Unternehmen Apple Medion S&T Direktbanken DKB Comdirect Norisbank Consorsbank 1822direkt Discounter Schum Euroshop Tedi Woolworth Drogerien & Parfümerien Douglas dm Drogeriemarkt Druckdienstleister Bundesdruckerei unitedprint.com Einzelhändler Media Markt Obi Hagebau Dehner Zooplus Saturn Bauhaus Pflanzen-Kölle Elektroindustrie Friedhelm Loh Gigaset Centrotherm Photovoltaics Nexans Prysmian Kabel und Systeme SMA Solar Technology Elektromotoren & Antriebstechnik ABB Ebm-papst Mulfingen SEW-Eurodrive Elektronikgroßhändler Rutronik Sonepar Richter + Frenzel Elektrotechnik Schneider Electric Energiedienstleister Innogy EnBW Getec Energie E.on Entsorgung & Recycling Alba Group Facility-Manager Wisag Service Holding RGM Facility Management Fahrzeugbau Agco Schmitz Cargobull Magna Evobus Kion Group Hako Gruppe Farben- & Lackhersteller Brillux Axalta Coating Systems Flint Group
99,6 74,0 72,5
100,0 84,0 66,4 65,3 63,2 100,0 74,4 70,3 100,0 86,8 100,0 87,9 100,0 96,1 91,0 89,5 74,0 72,3 69,6 67,6 100,0 91,7 86,9 81,3 72,7 64,0 100,0 93,2 85,1 100,0 98,1 83,1 100,0 100,0 91,9 89,4 62,5 100,0 100,0 85,0 100,0 99,1 93,8 80,6 78,9 70,3 100,0 80,3 73,2
Akzo Nobel Siegwerk Druckfarben Feinmechanik & Optik Carl Zeiss Jenoptik Fertighausanbieter Schwörer Haus Film- & Fernsehproduzenten Constantin Film Ufa Film & TV Finanzdienstleister Commerz Real Consors Finanz Hypoport Grenke Deutsche Börse Wüstenrot & Württembergische DKV Euro Service Deutsche WertpapierService Bank BNP Paribas Finanzvertriebe Interhyp MLP Fitnessstudios & Solarien Fitness First Fleischwarenhersteller Tönnies Holding Wilhelm Brandenburg Emsland Frischgeflügel Erste Paul-Heinz Wesjohann Franz Wiltmann Fluggesellschaften Lufthansa Condor Flughäfen Flughafen Hamburg Flughafen Düsseldorf Flughafen Köln/Bonn Flugzeugbauer Elbe Flugzeugwerke Airbus Forderungsmanagement & Bonitätsprüfung Creditreform Forschung & Entwicklung Evotec Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren Geomat Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Fraunhofer-Ges. zur Förderung der angewandten Forschung Freizeit- & Sportausrüster Vaude Nordisk Tatonka Gartengeräte AL-KO Kärcher Gastronomie Sausalitos Block House Maredo Casualfood Gebäude- & Klimatechnik Stiebel Eltron Hager Group
Score 68,4 67,1 100,0 77,4 100,0 100,0 74,6 100,0 98,5 94,5 88,0 87,5 78,4 77,2 75,3 60,5 100,0 69,0 100,0 100,0 72,3 65,7 63,1 62,9 100,0 67,3 100,0 87,4 62,9 100,0 75,4 100,0 100,0 93,3 70,6 67,7 100,0 85,9 67,1 100,0 88,8 100,0 95,1 93,4 80,5 100,0 89,0
Branche/Unternehmen Score Viessmann 73,0 Gustav Hensel 70,2 Gira Giersiepen 67,7 Gebäudemanagement & Sicherheitsdienste DIG Service 100,0 Geze 87,3 All-Service Dienstleistungen 80,9 Erwin Renz Metallwarenfabrik 65,8 Abus August Bremicker Söhne 62,5 Gesetzliche Krankenversicherungen AOK Plus 100,0 DAK 88,8 Die Techniker 80,9 Die Schwenninger Krankenkasse 67,0 Getränke Nespresso 100,0 Gießereien Gienanth 100,0 Fritz Winter Eisengießerei 91,6 Schulte & Schmidt 88,6 Nemak Dillingen 78,3 Glasindustrie Wiegand-Glashüttenwerke 100,0 Zwiesel Kristallglas 75,5 Glücksspiel Casino-Merkur Spielothek 100,0 Gauselmann 93,2 bet-at-home.com 83,2 Casino Royal 69,8 Großhändler Metro 100,0 Ingram Micro Distribution 65,5 Großhändler für Agrarprodukte Baywa 100,0 Großhändler für Baustoffe & Zubehör Zeppelin Baumaschinen 100,0 Adolf Würth 97,7 Meesenburg Großhandel 87,1 Caparol 72,0 Theo Förch 62,9 Großhändler für Bürobedarf Takkt 100,0 Kaiser + Kraft 80,5 Lyreco 75,6 Hans R. Schmid Holding 73,9 Großhändler für Pharmazie & Medizintechnik Sanacorp 100,0 Phoenix 69,1 Großhändler für Stahl/Metall Klöckner 100,0 TSR Recycling 86,1 Großhändler für technische & chemische Produkte Rexel 100,0 Brenntag 92,0 3M 61,8 Hahn + Kolb Werkzeuge 60,4 Gummi- & Kunststoffindustrie Rehau 100,0 Veka 97,0 Polytec Plastics 94,1 Igus 91,6 Surteco 89,8
Branche/Unternehmen Score Renolit 81,6 Leonhard Kurz Stiftung 80,3 Treofan 75,7 TMD Friction EsCo 69,7 EagleBurgmann 67,2 Konrad Hornschuch 63,6 Hafendienstleister Duisburger Hafen 100,0 Hamburger Hafen und Logistik 63,3 Händler für Fahrzeugteile Christoph Kroschke 100,0 Fricke Gruppe 80,5 PV Automotive 75,3 Coler 70,8 Christian Winkler 64,0 Haushaltselektrogeräte Neff 100,0 Bosch und Siemens Hausgeräte 87,1 Miele 69,4 Vorwerk 66,5 Heimtextilien & Bettwaren Fan Frankenstolz Schlafkomfort 100,0 Hersteller von Metallwaren Ejot Holding 100,0 H.C. Starck 95,8 Schäfer Werke 69,8 Franz Kaldewei 67,2 Vallourec 65,0 Yanfeng 60,1 Hersteller von Milchprodukten Arla 100,0 Ekosem-Agrar 70,7 Danone 64,1 Bayernland 62,8 Hersteller von Pflege- & Kosmetikprodukten Beiersdorf 100,0 L’Oréal 90,7 Weleda Naturals 65,3 LR Health & Beauty Systems 63,7 Schwarzkopf 60,9 Hersteller von Porzellan & Küchenutensilien Villeroy & Boch 100,0 Rosenthal 84,0 WMF 79,9 Hersteller von Tiefkühlwaren Conditorei Coppenrath & Wiese 100,0 Frosta 97,5 Bofrost 83,9 Agrarfrost 72,0 Hersteller von Zusatzstoffen Stern-Wywiol Gruppe 100,0 Hersteller von Instrumenten Yamaha Music 100,0 Hotels Best Western 100,0 Kempinski 93,9 Motel One 83,3 NH Hotels 79,1 Lindner Hotel 70,9 AccorHotels (Pullman/Novotel/Ibis/ 69,0 Ibis Styles/Ibis Budget/Mercure) Arcona 67,7 Mövenpick Hotels 64,1 Marriott 62,1 Immobilienunternehmen
DEUTSCHLAND TEST
Blick in die Zukunft Innovationskraft ist die Basis der künftigen Ertragskraft
Branche/Unternehmen Score Vonovia 100,0 DIC Asset 77,9 Patrizia 61,4 Industriedienstleister InfraServ 100,0 Currenta 97,8 Detlef Hegemann 70,9 Industriezulieferer Festo 100,0 Infrastrukturbauer Kemna Bau 100,0 Bauer 77,5 Eurovia Teerbau 63,8 Ingenieurbüros Drees & Sommer 100,0 Assystem 85,6 Ingenieurdienstleister Arcadis 100,0 Bertrandt 98,1 IT- & Kommunikationsdienste Avaya 100,0 Datev 99,2 Awinta 70,2 Regiocom 70,1 Cisco Systems 69,8 Adesso 66,8 Hörmann 63,1 Macom Group 62,8 Finanz Informatik 62,2 Dataport 61,1 Controlware 60,8 IT-Berater BTC Business Techn. Consulting 100,0 Sopra Steria 98,4 Allgeier 88,1 Tata Consultancy Services 85,9 Accenture 74,1 All for One Steeb 69,3 Atos Information Technology 62,4 NTT Data 60,4 Kamera- & Filmtechnik Arri 100,0 Leica 89,5 Canon 71,9 Kaufhä Dodenhof Kaltenkirchen 100,0 KaDeWe 93,1 Marktkauf 80,9 Kommunale Ver- & Entsorgung Foto: iStock
Branche/Unternehmen Score Stadtwerke Konstanz 100,0 Stadtwerke Heidelberg Energie 99,7 RheinEnergie 86,3 Stadtwerke München 86,2 Stadtwerke Krefeld 80,8 Stadtreinigung Hamburg 79,5 Berliner Wasserbetriebe 79,2 Stadtwerke Bonn 77,3 Entega 77,2 Stadtwerke Erfurt 74,6 Stadtwerke Osnabrück 72,9 Stadtwerke Solingen 72,2 Thüga 71,5 Berliner Stadtreinigungsbetriebe 70,5 Stadtwerke Köln 69,7 Stadtwerke Augsburg Energie 69,3 Dortmunder Energie- und 67,9 Wasserversorgung Wuppertaler Stadtwerke 67,6 Stadtwerke Hannover 66,7 Stadtwerke Düsseldorf 66,5 N-Ergie 65,4 Stadtwerke Lübeck 64,7 Mainova 64,4 Entsorgungsbetriebe der 63,4 Landeshauptstadt Wiesbaden Gelsenwasser 62,4 Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm 60,8 Stadtwerke Essen 60,8 Stadtwerke Münster 60,7 Stadtwerke Flensburg 60,7 Krankenhä Kliniken Schmieder 100,0 Klinikum Garmisch-Partenkirchen 88,1 Helios Kliniken 86,5 Universitätsmedizin der Johannes 85,6 Gutenberg-Universität Mainz Psychiatrieverbund Oldenburger 85,5 Land Klinikum Wahrendorff 83,4 Universitätsklinikum Heidelberg 82,9 Universitätsklinikum Gießen 82,9 Gesundheitsholding Werra Meißner 82,8 Charité Berlin 81,9 Asklepios Kliniken 81,9 Klinikum Dortmund 79,3 Universitätsklinikum Aachen 79,1 Diakonissen-Stiftungs-KKH Speyer 78,8 Klinikum Mittelbaden 78,2
Branche/Unternehmen Score MediClin 76,9 Thüringen-Kliniken 76,9 Vitos 75,7 Universitätsklinikum Düsseldorf 75,4 BG Klinikum Unfallkrankenhs. Berlin 75,2 Immanuel Diakonie 74,8 Missionsärztliche Klinik Würzburg 74,6 Gesundheit Nord Klinikverb. Bremen 74,0 Evangelisches KKH Oberhausen 73,8 Universitätsklinikum Münster 72,9 Klinikum Fulda 72,6 Rhön-Klinikum 72,2 Dr. Becker Klinikgesellschaft 71,9 Universitätsklinikum Hamburg71,6 Eppendorf Maternus-Kliniken 71,6 Universitäres Herzzentrum Hamburg 71,5 Median Kliniken 71,4 Christophsbad Göppingen 70,5 Christophorus-Kliniken 68,6 Allgemeines KKH Viersen 68,1 Niels-Stensen-Kliniken 68,0 Sana Kliniken 67,7 Havelland Kliniken 67,5 Klinikum Chemnitz 67,1 Klinikum Region Hannover 66,1 St. Vincentius-Kliniken 66,1 Universitätsklinikum Regensburg 66,0 Universitätsklinikum Schleswig65,4 Holstein Klinik Lübeck Vivantes 65,3 Kreisklinik Ebersberg 65,1 Krankenhaus St. Elisabeth 65,1 Rems-Murr-Kliniken 64,9 DRK Gemeinnützige Krankenhaus64,1 GmbH Sachsen Altmark-Klinikum 64,1 Universitätsmedizin Greifswald 63,8 Klinikum Mannheim 63,7 Martha-Maria-Krankenhaus 63,7 Robert-Bosch-Krankenhaus 63,4 Klinikum Ingolstadt 63,3 SRH Zentralklinikum Suhl 63,3 Zentralklinik Bad Berka 62,9 SRH Wald-Klinikum Gera 62,8 Städtisches Klinikum Karlsruhe 62,3 Klinikum Worms 62,3 Elisabeth Krankenhaus Essen 62,3 Agaplesion Diakonieklinikum 61,8 Rotenburg Klinikum Oldenburg 61,7 Klinikum Bielefeld 61,0 Klinikum Nürnberg 60,9 Klinikum Gütersloh 60,9 Klinikum Darmstadt 60,8 Klinikum Altenburger Land 60,7 Sachsenklinik 60,6 Hessenklinik Korbach 60,5 Klinikum Esslingen 60,3 Kreditinstitute BBBank 100,0 Deutsche Bank 99,6 Santander Consumer Bank 88,3 Degussa Bank 81,5 Targobank 78,1 TeamBank 77,8 Südwestbank 70,7
Branche/Unternehmen PSD Bank Küchen & Küchenmöbel Häcker Nolte Nobilia Bauformat D. Lechner Blanco Kunst & Kultur CTS Eventim Stage Entertainment United Cinemas Int. Multiplex Labordiagnostiker Amedes Holding Euroimmun Laborunternehmen SGS Institut Fresenius Landes- & Förderbanken NRW.Bank KfW Landeskreditbank Baden-Württemberg Leasing-Dienstleister Abcfinance CHG-Meridian VR-Leasing Lebensmittel Nestlé Dr. Oetker Gelita Lebensmitteleinzelhändler Lidl Rewe Aldi Norma Netto Kaufland Konsum Dresden Edeka Penny Tegut Lichttechnik Zumtobel Siteco Erco Trilux Lkw- & Nutzfahrzeughersteller Scania Volkswagen Logistikunternehmen SSI Schäfer Hellmann Worldwide Logistics VTG Geodis Logistics L.I.T. Kühne + Nagel Maschinen- & Anlagenbauer Nordex Thyssenkrupp Crown Gabelstapler Mosca Schunk Group Enercon SMS John Deere Zahoransky
Score 70,2 100,0 86,1 77,9 71,2 68,2 66,7 100,0 89,4 65,3 100,0 69,9 100,0 100,0 98,3 66,5 100,0 92,0 91,1 100,0 87,6 62,4 100,0 84,4 81,6 81,1 77,3 75,2 73,6 72,2 64,5 63,3 100,0 87,0 81,8 79,1 100,0 65,7 100,0 83,0 81,0 64,6 63,3 61,9 100,0 92,9 75,4 72,6 72,2 70,3 68,4 63,4 62,3
Dieser Text zeigtVERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG evtl. Probleme beim TextBranche/Unternehmen an Score Branche/Unternehmen Caterpillar Motoren Pfeiffer Vacuum Knorr-Bremse Otto Nußbaum Hosokawa Alpine Kuka Roboter Rheinmetall Matratzenhändler Matratzen Concord Matratzen Factory Outlet Dänisches Bettenlager Mediendienstleister Optimal Media Production Medizinische Hilfsmittel Medi Hilfsmittel Vita Zahnfabrik Lohmann & Rauscher BSN Medical Medizintechnik B. Braun Melsungen Fresenius Brainlab Fresenius Kabi Messegesellschaften Messe München Messe Düsseldorf Kölnmesse Messe Berlin Messtechnik Rohde & Schwarz Adva Optical Networking Dr. Johannes Heidenhain Pepperl + Fuchs Analytik Jena Endress + Ha Mettler-Toledo Bürkert Werke Mahr Metallverarbeitung Assa Abloy Sicherheitstechnik Schmidt + Clemens Kind & Co. Edelstahlwerk Walter Cronimet Heraeus Möbelhä Möbel Inhofer Ikea XXXLutz Wehrfritz Finke Möbelhersteller Schüller Vitra Wellemöbel Interstuhl Büromöbel König + Neurath Euro Comfort Sun Garden Mode & Lifestyle Seidensticker Adidas Puma Tommy Hilfiger Tom Tailor Eterna Escada
61,3 61,0 60,7 60,7 60,7 60,4 60,1
100,0 81,4 63,7 100,0 100,0 75,7 72,5 69,9 100,0 95,7 77,4 64,7 100,0 80,8 78,4 69,8 100,0 91,6 80,8 79,0 72,7 63,1 63,1 62,8 61,3 100,0 91,7 80,6 78,1 77,0 75,8 100,0 87,3 83,6 73,5 69,7 100,0 89,1 75,9 75,0 68,7 62,5 61,2 100,0 89,7 79,9 78,6 76,3 75,0 73,5
Score Giorgio Armani 73,1 Amoena 69,9 Hugo Boss 68,9 Bugatti 67,3 Bonprix 66,5 Netzbetreiber Spie SAG Group 100,0 Mitnetz Strom 86,1 Oberflächen- & Materialbearbeitung SLM Solutions 100,0 Chemetall 85,5 Vacuumschmelze 70,5 Outdoor- & Camping-Produkte Frankana 100,0 Trigano Faltcaravan 87,7 Horntools 85,3 Wigo-Zelte 71,9 Gordigear 62,8 Hilleberg 62,6 Outdoor- & Freizeit-Einzelhändler Polo Motorrad und Sportswear 100,0 Globetrotter 79,4 Outdoor-Bekleidung The North Face 100,0 Jack Wolfskin 95,2 Fjällräven 77,9 Marmot 65,3 Haglöfs 61,2 Papierindustrie SIG Combibloc 100,0 Schreiner Group 98,2 SCA Hygiene Products 92,3 Stora Enso Kabel 79,6 Smurfit Kappa 79,4 Progroup 78,1 Papier Union 77,8 Schattdecor 71,8 Papierfabrik August Koehler 69,4 Herma 68,7 Parkhausbetreiber Apcoa Parking 100,0 Pflege- & Seniorenheime AWO Service 100,0 Collegium Augustinum 95,9 SeniVita 95,2 Comio 84,7 Kursana Care 81,4 Münchenstift 81,0 Evangelische Heimstiftung 79,8 ProCurand 75,7 Alloheim Senioren-Residenzen 71,1 Contilia 68,6 Cura Kurkliniken 63,5 Unionhilfswerk 62,2 Pharma-Unternehmen Merck 100,0 Johnson & Johnson 71,8 Portale, Communities & Suchmaschinen Google 100,0 Xing 93,1 Postunternehmen Deutsche Post 100,0 UPS 79,1 Hermes 77,9
Früher Anfang Wer in der Gegenwart stehen bleibt, vert die Zukunft Branche/Unternehmen Score DPD 67,9 PR- & Werbeagenturen Jung von Matt 100,0 BBDO 96,1 WPP 90,2 Avedo 81,9 Privatbanken HSBC Trinkaus & Burkhardt 100,0 Berenberg Bank 82,8 ODDO BHF 80,9 Hauck & Aufhä 62,3 Private Krankenversicherungen Inter 100,0 Barmenia 86,9 Debeka 64,9 Produzenten elektronischer Bauteile Intel 100,0 Weidmöller 81,8 Balluff 79,4 Tyco Electronics Raychem 76,0 Ifm electronic 75,0 Siltronic 67,5 Vishay Electronic 64,9 Prüfgesellschaften TÜV Süd 100,0 TÜV Rheinland 80,4 Raffination & Rohstoffe BP 100,0 Gazprom 80,3 ExxonMobil 63,8 Total 61,3 Wintershall 60,5 Raumausstattung Hammer Heimtex-Fachmärkte 100,0 Rechtsanwaltskanzleien Luther Rechtsanwaltsgesellschaft 100,0 Heuking Kühn Lüher Wojtek 96,2 Taylor Wessing 76,5 Linklaters 67,8 Regional- & Nahverkehr Freiburger Verkehrs AG 100,0 Hamburger Hochbahn 93,1 Dresdner Verkehrsbetriebe 66,5 ESWE Verkehrsgesellschaft 65,7 Dortmunder Stadtwerke 61,6 Reifenhersteller Continental 100,0 Pneuhage 93,4 Foto: 123RF
Branche/Unternehmen Score Michelin 69,2 Reinigungs- & Pflegemittel Henkel 100,0 Reiseunternehmen TUI 100,0 DER Deutsches Reisebüro 97,9 BCD Travel 86,8 FTI 86,2 Thomas Cook 85,8 Alltours 84,8 Reiseland Reisebüro 74,9 Aerticket 61,8 Sanitär Geberit 100,0 Hansgrohe 95,9 Keuco 77,7 Klafs 71,4 Burgbad 64,6 Schienenfahrzeugbauer Bombardier 100,0 Alstom Transport 99,8 Schifffahrt (Reedereien) Reederei F. Laeisz 100,0 Schiffbauer HanseYachts 100,0 Meyer Werft 99,9 Neptun Werft 73,1 Schifffahrtsunternehmen Scandlines 100,0 Hamburg Südamerikanische 62,5 Dampfschifffahrts-Ges. Schmierstoffhersteller Shell Oil 100,0 Schnellrestaurants Vapiano 100,0 Starbucks 71,9 Schreibgeräte & Schreibwaren Faber-Castell 100,0 Pelikan 87,8 Montblanc 81,2 Schuhe Wortmann 100,0 Lloyd Shoes 86,2 Birkenstock 81,2 Schuheinzelhändler Görtz 100,0 Reno 95,8 Deichmann 83,0 Foot Locker 72,2
DEUTSCHLAND TEST Branche/Unternehmen Schuhhaus Siemes Schuhhaus Hch. Zumnorde Schulranzen & Rucksäcke Scout Fond of Bags Sekte & Weine Henkell Servicedienstleister Ias Sicherheitsdienste Securitas B.E.S.T. Veranstaltungsdienste FraSec Fraport Security Services W.I.S. Sicherheit + Service Arndt Snackhersteller Mondelez Funny-Frisch Lorenz Bahlsen Intersnack Software- & HardwareEntwickler Heitec Microsoft Itelligence Software-Unternehmen Nemetschek RIB Software Software AG PTV Planung Transport Verkehr SAP Haufe Gruppe GK Software CompuGroup Medical Intershop USU Software Amadeus Data Processing Sonstiger Fahrzeugbau Bernard Krone Holding Sozial- & Gesundheitswesen Johanniter SOS-Kinderdorf PME Familienservice Fürst Donnersmarck-Stiftung Malteser Josefsheim Arbeiter-Samariter-Bund Sparda-Banken Sparda-Bank West Sparda-Bank Hessen Sparda-Bank Baden-Württemberg Sparda-Bank München Sparda-Bank Berlin Sparkassen Nassauische Sparkasse Kreissparkasse Köln Hamburger Sparkasse Kreissparkasse Böblingen Ostsächsische Sparkasse Dresden Stadtsparkasse München Stadtsparkasse Augsburg Sparkasse Mainfranken Würzburg Sparkasse Heidelberg Sparkasse Westholstein Sparkasse Aachen Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
Score 69,4 67,9 100,0 69,1 100,0 100,0 100,0 75,4 69,3 65,1 61,1 100,0 99,0 95,5 89,5 100,0 81,9 81,1 100,0 94,6 88,1 86,4 78,8 69,3 68,3 65,7 63,3 62,2 61,5 100,0 100,0 77,6 75,1 71,8 68,6 61,6 60,1 100,0 85,8 73,4 66,0 64,4 100,0 99,9 96,6 90,9 90,1 89,7 82,8 76,9 76,2 72,5 72,2 72,2
Branche/Unternehmen Score Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau 72,0 Sparkasse Südholstein 69,4 Sparkasse Holstein 67,2 Sparkasse Koblenz 66,6 Kreissparkasse Ostalb 66,1 Stadt- und Kreissparkasse Leipzig 64,6 Sparkasse Münsterland Ost 64,1 Sparkasse Chemnitz 64,0 Sparkasse Hanau 63,6 Sparkasse Oberhessen 63,3 Kreissparkasse Heilbronn 63,2 Sparkasse Düren 63,1 Stadt- und Kreissparkasse Erlangen 62,3 Sparkasse Osnabrück 62,0 Sparkasse Regensburg 62,0 Kreissparkasse Herzogtum 61,9 Lauenburg Sparkasse Ulm 61,8 Landessparkasse Oldenburg 61,6 Stadtsparkasse Wuppertal 61,1 Sparkasse Dortmund 60,6 Sparkasse Paderborn-Detmold 60,4 Sparkasse Niederbayern-Mitte 60,3 Sparkasse Hannover 60,2 Speditionen Schenker 100,0 System Alliance 73,3 Meyer Logistik 73,3 Schnellecke Group 72,2 UPS SCS 61,5 Spezialbanken DZ Bank 100,0 Aareal Bank 90,7 Spezialchemieunternehmen Lanxess 100,0 PCC 89,0 Evonik 72,2 Saltigo 65,5 Altana 61,9 Spielwarenhändler Foto: iStock myToys.de 100,0 Spielwarenhersteller Habermaaß 100,0 Margarete Steiff 90,8 Spirituosen Jägermeister 100,0 Destillerie Lantenhammer 79,8 Sportartikel-Einzelhändler Intersport 100,0 Runners Point 71,9 Decathlon 67,7 Sport Scheck 61,6 Stahlunternehmen Hubert Stüken 100,0 Georg Fischer 87,1 Salzgitter 84,7 Wärtsilä SAM Electronics 74,8 ArcelorMittal Hamburg 72,2 L. Possehl 65,5 Tata Steel 60,4 Stellenvermittlungsagenturen Trenkwalder Personaldienste 100,0 Univativ 84,5 Experis 76,8 Süßwarenhersteller Ferrero 100,0 Mars 79,8
Branche/Unternehmen Score August Storck 63,1 Technische Dienstleistungen B&O Gruppe 100,0 Steinbeis 93,0 Tectrion 82,0 Altran 75,5 Technische Komponenten Fischerwerke 100,0 Schott 99,1 Kiepe Electric 94,1 Saertex 92,6 Dialog Semiconductor 89,5 Euromicron AG 85,0 Aerotec 68,7 Magura 65,7 Telekommunikation Ericsson 100,0 Telefónica 85,6 Vodafone 83,9 Mobilcom-Debitel 82,4 M-net 77,8 Nokia 67,8 Teleshopping QVC 100,0 Textileinzelhändler Zalando 100,0 Witt Weiden 82,5 Primark 70,0 S.Oliver 69,8 Textilindustrie JAB Josef Anstoetz 100,0 Sandler 86,6 Hoftex 67,6 Textilvermieter Bardusch 100,0 Tür- & Fenstertechnik Schüco 100,0 Hilzinger 78,3 Uhren & Schmuck Christ 100,0 Elumeo 75,0 Bijou Brigitte 63,9 Unterhaltungselektronik Panasonic 100,0 Unternehmensberater BearingPoint 100,0 Roland Berger 99,1 Aareon 78,4 Towers Watson 67,8 Horvath 66,0 Urlaub & Freizeit Europa-Park 100,0 AIDA Cruises 97,9 Aldiana 74,7 Vermieter von Maschinen & Geräten HKL Baumaschinen 100,0 Verpackungshersteller Gustav Stabernack 100,0 KHS Packaging 94,2 Gerresheimer 81,6 Carl Edelmann 74,2 Thimm 68,4 Storopack 66,8 Huber Packaging Group 65,9 Rob. Leunis & Chapman 64,3 Versand- & Online-Händler Amazon 100,0
Branche/Unternehmen Score Versicherungen LV 1871 100,0 Allianz 88,6 Öffentliche Versicherung 65,8 Braunschweig Postbeamtenkrankenkasse 60,3 Signal Iduna 60,3 Versicherungsmakler Aon 100,0 Ecclesia Versicherungsdienst 76,3 Volks- & Raiffeisenbanken Volksbank Mittelhessen 100,0 Volksbank Lüneburger Heide 98,9 Dortmunder Volksbank 88,4 Hamburger Volksbank 83,2 Berliner Volksbank 76,2 Hannoversche Volksbank 76,1 Volksbank Gronau-Ahaus 70,1 Volksbank Schwarzwald-Donau66,1 Neckar Volksbank Sauerland 64,7 VR Bank Main-Kinzig-Büdingen 63,3 Werkstätten A.T.U 100,0 Euromaster 99,8 Carglass 77,7 Werkzeug- & Gerätefertigung Metabo 100,0 Andreas Stihl 86,2 Francotyp-Postalia 84,7 August Rüggeberg 80,6 Hilti 78,9 Gedore-Werkzeugfabrik 77,9 Kennametal 76,7 Sandvik Tooling 70,8 Röhm Spanntechnik 67,1 Wiha Werkzeuge 66,7 Boehlerit Holding 65,8 Festool 63,5 Leuco 63,0 Paul Horn 60,4 Wirtschaftsprüfer & Steuerberater Ecovis 100,0 Deloitte & Touche 75,6 PricewaterhouseCoopers 75,5 Wohnwagen & Reisemobile Knaus Tabbert 100,0 Hymer 97,5 Hobby 91,9 LMC Caravan 78,5 Roller Team 74,2 Frankia 72,6 Phoenix 67,3 Bimobil 66,9 Carado 66,4 Concorde 62,2 Fendt Caravan 60,1 Zahlungsdienstleister Deutsche Servicegesellschaft für 100,0 Finanzdienstleister Quelle: IMWF (2019); Tabelle enthält nur Unternehmen, die einen Score von mindestens 60 erreicht haben und über mindestens 20 Nennungen verfügen; Branchensieger = 100 (maximaler Score)
BL I N DBL I N D
LEBEN
Tierischer Transport Die Autofähre ist teuer. Also werden viele Waren, auch diese Ziege, in schmalen Booten über den Fluss Gambia geschifft und an Land getragen 106
REISE Wenn schon sumpfen … … dann inmitten von Mangroven. Über 500 Vogelarten sind hier heimisch, darunter auch Pelikane
Küste des Lächelns Gambia nennt sich die „Smiling Coast of Africa“. Wer einmal Ida Cham erlebt hat, die Kochkurse in ihrem Garten anbietet, weiß, warum
Perfekter Pool Die Hotelanlagen sind auf den internationalen Tourismus vorbereitet. Seit diesem Jahr gibt es Direktflüge aus Deutschland
72 Stunden Gambia Unser Autor war noch nie in Afrika, er ist sonst eher der Nordsee-Typ. Nun bot sich ihm die Gelegenheit beruflich. Und die Reise 5000 Kilometer gen Süden änderte seinen Blick TEXT UND FOTOS VON MARKUS
FOCUS 22/2019
C. HUREK
107
LEBEN
A
„Never again“ Ein Mahnmal in Albreda erinnert an die Schrecken des Sklavenhandels
Tanji-Fischmarkt Bunt und nach hiesigen Maßstäben gewöhnungsbedürftig
Moin, Nachbarn! Zwei Affen im Garten der Hotelanlage Bunte Langboote Traditionelle Holzboote sind die Alternative zur teuren Fähre über den Fluss
Viele Vitamine Ob am Strand oder auf der Fähre: Frisches Obst gibt es überall
frika. Was erwartet mich? Wenn ich die Augen schließe, habe ich ein stereotypes Bild vor Augen. Es ist bunt, staubig, laut. Markttag, irgendwo. Die Straßen sind unbefestigt, die Frauen tragen bunt bedruckte Kleider. Gelb und Königsblau dominieren, die Hauswände sind lehmrot. Ich rieche nichts. In meiner Vorstellung hat der Kontinent keinen Geruch. Afrika ist ein ziemlich großes Wort für mein Ziel. Ich fliege nach Gambia, es ist das kleinste Land in Westafrika. Der Reiseveranstalter FTI bietet seit einigen Wochen Direktflüge und den dazugehörigen Pauschalurlaub an. Von München aus fliegt man mit Corendon Airlines, Flugzeugtyp Boeing 737-800, sechseinhalb Stunden. Mir bleiben 72 Stunden, in denen der Veranstalter einer Gruppe von 20 Journalisten die touristischen Highlights des Landes zeigen wird. Ankunft in der Hauptstadt Banjul. Der Flughafen ist eher Baracke als ernst zu nehmendes Bauwerk. Blaue Plastikplanen trennen den Zollbereich ab. In langen Schlangen stehen wir vor den kleinen Kabinen der Einreisebeamten. Drei Finger jeder Hand und beide Daumen werden gescannt, dann noch ein Foto. Einen Stempel in den . Willkommen in Gambia, an der „Smiling Coast of Africa“. Auf dem Vorplatz, es ist bereits dunkel, treibt ein Ziegenhirte seine Herde vorbei. Heruntergetretener Maschendraht trennt das Vieh vom Treck der Rollkoffer, die ihren Transferbus suchen. Die Halogenscheinwerfer des Flughafens beleuchten die Szene. Unser Busfahrer schickt einen Kofferträger fort, der aus der Dunkelheit auftauchte und beim Beladen helfen wollte, in der Hoffnung auf Trinkgeld. Tag 1: Affen und Krokodile
Der erste Morgen ist feuchtwarm, das Thermometer zeigt 22 Grad, im Laufe der nächsten Stunden wird die Temperatur auf über 30 Grad steigen. Auf dem Dach des Appartements im „Kairaba Beach Hotel“ jagen zwei Affen kreischend über die Pfannen. Beim Frühstück am Tisch ein Ehepaar aus Leipzig. Genießen Wetter und Hotel, fremdeln mit der Welt vor dem Schlagbaum. Tatsächlich könnte der Kontrast zwischen der gepflegten Hotelanlage und dem Rest des Landes kaum größer sein: Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel, 108
FOCUS 22/2019
REISE
dem Pool mit den heiligen Krokodilen in Bakau, fahren wir vorbei an Reisfeldern und Wellblechhütten. Die größte Kreuzung der Gegend heißt „Trafficlight“, benannt nach Gambias erster Ampel, die die Engländer hier aufstellten. Unser Bus teilt sich die Fahrbahn mit gelben Taxen, klapprigen Lastwagen, einigen Eselskarren und wenigen unerschrockenen Radfahrern. Der Straßenrand ist unbefestigt, rötlicher Staub bedeckt Baumaschinen, Fahrzeugwracks und Verkaufsstände, die diese Piste säumen. Der Krokodilpark liegt mitten in den Slums: enge Gassen, offene Kanalisation. Als sich die Türen des klimatisierten Busses öffnen, laufen Kinder in Scharen herbei, betteln und weichen nicht mehr von unserer Seite. Die Erwachsenen ertragen die Karawane der Khaki-Shorts, Tanktops und Trekkingschuhe stoisch. Einige Frauen drehen sich zur Seite, als sie unsere Kameras erblicken. Der Park selbst ist nicht aufwendig geschützt, in einem Teich hält die Besitzerfamilie über 100 Krokodile. Die werden täglich mit 250 Kilo Fisch gefüttert und liegen nun satt auf den Wegen und im trüben Wasser. Mit langen Stöcken disziplinieren die Wärter die faulen, furchterregend bezahnten Echsen. Das Wasser des Teichs soll die Fruchtbarkeit fördern. Besucher, die daran glauben, gießen es sich aus einer Kalabasse über den Kopf. Im Schnitt bekommt eine Gambianerin 5,8 Kinder. Anschließend Stopp auf dem Handwerkermarkt des Örtchens. Zehn Stände vor einem lang gestreckten Gebäuderiegel. Geschäftiges Treiben und Geschwätz auf den hier in Gambia allgegenwärtigen Monoblock-Plastikstühlen. Es gibt allerlei Holzgeschnitztes, von Schlüsselanhängern bis zu mannshohen Masken, geflochtene Körbe mit Deckeln und Kleider mit großen bunten Druckmotiven. Am Abend erstmals lokale Küche. Eines der Nationalgerichte heißt Chicken Yassa, wird mit vielen roten Zwiebeln und Zitrone zubereitet und mit Reis gegessen. Es ist leicht scharf und schmeckt köstlich. FOCUS 22/2019
Einige Mitreisende entscheiden sich für Domoda, gulaschartig zubereitetes Rindfleisch, das durch reichlich Erdnuss in der Sauce einen vollen Geschmack erhält und auch ohne Reis pappsatt macht. Bilanz des ersten Tages: Der Kontrast zwischen Hotelstrand und Slum könnte kaum größer sein. Die Fröhlichkeit der Menschen hilft über den ersten Schock hinweg. Tag 2: Zurück zu den Wurzeln
Wie kann man fröhlich sein in einem Land, aus dem 300 Jahre lang Menschen entführt, verschleppt und anschließend verkauft wurden, nach Portugal und
Sand und Meer bis zum Horizont Gambia hat einen 80 Kilometer langen, weißen Sandstrand. Das Landesinnere ist komplett vom Senegal umschlossen
Nordamerika? Keine Familie in Gambia, deren Geschichte unberührt geblieben wäre vom vieltausendfachen Leid, das die Sklaverei über das kleine Land brachte. Einem gewissen Alex Haley ist es zu verdanken, dass der Schrecken der Sklaverei ein Gesicht und einen Namen erhielt: 1976 veröffentlichte der Journalist in den USA den Roman „Roots“ und erzählt darin das Schicksal seines Ur-UrVorfahren Kunta Kinteh aus Juffure, der als 17-Jähriger 1767 nach Nordamerika verschleppt wurde und als der erste Sklave aus Gambia gilt. Das Land gedenkt seiner mit einem Mahnmal und einem
kleinen Museum. Eine Gefangeneninsel im Fluss Gambia trägt seit 2011 seinen Namen. Wir besteigen ein hölzernes Ausflugsboot im fortgeschrittenen Rentenalter, das uns fast drei Stunden lang den breiten Fluss hinauffährt, vorbei an emsigen Fischern und verlassenen Fähren. Auf der etwa anderthalb Fußballfelder großen Kunta Kinteh Island stehen nur noch die Grundmauern einer alten Festung. Zwei Wochen lang blieben die Verschleppten hier einst ohne Nahrung in kleinen Zellen eingesperrt, bis die Handelsgesellschaften entschieden hatten, ob die nächste Schiffsladung Sklaven nach Portugal oder Nordamerika ging. Viele überlebten die Überfahrt nicht. Die sonst so fröhlichen Journalisten sind ungewohnt still. „Ihr seid nun Botschafter dieses Leids“, ruft Lamin Trawally eindringlich. Er führt die Besuchergruppen durch die Ruinen. „Berichtet davon, was ihr hier gesehen und erfahren habt.“ Dann bedankt er sich für unser Interesse am Schicksal seines Volkes. Jeder Besucher Gambias sollte Insel und Museum einmal besuchen, denke ich auf der Rückfahrt, diesmal in einem Toyota-Geländewagen, den unser Fahrer souverän über die rötliche Staubpiste jagt. Wie schnell er fährt, können er und wir nur ahnen, Tacho und Drehzahlmesser sind kaputt. Bilanz des zweiten Tages: So klein das Land, so groß sein Schicksal. Wer Gambia besucht, sollte daran Anteil nehmen. Tag 3: Wie riecht Gambia?
An unserem dritten und letzten Tag starten wir schon vor Sonnenaufgang Richtung Tanji. Hier locken Mangrovensümpfe mit über 500 Vogelarten. Bei den ersten Sonnenstrahlen gleiten wir mit Paddelbooten auf gewundenen Wasserwegen durch die Stille der erwachenden Natur, unterbrochen nur vom geflüsterten Staunen über Eisvögel, Pelikane, Reiher, einige Affen und einen faulen Waran. 109
LEBEN
REISE Typische Mitbringsel sind geschnitzte Holzfiguren, Körbe und bunt bedruckte Kleider
HOTELS
„Sunprime Tamala Beach Hotel“ Das vor Kurzem eröffnete Hotel in Serekunda beeindruckt durch einen Stil, den der Betreiber afrikanisch-skandinavisch nennt: Pools direkt vor der Terrassentür, moderner Wellness-Bereich. facebook.com/sunprimetamalabeach bia Gam
SEN EGA L Serekunda
Kerewan
BANJUL
Brikama
Kunta-KintehInsel
„Kairaba Beach Hotel“ Die etablierte Hotelanlage am Strand von Kololi bietet Spa-Bereich, vier Restaurants und Appartements mit Wohnraum und Küche. In den Abendstunden ziehen Affen durch den Garten. www.kairababeach-hotel.com WEST� AFRIKA
Farafenni
30 km
Basse Santa Su
SO ISST GAMBIA
Gambia kompakt
The „Smiling Coast“
Landeswährung In Gambia zahlt man mit Dalasi. 100 Dalasi sind 1,80 Euro. Kreditkarten sind üblich
AUSFLUG
Crocodile Pool Die Krokodile des Kachikally Crocodile Pool im Örtchen Bakau sind angeblich heilig. Jeder Besucher kann sie anfassen. Das erfordert allerdings etwas Mut 110
Lokales Bier JulBrew aus den Banjul Breweries
Kochen mit Ida Von Montag bis Freitag lädt Ida Cham in Tanji zu einem Marktbummel mit anschließendem Kochkurs
GESCHICHTE
Kunta-Kinteh-Insel Im Gambia River liegt die einstige Festungsinsel Kunta Kinteh Island. Ein Tagesausflug bringt Besuchern die Geschichte des „ersten Sklaven“ näher
Obst, Gemüse, Reis und Fisch sind die Hauptnahrungsmittel in Gambia
Sklaven-Museum Ein kleines, aber eindrucksvolles Museum in Kunta Kintehs Heimatdorf Juffure erinnert an das Leid, das die Sklaverei über Gambia gebracht hat
Afrika hatte in meiner Vorstellung keinen Geruch. Bis ich in Tanji ankomme, vielmehr auf seinem Fischmarkt: Je tiefer man in das bunte Treiben eintaucht und von der Hauptstraße Richtung Wasser geht, desto atemberaubender. Fliegen überall, Staub bedeckt Obst und Gemüse. Es gibt nur wenige Stände, die meisten Verkäuferinnen hocken auf dem Boden, vor sich Decken mit ihren Waren. Auf den Wegen und zwischen den Ständen liegt Unrat, zertretene Fischreste neben zerdrückten Bananen. Eigentlich ist mir der Appetit vergangen. Doch wir treffen Ida Cham, eine stolze Gambianerin, die, ungerührt vom bunten Chaos, von Stand zu Stand geht und nach und nach einen großen Korb füllt, mit Süßkartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Karotten und scharfen Pfefferschoten. Anschließend lädt uns die Geschäftsfrau in ihr Haus. Wir sitzen im Kreis, schnippeln das Gemüse und helfen dabei, Yassa und Domoda mit Fisch und Huhn zuzubereiten. Die etwas verstörenden Eindrücke vom Markt sind vergessen, als wir im Schatten von Idas Garten gemeinsam essen. Während ich mir das vor der Abreise nicht vorstellen konnte, bin ich inzwischen der festen Überzeugung, meine Kinder sollten diese Reise auch einmal machen. Natürlich, um die spektakuläre Natur zu erleben und den unendlichen Sternenhimmel. Vor allem aber, um Demut zu lernen und das bei uns Selbstverständliche einmal zu hinterfragen. Dazu muss man hier nur die Augen öffnen. Bei der Ausreise werden am Flughafen wieder die Hände gescannt und die Gesichter fotografiert. Die Spannung ist gewichen, das Erstaunen über die heruntergekommene Abflughalle ebenso. Wehmut stellt sich ein, nach nur drei Tagen. Zum Abschied reicht mir der Beamte am Röntgengerät die Hand: „Es war mir eine Ehre, dass Sie mein Land besucht haben“, sagt er freundlich und zeigt seine strahlend weißen Zähne. Es ist das unvergleichliche Lächeln der „Smiling Coast“. Bilanz der Reise: Wer Gambia besucht, verlässt seine Komfortzone und trifft Menschen, die arm sind, sehr freundlich und stolz. Es ist ein Land, dem in seiner Geschichte großes Unrecht widerfahren ist. Und das jetzt auf den internationalen Tourismus hofft. Möge es nicht enttäuscht werden. n Unser Autor reiste auf Einladung von FTI.
FOCUS 22/2019
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LEBEN
Wein, Weib und Gestank Die Antwort der Winzer auf Craft Beer heißt Naturwein. Er entsteht ohne Zusatzstoffe, ist bunt, trüb, wild – und riecht zuweilen irritierend TEXT VON BEATE
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SCHINDLER UND MARGOT ZESLAWSKI
m Laden von Holger Schwarz bekommen die Begriffe „reiner Wein“ und „trübe Tasse“ eine ganz neue Bedeutung. Die Flaschen in den Regalen sind mit Siegellack oder Bienenwachs verschlossen und tragen schräge Namen wie „Bitches Brew“ und „Groll N’Roll“. Die bunten Etiketten erinnern an Seidenmalerei. Schwarz ist Naturweinexperte, seine Weinhandlung Viniculture in Berlin, gleich um die Ecke vom Ku’damm, gilt der Fangemeinde als das Eldorado für Vins Naturels, Vins Vivants oder Raw Wines. So nennt man Weinerzeugnisse, die ohne Zusätze entstehen, weder gefiltert noch geklärt oder geschwefelt werden. Weil sie lebendig und wild wirken, sind sie so begehrt. Die Trübung im Glas ist bei Naturweinen also kein Manko, sondern ein Zeichen von Güte und Winzerkunst. Denn was konventionellen Wein zuweilen so klar macht, gehört zu einer Liste von rund 50 Hilfs- und Zusatzstoffen, die laut Weingesetz bei der Vinifizierung erlaubt sind – und auch munter eingesetzt werden. Dazu zählen Gelatine aus Fischen oder Schweineschwarte, Enzyme aus dem Eiweiß des Hühnereis, im Labor gezüchtete Hefen und Polyvinylpolypyrrolidon, ein Kunstharz. Das t so gar nicht zum Image vom rein pflanzlichen Produkt, das Wein bei vielen Konsumenten genießt. Beinahe jeder Fehler im Weinberg oder im Weinkeller lässt sich mit Zusatzstoffen beheben: Da wird aufgehellt, ent112
bittert, entfault, stabilisiert. Und weil Wein nicht als Nahrungs-, sondern als Genussmittel gilt, müssen all die zugesetzten „Retter“ außer Schwefel nicht auf dem Etikett erscheinen. Naturwein hingegen, sagt Schwarz, ist trüb, aber rein. Ein Hauch von Kuhstall
In der Szene nennt man Schwarz „das Trüffelschwein“, weil er wie kein anderer die extravagantesten Tropfen aufspürt. Er selbst – Winzersohn und Sommelier – glaubt, dass er als Kind in ein Weinfass gefallen sein muss wie Obelix in den Zaubertrankkessel. 2006, als Schwarz das Sortiment seines Ladens auf Naturweine umstellte, war er wohl einer der ersten Vins-Naturels-Freaks in Deutschland. Bei den Weinproben im Viniculture konnte man ungefilterte, ungeschwefelte Weine verkosten, lange bevor sich der Begriff „naturel“ etablierte. Damals gab es auch kaum deutsche Winzer, die nach dieser Methode produzierten. Zu erfolgreich war der klassische Wein made in , der gerade für seine Frucht, Klarheit und Süffigkeit geschätzt wird. Das ist auch der Grund, so Schwarz, warum es Naturweine hierzulande beim breiten Publikum noch immer so schwer haben, obwohl inzwischen eine neue Winzergeneration tolle Naturals herstellt, die im Ausland begehrt sind. Michael Völkers „Heimat Silvaner“ zum Beispiel hat es auf die Weinliste des legendären Restaurants „Noma“ in Kopenhagen geschafft.
Pferde-Stärke im Öko-Weinberg von Dr. Bürklin-Wolf in der Pfalz FOCUS 25/2019
GENUSS
Natur-Kind Michael Völker ist ein Vertreter der neuen deutschen Winzergeneration. Er studierte zunächst Philosophie und stieg dann gemeinsam mit Frau Melanie in den väterlichen Betrieb in Kitzingen ein – in elfter Generation. Seine Reben pflegt er mitunter mit Fledermausdünger. Sein Wein macht Furore in London, Tokio und New York
irritieren. Alles, was man über Wein zu wissen glaubt, gilt für sie nicht. Die Weißen sind hier die schwereren, die Roten die leichten, die gern gekühlt genossen werden, während die Weißen eher Zimmertemperatur lieben. Manche Naturweiße weisen deutliche Tannine auf wie traditionelle Rotweine und heißen Orange. Sie wurden dann mit Schale, Kern und Stiel vergoren wie sonst die Roten. Man kann sie mögen oder nicht – langweilig sind sie jedenfalls nicht. Für die Verkostung benötigt man neues Vokabular: herb, erdig, harzig, funky. Die Aromen im Bukett reichen von hefig, urig, fermentiert bis zu organischen Duftnoten, die an Sauerkraut oder gar Kuhstall erinnern. Wie bei gutem Käse bringt der Reifeprozess nicht nur wohlige Nuancen hervor. Der Hautgout verfliegt übrigens spätestens beim Dekantieren.
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FOCUS 25/2019
die Maische von allein mit den natürlichen wilden Hefen gären, fügt nichts hinzu, filtert nichts heraus. Der Wein soll vom Charakter seiner Rebe, vom Klima, den Besonderheiten des Jahrgangs und den Vorlieben des Winzers erzählen. Im Grunde geht es darum, möglichst nah am fermentierten Traubensaft zu bleiben, aus dem Wein seit 8000 Jahren gemacht wird. Eigentlich ist Naturwein also Urwein. Einen traditionellen Weingenießer können Naturweine zunächst
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In Deutschland ist der Unterschied zwischen Natur- und konventionellem Wein viel größer als etwa in Frankreich, Spanien, Italien, wo man auch im traditionellen Bereich seit jeher gern experimentiert. In Skandinavien mit seiner puristischen Nordic Cuisine gehört Vin Naturel ohnehin zum Standard. Die Idee ist simpel: Das Endprodukt, das aus besten biodynamisch angebauten und in Handarbeit gelesenen Trauben entsteht, soll naturbelassen sein. Man lässt
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F otos: Getty Images, StockFood
Der Trend zum Ursprünglichen
Wein in Serie Teil 1: Der Jahrhundertjahrgang 2018? Teil 2: Naturweine Teil 3: Sommerweine Teil 4: Kochen mit Wein
Wie Schwarz sehen auch viele andere deutsche Weinexperten den Naturwein als einen Trend, der zum Zeitgeist t, zum Bestreben, möglichst unverarbeitete, regionale und traditionelle Lebensmittel zu konsumieren. Sommelier Fabrice Thumm empfiehlt ihn zu kräftigen Gemüsegerichten. Besonders spannend findet er es zudem, gleichzeitig einen konventionell hergestellten Wein und einen Naturwein aus der gleichen Rebe zu verkosten. In seiner „Henne Weinbar“ in Köln ist die Weinkarte auch nach Reben sortiert, nicht 113
LEBEN
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Buch & Welt Bei Naturwein geht es darum, möglichst nah am fermentierten Traubensaft zu bleiben
FOCUS-Autor Uwe Wittstock über Philosophen, die auf Streife gehen, und über den Versuch, kein Ziel zu haben
Roh-Stoff Da die Gärung bei Naturwein nicht mit Schwefel gestoppt wird, verändert er sich ständig und muss im Keller täglich überprüft werden
nach Weingebieten. „Die Philosophie des jeweiligen Weinmachers steht beim Naturwein eher im Vordergrund, während man bei den klassisch ausgebauten Weinen das Terroir, die Herkunft, herausschmeckt.“ Gut ist, was gut schmeckt
Für die Sommelière und Weinbuchautorin Natalie Lumpp en Naturals besonders zu kräftigen Speisen wie Risotto mit Morcheln oder Kalbfleisch. Sie sind ein Genuss für Fortgeschrittene: „Wenn man Weinanfänger bei Level eins verortet, sind Naturweine Level fünf.“ Den Hype hält sie allerdings für übertrieben. Ein ohne Hilfsmittel produzierter Wein sei nicht automatisch gut. „Manche Naturweine sind schlicht zum Davonlaufen“, so Lumpp. Und wie erkennt man einen guten? Für Holger Schwarz ist die Sache einfach: Der Wein selbst offenbart die Wahrheit. In vino veritas, sagten ja schon die alten Römer. Ein Wein ist dann gut, wenn er gut ist, egal, ob konventionell oder natural. Man muss es nur ausprobieren. n 114
Die Midlife-Crisis ist, sagt man, eine feine Sache für Autohändler und Anwälte. Denn wenn Männer im mittleren Alter noch mal so richtig durchstarten wollen, kaufen sie sich einen schnellen Wagen und lassen sich scheiden. Beides teure Späße. „Eine Krise in der Lebensmitte kostet Geld“, schrieb Gail Sheehy, die den ersten Bestseller über die Midlife-Crisis schrieb und damit einen Haufen Geld abräumte. Zugegeben, das ist eine sehr klischeehafte Sicht der Dinge. Und – typisch – wieder mal eine aus der Perspektive der Männer. Dabei haben die Frauen natürlich genauso ein Recht auf ihre Midlife-Crisis. Doch darüber, was sich durchstartende Frauen mittleren Alters üblicherweise kaufen, weiß das Klischee nichts zu berichten. Auf Scheidung läuft es allerdings auch bei ihnen oft hinaus. Wie schön für die Anwälte, diese Glückspilze.
Aber was ist mit den Philosophen? Bislang war es mit der Philosophie so ähnlich wie mit der Polizei: Immer wenn man in einer Krise steckte und sie dringend brauchte, war keine da. Doch allmählich scheint sich das bei den Philosophen zu ändern. Manche von ihnen laufen heute schon mal Streife mit ihren Ideen, um zu schauen, ob sie irgendwo irgendwer brauchen kann. Wie Kieran Setiya zum Beispiel, der jetzt eine „philosophische Gebrauchsanweisung“ geschrieben hat für Leute in der „Midlife Crisis“ (Insel, 18 Euro). Er empfiehlt vor allem atelisches Denken. Übersetzt bedeutet das: Wer ständig nur daran denkt, das nächste Ziel zu erreichen, das nächste Projekt abzuhaken, den nächsten Karriereschritt zu machen, muss sich über die Krise in der Lebensmitte nicht wundern. Denn je älter er wird, desto mehr Ziele liegen hinter ihm und desto weniger erreichbare Ziele vor ihm. Da wird der Lebenssinn knapp, die Kräfte schwinden sowieso, und die Krise erhebt ihr hässliches Haupt. Wie wäre es, schlägt Setiya vor, stattdessen häufiger mal Dinge zu tun, die nicht auf handfeste Ergebnisse zielen, die atelisch sind: einen Abend mit Freunden verbringen, mit den Kindern Fußball bolzen, in die Oper gehen. Klingt weise. Aber letztlich läuft es, seien wir ehrlich, auf den alten Rat hinaus: Such dir ein Hobby! Mein Tipp wäre: ein schnelles Auto kaufen! Einfach losfahren, möglichst ziellos. Das sieht einer Midlife-Crisis zwar zum Verwechseln ähnlich. Ist aber saumäßig atelisch.
War’s das schon? Kieran Setiyas Strategie gegen die Midlife-Crisis: neue Hobbys. Wie wäre es mit einem Porsche?
FOCUS 25/2019
Foto: Getty Images; Illustrationen: KAFI; Matthias Seifarth/FOCUS-Magazin
Wofür soll man denn Geld ausgeben, wenn nicht für eine anständige Midlife-Crisis?
Dieser Text zeigt evtl. Probleme beim Text an
Jeder Wein erzählt eine Geschichte. Man muss nur gut zuhören. Weine aus deutschen Regionen: Qualität, die man schmeckt.
Die 13 deutschen Weinregionen sind geschützte Ursprungsbezeichnungen.
Weine aus deutschen Anbaugebieten überzeugen nicht nur mit außergewöhnlichem Geschmack, sondern auch mit höchster Qualität. Das garantiert auch die Europäische Union, die alle 13 deutschen Weinregionen als geschützte Ursprungsbezeichnungen anerkannt hat.
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Sommer vorm Balkon Folge 38: Zu dieser Jahreszeit schwitzt Yotam Ottolenghi lieber am Pool als am Herd – und genießt sein Essen im Freien, ohne Besteck, Teller und lange Vorbereitungszeiten
Yotam Ottolenghi exklusiv im FOCUS Er ist Chefkoch der Ottolenghi-Delis sowie der Restaurants „Nopi“ und „Rovi“ in London. Seine sieben Kochbücher sind Bestseller sein neuestes heißt „Simple“ (DK Verlag)
PIZZETTE MIT LAMM, TOMATE UND BAHARAT Ergibt 6 Stück (je nach Hunger für 3 oder 6 Personen)
Für den Teig: 200 g Weizenmehl Typ 550 1 TL Trockenhefe 1 EL Olivenöl – plus mehr zum Verarbeiten ½ TL Salz 120 ml lauwarmes Wasser Für den Belag: 300 g Lammhackfleisch 1 reife Tomate (100 g) – in 5 mm große Würfel geschnitten ½ Bananenschalotte – geschält und sehr fein gewürfelt 1 Knoblauchzehe – geschält und zerdrückt 1 TL Baharat (arabische Gewürzmischung) ¾ TL Salz 2 EL Granatapfelsirup 15 g Korianderblätter – fein gehackt 116
Das Mehl in einer großen Schüssel mit Hefe, 1 EL Öl und dem Salz mischen. Das Wasser hinzufügen und mit einem Teigschaber unterrühren, bis der Teig bindet. Den Teig auf eine dünn geölte Arbeitsfläche geben und 5 Minuten kneten, bis er weich und elastisch ist. Sollte er auf der Arbeitsfläche festkleben, etwas mehr Öl hinzufügen. Den Teig in sechs gleich große Stücke (je etwa 55 g) teilen und diese mit reichlich Abstand zueinander auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben. Mit einem leicht angefeuchteten Tuch bedecken und an einem warmen Platz etwa 30 Minuten gehen lassen, bis sich das Volumen fast verdoppelt hat. Inzwischen den Backofen auf 240 °C vorheizen und den Belag zubereiten. Die Zutaten mit zwei Dritteln vom Koriandergrün mischen. Ein Backblech (40 × 30 cm) großzügig mit Olivenöl
fetten. Drei Teigkugeln mit reichlich Abstand zueinander darauflegen und jede mit den Fingerspitzen zu einem ca. 18 × 12 cm großen Rechteck mit abgerundeten Ecken ausziehen. Zwischen den Pizzette sollte jeweils 3 cm Platz bleiben. Auf jeder Pizzetta ein Sechstel der Lammfleischmischung (je etwa 70 g; wenn sie im Kühlschrank war, sollte sie vor dem Belegen Zimmertemperatur annehmen) verteilen, dabei jeweils einen 1 cm breiten Rand frei lassen und das Fleisch mit den Fingern leicht in den Teig drücken. Die Pizzette 8–9 Minuten backen, bis das Fleisch gar ist und die Pizzette knusprig goldbraun sind. Mit dem übrigen Teig und der Fleischmischung wiederholen. Die Pizzette mit dem restlichen Koriandergrün bestreuen, mit etwas Olivenöl beträufeln und warm servieren. FOCUS 25/2019
Fotos: Louise Hagger/Photography, Emily Kydd/Food Styling, Jennifer Kay/Prop Styling, Katy Gilhooly/Food Stylist Assistant; Erol Gurian/laif; Illustrationen: Franziska Altmann/Betül Rühmann
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er Frühling schenkt uns Grün in allen Schattierungen, der Herbst gibt uns Versprechen in RotGold. Der Sommer aber verwöhnt uns mit sonnigem Gelb und Orange – und der Möglichkeit, im Park, am Pool, auf dem Balkon oder im Garten zu essen. Meine Sommerrezepte sollen möglichst einfach und gut vorzubereiten sein. Dieses Gericht zum Beispiel: Den Pizzateig selber zu machen geht schnell, fünf Minuten kneten, 30 Minuten gehen lassen. Die Pizzaböden sind eine tolle Basis für Experimente mit sommerlichen Belägen. Die vorbereitete Hackfleischmischung können Sie im Kühlschrank aufbewahren. Ich backe die Pizzette immer in zwei Portionen, damit sich im Ofen nicht so viel Dampf entwickelt und die Böden superknusprig werden. n
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SPORT
Einfach unschlagbar! Jürgen Klopp, Jan Josef Liefers und Lionel Messi sind begeistert, also schickten wir unseren Autor los, eine Partie Padel zu versuchen. Da die Trendsportart im Doppel gespielt wird, holte er sich Schauspieler Christian Tramitz und zwei echte Könner auf den verglasten Platz TEXT VON AXEL
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WOLFSGRUBER
FOTOS VON SIMON
s ist schlimm. Ich bin süchtig“, gesteht Christian Tramitz und lacht. Seine Sucht habe im Jahr 2000 in Almería begonnen bei den Dreharbeiten zum „Schuh des Manitu“ am Rande der spanischen Tabernas-Wüste. Bis dahin habe er nicht mal gewusst, dass es das überhaupt gibt, sagt er. Noch stärker habe es Til Schweiger erwischt, erzählt der Schauspieler, der am Holztisch einer Tennisanlage im bayerischen Geretsried sitzt und sich nun verschwörerisch nach vorn beugt. Schweiger habe es derart gepackt, dass er jeden Tag einen Court mietete, obwohl er ausnahmslos verloren habe. Einmal sei er auf dem Platz sogar vor Unterzuckerung umgefallen. Trotzdem habe er sich später auf Mallorca einen eigenen Court gebaut. Padel ist eine Schlagsportart, die in Deutschland längst verbreiteter wäre, wenn es nicht gleich zwei deutsche PadelVerbände gäbe, die sich gegenseitig mehr behindern als fördern. Auch die hiesigen Bauvorschriften für Plätze machen es dem aufregenden Sport schwer. Deutschlandweit gibt es gerade einmal 20 Padel-Anlagen und 5000 Spieler. Dabei hätte sich Padel längst einen Boom verdient. Im Ausland sind sie da weiter. In Spanien ist Padel sogar Volkssport Nummer zwei nach Fußball. Vier Millionen Menschen spielen auf 20 000 Plätzen. Wien zählt 1000 Spieler. In Rom gibt es 300 Plätze. Ebenso viele will Fußballer Zlatan Ibrahimovic in Schweden errichten. Argentinien, Niederlande, Großbritannien, Frankreich – vielerorts ist Padel im Aufschwung. Die Welt padelt. Nur Deutschland (noch) nicht. „Wenn ich meinen Leuten sage, dass ich padle, schauen die mich voller Mitleid an“, sagt Tramitz, der am Starnberger See
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KOY
wohnt. „Die denken, ich mache Paddling, also dieses Nordic Walking auf dem Wasser.“ Tatsächlich verbringt der Schauspieler schon mal mehrere Tage hintereinander auf der Anlage von Chris Hahn im nahen Geretsried. Dort hat auch FOCUS den neuen Trend getestet und sich zu einem Doppel verabredet: Platzbetreiber Hahn und Schauspieler Tramitz gegen den Kapitän der deutschen Padel-Nationalmannschaft, Fabian Schmidt, und den Redakteur. Die Paarung verspricht Chancengleichheit. Den ersten Fehler macht der Redakteur, noch bevor der erste Ball gespielt ist. Er vergisst, die Schlinge am Griff an seinem Handgelenk festzuzurren. Das soll verhindern, dass das Handgerät zum gefährlichen Geschoss für die Mitspieler wird. Padel ist ein Hybrid aus Tennis und Squash. Vom Squash stammen die gläsernen Banden, nur dass Squasher nebeneinander und nicht einander gegenüberstehen und die Schläger keine Saiten besitzen, sondern aus Fiberglas oder Carbonfasern mit Löchern bestehen. Vom Tennis kommen Zählweise, Aufschlagwechsel und Grundschläge wie Volley, Lob und Stopp. Allerdings erfolgt die Angabe von unten, die Filzbälle haben weniger Bar, und es wird grundsätzlich Doppel gespielt, weil der Platz für ein Einzel zu groß wäre. „Taktisch ist das ein völlig neues Denken“, erklärt Top-Padler Fabian Schmidt. Der 34-Jährige hat früher Tennis in der Hessenliga gespielt, aber nach einem Muskelfaserriss zu oft verloren. Also nahm er 2011 in Frankfurt aus Jux am ersten deutschen Padel-Turnier teil und wurde gleich Dritter. Bald darauf fand er sich als Nationalspieler beim Nationenturnier in Marbella wieder. „Wir wurden von acht Teams Siebter. Immerhin noch vor den Holländern“, sagt der Unternehmensberater. „Aber ich war total angefixt.“ 121
LEBEN
Gegen die Wand
Der Schau-Spieler
Der Platzbesitzer
Den hinteren Teil des Padel-Platzes umschließen bis zu drei Meter hohe Glaswände. Ballwechsel über Bande sind ausdrücklich erlaubt
Komiker Christian Tramitz („Der Schuh des Manitu“, „(T)Raumschiff Surprise“), 63, lernte Padel 2000 in Spanien. Er spielt regelmäßig und leidenschaftlich
Chris Hahn, 27, betreibt mit seiner Familie zwei Sportanlagen in Geretsried und Wolfratshausen. 2018 errichtete er drei Padel-Courts
Der Könner
Am Boden Ein 10 mal 20 Meter großer Court kostet rund 25 000 Euro. Der Untergrund besteht aus Kunstrasen und aufgestreutem hellem Quarzsand
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Fabian Schmidt, 34, padelt seit 2011. Der Unternehmensberater und frühere Tennisspieler ist der Kapitän der deutschen Padel-Nationalmannschaft
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Theoretisch kann ein 80-Jähriger einen 18-Jährigen besiegen Christian Tramitz trägt ein te alles wegfischt, was mir Schlabber-Shirt und schlägt gefährlich werden könnte. Als auf. Ich muss retournieren. ich – für alle überraschend – Einfache Rückschläge über noch einen ierschlag über das Netz sind kein Problem. die seitliche Bande raushaue, ist der Satzausgleich da. Als Teenager habe ich viel Tennis gespielt. Beim Padel Tramitz sucht den Ball … sind die Ballwechsel deutlich länger. Die Schläge sind Familie Hahn hat ein gutes gerade oder leicht unterGespür für die Zukunft. Vater schnitten wie der „BandeWolfgang trainierte in den ja“, ein Volley auf SchulterAchtzigern im Tennis-Center höhe. Große Mühe bereitet in Brühl die spätere Tennismir das Spiel über die Banlegende Steffi Graf, wenn das de. Vor allem jenes über die Nachbarskind mal vorbeirückwärtige drei Meter hohe schaute. Sohn Chris hat im Verglasung. Mein Partner Mai 2018 drei Padel-Courts Schmidt rät: „Du musst nicht Schlägertruppe Die Duellanten Tramitz/Hahn und Wolfsgruber/Schmidt errichten lassen. Zwei draunach dem Match. Rechts das Arbeitsgerät: Der Padel-Schläger besteht aus alles vor dem Körper treffen. ßen, einen drinnen. Die InvesKunststoff, hat eine Handschlaufe und kostet zwischen 50 und 500 Euro Wichtig ist die Verteidigung tition ist nicht ohne Risiko. Ein Court kostet hierzulanmit der Wand.“ Aber mein Kopf hat diese Möglichkeit de 25 000 Euro. Hahns Idee: nicht automatisch auf der Agenda. begrenzt war. Also errichtete der Don Padel könnte helfen, die schwindende gegenüber eine zweite Wand und fügte Zahl der Tennisspieler aufzufangen. Zufallserfindung aus Mexiko Die Tennisanlage in Geretsried hat beseine niedrigere Betonmauer als Umran„Beim Tennis entscheidet ein harter dung hinzu. Dann kam sein spanischer sere Zeiten erlebt. Fliesen mit BlumenmusAufschlag oder eine schnelle Vorhand“, Freund Prinz Alfonso von Hohenlohe zu ter in der Umkleide. Historische Duschen. sagt Padler Schmidt. „Beim Padel der Besuch, fand Gefallen am neuen Sport und In den Gängen zur düsteren Bar hängt ein Spielwitz.“ Tramitz ergänzt: „Zu viel baute in seinem Club-Hotel in Marbella Bild von Boris Becker als Teenager. Etwas den Court nach. Als der spanische TennisEhrgeiz ist eher schlecht. Das ist kein schräg ist es schon, dass ausgerechnet hier Haudraufsport.“ Gerade hat der Schauspieler Manolo Santana die ersten Turniere der neue Sporttrend ein Zuhause hat. Seit Mai haben sich 60 Padel-Spieler fest im spieler sein Aufschlagspiel durchgeorganisiert hatte, breitete sich Padel rasch entlang der Costa del Sol aus. bracht. „Schönerweise ist der schnelle Club angemeldet, 200 weitere standen Anfangserfolg garantiert.“ Nun habe ich Es steht 1 : 1. Fabian Schmidt und ich mindestens einmal auf dem Court. Derzeit Angabe. Es klappt immer besser. haben mein Aufschlagspiel gewonnen. baut Hahn Deutschlands erstes Jugendteam auf. Das halbe Dutzend Kinder zwiTrainer Jürgen Klopp, Schauspieler Jan Also eigentlich mehr Fabian, der mit seischen acht und zehn Jahren kommt – wie nen langen Armen auch auf meiner SeiJosef Liefers und auch die Super-Fußballer einst Steffi – aus der Nachbarschaft. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo tun es. „Tennis und Padel haben ein Verhältnis „Für mich ist das die kommende Sportart“, meint der 51-jährige Klopp, der Padel vor wie Skifahren zu Snowboarden“, sagt TraDie richtige vier Jahren für sich entdeckte. „Ich hätmitz. Padler seien locker drauf, lachKäfighaltung te nie gedacht, dass ich mit 47 die beste ten viel und hörten beim Spielen Sportart meines Lebens kennenlerne. Ich auch mal laut Musik. „Padler besitspiele das fünfmal die Woche.“ zen diese Grundgefühl, zu den Pio0,88 m Padel ist trotz seiner Schnelnieren einer coolen Sportart zu ligkeit erstaunlich unabhängehören.“ Tatsächlich ist Padel gig von Alter und Geschlecht. 3 m rasant, abwechslungsreich und „Theoretisch kann ein 80-Jähleicht erlernbar. Padel ist Vergnügen. riger einen 18-Jährigen beEs steht 40 : 0 für Schmidt/Wolfsgrusiegen“, sagt Platzbetreiber ber bei Aufschlag Hahn. Der Filzball Hahn. Im Doppel und durch das fliegt ewig über das Netz hin und her. 20 m Bandenspiel verschwimmen die Plötzlich trifft ihn mein Mitspieler Fabi10 m an mit unnachahmlicher Wucht. Der Ball Unterschiede. Wer beim Altherrenschlägt auf der Seite unserer Gegner auf fußball nicht mehr so richtig mithalund zischt dann hoch über die Glaswand ten kann, findet hier den neuen Kick. Schlag auf Schlag davon. Das ist der Sieg! Eine Weile sucht Das Spiel ist durch Zufall entstanden. Der Ball darf nur einmal im In Mexiko stampfte Don Enrique CorcueFeld aufspringen. Bevor er die Christian Tramitz den Ball später noch Bande der gegnerischen Seite trifft, ra 1969 auf seinem schmalen Grundstück zwischen den Bäumen. Dann gibt der muss er im Feld aufkommen. Padel wird einen Tennisplatz aus dem Boden, der von Schauspieler auf. Til Schweiger würde grundsätzlich im Doppel gespielt einer bereits vorhandenen Pelota-Wand wahrscheinlich noch heute suchen … n 122
FOCUS 25/2019
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EXKLUSIV: MAILÄNDER SCALA & DA VINCI IHR TERMIN: 08.09. – 11.09.2019 (09.09.2019 Oper Rigoletto in der Scala, Logenplätze Kategorie 2/5° oder gleichwertig.) Beim Besuch der Modemetropole Mailand erleben Sie ein unvergleichbares Opernerlebnis von Verdis Rigoletto im berühmten Opernhaus Mailänder Scala. Ein exklusives Rahmenprogramm führt Sie zu den Designerläden der weltbekannte Einkaufsgalerie Galleria Vittorio Emanuele, wo Sie einen Aperitif nehmen. Eine Stadtführung führt Sie in das Mailand Leonardo da Vincis mit seinem Werk „Das letzte Abendmahl“. Abends Dinner im Brera-Viertel.
IHR HOTEL & PREISE Das elegante 4-Sterne HOTEL CAVOUR liegt in Gehweite des Modeviertels, Kunstgalerien und der Scala und verbindet gleichermaßen Stil und modernen Komfort. Es verfügt über ein hoteleigenes Restaurant, eine Bar und SPA. Die Klassik-Zimmer sind mit Bad (Badewanne oder Dusche, WC) ausgestattet, bieten gratis WLAN, Klimaanlage, Safe, Sat-TV, Minibar und Wasserkocher. Die -Zimmer (15qm) sind hypoallergen. DZ: € 1.299,- p. P. / EZ: € 1.649,- (Klassik-Zimmer) DZ: € 1.349,- p. P. / EZ: € 1.759,- (-Zimmer) Aufpreis 1. Kategorie: € 75,- pro Karte (Loge oder Parkett)
Vorteilscode: FOCUS2519-LON
v Inkl. Hin-& Rückflug mit LUFTHANSA ab/bis München; Frankfurt od. Berlin gegen Aufpreis v Inkl. 3 Übernachtungen mit Frühstück im Hotel Cavour oder glw. in der geb. Kategorie v Inkl. Transfer Flughafen – Hotel und retour mit deutschsprachiger Begrüßung bei Ankunft v Inkl. Eintrittskarte Oper Rigoletto in der Mailänder Scala, Kat. 2/5° v Inkl. exklusive Tour Galleria Vittorio Emanuele mit Besuch der Dachterrasse v Inkl. Aperitif in einer angesagten Bar v Inkl. halbtägige deutschsprachige Stadtführung da Vincis Mailand v Inkl. Eintrittskarte „Das letzte Abendmahl“ von da Vinci v Inkl. einem 3-Gang-Abendessen im Brera-Viertel
5 Tage / 4 Nächte Inkl. Erlebnis-Ausflugsprogramm schon ab €
€ 1.199 ,p. P. im Doppelzimmer
NUR FÜR SIE ALS LESER:
KÖNIGLICHES LONDON & ROYALE RESIDENZEN IHR TERMIN: 11.09. – 15.09.2019
IHR HOTEL & PREISE
Bei dieser Erlebnisreise London betreten Sie die glanzvollen Räume des beeindruckenden Buckingham Palace, die nur an wenigen Wochen im Jahr für Besucher geöffnet sind. Sie bestaunen die prachtvollen Kutschen sowie Gemälde der Queens Gallery. Bei einer Stadtrundfahrt entdecken Sie die Kronjuwelen im Tower. Im Rahmen des einzigartigen Programms besuchen Sie den exquisiten Kensington Palace und das historisch bedeutende Windsor Castle mit den glanzvollen Innenräumen.
Das modern designte und umfassend renovierte 4-Sterne HOTEL Holiday Inn Kensington High St. lässt Sie stilvoll wohnen nahe den Geschäften der Highstreet Kensington und in Gehweite zur U-Bahn. Es verfügt über einen Garten, einen Health Club mit Pool und ein Restaurant mit internationalem Frühstücksbüffet. Die geräumigen Zimmer bieten Bad (Dusche/WC), Sat-TV, Klimaanlage, Safe, WLAN und Tee-/ Kaffeezubehör. € 1.199,- p. P. im DZ / € 1.599,- im EZ
JETZT ANRUFEN und limitiertes Vorzugsangebot sichern! PERSÖNLICHE BERATUNG & BUCHUNG: Öffnungszeiten: MO-SO 08.00 - 22.00 Uhr
v Inkl. Hin-& Rückflug mit LUFTHANSA ab/bis Frankfurt od. München, Zuschlag ab/bis Hamburg (+30,-€) v Inkl. 4 Übernachtungen mit Frühstück im 4* Hotel Holiday Inn Kensington High St. oder glw. v Inkl. Transfers lt. Reiseverlauf sowie deutschsprachige Begrüßung bei Ankunft v Inkl. 3-Gang Begrüßungsabendessen im Hotel am Ankunftstag v Inkl. Große Stadtrundfahrt v Inkl. Ausflugsprogramm mit Besuch und Eintritt vom Tower, Buckingham Palace (inkl. State Apartments), Royal Mews & Queens Gallery, Kensington Palace und Windsor Castle (inkl. State Apartments)
06128/740 81 54
seit 1984
TOURISTIK
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ONLINE ZUR LESERREISE: www.riw-touristik.de/FOCUS2519
Veranstalter: RIW Touristik GmbH Georg-Ohm-Str. 17, 65232 Taunusstein
WICHTIGE HINWEISE: Mindestteilnehmerzahl 30 Personen. Absage bis 30 Tage vor Reiseantritt vorbehalten // Diese Reise ist grundsätzlich nicht für mobilitätseingeschränkte Personen geeignet - Personen mit eingeschränkter Mobilität beraten wir vor der Buchung. // Ihre Reise enthält deutschsprachige Ausflüge - es kann allerdings nicht garantiert werden, dass die örtlichen Mitarbeiter in den Hotels deutsch sprechen. Die Übernachtungssteuer beträgt 6,00 pro Person/Nacht und ist vor Ort zu zahlen. // REISEDOKUMENTE: Deutsche Staatsbürger benötigen einen mindesten drei Monate gültigen Personalausweis oder Reise. Staatsbürger anderer Nationen informieren wir vor der Buchung über Ihre Einreisebestimmungen – bitte geben Sie uns Ihre Nationalität vor der Buchung an. Änderungen vorbehalten. Es gelten die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten und die AGB der RIW Touristik GmbH (auf Wunsch Zusendung der AGB vor Buchungsabschluss). Mit Aushändigung des Sicherungsscheines ist eine Anzahlung in Höhe von 20% des Reisepreises fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reiseantritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen. Verfügbarkeit, Druck- und Satzfehler vorbehalten. Datenschut¬zinformationen: Wir sind daran interessiert, die vertrauensvolle Kundenbeziehung mit Ihnen zu pflegen und Ihnen Informationen und Angebote zukommen zu lassen. Deshalb verarbeiten wir auf Grundlage von Artikel 6 (1) (f) der Europäischen Daten¬schutz-Grundverordnung (auch mit Hilfe von Dienstleistern) Ihre Daten, um Ihnen Informationen und Angebote von uns zuzusenden. Wenn Sie dies nicht wünschen, können Sie jederzeit bei uns der Verwendung Ihrer Daten für Werbezwecke wider¬sprechen (Telefon: 06128 / 740810, E-Mail:
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LEBEN
Farbkontrast Das Dach in Diamant-Rot hebt sich dezent vom Perla Nera ab
Kraftprotz Die Frontpartie mit dem großen
Französisch für Fortgeschrittene Avantgarde hat nicht unbedingt etwas mit Größe zu tun. Das beweisen die Konstrukteure des DS 3 Crossback. Er ist ein luxuriöses Raumwunder
E
in französisches Auto? Als ich jung war, war das keine Frage, sondern ein Statement. Im Freundeskreis fuhr man den R 4, eine Ente oder Dyane. Verwegener war es, den eher protzigen Peugeot 504 zu steuern. Oder einen Renault 16. Ich hatte zwei dieser plüschigen Familiendschunken, sehr zum Leidwesen meiner Mutter. Ich hatte die Wagen nämlich gleichzeitig – einer stand als Ersatzteillager vor der Haustür. Klar ging es uns damals um Stil, aber auch um Knete. Viel wert waren die Franzosen nicht, man konnte sie für wenig Geld kurz vor Ende ihrer Restlaufzeit erstehen. Und dann rosteten sie einem unter dem Hintern weg. Das französische Auto schlechthin aber war unerschwinglich und kaum zu haben. Eine DS besaß niemand, den ich kannte. Die Design-Ikone von Citroën, La Déesse, 124
die Göttin – unerreichbar. Ich jedenfalls fuhr dann irgendwann doch Golf. Und aus Frankreich kam lange nichts, wonach man sich umgedreht hätte. Gespürt hat das auch die Groupe PSA (Citroën, Peugeot, Opel) und gründete 2014 DS Automobiles als -Marke. Die soll für französisches Know-how stehen, sowohl bei Luxusgütern als auch bei Kraftfahrzeugen. Neugierige Blicke
Jetzt war ich also mal wieder mit einem französischen Auto unterwegs. Und da kommt tatsächlich jemand aus einer Tankstelle in Bad Rappenau gelaufen und ruft, als ich gerade wieder in den DS 3 Crossback einsteigen will: „Entschuldigen Sie, was ist denn das für ein Auto?“ Ich gebe mich stolz und verrate ihm Typ und Ausführung. Aber er insistiert: „Ich meine, welche Marke?“ Ich sage, dass
DS die Marke ist, von Citroën. Ach ja, meint er, er habe davon gehört. In dem Moment habe ich einen Trip bis Würzburg vor mir, muss von dort nach Naumburg und zurück nach Berlin. Davor war ich in der Pfalz, an der Mosel, am Rhein und im Münsterland. Viel Strecke für so ein kompaktes Auto. Und viel Zeit, Macken zu entdecken, es ist ja schließlich eine Testfahrt. Oh, wie klein, dachte ich, als der Wagen vor der Tür stand. Das meinten auch meine Frau und mein Sohn, bevor es mit dem Cross-over-Modell zu dritt von Berlin nach Münster ging. 85. Geburtstag meiner Mutter, kleines Gepäck, ein Kuchen. Viel mehr wäre nicht reingegangen, das Ladevolumen ist mit 350 Litern bescheiden. Oh, wie luxuriös, dachte ich als Nächstes mit Blick auf die bei Annäherung ausfahrenden Türgriffe, all das Nappaleder innen und die auffälligen, in Kassetten FOCUS 25/2019
AU T O
Im Zeichen der Raute Das künstlerisch verfremdete DS-Logo setzt sich im Rautenmuster des gewaltigen Kühlergrills fort
Langstrecke Autor Robert Vernier fuhr 2300 Kilometer durch Deutschland
Kühlergrill und den Matrix-LED-Scheinwerfern
abgesteppten Sitze – in der La-PremièreAusführung, das wird sich später mehrfach erweisen, ist der DS 3 Crossback wirklich luxuriös. Mein Sohn, 1,87 Meter groß, sitzt hinten, liest etwas für die Uni, schläft später ein. Zu eng ist es ihm jedenfalls nicht. Meine Frau studiert die Armaturen, den 10,3-Zoll-HD-Touchscreen in der Mitte, mit dem Navi, Sound, externe Geräte und die Klimaanlage zu steuern sind, und äußert Zustimmung sowie, gelegentlich, Begeisterung.
che Testverbrauch bei 7,7 Litern lag. Den Tempomaten hätte ich mir vor Fahrtbeginn vielleicht mal ansehen sollen, unterwegs brauchte ich eine Weile, um ihn tastend zu verstehen. Und erst im Verlauf der Reise erschloss sich mir der wahre Luxus von Geschwindigkeitsregulierung und Abstandsassistent. Mein DS hält sanft Distanz zum Vordermann, haut in die Bremse, wenn vor mir jemand ausschert. Und beschleunigt, wenn die Piste frei ist. Der Spurassistent hält mich auf Linie und zwingt mich, vorschriftsmäßig zu blinken,
F otos: Norman Konrad für FOCUS-Magazin
Halb autonomes Cruisen
Dann sage ich trocken: „Handschuhfach. Mach mal auf.“ Sie drückt, es öffnet sich erst sanft und fällt dann, plopp, gegen ihre Schienbeine. „Wie blöd“, sagt sie und wiederholt den Vorgang, „hast du das gewusst?“ Ich hatte es geahnt. Bei der Präsentation des DS 3 Crossback im September, in den DS-Labors in Versailles, sah ich, wie eine Kollegin diesen kleinen Test machte, die Nase rümpfte und „billig“ raunte. „Billig“, sagt jetzt auch meine Frau und fragt, wie denn so etwas ieren könne. Mehr Macken habe ich nicht entdeckt, mal abgesehen davon, dass der tatsächliFOCUS 25/2019
DS 3 CROSSBACK Motor: Leistung: Höchstgeschw.: L × B × H: Verbrauch: 0–100 km/h: Preis:
3-Zyl.-Turbobenziner 100/130/155 PS 208 km/h* 4,12 × 1,79 × 1,53 m 5,5 l/100 km** 8,2 Sek.* ab 23 490 Euro
* 155 PS; **kombiniert; Werksangabe
Fazit Die getestete Version, DS 3 Crossback La Première, wird hohen Ansprüchen gerecht, ist mit 39 090 Euro aber nicht eben günstig
denn sonst ist der Spurwechsel ein Kraftakt. In der La-Première-Version ist dieses quasi teilautonome Fahren serienmäßig. Wie auch die Massagefunktion in der Rückenlehne des Fahrersitzes, die mir die Distanzen gefühlt verkürzt. Wenn ich dem Wagen mal die Sporen gebe, wechsle ich nicht elektronisch in den Sport-Modus (dann wird es laut, und die 8-Gang-Automatik übersetzt hektisch). Ich bleibe im Normal-Modus und bediene die Schaltwippen am Lenkrad. Der DS 3 Crossback ist durchaus agil, allerdings ist der Motor nicht annähernd so kräftig, wie die kraftstrotzend wirkende Frontpartie suggeriert. Dahinter verbirgt sich ein 3-Zylinder-Turbo mit 1,2 Liter Hubraum und respektablen 155 PS. Als ich mit dem DS 3 Crossback mal gut 200 Stundenkilometer fuhr, habe ich mir kurz mehr Reserven gewünscht – um auszutesten, wann der Wagen wohl zu flattern beginnt. Als ich an der Saale flott auf Landstraßen fuhr, war auch das ein richtiges Vergnügen. Warum es aber bei DS heißt, das Fahrzeug habe „als urbanes SUV die Stadt in den Genen“, hat sich mir – désolé – nicht erschlossen. n ROBERT VERNIER
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DI E EI N F LUS SR EICH EN
Habe die Ehre
Thomas de Maizière
Der frühere Innenminister Thomas de Maizière erhielt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Bundesverdienstorden. Er habe sich immer als ein „Diener des Staates“ verstanden, der dem Gemeinwohl Vorrang vor dem eigenen Ego gebe.
In der Sammlung
Teurer Fehldruck
Angela Merkel wirbt in Genf für die Rechte von Arbeitnehmern
In der Downing Street muss man nicht nur ein Händchen für Politik haben, sondern auch für Kater Larry
Auf Auslandsreise
Auf Heimatbesuch
Merkel-Mission
Katzen-Kiez
B
undeskanzlerin Angela Merkel hat sich auf der Jubiläumskonferenz der Internationalen Arbeitsorganisation ILO für menschenwürdige Arbeitsbedingungen starkgemacht. In ihrer Rede im europäischen Hauptsitz der Vereinten Nationen in Genf sagte Merkel, dass alle Menschen das Recht haben sollten, ihre Talente frei zu entfalten. Arbeitnehmer sollten nicht nur als Produktionsfaktoren angesehen werden, denn die Wirtschaft habe den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Neben Merkel hielt auch Frankreichs Staatspräsident Macron eine Rede zum 100-jährigen Bestehen der ILO. Zur Personalie des neuen EU-Kommissionpräsidenten äußerten sich beide nicht.
L
arry hat es von der Straße ganz nach oben geschafft – zumindest in eines der berühmtesten Hä Londons. Seit 2011 lebte der Kater mit dem Titel „Chief Mo to the Cabinet Office“ mit dem Ex-Premier David Cameron, dann mit der scheidenden Regierungschefin Theresa May in 10 Downing Street zusammen. In seiner Amtszeit als Mäusejäger machte Larry Bekanntschaft mit Barack Obama, Queen Elizabeth II und George Osborne. Im Netz ist der zwölfjährige Kater mittlerweile eine Ikone. Auf Twitter und Instagram verfolgen Tausende Larrys Leben und erfreuen sich an seinen Kostümierungen. Wen er sich als neuen Besitzer und Mays Nachfolger wünscht, gibt er nicht zu erkennen.
Besuch der Woche
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U
Angelina Jolie mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus Venezuela
S-Schauspielerin Angelina Jolie traf in ihrer Funktion als UN-Sondergesandte in der kolumbianischen Stadt Maicao Geflüchtete aus Venezuela. Dabei nahm sich die 44-jährige Mutter besonders viel Zeit für Kinder und Jugendliche. Inzwischen seien rund vier Millionen Menschen aus Venezuela geflohen, rund 1,3 Millionen von ihnen hätten in Kolumbien Zuflucht gesucht, sagte Jolie später der Presse. ssi
FOCUS 25/2019
F otos: imago images, dpa, action press, Getty Images (2)
Bei einer Versteigerung in Wiesbaden erwarb ein anonymer Bieter die „Baden-Fehldruck 9 Kreuzer“ für 1,26 Millionen Euro. Die Briefmarke wurde 1851 versehentlich auf grünem Papier gedruckt. Sie stammt aus der Sammlung des verstorbenen Tengelmann-Chefs Erivan Haub und ist die drittteuerste Marke der Welt.
Ein Herz für Kinder
Hier treffen Sie . . .
Matthias Ginter Fußballprofi „Anthony’s“ in Meerbusch
Özil und Gülse verbringen ihre Flitterwochen in einer Villa an der türkischen Ägäis Auf dem Parkett
Hochzeit mit Botschaft 300 Gäste feierten mit dem Paar. Özils Vater war nicht geladen
Ehrengast der Hochzeit war der türkische Präsident Erdogan
E
x-Fußball-Nationalspieler Mesut Özil, 30, und Model Amine Gülse, 26, haben im Istanbuler 5-Sterne-Hotel „Four Seasons“ geheiratet. Trauzeuge des Paares war der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. In seiner Hochzeitsansprache riet der Staatsmann den Eheleuten, so bald wie möglich Kinder zu bekommen. Dabei kam er auch gleich auf sein Herzensthema zu sprechen: den Verzicht auf Empfängnisverhütung.
Der in Ghana geborene Gastgeber und Küchenchef Anthony Sarpong ist als Sohn eines Diplomaten in Deutschland aufgewachsen. In seiner KüchenCrew sind acht Nationalitäten vertreten. Jeder bringt die besten Rezepte und das Handwerk der Heimat ein. Für seine Fusionsküche erhielt Sarpong 2019 bereits zum zweiten Mal einen Michelin-Stern. Auch gesehen: Carsten Spohr Beliebtestes Gericht: WagyuTafelspitz (sieben Gänge), 125 € Der Espresso kostet: 2,90 € „Anthony’s“, Moerser Straße 81, 40667 Meerbusch, www.anthonys.kitchen
Cooles Design und internationale Küche in Meerbusch
F otos: REUTERS, Getty Images, insight media, MEGA, dpa (3)
Sie sollte man kennen
Dorothee von Posadowsky
Gräfin und Kunstexpertin Die britische Königsfamilie feierte gemeinsam im Buckingham-Palast, nur Prinz Philip fehlte Royal Birthday
April-Geburtstag im Juni
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ueen Elizabeth II hat am 8. Juni zum zweiten Mal ihren 93. Geburtstag gefeiert. Offizielles Datum ist eigentlich der 21. April. Das Fest mit Militärparade wird jedoch alljährlich auf das erste Juni-Wochenende verlegt.
FOCUS 25/2019
Familienglück Für Herzogin Meghan war es der erste offizielle Auftritt nach Archies Geburt
Die Düsseldorferin sammelt beruflich Kunst (für E.on). Privat bewahrt sie das Erbe ihres Urururgroßvaters, des einstigen Malerfürsten Andreas Achenbach, der – darauf legt sie großen Wert – nichts mit dem Kunstfälscher Helge Achenbach zu tun hat.
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IMPR ESSUM
S E RV I C E FOCUS Redaktion, Potsdamer Straße 7, 10785 Berlin, Telefon: 0 30/75 44 30-0, Fax: 0 30/75 44 30-28 60, ISSN 0943-7576 FOCUS ist ein Magazin von BurdaNews.
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Tokio Susanne Steffen; E-Mail:
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AUSLANDSBÜROS Großbritannien Carmen Durrant, E-Mail:
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VERLAG FOCUS erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus FOCUS in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.pressemonitor.de oder unter Tel. 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Druck Burda Druck GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg. Printed in Vertriebsleiter Markus Cerny Vertriebsfirma MZV GmbH & Co. KG, 85716 Unterschleißheim, Internet: www.mzv.de FOCUS darf nur mit Genehmigung des Verlags in Lesezirkeln geführt werden. Der Export von FOCUS und der Vertrieb im Ausland sind nur mit Genehmigung des Verlags statthaft. Einzelpreis in Deutschland € 4,50 inkl. 7 % MwSt. Abonnementpreis € 4,50 (inkl. Zustellgebühr und 7 % MwSt., im Ausland zuzüglich Porto). Für Mitglieder des Bundesverbands der Börsenvereine an deutschen Hochschulen e. V. und des Europaverbands der Selbständigen Deutschland e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte e. V. und des Hanseatischen Anlegerclubs (HAC e. V.) und für Mitglieder der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. ist der Bezug des FOCUS-E-Papers im Mitgliedsbeitrag enthalten. Studenten-Abonnement (nur gegen Nachweis), Schüler-Abonnement (nur gegen Nachweis eigener Haushaltsführung): € 2,25 jeweils inkl. Zustellgebühr und 7 % MwSt. Im Ausland zuzüglich Porto. Die Postzustellung erfolgt klimaneutral. Pressesprecherin Alice Wagner, Tel.: 0 89/92 50-25 75, Fax: 0 89/92 50-27 45, E-Mail:
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FOCUS 25/2019
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N AC H RU F E
R EGISTER
NAMEN IN DIESER AUSGABE*
der syrischen Revolution erlag den Verletzungen, die er in einem Gefecht gegen Assad und die russische Armee erlitten hatte. Der einstige Torwart der syrischen U20-Fußball-Nationalmannschaft wurde zum „Torwart der Revolution“, nachdem er 2011 die friedlichen Demonstrationen gegen das Assad-Regime anführte. Jenes Regime, das seine vier Brüder ermordete und mehrere Attentate auf ihn verübte. Seine Gesänge bei den Demonstrationen waren Kult, später griff er selbst zur Waffe, um seine Heimatstadt Homs zu verteidigen. Sie fiel und liegt nach der brutalen Belagerung in Trümmern. Abdul Baset aber wollte nicht aufgeben. Mit all seinen Verwandlungen, Verwundungen, Fehlern, seiner Verletzlichkeit, seinem Mut und dieser göttlichen Stimme gilt er als eloquenter Erzähler der verlassenen Revolution. Wie alle tragischen Helden war er dem Untergang geweiht. Er ging von uns als ein großer Kämpfer – für die Freiheit. MOHAMMAD AL ATTAR syrischer Dramatiker, lebt in Berlin
Wolfram Eicke, † 63
Seine Leidenschaft, seine erzählerische Kraft und seine Visionen faszinierten. Als ich 1997 die Geschichte „Der kleine Tag“ las, war ich tief bewegt von der Botschaft, dass jeder Tag eine unverwechselbare Persönlichkeit ist, die das Recht hat, ein
ROLF ZUCKOWSKI Musiker, Komponist, Produzent von Kinderliedern
Dr. John, † 77 Als das Album „Locked Down“ einen Grammy gewann, waren wir beide erschrocken. Wir standen auf der Bühne, und es war verrückt, weil wir das nicht für möglich gehalten hätten. Worte können nicht ausdrücken, wie toll es für ihn war, diese Anerkennung zu bekommen und seine Siegerrunde zu drehen. Das bedeutete die Welt für ihn, und er dankte es mir sein Leben lang. Er stammte aus einer Zeit jenseits von sozialen Medien und Riesenhype, konnte einzigartig sein und sehr eigen – dieses spezielle Gumbo eben. Wir haben einen der größten Musiker verloren, der jemals lebte, und einen Mann, in dem sich Amerika musikalisch spiegelte. Denn er war ein menschlicher Schmelztiegel, die Verkörperung dessen, was unsere Musik besonders macht. Dass er mit Menschen verschiedener Hautfarben und Hintergründe aufgewachsen war, machte aus ihm den irrsten Bastard, den man sich vorstellen kann. Wir haben etwas verloren, das nie nachgemacht werden kann. DAN AUERBACH Musiker (Black Keys), der mit Dr. John das Album „Locked Down“ (2012) produzierte
L
A Abloh, Virgil Altmaier, Peter Amazon Amthor, Philipp Aoki, Steve Appel, Frank Apple Auerbach, Dan
B
93 31 18, 80 34 93 58 18 128
Baerbock, Annalena 9 Barbetta, Maria Cecilia 98 Beckenbauer, Franz 69 Benko, René 64 Bezos, Jeff 18, 80 Blue Origin 80 Blume, Markus 32 Brinkhaus, Ralph 31, 130 Brown, Ethan 20
C
Caspers, Svenja Chastain, Jessica Citroën Clinton, Bill COS Cranston, Bryan Cyrus, Miley
73 98 124 13 119 97 92
Dettmann, Marcel Deutsche Telekom De Witte, Charlotte Dommermuth, Ralph Döpfner, Mathias Dreyer, Malu DS Automobiles
93 39 92 38 19 36 124
D
E
Eilish, Billie 93 Eisenmann, Susanne 54 Elizabeth II 127 Erdogan, Recep Tayyip 127
G
Gabriel, Sigmar Galeria Karstadt Kaufhof Giesswein Giffey, Franziska Google Gove, Michael Guetta, David Günther, Daniel Gyllenhaal, Jake
64 118 130 18 26 93 19 97
Habeck, Robert Hancock, Matt Harari, Yuval Noah Harzer, Jens Holmes, Katie Homann, Jochen Hopp, Dietmar Hugo Boss Hunt, Jeremy
30 26 87 19 13 39 54 118 27
Javid, Sajid Johnson, Boris Jolie, Angelina
26 22 126
H
J
K
9
Kalanick, Travis 60 Karliczek, Anja 36 Keatz 60 Kelly, Ellsworth 90 KKR 19 Klingbeil, Lars 130 Kramp-Karrenbauer, Annegret 9, 31, 130 Kretschmann, Winfried 54 Kretschmer, Michael 36 Kubicki, Wolfgang 9 Kuhle, Konstantin 34 Kühnert, Kevin 9, 130
Laschet, Armin 130 Lindner, Christian 19, 34 Linnemann, Carsten 32 Liu, Lucy 97 Ludwig, Michael 13 Lufthansa 20
M
Maas, Heiko 130 Macron, Emmanuel 48 Mappus, Stefan 30 Merkel, Angela 31, 130 Merz, Friedrich 9, 31, 130 Mills, Jeff 93 Minogue, Kylie 92 Mohring, Mike 33, 36 Murphy, Róisín 93
N
Nahles, Andrea Nedergaard, Maiken
130 73
Obama, Barack Obama, Michelle Obrist, Hans Ulrich Oettinger, Günther Opel Ora, Rita Osterloh, Bernd Özil, Mesut
44 46 96 130 124 93 18 127
Peugeot Post, Achim Puma Putin, Wladimir
124 130 119 36
Raab, Dominic Reiners, Otto Röckel, Susanne Rogen, Seth
27 30 98 97
O
P
R S
Saint Laurent 119 Samwer, Oliver 40 SAP 18 Sarif, Mohammed 18 Scheuer, Andreas 9 Scholz, Olaf 20 Schwesig, Manuela 130 Seidensticker 118 Shafak, Elif 94 Signa 64 Söder, Markus 32, 130 Spahn, Jens 130 Springer, Friede 19 Stiglitz, Joseph 42 Streep, Meryl 97 Swatch Group 65
T
The Female Company 80 Theron, Charlize 97 Tramitz, Christian 120 Trump, Donald 16 Turner, Sophie 98
U
United Internet
38
Viessmann Villani, Cédric Vodafone von der Leyen, Ursula Von Teese, Dita
62 48 39 31 13
Wagenknecht, Sahra Weil, Stephan Wintour, Anna
36 130 97
Zara
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V
W Z
*eine Auswahl
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FOCUS 25/2019
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Abdul Baset al-Sarout, † 27 Die Ikone
großer Tag zu sein, mag auch nicht jeder seine Größe erkennen. Ich hatte, mit Wolfram und Hans Niehaus, die Freude, das Werk zum Klingen zu bringen. Über 500 Ensembles im ganzen Land haben das Stück seitdem gespielt und Menschen jeden Alters bewegt. Mit Leichtigkeit ebenso wie mit Tiefsinn („Mich ruft mein Stern“) berühren die Lieder immer noch. Zum Lebenswerk zählen auch mehr als 30 Jugendromane, die er erzählend und singend in gut 3500 Schulen vortrug. Millionen Kinder lieben und singen die zauberhaften Songs von Wolfram Eicke. Sein Stern hat ihn jetzt gerufen. Wolfram würde sich wünschen, dass wir seine Lieder und Geschichten in uns tragen und weitergeben – und ihn auf diese Weise noch lange bei uns behalten.
Menschen/ Firmen
TAG E B U C H
von Helmut Markwort
Der verunglückte Frühstart von AKK lockt viele Rivalen
ast gleichzeitig suchen die beiden ehemaligen Volksparteien nach Führungsfiguren. Nachdem in der SPD Andrea Nahles vor ihren Genossen geflüchtet ist, gerät auch in der CDU die Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer in eine Vertrauenskrise. Obwohl sie im Zweikampf mit Friedrich Merz nur den Parteivorsitz und nicht etwa die Kanzlerkandidatur gewonnen hat, wachsen in der Partei die Zweifel an ihrer Fähigkeit als Regierungschefin. Die Kür steht derzeit gar nicht auf der Tagesordnung, beschäftigt aber die Partei an der Basis und den Kreis der offenen und heimlichen Rivalen. Ursache für die Nervosität sind die miserablen Beliebtheitswerte von AKK. So wenige Wähler trauen ihr die Nachfolge von Angela Merkel im Kanzleramt zu, dass Gruppen in der Union schon nach einer Urwahl rufen. Dann könnten die Mitglieder einen Kandidaten aussuchen, von dem sie hohe Sympathiewerte in der Bevölkerung erwarten. Friedrich Merz und Jens Spahn würden dann unter neuen Vorzeichen antreten. Vor allem der knappe Verlierer Merz könnte auf Stimmen von enttäuschten AKK-Wählern spekulieren. Die Vorsitzende AKK müsste sich erneut stellen, als Überraschungskandidat wird mir aus
SPD-Kandidaten für Erneuerung oder Untergang Heiko Maas, Franziska Giffey, Manuela Schwesig, Stephan Weil, Lars Klingbeil, Achim Post (Fraktionsvorsitz) und Kevin Kühnert
Stuttgart der Name Günther Oettinger zugeflüstert. Kein Freund der Urwahl ist Armin Laschet. Den Chef des mächtigen Landesverbands Nordrhein-Westfalen hat es schon immer gewurmt, dass seine Parteifreundin aus dem vergleichsweise winzigen Saarland für das höchste Regierungsamt gehandelt wird. Seit AKK schwächelt, verweist er gern darauf, dass die Union ihren Kandidaten erst in einem Jahr wählen muss. Das stimmt, falls die Amtsinhaber der großen Koalition sich bis 2021 an ihre kränkelnde Partnerschaft klammern. Bis dahin könnte Laschet beweisen, dass er der wahre Mini-Merkel ist. Seine Kandidatur kann der Stellvertreter Merkels in den Gremien durchsetzen, ohne dass er die Basis befragen muss. In seiner Argumentation gegen die Urwahl kann er sich auf die Brüder und Schwestern in Bayern berufen. Die CSU will mitentscheiden und wird ein Votum der CDU-Basis nicht blanko unterschrei-
Unions-Kandidaten fürs Kanzleramt Annegret Kramp-Karrenbauer, Armin Laschet, Friedrich Merz, Jens Spahn und Günther Oettinger. Markus Söder will mitbestimmen 130
ben. Es ist unwahrscheinlich, dass Markus Söder bundesweit antreten wird, aber er kann darauf verweisen, dass nach der Europawahl die CSU gestärkt und die CDU geschwächt ist. Die Bayern werden nur für einen Kandidaten kämpfen, wenn der Chancen hat und wenn sie ihn mit ausgesucht haben. Deswegen war es ein grober Fehler des Bundestagsfraktionsvorsitzenden Brinkhaus, als er im Alleingang und viel zu früh AKK zur Kanzlerkandidatin ausrief.
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ie in zwei Ämtern führungslose SPD hat nicht so viel Zeit wie die Union, möchte sie aber schinden. Wer sich zu früh an die Spitze wagt, muss auch das Unglück vertreten, das der Partei bei den Wahlen in den drei Ostländern droht. Die viel beschworene Erneuerung wird nach den Niederlagen davon abhängen, ob die verwundete Partei den soliden niedersächsischen Landesvater Weil wählt oder den Enteignungsrebellen Kühnert. Als Weltkind dazwischen empfiehlt sich Lars Klingbeil, der sich als Generalsekretär ohnehin vor den Belastungen nicht drücken kann. FOCUS-Gründungschefredakteur Helmut Markwort ist seit November 2018 FDP-Abgeordneter im Bayerischen Landtag. FOCUS 25/2019
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Montag
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48 SEITEN /// MOBILITÄT IM FOCUS JUNI 2019
E-MOBILITY SPECIAL
KONZERNE IM WANDEL
DAS GROSSE FOCUS-E-BIKEGEWINNSPIEL
WIE BMW, DAIMLER UND VOLKSWAGEN DIE MOBILITÄT NEU DENKEN
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NICO ROSBERG IM GESPRÄCH
ELEKTROMOBILITÄT IM ÜBERBLICK
Warum der ehemalige Formel-1-Weltmeister auf E-Scooter und auf die Formel E abfährt
Welche Modelle Sie heute schon kaufen und auf welche Sie sich im kommenden Jahr freuen können
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Impressum FOCUS Redaktion Potsdamer Straße 7 10785 Berlin Telefon: 0 30/75 44 30-0
Patrick Morda Leitender Redakteur
Liebe Leserinnen, liebe Leser
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an kann von Henry Ford halten, was man will. Er hat uns neben der Tatsache, dass er das Automobil auf das Fließband und somit mehr oder weniger in die Garagen der Masse gebracht hat, auch ein paar ziemlich gute Zitate hinterlassen. Das hier zum Beispiel: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, sie hätten gesagt: schnellere Pferde.“ Ford hät te seine Autos sicher nicht gebaut, wenn er nicht visionär gehandelt hätte – mutig, könnte man sagen.
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Dabei ist nichts schwieriger, als die Zukunft vorherzusehen. Das merken seit einiger Zeit die großen Auto mobilkonzerne. Die befinden sich in einem Zustand der Zerrissenheit. Nach Jahrzehnten des Automobil baus müssen sie sich zu Dienstleis tern verändern, die einen Service namens Mobilität anbieten. Parallel müssen sie aber auch das Portfolio auf nachhaltige, elektrische Antriebe umstellen. Und dabei, so scheint es, wird die Anzahl der bewegten Räder bald weniger eine Rolle spielen. Stillstand können wir uns in Fra gen der Mobilität nicht leisten. Denn Stillstand ist es, der uns sonst droht. Ob wir in Zukunft von A nach B kom men, ist einfach nicht mehr sicher. Und so sind es eben nicht nur die besagten Konzerne, die in einem radikalen Umbruch begriffen sind. Wir erleben die vielleicht umfassens dste industrielle und gesellschaftli che Transformation aller Zeiten. Das FOCUS 25/2019
kann einem schon mal die Nacken haare aufstellen. Aber vor allem ist es ungemein spannend zu sehen, was alles pas siert und wie alles mit allem zusam menhängt: Da wird das Pedelec zur echten Alternative, auch weil infra strukturell umgedacht wird. Werden Autos zu rollenden Smart Devices, die schon jetzt elektrisch 400 und mehr Kilometer schaffen und bei Nichtgebrauch als Puffer für über schüssigen ÖkoStrom dienen könn ten. Da wird eines Tages autonom gefahren und Verkehr konkret in der dritten Dimension gedacht – 2028 sollen in Los Angeles, wenn dort die Olympischen Spiele stattfinden, Flugtaxis pendeln. Das ist in neun Jahren. Etwa so lange dauerte es, bis einst auf den Golf 2 der Golf 3 folgte. Vieles, bei Weitem nicht alles von dem, was unsere Mobilität verändert, finden Sie in diesem Heft besprochen und diskutiert. Und auch so man ches Zitat. Nicht von Henry Ford, aber zum Beispiel von Nico Rosberg. Der sieht genau jetzt die Chance, die Dinge nachhaltig zum Positiven zu verändern. Gut wäre es. Herzlich Ihr
Chefredakteur Robert Schneider (V. i. S. d. P.: Anschrift siehe Redaktionsadresse) Stellvertretende Chefredakteure Jörg Harlan Rohleder, Markus Krischer Art Direction Bardo Fiederling Fotochef Thorsten Fleischhauer Konzept und Redaktion Patrick Morda (Ltg.); Peter Hoffmann, hoffmann & zinkler media, München Mitarbeiter dieser Ausgabe Markus Hurek; Freie Mitarbeiter: Marcus Efler, Rudolf Huber, Josef Reitberger, Jan Weizenecker, Dr. Friedbert Weizenecker, Helmut Werb, Gregor Wildermann Chefs vom Dienst Sonja Wiggermann, Christian Stein (stv.) Titelgrafik/Layout Franziska Altmann, Michael Heitschötter Info-Grafik Daniel Kettner Bildredaktion Arne Deepen Dokumentation Jochen Bausback, Bernd Hempeler, Ireen Packebusch; Freie Mitarbeiter: Dunja Bialas, Alfred Lutz, Heike Spruth, Catherine Velte, Ute Wiemer Herstellung/Produktion/ Bildbearbeitung Vladimir Milašinović, Jeannette Finger Schlussredaktion Die Lektorey Kreuzer – Madl – Ruschmann, München Redaktionstechnik Burda Digital Systems GmbH Das FOCUS-Special „E-Mobility“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Datenschutzanfrage Telefon: 07 81/6 39 61 00 Fax: 07 81/6 39 61 01 E-Mail:
[email protected] Leiter Direkt Marketing Michael Zgolik Head of Media Solutions Florian Biechele Deputy Managing Director Stefan Kossack Director Strategy FOCUS Dr. Sebastian Doedens Managing Director News Malte von Bülow CFO BurdaNews Gunnar Scheuer Geschäftsführer Burkhard Graßmann Gründungs-Chefredakteur Helmut Markwort Verleger Dr. Hubert Burda
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14 Will neue Wege aufzeigen Weltmeister, Investor und Gründer Nico Rosberg
32 Gibt es schon, gibt es bald Den Mercedes EQC kann man kaufen, den VW ID.3 vorbestellen
Inhalt 6 | Es bewegt sich was Trends und Entwicklungen, kurz berichtet
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Von Mythen und Vorurteilen Zeit, damit aufzuräumen
8 | Mit Tempo in die Wende Daimler, BMW und Volkswagen im Wandel 12 | Morgen ist heute! Über Apps, Sharing und die 3. Dimension 14 | „Geduld ist nicht meine Stärke“ Im Gespräch mit Nico Rosberg 16 | Wettlauf um die Zellen Der Akku ist Lösung und Problem zugleich 20 | Sauberes Dilemma! Diesel oder „E“, wer rettet das Klima?
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Will Flächen besser nutzen Torsten Perner sieht Radwege, wo andere parken
28 | Strom oder Wasserstoff? Hyundai Nexo E gegen Hyundai Kona
36 Will Horizonte erweitern Designer Benoît Jacob von Byton
32 | Starker Nachwuchs Neue E-Autos im Überblick
Fotos: Axel Schmidt/Getty Images for Greentech Festival, Dominik Gigler & David Breun für FOCUS Magazin, Hersteller
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36 | „Wir haben ein paar radikale Ideen“ Byton-Chefdesigner Benoît Jacob über Daten auf Rädern 40 | Das Summen der Zukunft Die Formel E zu Gast in Berlin 43 | Aufbruch in die Formel E Warum Porsche und Mercedes-Benz in die Rennserie einsteigen
22 | Berlin kommt in Tritt Rad-Infrastruktur als Problemlöser
44 | Sechs Fragen, die alle bewegen Wie es wirklich steht um das Stromnetz, die Akkus und mehr
24 | Fast so wie damals. Nur elektrisch E-Tretroller: Ein Test
46 | Jetzt mal ehrlich Darf man Oldtimer elektrifizieren? FOCUS 25/2019
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Beeindruckend dynamisch Der I-PACE begeistert mit der für Jaguar typischen Sportlichkeit
Elektrisch zu neuen Erfolgen JAGUAR ist in Sachen Elektromobilität auf der Überholspur. Das zeigt der -Automobilhersteller sowohl mit dem I-PACE als auch bei der FIA Formel E
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r ist ein wahrer Siegertyp: Seit seiner Einführung im letzten Jahr hat der Jaguar I-PACE weltweit 62 Preise gewonnen. Einen historischen Sieg fuhr der rein elektrisch angetriebene Performance-SUV gerade bei den World Car Awards 2019 im April ein: Zusätzlich zu den Titeln „World Car of the Year“ und „World Car Design of the Year“ kürte ihn eine Jury aus 86 Fachjournalistinnen und -journalisten aus 24 Ländern zum „World Green Car“. Damit machte der I-PACE den ersten Dreifacherfolg eines Modells in der 15-jährigen Geschichte der renommierten Preisverleihung perfekt. Topperformance – auch auf der Straße Aber was genau macht den I-PACE zu einem derart beliebten klasse-Modell, von dem bereits mehr als 11.000 Einheiten in über 60 Länder ausgeliefert wurden? Jaguar Designdirektor Ian Callum, der die Preise entgegennahm, gab sich bescheiden: „Elektrofahrzeuge eröffnen zuvor ungeahnte Freiheiten bei der Neuausrichtung der Proportionen und
der Raumaufteilung“, sagte er. Durch die im Fahrzeugboden liegende Batterie bieten Innen- und Gepäckraum enorm viel Platz. Doch hinter dem Erfolg steckt weit mehr: die Kombination aus sport-
Das Siegerteam um Designdirektor Ian Callum mit den World Car Awards
wagenartiger Performance, alltagstauglicher Reichweite, emissionsfreiem Antrieb und authentischer SUV-Praxistauglichkeit. Auch die praktische Lademöglichkeit von 80 % in 45 Minuten an einer Schnellladestation und die Zahlmöglichkeit mit dem Strom-Abo machen den vollelektrischen Jaguar I-PACE zu einem perfekten Alltagsauto. www.jaguar.de
Stromverbrauch des Jaguar I-PACE EV400 mit 294 kW (400 PS), kombiniert: 24,8 – 22 kWh / 100km; CO2-Emissionen im Fahrbetrieb, kombiniert: 0 g / km (gemäß VO (EG) Nr. 692 / 2007)
Rennen für die Serie Das Siegerteam um Designdirektor Ian Callum brachte Jaguar in den internationalen Motorsport zurück – in die FIA Formel E – und setzt dabei auf den Know-how-Transfer zwischen Rennteam und Serienentwicklern. Schließlich sollen ab 2020 alle neuen Modellreihen auch mit elektrifziertem Antrieb angeboten werden. „Race to Innovate“ lautet das Motto bei der Formel E, bei der Mitch Evans für Jaguar im April in Rom auf Platz 1 fuhr, wie bei der begleitenden Jaguar I-PACE eTROPHY.
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Rekorde, Rekorde, Rekorde!
Taxi der Lüfte Das Münchner Start-up Lilium entwickelt einen On-demandFlugtaxi-Service. Nachdem der vollelektrische Lilium-Jet Anfang Mai seinen ferngesteuerten und agierlosen Jungfernflug absolvierte, wurde der Prototyp des fünfsitzigen Fliegers nun offiziell vorgestellt. Der Lilium-Jet wird von 36 vollelektrischen Triebwerken angetrieben, die es ermöglichen, vertikal zu starten und zu landen und gleichzeitig einen effizienten Horizontal- beziehungsweise Reiseflug zu erreichen. Das Lufttaxi soll eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h und eine Reichweite von 300 Kilometern bieten. Ab 2025 sollen Flüge angeboten werden, die zu vergleichbaren Kosten viermal schneller sind als mit einem Taxi. Lilium sieht einen riesigen Markt, der die Art und Weise, wie wir leben und reisen, verändern soll sowie Orte zu einem Bruchteil der Kosten herkömmlicher Infrastrukturen wie Straße und Schiene verbinden könnte.
In Deutschland wurden 2018 laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) 980 000 E-Bikes neu verkauft – ein Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Steigerungsrate wird noch übertroffen, schaut man auf die von Deutschland exportierten Pedelecs: 440 000 Pedelecs, 51 Prozent mehr als im Vorjahr, gingen außer Landes. Und der Trend scheint sich fortzusetzen. Immer noch großes Potenzial sieht der ZIV bei der Nutzung von E-Bikes für den täglichen Weg zur Arbeit. Da E-Bikes jetzt gesetzlich dem Dienstwagen gleichgestellt sind, könnten Unternehmen für ihre Mitarbeiter die Bikes zu attraktiven Konditionen leasen. Positiv im Sinne der urbanen Mobilität, dass E-Lastenräder von großen Logistikdienstleistern genutzt werden. Die absoluten Verkaufszahlen dominieren derweil andere. Von den 2018 verkauften Rädern waren: E-Trekking-Bikes: 36,5 Prozent, E-City-/Urban Bikes: 33 Prozent, E-Mountain-Bikes: 25 Prozent, E-Lastenräder: 4 Prozent, S-Pedelecs sowie sonstige E-Bikes: 1,5 Prozent.
„Sharing ist eine Antwort, die man bald wie selbstverständlich parat haben muss“
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Lasten auf die Räder! „Ich bin Verkehrsminister und damit auch der Fahrrister“, betonte Andreas Scheuer (CSU) unlängst beim Nationalen Radverkehrskongress in Dresden. Acht Leitziele der Radverkehrsförderung sind formuliert, darunter auch, dass 20 Prozent des urbanen Lastenverkehrs mit dem E-Cargo-Bike transportiert werden können und sollen. FOCUS 25/2019
Das Angebot an Rädern, auch für den Familientransport, wächst stetig: FOCUS E-BIKE nimmt sich verstärkt des Themas an. Dort wurden fünf Modelle auf ihre Alltagstauglichkeit hin geprüft. Die Ergebnisse gibt’s online auf www.focus-ebike.de und mehr dazu im kommenden FOCUS E-BIKE Magazin #2/19 (7.9.2019 am Kiosk).
Billionen Quelle: Morgan Stanley
F otos: Markus C. Hurek für FOCUS-Magazin (1), Hersteller
Benoît Jacob, Byton
Eine Zahl mit elf Nullen: So viel Potenzial, in Euro gerechnet, sieht die Investmentbank Morgan Stanley bis 2040 im aufkommenden Markt für elektrische Flug-Shuttles
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Es bewegt sich was S K O D A
Preiswerter Flitzer Der Citigo e iV ist das erste rein elektrische Fahrzeug von Skoda. Der Elektromotor des 3,60 Meter langen City-Flitzers leistet 61 kW, seine Lithium-Ionen-Batterie mit 36,8 kWh ermöglicht eine Reichweite von bis zu 265 Kilometer im WLTP-Zyklus. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Citigo e iV in 12,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h. Der Preis soll deutlich unter 20 000 Euro liegen. Auf den Markt kommt der Tscheche mit den Elektroversionen der baugleichen Zwillingsmodelle VW Up und Seat Mii ab Ende des Jahres.
Kurz berichtet: die Trends und Entwicklungen bei E-Autos, Carsharing, Drohnen, E-Bikes und Taxidiensten
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Carsharing neu gedacht
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Geflügelter Bote Der Expressdienstleister DHL Express und die Firma EHang, ein führender Drohnenhersteller, haben eine strategische Partnerschaft geschlossen. Sie wollen automatisierte DrohnenZustelllösungen für die Ballungsgebiete Chinas entwickeln. Der Startschuss fiel Mitte Mai mit einem Jungfernflug in Guangzhou. Ab sofort werden täglich Sendungen zwischen dem DHLService-Zentrum in Liaobu/Dongguan in der Provinz Guangdong und einem acht Kilometer entfernten Standort transportiert. Die typische Lieferzeit per Straße wird von rund 40 Minuten auf acht Minuten verkürzt. Die Drohne trägt Lasten bis fünf Kilogramm. 6
Sixt rollt sein integriertes Mobilitätsangebot weiter aus. Nach Berlin und Hamburg ist seit Ende Mai der Dienst Sixt share auch in München über die neue Sixt-App verfügbar. Neben der Möglichkeit, ein Auto klassisch zu mieten oder über Sixt ride einen Taxi- oder Fahrdienst zu buchen, können Kunden Fahrzeuge auch kurzzeitig nutzen – von wenigen Minuten bis zu mehreren Tagen. Die Rückgabe der Fahrzeuge ist auch in Berlin und Hamburg sowie an rund 2100 Sixt-Stationen möglich. Das Münchner Carsharing-Angebot startet mit 700 Fahrzeugen, darunter auch E-Autos.
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Hypercar mit 1000 PS Ferrari schlägt mit dem Plug-in-Hybrid SF90 Stradale ein neues Kapitel auf. Im 1000-PS-Boliden ist ein V8-Turbomotor verbaut, der 574 kW/780 PS liefert. Drei Elektromotoren steuern 156 kW/220 PS dazu. Einer befindet sich zwischen dem Motor und dem neuen 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an der Hinterachse, zwei sitzen an der Vorderachse. Den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt der Bolide in 2,5 Sekunden, Vorschub endet erst bei 340 km/h. Entsprechend gering die E-Reichweite: 25 Kilometer. Ein Preis ist noch nicht genannt, spielt aber wohl auch kaum eine Rolle.
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Britische Freunde in der Botschaft Zu einem Gespräch über (Auto-) Design in Zeiten von Elektromobilität luden am Rennwochenende der Formel E in Berlin FOCUS und Jaguar Ende Mai in die britische Botschaft. Auf dem Podium nahmen Platz: Schauspieler Jürgen Vogel, Designerin Jade Jagger, der britische Botschafter Sir Sebastian Wood und Felix Bräutigam, Vertriebsvorstand bei Jaguar Land Rover. Wie der den Rennsport und Elektromobilität als solche einschätzt, lesen Sie auf S. 42 in diesem Heft. war Jörg Harlan Rohleder, stellvertretender Chefredakteur des FOCUS.
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Mit Tempo in die Wende Wie sich BMW, Volkswagen und Daimler von Autoproduzenten zu Anbietern einer neuen Mobilität wandeln wollen
ie Automobilhersteller müssen beschleunigen. Die für 2021 von der EU vorgeschriebenen Flottenemissionen von 95 g CO 2 pro km werden sie nur mit einem hohen Anteil an Elektro-autos erreichen können. Bis 2030 muss der CO2-Ausstoß von Neuwagen um weitere 37,5 Prozent sinken. Und China hat eine E-Quote eingeführt. Wer sie nicht erfüllt, darf dort keine Autos mehr verkaufen. Auf der anderen Seite drohen Firmen wie Uber und Lyft den Autoherstellern das Geschäft abzugraben, indem sie weltweit preiswerte Dienste anbieten. Deren Kunden müssten kein eigenes Auto mehr kaufen. Die klassischen Autohersteller würden somit zu Lieferanten der Mobilitätsanbieter degradiert, die in der Folge mit ihren Nutzern und deren Daten Geld verdienen können. Und dann kommen da noch die neuen Mikromobilitätsentwicklungen ins Spiel. Den Autobauern bleibt nur die Flucht nach vorn – sie müssen auf alternative Antriebe umschwenken, vor allem selbst Anbieter von Mobilitätsdiensten
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Elektromobilität
Um die ehrgeizigen Emissionsvorgaben der EU zu erreichen, setzen die Autobauer auf die Elektrifizierung ihrer Produktpalette – vom Mild Hybrid über den Plug-in-Hybrid bis zum batterieelektrischen Auto oder gar zum Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Fahrzeug. Reine Elektroautos wurden von der EU als Null-Emissions-Autos eingestuft, obwohl bei ihrer Produktion wie auch bei der Produktion des Stroms, mit dem sie betrieben werden, CO2-Emissionen anfallen. Das wohl ehrgeizigste E-Auto-Programm hat Volkswagen angekündigt. Der Konzern, der 2018 insgesamt 10,8 Millionen Pkws und Nutzfahrzeuge ausgeliefert hat, will in den nächsten fünf Jahren 30 Milliarden Euro investieren und bis 2025 50 neue Elektromodelle anbieten. Bis 2028 sollen konzernweit fast 70 reine E-Modelle auf den Markt gebracht werden, wovon mehr als die Hälfte in China produziert werden sollen. Ab Ende dieses Jahres wird die Marke Volkswagen das erste Modell der sogenannten ID.-Familie, den ID.3, in Zwickau bauen. Konzerntochter Audi bietet seit Kurzem den
E-Tron an, Porsche zieht im September mit dem Taycan nach. Und auch der kleine Up!, bisher schon als E-Variante verfügbar, kommt mit größerem Akku im Herbst neu und wird auch als Seatund Skoda-Modell angeboten werden – wie es heißt zu Preisen unter 20 000 Euro. Allerdings wird es bis Mitte 2020 dauern, bis nennenswerte Stückzahlen all dieser Modelle produziert werden können. Seinen Modularen E-AntriebsBaukasten (MEB) stellt Volkswagen zur Kostenreduktion auch anderen Herstellern zur Verfügung. Ganz auf reine Elektromobilität ist VW aber doch nicht fixiert, denn die Konzernmarken – von Audi bis Skoda – haben angekündigt, in naher Zukunft vermehrt auch Plugin-Hybride auf den Markt zu bringen. BMW gibt sich etwas bescheidener. Zwar hatte man mit dem Elektroauto i3 und dem Plug-in-Hybrid i8 schon seit 2013 beziehungsweise 2014 besondere E-Modelle im Programm. Doch nun setzt der bayerische Hersteller, der 2018 rund 2,5 Millionen Automobile ausgeliefert hat, verstärkt auf Plug-inHybride, die einen Verbrenner mit der Akku-Technik kombinieren. Man argumentiert damit, dass sie die Luftqualität in den Städten schnell und pragmatisch verbessern können, ohne auf der Langstrecke zu schwächeln. Bei den FOCUS 25/2019
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werden und an neuen Technologien forschen. Im ersten Teil unserer Serie beleuchten wir, wie die drei großen deutschen Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen in Sachen E-Mobilität, Akku- beziehungsweise Brennstoffzellen-Technologie, Lade-Infrastruktur und Mikromobilität aufgestellt sind.
Volkswagen bringt Ende dieses Jahres mit dem ID.3 im Golf-Format (rechts) das erste Elektroauto der ID-Familie auf den Markt
BMW setzt statt auf reine Elektroautos zunächst auf den Plug-inHybrid. In diesem Jahr kommen mehrere überarbeitete und neue Modelle
Daimler bringt bei seinen Marken Mercedes-Benz und Smart sowie in seiner Lkw- und Bussparte vermehrt Plug-in-Hybride und E-Autos
Zulassungen von Plug-in-Hybriden ist BMW nach eigener Aussage weltweit die Nummer eins. Insgesamt will BMW bis 2025 mehr als 25 elektrifizierte Modelle, darunter Ende dieses Jahres der erste vollelektrische Mini, 2020 dann den vollelektrischen iX3, 2021 den i4 und den iNext auf den Markt bringen. Im Gegensatz zum Volkswagen-Konzern mit seinem Elektro-Baukasten geht BMW von den teuren E-Plattformen, wie sie beim i3 und i8 verwendet werden, wieder ab und bringt die Elektrizität in die herkömmlichen Modelle. Auf ein und demselben Fließband können so Baureihen mit Verbrennungsmotor, Plugin-Hybrid oder E-Antrieb gebaut werden – ganz so, wie die Nachfrage auf den Weltmärkten es erfordert. BMW setzt also bewusst auf TechnologieFOCUS 25/2019
Offenheit. BMW-Chef Harald Krüger kritisiert Volkswagen: „Alles auf eine Karte zu setzen – das ist aus meiner Sicht unternehmerisch nicht klug.“ Soeben verkündeten BMW und Jaguar Land Rover, dass sie künftig Elektroantriebe gemeinsam entwickeln wollen. Basis ist die neueste Generation von E-Maschinen, die BMW ab nächstem Jahr im SUV iX3 einsetzen wird. Hierfür werden keine seltenen Erden mehr benötigt. Die gemeinsame Entwicklung reduziert die Kosten für jedes der Unternehmen. Die Fertigung der Antriebe übernimmt jeder Hersteller weiterhin individuell an seinen Produktionsstandorten, um den markenspezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Auch Daimler – Absatz im Jahr 2018: 3,4 Millionen Pkws, Vans, Lkws und Busse – weitet die Produktion von E-Autos aus. In diesem Herbst kommt der Mercedes-Benz EQC zu den Händlern, der aber noch auf der vorhandenen Plattform des Kompakt-
SUVs GLC basiert. Die Smart-Stadtflitzer gibt es bereits als E-Modelle. Wie Volkswagen entwickeln die Stuttgarter eine eigenständige, modular aufgebaute und skalierbare Plattform für Elektrofahrzeuge unter der neuen Marke EQ. Bis 2022 soll die komplette Produktpalette elektrifiziert werden. Insgesamt seien 130 elektrifizierte Pkw-Varianten geplant. Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil der Elektromodelle am Gesamtabsatz von Mercedes-Benz zwischen 15 und 25 Prozent liegen – auch hier tut man sich schwer, den künftigen Bedarf exakt einzuschätzen. Dafür nimmt Mercedes-Benz unter seinem neuen Chef Ola Källenius rund zehn Milliarden Euro in die Hand. Auf dem Weg zum emissionsfreien Fahren setzt Daimler auf drei unterschiedliche Technologien: die weitere Verbesserung moderner Verbrennungsmotoren, die weitere Hybridisierung sowie lokal emissionsfreie Fahrzeuge mit Batterie und Brenn9
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VW
setzt alles auf die Elektro-Karte. Konzernchef Herbert Diess fordert von der Politik entsprechende Rahmenbedingungen
stoffzelle. Daimler formuliert damit das breiteste Spektrum der Möglichkeiten unter den drei Herstellern. Batterien
Derzeit wird in der Politik wie auch in der Automobilindustrie diskutiert, ob es in Deutschland eine Fertigung von Batteriezellen geben soll. Elmar Degenhart, Chef des großen Zulieferers Continental, sagte einer Tageszeitung: „Für mich gibt es aus Kostengründen keinen nachvollziehbaren Grund, in Deutschland zu investieren.“ Damit reagierte er auf eine Entscheidung des VWKonzerns, eine Batteriezellenfertigung am Standort Salzgitter in Niedersachsen anzusiedeln – allerdings nur unter dem Vorbehalt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anget werden. Dazu zählen insbesondere die Befreiung von der EEG-Umlage, sodass der Strom für die Fabrik billiger wird, und weitere staatliche Hilfen. Der VWAufsichtsrat hat dafür knapp eine Milliarde Euro bewilligt. VW sagt, dass die Batterien bei E-Fahrzeugen einen erheblichen Teil der Wertschöpfung ausmachen und will sowohl das Know-how dafür entwickeln als auch die Abhängigkeit von Zulieferern verringern. Deshalb hat sich der Volkswagen-Konzern auch mit weiteren europäischen Partnern zur Das Cargo e-Bike soll schon bald im Nutzfahrzeug-Werk von Volkswagen in Hannover produziert werden
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BMW
mahnt zur Technologie-Offenheit. Vorstandschef Harald Krüger will vom Plug-in-Hybrid über das E-Auto bis zum Brennstoffzellen-Fahrzeug alles anbieten
European Battery Union (EBU) zusammengeschlossen. Unter der Führung von Volkswagen und dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt soll die Batterieforschung europaweit vorangetrieben werden. Darüber hinaus gibt es eine Partnerschaft mit dem USamerikanischen Unternehmen QuantumScape im Hinblick auf eine Zellenfertigung für Feststoffbatterien. Von diesen verspricht man sich im Gegensatz zu den jetzt gebräuchlichen Lithium-Ionen-Akkus unter anderem eine höhere Energiedichte. Wie viele Jahre diese Technologie noch bis zur Einsatzreife braucht, ist allerdings ungewiss. BMW fertigt zwar den „Hochvoltspeicher“, also den Akku-Pack, genauso wie seine Elektroantriebe selbst, doch die Zellen, aus denen die Akkus bestehen, werden eingekauft. Bei der Produktion der Basiszellen verlässt man sich auf die chinesische Firma CATL, neben Panasonic der weltweit größte Hersteller von Batteriezellen im Automobilbereich. Dennoch eröffnet die BMW Group im Sommer ein Kompetenzzentrum für Batteriezellen in München. Dort sollen sogenannte Build-to-Print-Prototypen entwickelt werden. Die Münchner können dann CATL genau sagen, wie sie ihre Zellen gern hätten. Zudem forscht BMW mit Northvolt aus Schweden in dem bereits erwähnten europäischen Konsortium. Daimler hält es ähnlich wie BMW. Die Batteriezellen werden zugekauft und in eigenen Werken zu den benötigten Akkus zusammengebaut. Dafür wird das globale Batterienetzwerk auf neun Fabriken an sieben Standorten auf drei Kontinenten ausgebaut. Für eine Beauftragung für Batteriezellen werden bis zum Jahr 2030 20 Milliarden Euro veranschlagt. Zehn Milliarden Euro werden in den Ausbau der Elektro-Flotte bei Mercedes-Benz Cars und eine weitere Milliarde Euro in den globalen Batterieproduktionsverbund investiert. Das Unternehmen weitet aber auch seine
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu Batteriezellen aus. Lade-Infrastruktur
Allen Autoherstellern ist klar, dass preiswerte Elektroautos mit hoher Reichweite nur in den erhofften Stückzahlen gekauft werden, wenn die LadeInfrastruktur stimmt. Dazu gehört nicht nur ein gut ausgebautes Netz an Ladestationen. Es geht auch um Standards wie einheitliche Stecker, eine übersichtliche und günstige Preisstruktur, einheitliche Abrechnungsverfahren, einfache Genehmigungsverfahren für die Errichtung von öffentlichen Ladestationen und privaten Wallboxen und vieles mehr. Um ihren E-Autos zum Durchbruch zu verhelfen, engagieren sich die Hersteller daher auch beim Aufbau der Infrastruktur. BMW, Daimler, der Volkswagen-Konzern mit Audi und Porsche sowie Ford haben daher das t Venture Ionity gegründet. Ähnlich wie es Tesla mit seinen Superchargern vorgemacht hat, ist das Ziel, entlang europäischer Hauptverkehrsachsen ein Netzwerk leistungsfähiger Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge aufzubauen und zu betreiben. Kürzlich wurde die 100. Ladestation in Rygge (Norwegen) errichtet. Ausgestattet mit zunächst sechs Ladepunkten und der Ladetechnologie des europäischen Ladestandards Combined Charging System (CCS), stehen den Nutzern mit modernen Ultraschnellladestationen Übertragungskapazitäten von bis zu 350 kW zur Verfügung. Zudem hat Volkswagen eine eigene Tochtergesellschaft für Energie-Angebote und Lade-Lösungen gegründet. Die Elli Group GmbH mit Sitz Berlin soll für die Konzernmarken Produkte und Dienstleistungen rund um die Themen Energie und Laden entwickeln. So wird den Kunden grüner Strom zum Laden ihrer Autos angeboten. Auch Wallboxen, Photovoltaik und intelligentes Energiemanagement wird Elli anbieten. Zur Routenplanung hat Volkswagen den Ladeservice We Charge im Angebot, der über die sogenannte We-ConnectApp eine Routenplanung entlang des öffentlichen Ladesäulennetzes erlaubt. FOCUS 25/2019
F otos: Hersteller
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Daimler
hat als einziges der drei Unternehmen schon ein Brennstoffzellen-Auto. Dennoch steht Ola Källenius, der neue Konzernchef, vor großen Herausforderungen
Auch BMW hat ein vollständiges Ökosystem zum Laden seiner Elektrofahrzeuge, den Dienst Charge Now. Eigene Wallboxen zum Laden daheim oder am Arbeitsplatz sind ebenso im Portfolio wie ein Installationsservice oder das Angebot, Grünstrom zu beziehen – hier kooperiert BMW mit den Unternehmen Naturstrom und Solarwatt. Die App von Charge Now unterstützt den Nutzer beim Suchen von Ladestationen unterwegs und bei der Bezahlung der Ladevorgänge. Mercedes-Benz macht es ähnlich und bietet den Dienst me Charge an, der mit den Ladestationen von Ionity und anderen öffentlichen Ladestationen funktioniert. Auch gibt es Routenplanung, Laden und Abrechnung aus einer Hand. Ebenso bietet Mercedes eigene Wallboxen für das Laden zu Hause an.
BMW hat bisher noch nichts Entsprechendes angekündigt, doch BMW-Chef Harald Krüger geht davon aus, dass die Brennstoffzelle ganz schnell wichtig werden kann. Er sagt: „Die Politik in einem wichtigen Land könnte die Hersteller dazu verpflichten, Brennstoffzellen-Autos anzubieten.“ Und er meint damit China. Mercedes-Benz arbeitet nun schon seit über einem Jahrzehnt an Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Einige Prototypen gab es auf Basis der B-Klasse. Schon 2014 wollte man mit einer Serienproduktion beginnen, die dann immer wieder verschoben wurde. Mit dem GLC F-Cell hat man als einziger deutscher Autohersteller seit Kurzem
Scooter testen, ob er in Serie gehen wird, ist noch ungewiss. Volkswagen selbst gab auf dem Genfer Automobil-Salon im März einen Ausblick auf zwei Fahrzeugkonzepte für die neue Mobilitätsform: den Cityskater, einen seriennahen Last-Mile-Surfer, und die Scooter-ähnliche Studie „Streetmate“. Es wird vermutet, dass VW damit in das urbane Vermietgeschäft einsteigen will. Zu kaufen gibt es den Cityskater schon jetzt. Zudem ist man mit einem E-Lastenrad am Markt. Das Thema soll indes Seat für den Gesamtkonzern vorantreiben. Seit Dezember letzten Jahres haben die Spanier bereits mehr als 5000 Einheiten des elektrischen Tretrollers eXS verkauft. Kürzlich wurde
Brennstoffzelle
Ob sich die Brennstoffzellen-Technologie bei Pkws durchsetzen kann, wird derzeit gegensätzlich diskutiert. Das t Venture H2 Mobility Deutschland mit den Gesellschaftern Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total baut dennoch die Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland aus. BMW, Honda, Intelligent Energy, Toyota und Volkswagen sind assoziierte Partner. Bis Ende 2019 sollen unabhängig von der Fahrzeugdichte zumindest 100 Wasserstoff-Tankstellen errichtet werden. Verglichen mit den aktuell 66 Superchargern des Elektroauto-Pioniers Tesla in Deutschland ist das eine recht beachtliche Größenordnung. Im Volkswagen-Konzern ist Audi für die Brennstoffzellen-Technologie und deren Entwicklung zur Marktreife zuständig. Audi kooperiert hierzu mit dem koreanischen Hersteller Hyundai, der mit dem Nexo bereits ein Serienmodell mit Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Antrieb anbietet (s. S. 28). Bei Audi ist aber noch kein Modell in Sicht. Auch BMW arbeitet an Fahrzeugen mit Brennstoffzelle. Hierfür sind die Münchner eine Kooperation mit Toyota eingegangen. Die Japaner haben mit dem Mirai bereits ein Fahrzeug, das in kleiner Stückzahl angeboten wird. FOCUS 25/2019
VW-Tochter Seat bringt den Mii electric mit einer Reichweite von 260 Kilometern
ein Fahrzeug im Angebot, das neben Wasserstoff auch Strom „tanken“ kann – zusätzlich zur Brennstoffzelle besitzt es eine Lithium-Ionen-Batterie und ist somit ein Plug-in-Hybrid. Das Fahrzeug wird allerdings nur in kleinen Stückzahlen an ausgewählte Kunden verleast. Mikromobilität
Gerade in Deutschland ist diese neue Mobilitätsform ob der Diskussion um die Zulassung von E-Tretrollern in aller Munde – und auch in den Strategieplänen der großen drei. VW-Tochter Audi zeigt auf der diesjährigen Bundesgartenschau den Prototyp eines ElektroScooters: Mitarbeiter und einige Bewohner der BUGA können den Audi e-tron
eine Kooperation mit dem Start-up UFO bekannt gegeben. Im Rahmen dieses Projekts sollen den Einwohnern von Madrid 530 Exemplare des eXS Kickscooter zur Verfügung gestellt werden, um das Sharing-Geschäft zu erproben. Auch BMW arbeitet am Last-MileThema: Mit dem Scooter X2City – entstanden aus der Kooperation der Motorrad-Sparte mit dem Radhersteller Kettler – hat man einen robusten, aber mit einem Kaufpreis von 2400 Euro recht teuren E-Scooter im Angebot (s. S. 24). Ab Herbst bringt BMW einen E-Scooter für 800 Euro auf den Markt. Von Mercedes-Benz gibt es bisher keine konkreten Nachrichten dazu. =n PETER HOFFMANN
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Illustration: Franziska Altmann
Übernächster Halt: autonomes Fahren
in L. A. Die ersten Flugtaxis von Volocopter fliegen bereits im Test, Audi will zusammen mit Airbus gar eine Art Rundumpaket aus Flugdrohne und autonomer Taxi-Zelle realisieren. Neue Allianzen entstehen, wohin man sieht und wo man sie vor Kurzem nicht erwartet hätte. In Köln soll in ein paar Jahren das erste neue Mietquartier realisiert sein, das – neben ansprechenden Wohnungen – Mobilität
gleich mitvermietet. Die Idee dahinter: nutzen statt besitzen. Hinter dem etwas kompliziert auszusprechenden Namen „Sharea“, einer Kombination aus „Share“ und „Area“, bietet die Eurorad GmbH, eine Tochter der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG), dann als Kooperationspartner E-Bikes und entsprechende Services, die den Anwohnern jederzeit, na klar, via App zur Verfügung stehen. Bald, so der Plan, nicht nur in Köln, sondern in ganz Deutschland. Städte ohne Autos und 1 Million E-Bikes
In Europa, anders als vielerorts in den USA, hat längst ein Umdenken eingesetzt. In Kopenhagen fahren 63 Prozent der Menschen mit dem Rad zur Arbeit. Houten in den Niederlanden ist die erste Stadt der Welt, die konsequent das Auto aus der Innenstadt verbannt hat und auch keine Infrastruktur mehr dafür vorhält. In Deutschland wurden im Jahr 2018 fast eine Million E-Bikes verkauft, während man sich mit der Rad-Infrastruktur allerdings weiterhin schwertut. Meine Stolperfalle, der E-Tretroller, startet unter dem Motto „Letzte Meile“ dieser Tage wohl den SharingService – in Hamburg und, interessanterweise, auch in Herne. Firmen wie Circ (vormals Flash), Tier Mobility oder Voi wollen Mobilitätsverhalten verändern. Das kann klappen, der Boden für ein Wachsen der SharedMobility-Szene ist jedenfalls bereitet.
Und die nächste Eruption lässt sich schon erahnen: Wenn vollumfängliches autonomes Fahren möglich ist und selbstfahrende Mini-Cars oder eben Drohnen in den urbanen Landschaften ihre agiere zu Hause abholen und an der Arbeitsstelle abliefern, fragt man sich: „Wer braucht dann noch ein Auto für die Fahrt zur Arbeit oder zum Einkaufen?“ Konkret hat die Frage Professor Geoff Wardle vom Art Center College of Design im kalifornischen Pasadena mal in den Raum geworfen. Ergänzen könnte man: Wer braucht dann überhaupt noch etwas Eigenes, das ihn von A nach B bringt, mal abgesehen vom Smartphone? Für das Automobil, wie wir es die letzten 130 Jahre genutzt und geschätzt haben, sieht Wardle jedenfalls voraus: „Autos werden wir dann nur noch zum Spaß selber fahren.“ Und das ist, wenn man genau darüber nachdenkt, eine erfreuliche Aussicht. Damit der Spaß aber nicht überhandnimmt, haben sich Stadtverwaltungen schon etwas überlegt, um die wegfallenden Einnahmen aus ihren Parkhän und -uhren zu kompensieren: Städte wie Los Angeles und San Francisco, ja, da ist man in den USA vornedran, denken schon laut über Ein- und Ausstiegsgebühren für die selbstfahrenden Personentransporter nach. Fünf Dollar soll das kosten. Bezahlen kann man das dann sicherlich mit einer App. =n
Helmut Werb Der Autor und Fotograf berichtete 30 Jahre aus Los Angeles über Autos, Kultur und Entertainment 13
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Das Morgen ist heute! Vielleicht wollen wir es nicht wahrhaben: Doch die Mobilität der Zukunft hat begonnen. Sie verändert uns und unsere Städte. Daten schaffen Bewegung, Apps steuern uns zu jeglichem Ziel – schon bald in der dritten Dimension
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eine erste Erfahrung mit einer neuen Form der E-Mobilität endete mit einer Schulterprellung plus diversen Schürfwunden. Dieses einschneidende Erlebnis war nicht die Folge eines Sturzes von einem Elektrotretroller. Vielmehr stolperte ich über so ein Ding, das in Beverly Hills achtlos am Straßenrand liegen gelassen wurde. Die vergangenen drei Jahrzehnte lebte ich in Los Angeles, jenem Moloch, der aus einem einzigen, gigantischen Verkehrsstau besteht und dem Fachleute seit Jahrzehnten die automobile Apokalypse voraussagen. Bis heute wehren sich die Bewohner gegen jeden Ansatz einer sinnvollen verkehrstechnischen Lösung, weil sie vom eigenen Auto nicht lassen wollen. Oder können. Fahrrad Flop, E-Tretroller top
Nicht, dass es an Alternativen mangelt, um in der Stadt der Engel voranzukommen. In den öffentlichen Nahverkehr werden Milliarden investiert, doch die riesige Fläche der Stadt erschwert effektive – und schnelle – Lösungen. Immer mehr Bewohner steigen zwar ab und an aufs Fahrrad um, aber damit nimmt auch die Zahl der Fahrradunfälle zu. Der Bürgermeister hatte mehrfach versprochen, die bisherigen 955 Kilometer an Bike-Lanes deutlich aufzustocken, trotzdem gilt Los Angeles immer noch als eine der
schlechtesten Fahrradstädte in den USA. Die Tretroller hingegen scheinen den Durchbruch geschafft zu haben. Hippe Unternehmen vermieten ihre Scooter minutenweise und haben die Stadt mit ihren E-Rollern so gesättigt, dass buchstäblich an jeder Straßenecke ein paar zu finden sind, auf die man dank Free-Floating-Ansatz einfach steigt und sie dann einfach wieder abstellt – oder darüberstolpert. Die neue Shared-Mobility-Szene
Vor ein paar Monaten zog ich zurück nach Deutschland – nach Hamburg, um genau zu sein –, und ich war von der differenzierten Infrastruktur deutscher Städte überrascht. Der individuelle Autobesitz ist damit de facto überflüssig. In Hamburg wie in vielen anderen Städten haben Anbieter von Carsharing die Straßen mit Smarts und BMW i3s überzogen, und Ladestationen für Elektroautos gehören zum Stadtbild – eine steht vor meiner Haustür und ist ständig belegt. Kurz vor meiner Ankunft startete die Volkswagen-Tochter Moia einen Service mit elektrifizierten Sammeltaxis, die mit (noch) niedrigen Tarifen Kunden in ihre speziell konzipierten Fahrzeuge locken. Ridesharing nennt das die Shared-Mobility-Szene heute. Nicht zu verwechseln mit Ridehailing, noch so ein Service, bei dem man aber nicht mit anderen geteilt unterwegs ist und von Anbietern wie Uber betrieben wird. Zwei Dinge eint beide: Beide funktionieren via App, und beide drohen hierzulande am Widerstand der Taxibranche zu scheitern. Dann gibt es noch allein in meiner unmittelbaren Nachbarschaft drei Fahrradverleih-Stationen, darunter auch eine, die elektrische Lastenräder vermietet.
wurde: Vor zwölf Jahren stellte Apple das iPhone vor, die erste effektive und freundliche Plattform für Online-Transaktionen, popularisierte die Kultur der Online-Apps und schuf somit die Grundlage für eine SharingSociety, die Mobilität als Service überhaupt erst denkbar machte. Nächster Halt: die 3. Dimension
Daran denken, das tun mittlerweile sowohl die großen traditionellen Hersteller als auch jene, die neu und aufstrebend die Althergebrachten bedrängen. Ein Klick auf das Smartphone –und alles geht, die Daten werden zum Treibstoff der Zukunft. Und wenn alles so easy geht, scheint das elektrisch angetriebene Automobil fast schon ein alter Hut zu sein, überflügelt vom ganzheitlichen System einer Multi--Multi-PurposeSociety. Apropos Flügel: Die dritte Dimension, der Luftraum, scheint ein neues „promised land“ zu werden. Da ist noch Platz für den Verkehr – sogar
Ein Smartphone ändert alles
Auf die Frage, wann sich Mobilität so eruptionsartig verändert hat, gibt es keine rechte Antwort. Aber ein entscheidender Moment lässt sich festmachen, einer, der seinerzeit mit Mobilität noch gar nicht in Verbindung gebracht FOCUS 25/2019
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Auf dem Podium Als Initiator des Greentech-Festivals steht Nico Rosberg mittlerweile mehr für überlegte Investitionen als für gewagte Überholmanöver. Erfolg hat er auch damit
In den Hangars stehen Angebote aus Gegenwart und Zukunft für einen nachhaltigen Mobilitäts- und Lebensstil, auf dem Flugfeld der Track für das Berliner Formel-E-Rennen. Der Kuchen – übrigens vegan – ist gegessen, die Uhr tickt. In mehrfacher Hinsicht. Herr Rosberg, Motorsport-Ikone und Mitgründer eines Nachhaltigkeitsfestivals: Wie t das zusammen?
Finden Sie, das t nicht?
Wenn man sich mit den letzten drei Jahren Ihres Lebens nicht beschäftigt hat, könnte man die Frage zumindest im Kopf haben.
Was mich schon lange umtreibt, ist die Faszination für innovative Technologien. Das rührt nicht zuletzt aus meiner Zeit in der Formel 1, wo man nicht nur am Puls der Zeit sein musste, sondern ihr am besten schon ein Stück voraus war. Jetzt will ich dem Ganzen einen nachhaltigen Ansatz hinzuaddieren. In der Formel 1 hatte es zum Ende hin gut geklappt, 2016 wurden Sie Weltmeister. Dann haben Sie recht abrupt den Helm an den Nagel gehängt: Warum?
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„Geduld ist nicht unbedingt meine Stärke“
twas gehetzt wirkend, nimmt Nico Rosberg Platz. In der einen Hand ein Stück Kuchen, in der anderen eine Flasche Wasser. Es ist warm in Berlin. Gleich öffnet das Greentech-Festival am Tempelhofer Flughafen die Tore für Besucher. Entsprechend viel zu tun hatte Mitgründer Rosberg in den letzten Tagen und hat es auch heute. Aber die Laune ist bei aller Anstrengung gut. Gerade noch auf dem Podium mit dem verantwortlichen Bundesminister Scheuer, jetzt auf besagter Couch. Schnell muss alles gehen. Tempo und Geschwindigkeit kann, darf und will man als ehemaliger Formel-1-Weltmeister und Investor nicht verlieren.
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Wie begeistert man Menschen für neue Ideen? Indem man sie ihnen zeigt, dachte sich Nico Rosberg und initiierte das Greentech-Festival
Das war damals eine spannende Zeit. Hinter den Kulissen habe ich so intensive Einblicke in das bekommen, was unsere Mobilität und Gesellschaft fast schon disruptiv verändern wird und bereits verändert: Konnektivität, Digitalisierung, Sharing-Community, alternative Antriebe bis hin zum autonomen Fahren. Das war für mich ein Augenöffner. In nur drei Jahren haben Sie sich selbst zum Business-Angel und FestivalGründer transformiert: Geschwindigkeit scheinen Sie weiterhin zu brauchen?
Ich sehe eine große Chance, Dinge nachhaltig zu verändern. Die müssen wir jetzt wahrnehmen. Ich will etwas bewegen, meinen Beitrag leisten. Deswegen auch das Greentech-Festival im Rahmen der Formel E. An der Sie auch beteiligt sind.
Ja, weil sie innovative Technologie erlebbar macht und somit den idealen Rahmen bietet. Die Menschen müssen damit in Kontakt kommen und erleben, dass Veränderung nicht zwingend Verzicht bedeutet. Jedenfalls nicht ohne gleichwertigen Ersatz. Das betrifft im Übrigen nicht nur Mobilität, sondern alle Bereiche unseres Alltags, von Ernährung bis Mode. Nicht umsonst hatten wir zum Beispiel mit Johan Rockström einen der anerkanntesten Klimaforscher unserer Zeit hier zu Gast und haben unter anderem ein autonom fahrendes Containerschiff sowie essbare Verpackungen für Flüssigkeiten ausgezeichnet. FOCUS 25/2019
F oto: Axel Schmidt/Getty Images for Greentech Festival
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Haben wir nicht sogar die Pflicht, die Chance wahrzunehmen, von der Sie sprechen?
Das ist auch immer eine Frage der Formulierung. Pflicht stößt schnell auf Ablehnung – wir müssen die Menschen mitnehmen, überzeugen, sie müssen es wollen. Aber ja, wir sind uns alle einig, dass es fünf vor zwölf ist, und die Uhr tickt, während wir hier sprechen. Womit wir wieder bei der Geschwindigkeit wären. Abgesehen davon, haben Sie sich verändert?
Das vorweg, und ich wiederhole es oft: Ich bin und werde kein Öko-Papst. Man muss authentisch bleiben. Aber zur Frage: Bei uns in der Familie verzichten wir zum Beispiel, wo es geht, auf Plastik, und wir nutzen, wenn möglich, Carsharing und Elektromobilität. Geschwindigkeit ist mir als Investor wichtig. Mich macht es verrückt, wenn ich sehe, wie kompliziert wir manches denken und debattieren. Auch da habe ich in der Formel 1 viel gelernt: kurze
Analyse, schnelle Entscheidung. Fertig. Dann muss Sie die Debatte um E-Tretroller hier völlig fertiggemacht haben, immerhin wollten Sie und sind Sie nun beim Sharing-Anbieter Tier Mobility investiert?
„Mich macht es verrückt, wenn ich sehe, wie kompliziert wir manches denken und debattieren“
Geduld ist nicht unbedingt meine Stärke. Aber das heißt nicht, dass mir Debatten um Sicherheit und Regeln für E-Tretroller unwichtig sind. Und natürlich haben Städte Sorge darum, dass ein neuer Service und eine neue Technologie sie verändern werden. Genau das, davon bin überzeugt, werden die E-Tretroller. Aber in Asien, China beispielsweise, geht vieles viel schneller. Aber wir müssen uns nicht zwingend China zum Vorbild nehmen.
Nein, schon gar nicht pauschal und unreflektiert. Aber wir müssen erkennen, unabhängig von den Rollern, dass wir Gefahr laufen, links und rechts überholt zu werden.
Tretroller, Flugtaxis, Formel E – probieren Sie eigentlich alles aus, worin Ihr Geld und Know-how stecken?
Sofern es schon möglich ist, ja. Zu Hause in Monaco nutze ich seit längerer Zeit einen E-Tretroller. Meine Frau bringt damit zum Beispiel oft unsere Tochter in die Schule. Zu sehen, wie einfach, schnell und praktisch das funktioniert, hat mich überhaupt erst davon überzeugt, in dem Bereich einzusteigen. Wie gesagt, man muss den Dingen eine Chance geben. Dazu will ich die Menschen ermutigen und begeistern. Wir erleben aus meiner Sicht eine der größten industriellen und gleichzeitig gesellschaftlichen Transformationen aller Zeiten. Und stehen da, gerade, was die Mobilität angeht, erst am Anfang. =n INTERVIEW: PATRICK MORDA
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asdar City im Emirat Abu Dhabi ist die perfekte Stadt, um ein Elektroauto als sauberes Verkehrsmittel zu präsentieren: Gilt sie doch als Vorzeigeprojekt für nachhaltige Energie-Erzeugung und -Nutzung. Kollektoren wandeln die – hier reichlich vorhandene – Sonnenwärme in Strom, der Wind kühlt dank geschickter Architektur Straßen und Büros. Kein Wunder also, dass Audi diesen Platz für die erste PresseProbefahrt mit dem E-Tron auswählte. Denn dieses SUV verkörpert nach Ansicht der Ingolstädter die saubere Zukunft in Perfektion. Beim Tritt auf das rechte Pedal entfaltet das knapp 81 000 Euro teure Elektroauto alles Positive, das für den Antrieb per Akku
steht: Mit unglaublicher Wucht zieht das schwere Gerät an, die Insassen wähnen sich in einem HochleistungsSportwagen. Zwei Motoren, an jeder Achse einer, garantieren souveräne Kraftreserven in jeder Situation, auf der Straße ebenso wie offroad auf Wüstensand – dank eines enormen, sofort und jederzeit zur Verfügung stehenden Drehmoments. Innen verbreitet sich derweil „Raumschiff Enterprise“-Feeling: Akustisch teilt sich die überbordende Leistung nur über ein leises Summen mit. Auch die vollständig digitalen und virtuellen Instrumente sowie die Monitore anstelle der seitlichen Rückspiegel Der Audi E-Tron ist das erste Elektroauto der Marke. 2025 soll das Angebot bereits 20 rein elektrische Autos umfassen
fördern das Gefühl, auf den schnurgeraden Straßen des Emirates gen Zukunft zu eilen. Das dominierende Einzelteil dieser mobilen technischen Pracht? Bei Fahrzeugen mit potentem Verbrennungsmotor ist es ja genau dieser, der sich, mit Schriftzug des Herstellers versehen, nach dem Öffnen der Motorhaube oder im Heck unter Glas präsentiert. Beim E-Tron dagegen versteckt sich die entscheidende Technik unauffällig im Wagenboden: der Akku, laienhaft und aufgrund von Übersetzungsfehlern aus dem Englischen auch oft als „Batterie“ bezeichnet (Akkus sind aufladbare Batterien, nicht aufladbare Energiespeicher). 95 Kilowattstunden Strom speichert das Lithium-Ionen-Aggregat von Audi. Damit könnte eine handelsübliche LED-Wohnzimmerlampe (fünf Watt) über zwei Jahre nonstop brennen – oder ein TV-Gerät mit modernem OLED-Bildschirm (100 Watt)
Wettlauf um die Zellen Die Akkus eines Elektroautos sind in Zukunft das, was bislang der Verbrennungsmotor war: Herzstück, teuerstes Bauteil – und Ausweis von Kompetenz. Deswegen sollen die Speicherzellen bald auch in Deutschland entstehen TEXT VON MARCUS
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EFLER FOCUS 25/2019
40 Tage und Nächte pausenlos flimmern. Den E-Tron treibt der AkkuPack bei defensiver Fahrweise gut 400 Kilometer voran. Danach müsste es an einer haushaltsüblichen Schuko-Steckdose zwei Tage und zwei Nächte nuckeln, um sich wieder mit Strom vollzusaugen – natürlich hat Audi vorgebeugt und eigens Schnellladesäulen am Zoo von Abu Dhabi installiert. Das schwerste Bauteil
700 Kilo wiegt Audis Stromspeicher. Aber nicht nur im E-Tron, sondern in jedem Elektromobil ist der Akku – noch vor der Karosserie – das schwerste Stück des ganzen Automobils; das teuerste sowieso: Gut die Hälfte der
Produktionskosten verschlingt der Akku derzeit. Er bestimmt nahezu alle wichtigen Eigenschaften eines Elektromobils: Reichweite, Gewicht, Fahrleistung, Preis. Er muss Energie zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stellen und beim Bremsen wieder genauso zügig aufnehmen. Im Zeitalter der Elektromobilität wird der Akku (wenn sich nicht auf den letzten Metern doch noch die Brennstoffzelle durchsetzt) zum Herz des Automobils und natürlich auch zu jenem von Lkws, Bussen,
E-Bikes und Booten; zum Verkaufsargument und Prestigemacher – und zu einem dominierenden Glied der Wertschöpfungskette. Bislang ist das ja noch, gerade bei hochpreisigen Autos deutscher Herkunft, der Verbrennungsmotor. Hier haben Mercedes, BMW und der Volkswagen-Konzern eine Jahrzehnte währende Expertise, die aus Sicht der Kunden selbst der Diesel-Skandal nur wenig erschüttern kann. Doch bei Akkus, und das ist die Herausforderung der Zukunft, ist das anders. Selbst wenn beispielsweise BMW, wie auch Tesla, seine eigenen Strom-Packs baut: Basis dafür sind Lithium-IonenZellen. Im Akku-Pack eines Tesla Model 3 beispielsweise stecken etwa 3000 dieser gut fingergroßen Einheiten, und produziert werden die derzeit fast ausschließlich in Asien.
AUDI E-TRON 55 QUATTRO Akku: Lithium-Ionen, 95 kWh E-Motor: 300 kW (Peak), 561 Nm Höchstgeschw.: 200 km/h Länge × Breite: 4,90 × 1,94 m F oto: Hersteller
Preis: ab 80 900 Euro
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Von den vielen chine Fertigung – und Volkswagen will setzt dabei auf den nesischen Herstelin Salzgitter die Standort Salzgitter, lern ist, wegen seiner wo ProduktionskaAutomodelle, gerade Produktion pazitäten von zehn noch BYD manchen von Batteriezellen Gigawattstunden entDeutschen ein Begriff; auch die für TV-Gerästehen sollen. Kostenstarten te bekannten Firmen nachteile gegenüber wie Tesla-Partner Panasonic aus Jaden fernöstlichen Firmen wollen die pan und LG aus Südkorea mischen Wolfsburger vor allem dadurch auferfolgreich mit. Aber im Großen und fangen, dass im Gegenzug für die heiGanzen sind Akku-Zellen selbst für mische Fertigung das verhasste und Fans von Elektroautos geheimnisvolle teure Erneuerbare-Energien-Gesetz Black Boxes aus dem Reich der Mitte, wegfällt. die Arbeitsplätze in der Old Economy Vorerst sollen auch hier die üblibedrohen. Das Auto der Zukunft hat chen Lithium-Ionen-Zellen entsteZellen statt ZF-Getriebe. hen. Diese sind der Grund dafür, dass Elektroautos nicht per se als Die deutsche Autoindustrie hat die Produktion der Energiespeicher umweltfreundlich durchgehen: Der als Kernkompetenz identifiziert. Als Abbau von Lithium, bislang vorrangig aus Südamerika, ist eine schmuterster Konzern plant Volkswagen für zige Angelegenheit; die Entsorgung das kommende Jahrzehnt eine eige-
und das Recycling der Zellen weitgehend ungeklärt. Allein die Tatsache, dass Laster mit gebrauchtem Lithium als Gefahrgut-Transporte eingestuft werden, stimmt nachdenklich. Langfristig ruhen die Hoffnungen auch bei Volkswagen daher auf der nächsten Generation der Energiespeicher – nämlich dem sogenannten Feststoff-Akku. Auch er benötigt zwar Lithium, allerdings in geringeren Mengen. Seine Energiedichte ist höher als bei den bislang üblichen Akkus, und er benötigt nicht deren aufwendige Kühlung. Mit ihm dürften Elektroautos künftig eine größere Reichweite erzielen und dazu etwas leichter und preiswerter werden. Sicher ist: Der Durchbruch der Stromer zum Massenmobil steht und fällt schließlich mit der AkkuTechnologie. =n
0,04 2,0 Weltweite Reserven von Lithium Stand: 2019, Angaben in Millionen Tonnen
6,8
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USA
Portugal
0,1
1,7 Mexiko
Kanada
Peru
Mali
Bolivien
18
0,2
1,3
Deutschland
Tschechien
0,4
1,0
Spanien
Serbien
0,08 Österreich
0,4
9,0
0,2
Der Rohstoff Lithium wird nicht nur für E-Autos benötigt. Die aktuell bekannten weltweiten Vorkommen betragen ca. 62 Millionen Tonnen (Quelle: US Geological Survey, Februar 2019)
Finnland
1,0 Kongo
Brasilien
8,5
14,8
Chile
Argentinien
0,01
0,5
Namibia
Simbabwe
Der Autor testete auf Einladung des Herstellers.
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Die größten Hersteller von Batteriezellen für Elektroautos
S T R O M S P E I C H E R
5,9
Panasonic (Japan)
Hochvolt-Batteriesystem mit 95 kWh Energie
5,7
CATL (China)
Der Lithium-Ionen-Akku im Audi E-Tron arbeitet mit 396 Volt Nominalspannung. Jedes Zellmodul ist mit zwölf Zellen bestückt. Das System enthält insgesamt 36 Zellmodule. Wichtig ist deren Kühlung
3,3
BYD (China) 2,8 LG Chem (Südkorea)
1,3 Samsung SDI (Südkorea) 1,1 Farasis (USA)
Panasonic und CATL wechseln sich als Marktführer bei Batteriezellen regelmäßig ab (Absatz im 1. Halbjahr 2018 in Gigawattstunden)
Flüssigkeitsgekühlte Lithium-Ionen-Batterie Quelle: SNE research
1,8 AESC (Japan)
BJB (Batterieanschlussdose)
Gehäuse (Aluminium)
BMC (Battery Management Controller) Zellmodule mit zwölf 60-Ah-Zellen
1,0
Fachwerkstruktur Batteriegehäuse
Russland
Gehäusewanne
0,04
Batterierahmen Kühlsystem
Kasachstan
Unterfahrschutz
4,5 China
Lithium-Ionen-Batterie BJB (Batterieanschlussdose)
Gehäusedeckel (Aluminium)
Kühlmittelanschluss
Australien
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Gehäusewanne mit Crash-Strukturen (Strangpressprofile)
Modulverbinder Zellmodule mit zwölf 60-Ah-Zellen Quelle: Audi
7,7
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Herstellung
Ein sauberes Dilemma! Eine neue Studie zu einem alten Streit: Wer hat die bessere Ökobilanz? Der Diesel oder das E-Auto? Und was bedeutet die Diskussion für die Mobilität der Zukunft? Eine Einordnung
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lektroautos starten mit einer schlechteren Umweltbilanz als moderne Diesel und bleiben deshalb ökoschädlicher als Verbrenner-Mobile: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Hans-Werner Sinn und Christoph Buchal. Man mag dazu stehen, wie man will – eines hat die Studie auf jeden Fall erreicht: Der Ex-Chef des IfoInstituts Sinn und der Physiker haben eine Debatte angestoßen, die im besten Fall mehr Klarheit und das Ende längst widerlegter Mythen und Vorurteile bringen kann. Tesla Model 3 vs. Mercedes C 200 d
Kurz gefasst, kommen Sinn, Buchal und der Energie-Experte HansDieter Karl nach dem theoretischen Vergleich eines Tesla Model 3 mit 75-kWh-Batterie und einem Mercedes C 220 d zu dem Schluss, dass das Elektrofahrzeug auch unter Berücksichtigung des stetig „sauberer“ werdenden Strom-Mixes wegen des hohen Energieauf-
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wands bei der Akku-Produktion über seinen Lebenszyklus hinweg mehr CO2 pro Kilometer ausstößt als ein Diesel. Die Klima-Mehrbelastung beziffern sie auf 11 bis 28 Prozent. Aus der Traum von der sauberen E-Mobilität? Die Industrie dementiert die Sinn-Studie. So legt Volkswagen Berechnungen vor, nach denen ein e-Golf schon heute einem Golf TDI überlegen ist. Über das gesamte Autoleben (ca. 200 000 km) hinweg soll der Diesel durchschnittlich 140 Gramm CO2 je Kilometer emittieren, der e-Golf 119 Gramm. Grundlage für diese Berechnung ist das „Life Cycle Assessment“, ein komplexes und aufwendiges international normiertes Verfahren zur Ermittlung der Ökobilanz von Fahrzeugen von der Produktion bis zur Endverwertung. Nicht alle, die sich mit ihren Bewertungen zur Sinn-Studie zu Wort melden, gehen so sachlich vor. Wie beim Thema Zukunftsmobilität üblich, prallen Meinungen und Ideologien heftig und mit einem
Rohstoffgewinnung
Feuerwerk aus Daten und Verweisen auf alternative Untersuchungen aufeinander. Kluges Abwägen gehört in diesem emotional geladenen Bereich selten zu den Haupttugenden der Beteiligten. Doch inzwischen hat sich die allergrößte Aufregung gelegt. Jetzt sollte dringend Bilanz gezogen werden. Und die fällt für viele Beobachter überraschend aus. Denn so unbefriedigend das auch sein mag: Die Verfechter beider Positionen liegen richtig. Anders gesagt: Es geht nicht um ein Entweder-oder. Es geht um Diesel und Strom. Elektromobilität und Kohlestrom
Auf den Punkt gebracht, heißt das: Ja, aktuelle Elektroautos tun sich, abhängig vom Strom-Mix bei ihrer Herstellung und der Akku-Größe, zumindest sehr schwer, günstigere Lebenszeit-Emissionen als ein Diesel einzufahren. Moderne Selbstzünder haben mittlerweile ein Sauberkeitsniveau erreicht, das mit Kohlestrom betriebene E-Mobile auch über Jahre hinweg nicht schaffen. O-Ton VW-Chef Herbert Diess: „Ich sage der Politik immer noch, dass moderne Diesel in großen Fahrzeugen und auf langen Strecken Elektroautos überlegen sind.“ Von anderen Antriebsarten ganz zu schweigen. Fakt ist auch: Die Elektromobilität kommt in Deutschland nur sehr langsam voran. Ihr Anteil an den Neuzulassungen lag 2018 bei gera-
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F oto: ifo Institut/Romy Vinogradova
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Per Life-Cycle-Assessement zur Fahrzeug-Ökobilanz Nutzungsphase
Komponentenproduktion
Verwertung
Fahrzeugproduktion
Kraftstoff-/ Strombereitstellung
Fahrzeugemissionen
Gate-to-Gate
Well-to-Tank
Tank-to-Wheel
Von der Montage bis zur Verschrottung Um herauszufinden, wie umweltfreundlich ein Auto ist, muss der gesamte Lebenszyklus betrachtet werden
So sieht VW die Klimabilanz verschiedener Antriebe Treibhauspotenzial (GWP) in g CO₂-eq pro km
Benzinfahrzeug
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Dieselfahrzeug
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Erdgasfahrzeug
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Kraftstoff-/ Strombereitstellung 119
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de mal einem Prozent. Die Tendenz ist zwar steigend. Dennoch ist klar: Die Verbrenner werden noch sehr lange in der Mehrheit sein. Und sich noch viel länger die Straßen mit den E-Mobilen teilen. Daraus folgt: Die Industrie muss parallel zum Aufbau eines immer umfassenderen Stromer-Angebots alles tun, um herkömmliche Antriebe noch sauberer zu machen. Dass
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das möglich ist, zeigen Selbstzünder mit SCR-Kat, die teilweise sogar die strengen Grenzwerte der Euro-6d-Temp-Norm noch deutlich unterschreiten. Und das nicht nur auf dem Prüfstand, sondern real. Strom-Mix wird grüner
Viel- und Weitfahrer können aktuell auf moderne Selbstzünder nicht verzichten – sowohl wegen der Emissionen als auch wegen der Wirtschaftlichkeit. Dass wegen des gleichnamigen Skandals der Anteil der Diesel tendenziell im Sinkflug ist, wirkt angesichts dieser Tatsachen fast schon wie Hohn. Klar ist auch, dass mit Ökostrom hergestellte und gefüllte Akkus
Hans-Werner Sinn Der Ex-Ifo-Chef sagt: „Von einem Vorteil des E-Autos kann nicht die Rede sein“
FOCUS 25/2019
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direkte Fahremissionen
Quelle: Volkswagen AG
Herstellung
die Langzeitbilanz eines Stromers massiv verbessern, dass der bundesdeutsche Strom-Mix keine Konstante ist, sondern immer grüner wird – Stichwort Energiewende. Und dass in den nächsten Jahren Zehntausende private Solaranlagen aus der Erneuerbare-Energien-Gesetz-Förderung herausfallen und zu perfekten sauberen Tankstellen für E-Autos werden. Doch die Verkehrswende hin zum Strom dauert. Sie dauert noch lange. Zweispurig in die Zukunft
Der einzig vernünftige Weg in die Zukunft kann also nicht auf ideologisch und emotional geprägter Konfrontation basieren. Er muss zweispurig sein. Hier die Elektroautos in allen ihren Ausprägungen, batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle, vom kleinen, leichten City-Flitzer bis zum Alltagsauto mit 400 bis 500 Kilometer Reichweite – eben so, wie es individuell am besten t. Dazu noch eine Armada elektrifizierter Helfer für Handel und Gewerbe – also für die „letzte Meile“. Auf der anderen Seite der Verbrenner – gerne auch mithilfe von Mild- oder Plug-in-Hybridtechnik auf größtmögliche Effizienz und Sauberkeit getrimmt. Bevorzugt auch als Clean Diesel – ganz so, wie es eben fürs Bewegungsprofil des Nutzers am besten t. =n RUDOLF HUBER
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ie ist eine wichtige Ost-WestAchse in Berlin: die Bismarckstraße. Statistisch gesehen wälzen sich pro Tag 30 000 bis 40 000 Autos vorbei an der Deutschen Oper stadteinwärts in Richtung Brandenburger Tor oder entgegengesetzt zur A 100 oder weiter gen Westen. Acht Spuren, vier in jede Richtung plus „Parkspuren“. Eine enorm große, wenig einladende Fläche. Aber weil „nur“ 40 000 Autos pro Tag auf ebendiesen acht Spuren rollen, sieht Torsten Perner dort vor allem verschenkten Verkehrsraum und eine Chance. „Was wir hier haben“, übertönt er das Rauschen des Verkehrs bei unserer Ortsbegehung mit Fahrrad, „ist ein 50 Meter breiter Raum, von dem das Auto 70 Prozent besetzt und wenig Platz für andere Nutzung lässt. Und gerade hier, das zeigt unsere Erfahrung, lässt sich der PkwVerkehr auch auf insgesamt sechs oder weniger Spuren bringen.“ Der Hype um das Fahrrad
Torsten Perner weiß, wovon er spricht. Seit 18 Jahren arbeitet er als Verkehrsingenieur. In Deutschland, Dänemark oder Afrika. Das Fahrrad hat es ihm angetan. „Bis vor fünf Jahren gab es für mich in Deutschland nicht viel zu tun“, sagt er und verweist damit auch auf eine Art Hype, der hierzulande tatsächlich erst vor Kurzem aufgekommen ist. „Dabei wurde in Berlin schon immer viel Rad gefahren, aber auf der politischen Agenda ist das Thema recht neu.“ In der Hauptstadt, sagt er, habe der Radverkehr zwischen 2001 und 2016 um 50 Prozent zugenommen. Die Infrastruktur habe sich aber kaum entwickelt. Das soll nun anders werden. Seit Januar arbeitet Perner in der Berliner Dependance des dänischen Planungsbüros Ramboll und ist nun beauftragt, Radverkehr in der Hauptstadt zu planen 22
Torsten Perner (Ramboll) plant Berlin als Stadt für Radfahrer
und umzusetzen. Ramboll ist dafür ein durchaus klingender Name. Viele Verkehrslösungen, die zum Beispiel Kopenhagen so attraktiv für die Menschen dort und Stadtplaner aus aller Welt machen, wurden von dem Unternehmen entwickelt. Zehn Radschnellverbindungen sollen bis 2025 in Berlin entstehen, sechs davon soll Ramboll im Auftrag des Landes umsetzen. Dazu gehört die gut drei Kilometer lange Trasse zwischen Ernst-Reuter- und TheodorHeuss-Platz. „Wir reden über Investitionen von durchschnittlich ein bis zwei Millionen Euro pro Kilometer. Relativ wenig, wenn man dagegen den möglichen Ertrag stellt.“ In Kopenhagen seien die Kosten innerhalb weniger Jahre volkswirtschaftlich abbezahlt, durch Zeitgewinn und weniger Umweltbelastung, heißt es bei Ramboll. Berlin – der 2000-HektarParkplatz
Berlin kommt in Tritt Zehn Radschnellverbindungen sollen in der Hauptstadt mehr Mobilität ermöglichen. Dafür muss Gewohntes weg – Parkplätze zum Beispiel
Im Gespräch Mehr und sicherere Radwege können auch mehr Lebensqualität an die Bismarckstraße bringen
Wir radeln weiter nach Osten. Die Wege sind gut, so zumindest der erste Eindruck. „Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Will man sein Kind hier allein mit dem Rad fahren lassen?“, so Perner. Das subjektive Gefühl von Sicherheit sei entscheidend. Das hat viel mit der Infrastruktur zu tun. Aber auch mit den Nutzern. „In Deutschland sagen die Menschen, Radfahren sei umweltfreundlich und gut für das Gewissen. In Dänemark fahren die Leute Rad, weil es sicher, schnell und komfortabel ist.“ Und noch etwas sei wichtig: Dort seien Radfahrer auch Autofahrer und umgekehrt, können gegenseitig abschätzen, was der andere tut. „In Deutschland“, so Perner, „ist es oft ein Entweder-oder, und das führt zu Konflikten.“ Apropos Konflikte. Die drohen, könnte man vermuten, auch auf dem Radweg. Mehr und mehr sieht man E-Bikes in den Städten, jetzt sind gerade die E-Tretroller auf den Radweg reguliert worden. Perner beschwichtigt: „Wir gehen davon aus, dass alles, was sich zwischen 15 und 30 km/h bewegt, harmonisch auf einer Spur geleitet werden kann.“ Eine Spur, die mindestens drei Meter breit sein soll. So bekäme man dreimal mehr Menschen transportiert, als es FOCUS 25/2019
F otos: David Breun für FOCUS Magazin
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Deutschland hat Aufholbedarf
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Die Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen 9,4 Investition in Radwege und Verkehrssicher9,1 heit und Unfallzahlen. Und wo deutsche Städte im Vergleich 32 stehen
Hamburg 15
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KOMPROMISSLOS E-BIKE
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Quelle: „Radfahrende schützen, Klimaschutz stärken“, Greenpeace 2018
auf einer Autospur der Fall ist. fünfmal so groß wie das TemAber bauen und gestalten ist nur pelhofer Feld. Um diese Knoten lösen zu können, müsse man in die halbe Wahrheit. „Ich finde, Systemen denken. Nimmt man dass man in der Verkehrsausbildung mehr tun muss. Wer einen dem Auto Raum und gibt ihn Führerschein macht, sollte aktiv dem Zweirad, führt das nicht zwingend zu weniger Autos. auch mit dem E-Bike oder den E-Rollern in Kontakt gebracht Idealerweise nimmt man auch werden.“ keine aktive, sonWas also tun? dern unproduktive, „In Dänemark eben Parkfläche. „Platz schaffen, InSetzen sich neue frastruktur klar geradeln die stalten und dafür Leute, weil es Mobilitätsformen sorgen, dass sich wie Car- oder Ridesicher, schnell Sharing durch, wird alle Verkehrsteilautomatisch Platz nehmer jederzeit und komforgut sehen köngeschaffen. tabel ist“ nen“, sagt Perner. Wird es in Berlin Dafür braucht es dann bald wie in kreative Lösungen. Und die könKopenhagen? „Hoffentlich besser“, sagt Perner zum Abschied. nen manchmal disruptiv sein. Die Voraussetzungen in Berlin, Parkraum ist – gerade in Berlin der öffentliche Nahverkehr, die – der Schlüssel! „Es ist teilweise haarsträubend. Wir haben BrüMöglichkeiten für Fußgänger cken und Plätze, auf denen großseien im Vergleich viel besser. Ob flächig geparkt wird. Gleichzeies das wird? In ein paar Jahren, tig stehen Parkhä leer.“ In so der Plan, werden wir es sehen Berlin, so hat man bei Ramboll können. =n grob überschlagen, gibt es gut 2000 Hektar Parkplatzfläche – PATRICK MORDA
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Fast so wie damals. Nur elektrisch In diesem Sommer surren E-Tretroller über Straßen und Radwege. Unser Autor wollte es sich nicht nehmen lassen auszuprobieren, wovon alle sprechen. Eine Ersterfahrung TEXT VON MARKUS
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FOTOS VON MARCUS
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s war um die Jahrtausendwende herum, da wurden Tretroller für Erwachsene cool. Bis heute sind Junggebliebene, oft in Kleid oder Anzug, zu sehen, die ihre Wege mit beherztem Tritt gut doppelt so schnell zurücklegen wie zu Fuß. Jetzt gibt es Tretroller mit Elektroantrieb. Wobei, jetzt ist nicht ganz korrekt. Jetzt gibt es endlich offizielle Regeln für E-Tretroller. Die können, so zumindest der Plan, in Innenstädten kurze Autofahrten ersetzen. Das Potenzial ist groß, immerhin ist ein nicht unwesentlicher Teil aller Autofahrten kürzer als fünf Kilometer. Und doch war der Weg hin
zur offiziellen Regelung lang und viel diskutiert. Denn der Elektroroller fährt automatisch, ist anders als das elektrisch unterstützte Fahrrad, das Pedelec, ein Fahrzeug. Und muss, damit er auf unseren Straßen fahren darf, eine Reihe von Sicherheitsanforderungen erfüllen und, so die neue Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge, über ein Versicherungskennzeichen verfügen. So hat es das Bundesverkehrsministerium ausgearbeitet und mit Bund und Ländern im Mai beschlossen. Ein echter BMW – nur wofür?
Eines dieser neuen Gefährte, den BMW X2City, wollte ich auf meinem Arbeitsweg testen. Die Münchner waren, zusammen mit ihrem Kooperationspartner Kettler Alu-Rad, der rechtlichen Entwicklung voraus, hatten bereits Monate zuvor eine Sondergenehmigung für den X2City beantragt und erhalten. Der erste Eindruck ist überwältigend. In zweifacher Hinsicht. Erstens: Der Elektroroller ist groß, viel größer als sein ursprünglicher Alu-Ahn. Er hat 16 Zoll große luftbefüllte Reifen, zwei solide Scheibenbremsen, ein bequem breites Trittbrett und einen höhenverstellbaren Lenker. Vorn leuchtet ein LEDScheinwerfer, das Rücklicht hat eine zusätzliche Bremslichtfunktion. Zweitens: Er ist absolut sauber verarbeitet, edel schwarz lackiert. „Ein echter BMW“, sagt mein Kollege anerkennend, ignoriert aber die Tatsache, dass streng genommen BMW Motorrad hier verantwortlich ist – so prangt es auch groß auf dem Rahmen. Schnell runter auf die Straße. Das Display zeigt eine Reichweite von 27 Kilometern an, fünf Balken symbolisieren die voreinstellbaren Geschwindigkeitsstufen. Einen Gashebel sucht man vergeblich. Schub bekommt der Roller über ein Pedal im hinteren Bereich des Trittbretts. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Metern erlernt: Mit dem ersten Tritt beschleunigt der Roller auf 8 km/h. Nach Heben und Senken der Ferse
Hebt sich von der Masse ab Der BMW X2City ist mit E-Tretrollern, wie man sie wohl bald im Sharing findet, nicht zu vergleichen
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Gute Griffe bieten Halt, das PIN-gesicherte Display lässt sich gut ablesen und ist elegant am Lenker integriert
Beschleunigt wird nicht per Hebel am Lenker, sondern mit der Hacke. Der Akku liegt unter dem Trittbrett
Der 250-W-Nabenmotor beschleunigt bis auf 20 km/h, der 408-Wh-Akku erlaubt Fahrten bis zu 30 km
beschleunigt er weiter auf 12, 16, 18 und 20 km/h in den am Display einprogrammierten Tempostufen. Ich finde das sehr angenehm, denn im Vergleich zum Dreh an einem Gashebel besteht keine Gefahr, dass das Gefährt ausbüxt oder ruckartig losfährt. Unebenheiten schluckt der BMW-Roller souverän, die 16-Zoll-Bereifung ist weise gewählt, keine Situation auf meinem fast zehn Kilometer langen Arbeitsweg durch Berlin, in der ich mich unsicher gefühlt hätte. Abgesehen vielleicht von Abbiegevorgängen. Da die Lenkung recht direkt ist, habe ich mich nicht getraut, einen Wechsel der Fahrtrichtung mit ausgestrecktem Arm anzuzeigen. Hier wäre ein Blinker wünschenswert, ein Bremslicht gibt es schließlich auch. Es sind solche Überlegungen, die mir zeigen, warum es wohl so kompliziert war, eine allgemeingültige Regelung zu finden, und dass das letzte Wort in der Genese der E-Tretroller noch nicht gesprochen ist. Weder aufseiten der Hersteller noch auf der des Gesetzgebers. Das größte Problem, das ich beim X2City feststelle, ist die Höchstgeschwindigkeit. 20 km/h sind einfach zu wenig. Und deutlich schneller lässt sich das Gefährt – per pedes sozusagen – nicht bewegen. Immer wieder überholen mich Radfahrer 25
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Wenn man den Bogen raushat, macht der X2City Spaß. Die 16 Zoll großen Räder schlucken Unebenheiten souverän, den Lenker will man beim Abbiegen aber nicht loslassen (rechts). Noch ist man auf einem E-Tretroller ein Exot, aber das wird sich wohl schon bald ändern (unten)
Was lange währt, wird endlich gut. Oder? Unter der Nummer 158/19 ist die Verordnung über die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr (#eKFV) im Bundesrat beschlossen. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Fakten:
Allgemeines
Um nach der neuen Verordnung am Straßenverkehr teilnehmen zu können, muss eine allgemeine Betriebserlaubnis seitens des Kraftfahrt-Bundesamts vorliegen. Wer einen Roller fahren will, muss mindestens 14 Jahre alt sein, im Verleih können je nach Anbieter auch höhere Altersgrenzen verlangt sein. Eine Führerschein- oder Helmpflicht gilt nicht, allerdings sind Helme zu empfehlen.
Bauliches
auf den schmalen Radwegen in Berlin. bewundert von meinen Kindern, die Auf der Busspur des Kurfürstendamms noch nicht im E-Roller-Alter sind. Die schütteln die Taxifahrer die Köpfe, als Frage meines Sohnes: „Wofür braucht man den?“, ging mir noch lange durch ich kerzengrade mit Strich 20 vor einem Bus herfahre. Ein Kick-down wäre in den Kopf. Wenn die Rede von einer machen Situationen wünschenswert, Mobilitätslücke ist, die es zu schließen eine kleine Reserve. Das lässt der gilt, dann scheidet der X2City eigentlich aus: Er ist einfach zu groß und zu Gesetzgeber aber schlicht nicht zu. Alles in allem ist der X2City ein feischwer, um seine Nutzung mit öffentlines Stück Technik, cool chen Verkehrsmitteln zu gestaltet und solide verarkombinieren. „Ein Kickbeitet. Er ist aber zu groß Andererseits nehme down wäre in für Bus und Bahn, auch in ich bei dem Gedanken, unseren Fahrstuhl auf den schmalen, winzimanchen te er nicht. Über Nacht gen Rädern eines „konSituationen musste ich ihn zwei Stockventionellen“ E-Rollers werke hochtragen, bei wünschenswert, über Berliner Wege zu hoppeln, das Mehrgerund 20 Kilo Gewicht ein eine kleine kleines Work-out. wicht gern in Kauf. Der Reserve“ Anders als bei KonkurX2City kann bei seiner renzmodellen lässt sich Reichweite durchaus ein allerdings der Akku aus einem Fach Fahrrad ersetzen. Dann allerdings müsim Trittbrett entnehmen und separat sen sich die Hersteller noch Gedanken laden, sodass das Gefährt durchaus über einen Gepäckträger oder Ähnliauch an der Laterne parken kann. ches machen. Momentan kann man Dafür war mir allerdings in Berlin das nur einen Rucksack auf den Rücken Risiko zu hoch, der BMW-Roller kosschnallen, wenn man etwas mitnehmen tet beim Kooperationspartner Kettmöchte. Aber wie gesagt, das letzte Wort ler schließlich rund 2400 Euro. Und scheint mir ohnehin noch nicht gesprochen zu sein. so stand der E-Roller bei uns im Flur, =n 26
E-Tretroller müssen über zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsen verfügen. Beschleunigt werden darf nur bis maximal 20 km/h. Obacht: Im Handel sind durchaus schnellere Modelle erhältlich. Eine Beleuchtung (fest oder mobil), seitliche Reflektoren und eine „hell tönende Glocke“ müssen ebenfalls verbaut beziehungsweise an Bord sein. Dabei darf das Fahrzeug ein Gewicht von 55 Kilogramm nicht überschreiten und nicht breiter und länger als 70 cm und 200 cm sein.
Erlaubtes
Der Gehweg ist tabu, ausschließlich Radwege dürfen genutzt werden. Alternativ muss auf die Straße ausgewichen werden. Stehen mehrere Fahrspuren zur Verfügung, gilt das Gebot, möglichst rechts zu fahren. Schnellere Radler müssen „ohne Behinderung“ vorbeigelassen werden.
Rechtliches
Anders als bei Fahrrädern oder E-Bikes (Pedelecs) braucht man für die Nutzung eines E-Tretrollers eine KfzHaftpflichtversicherung. Sichtbar wird die durch einen Versicherungsaufkleber mit Anti-Fälschungs-Hologramm, der hinten am Fahrzeug angebracht wird. Schäden mit nicht versicherten Rollern sind nicht von einer privaten Haftpflichtversicherung gedeckt. Ein fehlendes Licht wird mit 20 Euro geahndet. Für Fahranfänger in Probezeit gilt die 0,0-Promille-Grenze, für alle anderen drohen ab 0,5 Promille Alkohol im Blut ein Bußgeld und Fahrverbot.
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Normalo Der Hyundai Kona Elektro bietet 204 PS, 395 Newtonmeter und einen 64-kWh-Akku. Das macht ihn zum KompaktCross-over mit üppiger Reichweite
Zweikampf der Systeme Hyundai gegen Hyundai, E-Antrieb mit Batterie gegen E-Antrieb mit Brennstoffzelle. Im Klartext: Kona Elektro gegen Nexo. Ein Wettstreit mit vielen Gemeinsamkeiten und grundlegenden Unterschieden
HYUNDAI KONA E Motor: Permanentmagnet-Synchron Leistung: 150 kW (204 PS) Höchstgeschw.: 167 km/h Länge × Breite: 4,18 × 1,80 m Preis: ab 39 000 Euro
Strom oder Wasserstoff? Beim Vergleichstest des E-Autos Hyundai Kona mit dem Nexo (Brennstoffzelle) gibt es zwar keinen objektiven Sieger – aber einen emotionalen Favoriten
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yundai nutzt auf dem Weg in die Zukunft (fast) alle Antriebsarten. Die Koreaner haben Benziner, Diesel, Hybride, E-Autos und mit dem Nexo ein Brennstoffzellen-Fahrzeug im Programm. Letzteres ist ein echter Exot, obwohl gefühlt schon ewig an dieser
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Technik geforscht wird. Außer dem Nexo werden in Europa noch der Toyota Mirai und der Mercedes GLC F-Cell angeboten. Der Nexo kostet 69 000 Euro. Im Vergleich dazu wirkt der 49 Zentimeter kürzere Kona Elektro günstig – mit kleinem Akku ist er schon ab 34 600 Euro zu haben. Im direkten Vergleich spielt der Kona seine Normalo-Rolle ziemlich überzeu-
gend, bis auf die geschlossene Front und die aerodynamischen Räder ist er kaum als Stromer zu identifizieren. Der chic und leicht futuristisch gestylte Nexo im Audi-Q5-Format zeigt sofort, dass er anders ist. Und er hat fast alles an Bord, was der Automobilist so braucht, Vernetzung und Assistenzsysteme inklusive. Eindrucksvoll fächern sich bei ihm das Digital-CockFOCUS 2019
6,3 Kilogramm Wasserstoff werden mit einem Druck von 700 bar in die drei Tanks des Hyundai Nexo gepresst
Exot Der Hyundai Nexo bringt es auf maximal 163 PS und 395 Newtonmeter. Er produziert aus Wasserstoff Strom für gut 500 Kilometer am Stück
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F oto: Christian Wimmer für FOCUS-Magazin
Tankstellen für Wasserstoff soll es Ende des Jahres in ganz Deutschland geben – aktuell sind es 70
pit und der riesige Startknopf und dann die Bedienbarkeit ist Touchscreen fast bis wegen der klaren UnTaste „D“ drücken, über die Hälfte der terteilung in KlimaWagenbreite. Klei- losfahren: So einfach tisierung und Infotainment einfacher. ner Gag am Rande: geht’s Beim Blinken wird Wer im Kona die gandas Bild der Kamera ze Phalanx an Helunter dem jeweiligen Außenspiegel ins fern wie Querverkehrs- oder TotwinkelCockpit übertragen. Eine gute Idee, Warner haben will, muss zwangsläufig die aber bei Regen ziemlich verwäszu der 45 600 Euro teuren sert wird. Die vielen Tasten und der Version greifen. Startknopf und dann Taste „D“ drüDrehknopf auf dem leicht geneigten unter dem Touchscreen des Nexo cken, losfahren – so simpel funktioniert wirken zunächst unübersichtlich. Hat sowohl das E- als auch das H2-Auto. man sich einmal orientiert, klappt es Leise summend setzen sich Kona und aber mit der Bedienung. Nexo in Bewegung, je nach Fahrmodus Am Platzangebot gibt es nichts zu mehr oder weniger nachdrücklich. Die meckern, vorn wie hinten sitzt es sich E-Power hat bei beiden keine Mühe, die angenehm luftig. Logisch, dass hier knapp 1,7 bis 1,9 Tonnen in Schwung der deutlich kleinere Kona nicht mitzu bringen. 100 km/h sind nach 7,6 halten kann, für vier agiere wird’s (Kona) und 9,2 Sekunden erreicht. Bei in ihm schon ein wenig eng. Auch bei 167 (Kona) und 177 km/h ist Schluss. Dass der Kleinere leichter und stärker der Gepäckbeförderung liegt der Nexo ist, spürt der Pilot bei jeder Beschleumit einem Basisvolumen von 461 Litern nigung. Der Vorwärtsdrang des Nexo klar vor dem Kona mit 332 Litern. Das Interieur des Kona Elektro wirkt lässt ab Richtgeschwindigkeit deutlich schlichter als das seines großen Bruders, nach, die Windgeräusche schwellen FOCUS 2019
HYUNDAI NEXO Antrieb: E-Motor u. Brennstoffzelle Leistung: 120 kW (163 PS) Höchstgeschw.: 177 km/h Länge × Breite: 4,67 × 1,86 m Preis: ab 69 000 Euro
an – er ist ein Gleiter, kein Racer. Beide Koreaner sind straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmt, die Rückmeldung der Lenkung könnte bei beiden informativer ausfallen. Wer es drauf anlegt, kann ziemlich zügig unterwegs sein. Allerdings sind der SUV-Aufbau und das stattliche Gewicht in schnellen Kurven zu spüren. Der Kona ani29
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Cross-over-Chic Der Kona Elektro tritt mit einer Bicolor-Lackierung an
miert speziell im Fahrmodus „Sport“ zum Flitzen. Allerdings schmilzt dann die Reichweite dramatisch. Im Gegensatz zum Nexo, der auf sehr zügiges Fahren mit einem deutlich geringeren Verbrauchsanstieg reagiert. Wobei: Wer die Duellanten eher zurückhaltend behandelt, wird von beiden mit moderatem Durst belohnt. Der Kona Elektro naschte im Test nur knapp über dem Normverbrauch von 15,4 kWh/100 km aus dem 64-kWhAkku, nämlich 16,3 kWh. Damit sind rund 400 Kilometer Reichweite drin – ein entspannender Wert. Die Ladedauer an der 230-Volt-Dose liegt bei unendlichen 24 Stunden. Das andere Extrem: Am Schnelllader mit 100 kW sind die Batteriezellen in 54 Minuten zu 80 Prozent gefüllt. Beim Nexo pendelt sich der Verbrauch bei Richtgeschwindigkeit auf 1,2 Kilo Wasserstoff pro 100 Kilometer ein, das schafft eine Reichweite von gut 500 Kilometern. Rund 100 Wasserstofftankstellen wird es bis zur Jahreswende in Deutschland geben, bis Ende 2021 sollen 40 weitere an Orten mit größerem Bedarf errichtet werden. Langstreckenfahrten sind also mög-
Verspielt Die Armaturen des Nexo wirken auf den ersten Blick verwirrend 30
Angesagt Der Strom-Kona zielt ins boomende Segment der Kompakt-SUVs
Hier liegen die Speicher der „Brüder“
Kona Elektro
Der 64-kWh-Akku ist unter dem Innenund dem Kofferraum montiert
Nexo
Der Brennstoffzellen-Stack sitzt vorn, die drei Tanks liegen vor und hinter der Hinterachse
Gut gelöst Die Armaturen des Elektro-Kona sind einfach zu bedienen
lich, sollten aber per H2-Live-App gut geplant werden. Eine Anzeige im Bildschirm zeigt die jeweils nächste Wasserstoff-Quelle an. Seine 6,33 Kilo H2 tankt der Nexo in knapp fünf Minuten. Das Tanken selbst ist simpel: per Tankkarte identifizieren, Zapfhahn auf dem Tankstutzen fixieren, Knopf drücken. Das Kilo Wasserstoff kostet derzeit 9,50 Euro, damit liegt man preislich knapp über dem Diesel-Pkw, der um die sieben Liter je 100 Kilometer schluckt. Fazit: Einen Sieger nach Fakten und Daten kann es in diesem Vergleich nicht geben. Höchstens einen Sieger des Herzens. Diesen Titel schnappt sich der Nexo. Er sieht cool aus, bietet mit seiner Brennstoffzelle und den H2-Tanks ein faszinierendes Antriebssystem und ist bei Platzangebot, Komfort und Ausstattung gut dabei. Dass er sich minutenschnell betanken lässt, kommt noch dazu. Der Kona wirkt gegen ihn fast ein bisschen schlicht, obwohl er ein wirklich stimmiges Package zu bieten hat, Spaß macht und der E-Mobilität einen erfrischenden Hauch von völliger Normalität vert. =n RUDOLF HUBER
Smarter Gleiter Der Nexo beeindruckt mit leicht futuristischem Design
Fuel Cell Dezenter Hinweis auf das Antriebskonzept des Nexo FOCUS 2019
F otos: Christian Wimmer für FOCUS-Magazin
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Starker Nachwuchs Die Auswahl bei den Elektroautos nimmt kräftig zu, und das auch in erschwinglichen Preisregionen. Wir stellen die spannendsten Neuzugänge vor
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Ganz schön erwachsen, der Kleine Mit dem Corsa-e, der 2020 startet, elektrisiert Opel erstmals die sechste Generation des Kleinwagens. Seine 50-kWh-Batterie soll eine Reichweite von bis zu 330 Kilometern ermöglichen (WLTP-Norm). Und der Saft soll an der Schnellladesäule zügig nachgefüllt werden können: Die PSA-Tochter gibt 30 Minuten für die Ladung bis auf 80 Prozent an. Wegen der geschickt unter den fünf Sitzen platzierten Batterie-Packs verspricht Opel trotz der 32
coupéhaft geschnittenen Form ein gutes Platzangebot. Auch das Fahrgefühl dürfte en: Der Kleinwagen ist dank 100 kW/136 PS Leistung und 260 Newtonmeter Drehmoment gut für einen Spurt von 0 bis 50 km/h in 2,8 Sekunden, in 8,1 Sekunden sind 100 km/h erreicht. Stolz sind die Hessen auf feine Zutaten wie LED-Licht und eine Vielzahl von Assistenzsystemen, darunter eine adaptive Geschwindigkeitsregelung.
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Millionen Verbrenner-Corsa hat Opel seit dem Start der Baureihe im Jahr 1982 gefertigt
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Der Model-3-Jäger Als rein elektrisch angetriebenes Kompaktmodell für ein breiteres Publikum sieht Mutter Volvo den zweiten Spross ihrer Performance-Marke Polestar. Der Schweden-2er mit 78-kWh-Batterie und bis zu 500 Kilometer Reichweite liefert 300 kW/408 PS und ein Drehmoment von 660 Newtonmeter. Für den Standard-Sprint sind unter fünf Sekunden nötig. Erklärter Konkurrent ist der Tesla Model 3. Merkt man auch beim Preis: Los geht’s ab 2020 bei 39 900 Euro, die üppig ausstaffierte Launch-Edition startet bei 59 900 Euro. Produziert wird das Auto in China.
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Sono Motors Moosfilter innen, Solarzellen außen: Beim Sion von Sono Motors ist vieles anders. Der Kompakt-E soll ab Mitte 2020 in der ehemaligen Fabrik von Saab in Schweden produziert werden. Die 250 Kilometer Reichweite und 650 Liter Kofferraum gibt’s ab 25 500 Euro.
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Der gallische Zwilling
T ext: Rudolf Huber; Fotos: Hersteller; Computerretousche: Reichel Car Design
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Mit spanischem Flair Trendig, cool und chic: Schon mit seinem Namen gibt Seat bei dem nach einem Szeneviertel in Barcelona benannten el-Born die Richtung vor. Der Verwandte des VW ID.3 bringt vergleichbare Maße und ein ähnlich geräumiges Innenleben mit. Sein 62-kWh-Batteriepack ist für 420 Kilometer am Stück gut, geladen werden kann es mit bis zu 100 kW, das ermöglicht eine Füllung auf 80 Prozent in 47 Minuten. 7,5 Sekunden verspricht Seat für den Sprint auf 100 km/h dank des 150 kW/204 PS starken E-Motors. Gebaut werden soll der schicke Spanier mit deutscher Basis im VolkswagenWerk Zwickau – wie der ID.3. FOCUS 25/2019
Wie sein Konzern-Bruder, der Corsa, wurde auch der neue Peugeot 208 als Verbrenner- und E-Modell geplant. Das sorgt beim e-208 für ein stimmiges Gesamtpaket. Die 100 kW/136 PS und die 260 Newtonmeter kennt man schon vom Corsa-e, ebenso die 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und die Akku-Kapazität von 50kWh. Die Reichweite wird mit 340 Kilometer nach WLTP angegeben. Marktstart ist Ende 2019.
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Zukunftshoffnung Eine Karosse im Golf-Format mit dem Raumangebot eines at: VW kann beim ID.3 dank des neuen Elektrifizierungs-Baukastens die Vorteile eines Elektroantriebs voll ausschöpfen. Der Erste der ID.-Familie mit 125 kW/170 PS starkem Heckmotor und -antrieb feiert im Herbst auf der Automesse IAA in Frankfurt Weltpremiere. Preise: ab knapp 30 000 Euro. Zunächst soll aber Mitte 2020 die fast 40 000 Euro teure First Edition mit 58-kWh-Akku und 420 Kilometer Reichweite anrollen. 45-kWh- und 77-kWh-Versionen mit 330 und 550 Kilometer folgen.
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Klein, vielversprechend, aus Fernost
Raum ist im kleinsten Auto – der Honda e macht da dank seines kompakten Heckantriebs keine Ausnahme. Viele Details haben die Japaner bisher noch nicht verraten, eine mehr als citytaugliche Reichweite von über 200 Kilometern ist allerdings ausgemacht. Ebenso die serienmäßigen Kameras statt der Außenspiegel. Honda verspricht eine coole Lounge-Atmosphäre und einen schicken, intuitiv bedienbaren, riesigen Dual-Touchscreen. 33
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800 Volt, Stich! T E S L A
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Porsches E-rstling Taycan ist wohl das, was früher ein Trumpf-Ass im Kartenspiel war. Er ist nicht nur über 250 Sachen schnell und in unter 3,5 Sekunden auf 100 km/h. Dank 800 Volt Systemspannung und 350-kW-Ladeleistung werden bei entsprechender Infrastruktur in nur vier Minuten rund 100 Kilometer Reichweite in die Akkus gepumpt. Marktstart: Ende 2019. 20 000 Interessenten haben bereits 2500 Euro angezahlt.
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Ein SUV für sieben Das Model Y von Tesla basiert auf dem Model 3 und ist so etwas wie ein kleineres Model X. Es bietet dabei reichlich Platz, dank optionaler dritter Sitzbank sogar für bis zu sieben agiere. Tesla will mit dem Bau der Fahrzeuge für Europa Anfang 2021 starten. Bis zu 540 Kilometer sollen die Cross-over am Stück schaffen, mit Allradantrieb 505 und in der Performance-Version 480 Kilometer. Die Sprintwerte für die in Deutschland bereits konfigurierbaren Modelle liegen zwischen 3,7 und 5,8 Sekunden, die Preise zwischen 56 000 und 68 000 Euro.
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Basis-Fahrzeug Kompakt, knuffig, vier Sitze, wenig Leistung und geringe Reichweite: Angesichts dieser Parameter empfiehlt sich der e.Go Life praktisch ausschließlich als reines Stadtauto. Gerade mal 145 Kilometer nonstop schafft die 60-kW-Version mit 21,5-kWh-Akku. Später folgen Varianten mit 40 und 20 kWh, die 113 und 100 Kilometer weit kommen. Aber da gehört E-Mobilität ja nun mal hin, in die Stadt. Dass das Produkt eines Aachener Start-ups „agil wie ein Sportwagen“ sein soll, ist eher Marketing-Prosa. Real ist aber die Preisspanne von 15 900 bis 19 900 Euro.
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E-Autos in Deutschland M O D E L L
Audi E-Tron BMW i3 Citroën Z-Zero Hyundai Ioniq Elektro Hyundai Kona Elektro Jaguar I-Pace Kia e-Niro Kia e-Soul Mercedes-Benz EQC Nissan Leaf Peugeot I-On Renault Zoe Smart EQ fortwo Tesla Model 3 Tesla Model S Tesla Model X VW E-Golf
L I S T E N P R E I S
80 900 € 38 000 € 21 800 € 33 300 € 34 600 € 79 450 € 35 290 € 33 990 € 71 281 € 36 800 € 21 800 € 29 900 € 21 940 € 44 500 € 78 300 € 83 200 € 35 900 €
L E I S T U N G
300 kW/408 PS 125 kW/170 PS 49 kW/67 PS 88 kW/120 PS 100 kW/136 PS 294 kW/400 PS 100 kW/136 PS 100 kW/136 PS 300 kW/408 PS 110 kW/150 PS 49 kW/67 PS 65kW/88 PS 60 kW/82 PS 191 kW/260 PS 315 kW/428 PS 310 kW/422 PS 100 kW/136 PS
M A X . R E I C H W E I T E *
400 km (WLTP) 310 km (WLTP) 100 km (WLTP) 280 km (NEZF) 289 km (NEZF) 470 km (WLTP) 289 km (WLTP) 276 km (WLTP) 471 km (NEZF) 270 km (WLTP) 100 km (NEZF) 168 km (WLTP) 160 km (NEZF) 415 km (WLTP) 450 km (WLTP) 375 km (WLTP) 200 km (NEZF)
L I E F E R Z E I T
7 Monate 3 Monate 7 Monate keine Angaben 12 Monate 2 Monate 12 Monate 12 Monate keine Angaben 3 Monate keine Angaben 3 Monate 10 Monate 2 Monate 2 Monate 2 Monate 9 Monate
T ext: Rudolf Huber; Fotos: Hersteller; Computerretousche: Reichel Car Design
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Diese E-Pkws werden derzeit auf dem deutschen Markt angeboten (Auswahl Basismodelle, Stand: Mai 2019). Mehr Infos auf EFahrer.com *Einige Hersteller geben die Reichweiten nach dem neuen WLTP-Prüfzyklus an, andere nach dem älteren NEFZ-Standard, wobei sie meist WLTP-Werte umrechnen.
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FOCUS 25/2019
E-Schlager-Hitparade
Zeile Selbstzünder-Anteile bei SUVs
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Tesla Model 3 3699 Renault Zoe 3656 BMW i3 2715 VW e-Golf 1735 Hyundai Kona Elektro 1271 Smart EQ fortwo 1242 Audi E-Tron 1214 Nissan Leaf 982 Smart EQ forfour 747 Hyundai Ioniq Elektro 613 KIA e-Soul 544 Tesla Model S 300 Jaguar I-Pace 299 KIA e-Niro 281 VW e-Up 261 Tesla Model X 172 Peugeot I-On 92
Tesla an der Spitze Kaum auf dem Markt, setzte sich das Model 3 von Tesla an die Spitze der Zulassungsstatistik der Elektroautos in Deutschland. Ob Tesla die Position halten kann, muss sich zeigen. Wegen Problemen in der Produktion und beim Verschiffen der in den USA produzierten Fahrzeuge gab es einen großen Nachholbedarf
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Der Stern steht unter Strom
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Mit dem EQC steigt Mercedes ins E-Geschäft ein. Das Midsize-SUV schafft dank des 80-kWh-Akkus 450 Kilometer (NEFZ), bei ersten Testfahrten kamen wir auf rund 300 Kilometer. Die beiden E-Motoren leisten 300 kW/408 PS und liefern 760 Newtonmeter an beide Achsen. Der 2,5-Tonner beschleunigt in 5,1 Sekunden von 0 auf 100, bei 180 km/h ist Schluss. Normverbrauch laut Mercedes: rund 20 kWh/100 km. Realistisch sind Werte von 24 kWh und mehr. Dank des 652-Kilo-Akkus im Unterboden liegt das 4,76 MeterSUV satt auf der Straße, für sportliche Kurveneinlagen ist es aber zu schwer. Das Platzangebot entspricht in etwa dem des etwas kürzeren, konventionellen GLC, die Ausstattung an elektronischen Helfern ist komplett. Am Schnelllader schafft der ab 71 281 Euro angebotene Benz bis 110 kW, mit Wechselstrom fließen allerdings maximal 7,4 kW. Das würde elf Stunden von 0 auf 100 Prozent bedeuten – eine kleine Ewigkeit.
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Citroën C-Zero 63 Opel Ampera-E 52 Mercedes GLK, GLC 37 Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt, Januar-April 2019
Kultiger Kasten in zwei Versionen
261 km/h
schnell kann das stärkste Model 3 von Tesla fahren. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt es in 3,4 Sekunden
FOCUS 25/2019
Kia bringt seinen Kult-Kasten nur noch als elektrisch angetriebenen e-Soul nach Europa. Beim ersten Kennenlernen zeigt er neben guten Fahrleistungen auch praktische Qualitäten. Zu haben ist er ab 33 990 Euro mit 136 PS und ab 37 790 Euro mit 204 PS, die Akkus fassen 39,2 und 64 kWh und sorgen für 276 und 452 Kilometer Reichweite. Am Schnelllader wird die Batterie mit bis zu 100 kW in 54 Minuten auf 80 Prozent gefüllt. Bei Platzangebot und
Bedienung unterscheidet sich der e-Soul nur marginal vom größeren e-Niro. Sogar im Eco+Sparmodus wuchtet die Elektromaschine die rund 1,8 Tonnen des e-Soul munter voran, die je 395 Newtonmeter Drehmoment sorgen für Agilität. In Zahlen: Die 204-PS-Version schafft es in 7,9, die schwächere in 9,9 Sekunden auf 100 km/h, Schluss ist bei 167 und 157 Sachen. Und der Verbrauch? Knapp über 17 kWh/100 km waren’s real, der Normwert liegt bei 15,7 kWh. 35
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as da in der Mitte der hell erleuchteten Design-Werkstatt steht, ist ein Auto. Wobei, Benoît Jacob designt eigentlich keine Autos mehr. Byton bietet „Bytes on wheels“, und so ist das, was den M-Byte und alle noch folgenden Modelle besonders macht, mit dem bloßen Auge kaum zu sehen und auch nicht unter der Motorhaube verortet. Das E-SUV soll mehr auf dem Daten-Highway denn auf der Autobahn überholen. Für Chefdesigner Jacob ist der M-Byte eine neue Mobilitätsidee. Deswegen will er auch nicht nur über ein Auto reden. Das trifft sich gut.
Entscheidung, Ihren Job bei BMW für Byton zu kündigen?
Zwei Monate waren es, glaube ich.
Was hat Sie zögern lassen?
Ich erinnere mich an einen Abend in einem Hotel in Hongkong, als mir schlagartig bewusst wurde, was wir da eigentlich vorhatten und wie ambitioniert es war, innerhalb von drei Jahren ein solches Produkt fertighaben zu wollen. Ich habe dann alles ausgeblendet, was ich als Designer nicht direkt beeinflussen kann. Und wie ging es dann weiter?
Ich habe meine Frau gebeten, zu Hause ein paar Tage arbeiten zu dürfen – das war eigentlich tabu. Dann habe ich auf einem Chart, mehr wollte ich nicht, alles festgehalten, was das Design liefern konnte und musste. Stand auf dem Chart auch, dass ein Design-Center in Ismaning sein soll? Etwas versteckt ist man hier schon.
Auf jeden Fall stand da, dass ich das Design in China und Deutschland
Bei der Revolution unserer Mobilität?
Das ist keine Revolution! Der effektivste Weg, keine Emissionen zu produzieren, keinen Stau zu erleben usw., wäre, keine Wege zurückzulegen. Das wäre dann eine Revolution. Das wäre denkbar, hätte aber auch tief greifende gesellschaftliche Veränderungen zur Folge. Für mich ist das, was wir erleben, eine Evolution, eine industrielle Transformation. Das Auto wird gerade ein Teil des Internets der Dinge. Dafür muss man aber nicht alles über Bord werfen, was uns bisher am Auto begeistert hat. Auch mit dem M-Byte fährt ein Mensch immer noch von A nach B. Wie gesagt, möglichst effizient, vernetzt und mit Spaß dabei. Worin der Spaß besteht, das wird sich sicher immer stärker verändern. Sie spielen auf Konnektivität an? Der räumen Sie mit dem wohl größten Screen, den man verbauen kann, eine Menge Platz ein.
„Wir haben ein paar radikale Ideen“ Das chinesische Mobilitäts-Start-up Byton könnte den Schritt zum Serienhersteller in Rekordzeit schaffen. Chefdesigner Benoît Jacob über Wagnis, Ziele und Zukunft
Herr Jacob, Sie haben Renaults, VWs und BMWs gestaltet. Warum nun „Daten auf Rädern“?
Ich wollte raus aus meiner Komfortzone. Ein Schritt in die Unsicherheit eines Start-ups fördert die Kreativität. Zudem hat es mich gereizt, etwas von Grund auf neu aufzubauen. Sie sind seit der Gründung bei Byton dabei: Was haben Sie zu Beginn vorgefunden?
Praktisch nichts. Nur eine spannende Vision, eine Idee: Das Auto von morgen sollte elektrisch, intelligent und maximal vernetzt sein. Mit einem möglichst ansprechenden Äußeren. Schreiben sich das nicht ehrlicherweise alle auf die Fahnen?
Klar, das sind mittlerweile die klassischen Themen. Aber was Byton auszeichnet, ist zum Beispiel die Gestaltung eines Preises, der bezahlbar ist. Als Designer will ich auch Dinge verändern, und das geht nur schwer, wenn ein tolles Produkt nur für wenige erreichbar wird. Was uns sicherlich hervorhebt, ist eine gewisse Geschwindigkeit in unseren Prozessen und Entscheidungen. Wie lange haben Sie sich denn Zeit genommen für die 36
verorten wollte. Die eigentliche Standortwahl ist aus nüchternen Beweggründen getroffen worden. In München und Umgebung findet man viel Infrastruktur und Erfahrung für den Design-Prozess, das beginnt beim Werkzeugbau und endet bei Mitarbeitern. Ich habe gesagt: Wenn wir Schnelligkeit wollen, dann müssen wir dorthin. Und Shanghai als Tribut an die Investoren?
Ganz und gar nicht. China ist mittlerweile für mich ein Design-Hotspot. Davon abgesehen, brauchen wir nicht nur Talente, die sich mit traditionellem Autodesign auskennen. Vor allem braucht es Mitarbeiter, die ganze Systeme durchdenken, -Interfaces gestalten oder Nutzer-Szenarien vorwegdenken können. Darüber hinaus sind die Chinesen als Konsumenten recht mutig und ein paar Schritte weiter als wir in Europa. Wie das?
Zum Beispiel bei digitalen Zahlungsmethoden. Unsere Zielgruppe dort ist gut zehn Jahre jünger als in Europa und immer auf der Suche nach etwas Neuem. Und neue, digitale Impulse spielen bei uns eine wichtige Rolle.
Der Screen ist kein Gimmick. Er ist Ausdruck einer fundamentalen Veränderung. Und ein Fingerzeig in die Zukunft. Die Integration von Datendiensten und Vernetzung zwischen Fahrzeug und Nutzer wird zum Differenziator. Und der Lebenszyklus eines Produkts kann sich damit dramatisch verändern. Was meinen Sie damit?
Bisher ist ein Schalter im Auto von der Auslieferung über den gesamten Lebenszyklus vordefiniert und praktisch nicht veränderbar. Wir haben keine Knöpfe mehr im M-Byte. Der Screen zeigt, dass wir in anderen, längeren Lebenszyklen denken. Meine Rolle bei Byton ist nicht nur, ein Auto zu gestalten. Das mache ich sehr gern, aber meine Aufgabe ist es, eine Kultur zu etablieren, um Mobilität zukunftsgerecht anzubieten. Bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass in Zukunft seltener Autos gekauft werden müssen – auch Bytons?
Umso wichtiger, Mobilität als Ganzes zu verstehen und zu wissen, wie sich die Gesellschaft und somit unser Geschäft verändern. Grundsätzlich, finde ich, sollten wir weniger designen um des Designs willen. Ich will auch nicht, dass FOCUS 25/2019
F otos: Dominik Gigler für FOCUS Magazin
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wir in gestalterischen Updates denken, um alle paar Jahre Kaufreize zu setzen. Denn alles, was wir nicht wegwerfen, macht Mobilität nachhaltiger. Aber es wird doch immer schwerer, Entwicklungen vorwegzunehmen. Woher wissen Sie, was ein Bedienelement in fünf Jahren können muss?
Das wissen wir nicht zu 100 Prozent. Aber wir versuchen, so viel wie möglich an Entwicklungen vorwegzunehmen. Da wären das autonome Fahren und andere Technologiesprünge. Wenn wir Ende des Jahres den M-Byte launchen, kennen wir vielleicht 20 Prozent dessen, was in den nächsten Jahren möglich sein wird. Deswegen ist das Auto unter anderem „sharing ready“ und kann Standards wie 5G aufnehmen?
Wir können sofort das aktuelle 4Ggegen ein 5G-Modul austauschen. Die nötige Antennenfläche haben wir direkt mitgestaltet. Wir verstehen Mobilität als ein Ökosystem, in dem ein Auto nur ein Teil der Lösung ist, und stellen uns jeden Tag die Frage: „Wie bleiben wir relevant?“ Sharing ist sicherlich eine Antwort, die man bald wie selbstverständlich parat haben muss. Ökologisch nachhaltige Lösungen ebenso. Wir haben dazu ein paar radikale Ideen, über die ich aber noch nicht sprechen kann. Hört man da den Abgesang auf das Auto als Selbstverwirklicher heraus?
Im Gegenteil – nur wird sich diese Selbstverwirklichung anders ausdrücken. Ich liebe Autos, ihre Formen, fahre unglaublich gern und schraube an ihnen herum. Was sich in Zukunft ändern wird, ist die Art und Weise, wie wir sie nutzen, welche Werte uns bei Mobilität wichtig sein werden. Benoît Jacob, 49, hat über 20 Jahre Erfahrung im Auto-Design. Die kreuzenden Linien am Heck können mit der Umgebung interagieren. Der M-Byte wird knapp fünf Meter lang und soll vollelektrisch mindestens 400 Kilometer schaffen. Proportionen und Radstand wirken sportlich, geplante Preise von ca. 40 000 Euro begehrlich. Das Curved Display ist die digitale Kommandozentrale im M-Byte
Aus Designer-Sicht: Wann sind Autos in Zukunft schön?
Vor ein paar Jahren stand ich an einer Rennstrecke. Jemand zeigte auf einen Sportwagen und sagte: „Was für ein wunderschönes Auto.“ Ich fand es eher unästhetisch und fragte, was daran schön sei. Die Antwort: „Es gewinnt Rennen.“ Darin liegt viel Wahrheit. Design unterstreicht die Schönheit von Nutzen. Es besteht immer das Risiko, eine Technologie zu entwickeln und erst dann nach einer Aufgabe dafür zu suchen. Wir müssen aber vorher wissen, worum es gehen wird, um eine bestmögliche Lösung zu finden. Das größte Problem, auf das ein Designer stoßen kann, ist, zu viele Ideen zu haben. =n INTERVIEW: PATRICK MORDA
FOCUS 25/2019
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EIN UNTERNEHMEN MACHT MOBIL
Mit Produkten und Services rund ums Radfahren schiebt Fahrrad.de die Verkehrswende an. Dabei ist der digitale Fachhandel nur ein Aspekt – dahinter steht das Ziel des Unternehmens, immer mehr Menschen aufs Rad zu bringen.
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obilität braucht Material – und das ist die Welt von Fahrrad.de. Seit mehr als zehn Jahren ist der vielfach ausgezeichnete digitale Fachhändler mit einem beeindruckend großen Portfolio aktiv und bietet mit 900 Marken und über 100.000 Artikeln alles rund um Fahrrad und E-Bike, was man sich wünschen kann. Hier ist die Crème de la Crème sportlicher Marken wie Cannondale, Focus oder Trek ebenso vertreten wie exklusiv von Fahrrad.de vertriebene Marken – zum Beispiel Ortler, mit der das Stuttgarter Unternehmen attraktive E-Bikes mit Bosch-Motorisierung zu fairen Preisen anbietet. Überhaupt steht das Thema E-Bike hoch im Kurs – im digitalen Shop von Fahrrad.de ebenso wie beim Verbraucher, was man daran ablesen kann, dass inzwischen jedes vierte Neurad einen Zusatzantrieb hat. Der großen Nachfrage steht ein riesiges Angebot an Marken, Modellen und Motorvarianten entgegen, all das online erfahrbar dank umfangreicher Produkt-Guides und viel Infomaterial rund ums Thema. Doch Fahrrad.de geht schon den nächsten Schritt; Einkaufserlebnis und Service sind im Netz schließlich ebenso wichtig wie im traditionellen Handel. So werden die Leistungen rund um den
Kauf selbst sukzessive ausgebaut und optimiert. Dazu gehören vier Standorte in Stuttgart, Düsseldorf, Berlin und Hamburg zum Erleben, Testen und Informieren, ein fünfter Store in Aktiv für mehr Radverkehr Engagement, um mehr Menschen aufs Rad zu bringen, beweist Fahrrad.de als Hauptpartner des Projekts „PendlerRatD“ der Hochschule Heilbronn. Im Rahmen des Mobilitätskonzepts 2030 sollen vor allem überzeugte Autofahrer zum Pendeln per Bike gebracht werden. Im Anschluss an eine Studie, die die derzeitige Situation der Berufspendler erfassen soll, werden freiwillige Testpersonen in Heilbronn und Stuttgart gesucht, denen leihweise ein E-Bike oder Fahrrad gestellt wird. So soll hinterfragt und analysiert werden, unter welchen Umständen der Umstieg auf Fahrrad oder E-Bike attraktiv genug wäre – besonders in der so autoverliebten Region um die baden-württembergische Landeshauptstadt. Informationen zu dem Projekt und zu Teilnahmemöglichkeiten unter www.hsheilbronn.de/pendlerratd
Zum hochwertigen Service von Fahrrad.de gehört ein umfangreicher E-Bike-Guide, mit dessen Hilfe sich einfach und schnell für jeden das ende Traum-E-Bike finden lässt. www.fahrrad.de/e-bike-guide Ortler EC700 (oben) Das perfekte E-Bike für den Weg zur Arbeit oder den urbanen Alltag: unter 20 kg leicht, mit kaum sichtbarem EC-Mobility-Mittelmotor und dabei 1.799 Euro günstig. Ortler Bozen (unten) Oberklasse-Pedelec mit konsequent hochwertiger Ausstattung: Bosch Performance-CXAntrieb mit vollintegriertem 500 Wh Powertube-Akku, Shimano XT-Schaltung und hydraulische Shimano Scheibenbremsen, Busch & Müller Lichtanlage; zehn Jahre Garantie auf den Rahmen: 3.099 Euro
Fotos: 2 x oben: Orbea, Antton Miettinen; 2 x unten GoBikeService
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Dortmund ist gerade im Aufbau. Diese Fachgeschäfte leisten auch die Vernetzung mit dem digitalen Angebot: Auf der Homepage bestellte Produkte können in den Shops abgeholt werden; nach eingehender fachlicher Beratung können Artikel aus dem kompletten Sortiment bestellt werden. Und der Real-World-Service geht noch weiter: Derzeit 78 Servicepartner übernehmen bundesweit den Aufbau und die Wartung der bei Fahrrad.de bestellten Bikes – ein stetig wachsendes Netzwerk, das den Online-Kauf gerade bei Elektrobikes vereinfacht. Noch darüber hinaus geht der „Readyto-Ride“-Service, der in enger Zusammenarbeit mit dem mobilen GoBikeService exklusiv entwickelt wurde. So macht Fahrrad.de Menschen mobil, die keinen Servicepartner in erreichbarer Nähe haben: Geschulte Monteure liefern das georderte Rad beim Kunden ab, bauen es auf und stellen es fachgerecht ein, wozu auch die Anbringung mitbestellten Zubehörs gehört. Auch Reparaturen werden vom GBS durchgeführt, damit das Fahrrad des Kunden jederzeit „Ready-to-ride“ ist – ein
Die Zukunft des E-Bikes ist digital; dazu gehört auch der mobile Service von Fahrrad.de Ready-to-Ride. Dieser liefert ein geordertes Fahrrad oder E-Bike und t es vor Ort fachmännisch auf die Bedürfnisse des Kunden an – auch für Reparaturen kommt dieser Service zum Einsatz.
wichtiger Aspekt für Menschen, die nicht auf ihr Rad verzichten können. Überzeugte Radfahrer finden bei Fahrrad.de also alles, was sie brauchen. Mit BIKELEASING hat Fahrrad.de dazu eine Plattform initiiert, die Berufstätige zu attraktiven Konditionen aufs Fahrrad beziehungsweise E-Bike bringt und Arbeitgebern eine interessante Möglichkeit bietet, die Mitarbeitermotivation und -gesundheit zu fördern. Und damit ist Fahrrad.de mehr als ein digitaler Fachhändler – nämlich ein ganzheitlicher Mobilitätsanbieter, der in allen Bereichen die richtigen Lösungen für seine Kunden hat.
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Das Summen der Zukunft In ihrer fünften Saison hat sich die Formel E im Motorsport etabliert. Unser Autor war beim Rennen in Berlin dabei - und ist vom Fight der neuen Boliden begeistert
Die Formel-E-Rennwagen basieren aus Kostengründen auf einem Einheits-Chassis. Seit der zweiten Saison können die Teams E-Motor, Inverter, Getriebe,
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iele sagen, sie sei leise, die Formel E. Das stimmt und ist doch nicht richtig. Ja, verglichen mit der Formel 1, DTM oder anderen konventionellen Rennserien ist sie anders laut. Statt eines infernalen Aufheulens, das von Hubräumen und thermischen Prozessen kündet, steigert sich bei der Formel E ein recht hektisches Surren. Angeblich bei jedem Auto unterschiedlich. Das fällt schwer zu bewerten, sicher ist aber, dass der Sound der automobilen Zukunft mitschwingt. So auch in Tempelhof zu Berlin. Kleines Geld, großer Spaß
Die Formel E wird nicht nur für die Zuschauer immer interessanter. Die freuen sich darüber, dass man sich immer noch recht volksnah gibt, allerlei Ablenkungen geboten werden und man nicht Gefahr läuft, bleibende Hörschäden davonzutragen. Das macht es auch für Familien attraktiv, sich in Berlin, Hongkong, Paris oder Santiago de Chile Rennen anzuschauen. Das und die Tatsache, dass die Preise erschwinglich sind. In Berlin zahlt man für den Eintritt zum Rennen samt Rahmenprogramm pro Person nur fünf Euro – Tribünenplätze für den Renntag waren für 50 Euro zu haben. Weit über 20 000 Menschen sollen in Berlin dabei gewesen sein.
F otos: Hersteller
Mitten rein in die Metropolen
Auch immer mehr Autohersteller wollen dabei sein. Nicht nur als Aufkleber oder Fahne neben der Strecke, sondern als Rennteam. Kein Wunder, denn das Konzept von Formel-E-Gründer und -Chef Alejandro Agag trifft den Nerv der Zeit. Anstatt mit den elektrisch angetriebenen Rennwagen auf abgelegene Strecken zu gehen und zu hoffen, dass das Publikum zu ihm kommt, geht Agag den umgekehrten Weg: rein in die Metropolen – und sei es auf einen alten Flugplatz, 15 U-Bahn-Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Die Formel E
will Schaufenster sein für Elektromobidauern jeweils 45 Minuten plus eine Runde. lität, will zeigen, dass bei aller Sorge um Das alles nahm 2011 seinen Anfang. nachhaltige Antriebskonzepte der FahrIn einem Pariser Restaurant trafen sich spaß nicht zu kurz kommen muss. Und genau diese Geschichte muss man als Jean Todt, Präsident der Fédération Hersteller von Elektroautos den MenInternationale de l’Automobile (FIA), und Alejandro Agag, Geschäftsmann schen heute erzählen, die noch immer skeptisch sind gegenüber dem Neuen. mit Sitz in Spanien und guten VerbinDas gilt hier in Berlin genauso wie in dungen zur Formel 1. Auf einer ServietMarrakesch, Rom oder Buenos Aires. te, so die Überlieferung, skizzierten die beiden die Idee zur ersten rein elektriDie Konkurrenz ist stark und ausschen internationalen Meisterschaft im gewogen, die Teams liegen dicht Autorennsport. Bis zur Umsetzung diebeieinander. In dieser Saison hat bei fast jedem Rennen ein anderer Fahser Idee sollte es noch drei Jahre dauern. rer gewonnen. Nur Jean-Eric Vergne Das erste Rennen startete im Olympiavom Team DS Techeetah und Lucas di park von Peking im Jahr 2014. Seither Grassi von Audi Sport ABT Schaeffler konnten bisher zweimal auf Platz eins abschließen. In den Jahren zuvor fuhren die Formel-E-Teams mit zwei Autos – da die Kapazität der Akkus noch nicht so hoch war, mussten die Fahrer in der Mitte des Rennens in ihre Box fahren und schnellstmöglich in einen dort bereitstehenden Zweitwagen umsteigen. Das ist nun weggefallen und hat weitere Autohersteller angezogen. Die Fahrzeuge, die aus Kostengründen eine Reihe von einheitlichen Komponenten haben, sind in 2,8 Sekunden von 0 auf Die Jaguar I-Pace eTrophy 100 km/h und erreichen ist ein Markenpokal im Raheine Höchstgeschwindigmen der Formel-E-Rennen keit von 280 km/h. Die Fans dürfen ihrem Lieblingsfahrer online oder Deutschper Smartphone-App eihat sich die Formel E zu französisch nen „Boost“ für kurzeiner globalen Marke entzeitig mehr Leistung im Bei der I-Pace eTrophy wickelt und neben namRennen geben. Darüber fährt auch das deuthaften Teams und Sponsche Viessmannsoren auch jede Menge hinaus gibt es den AttackJaguar-eTrophy-Team Modus mit 25 kW mehr Formel-1-Erfahrung in den . Am Steuer Power. Jeder der 22 Fahrer Cockpits. Mehr und mehr sitzt das französische muss während des RenHersteller kommen an Nachwuchstalent nens beide Modi verwenBord, verschieben beachtCélia Martin. Beim den. Zur Aktivierung des liche Budgets in Richtung Heimrennen in Berlin Attack-Modus wird eine elektrifiziertem Rennsport. holte sie nach einem blau markierte Zone auf Die Formel E ist so etwas starken Qualifying der Strecke überfahren, wie der unverbrauchte Star den vierten Podiumsdas Ganze erinnert an alte der Szene. Agag betrachplatz in Folge Videospiele. Die Rennen tet die Formel E als
Hinterradaufhängung und Software selbst entwickeln. Die 54-kWh-Batterien liefert McLaren Applied Technologies mit Sony und Lucid Motors
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Tradition trifft Zukunft Der Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Jaguar Land Rover, Felix Bräutigam, über Technologietransfer, Design und die Formel E Herr Bräutigam, warum scheint der Rennsport immer noch so wichtig zu sein?
Die Grundfesten von Jaguar entstanden im Motorsport der 1950er-Jahre. Der Rennsport war und ist nach wie vor das beste Labor, um zu lernen. Deshalb engagieren wir uns bis heute in der Formel E, in die wir 2016 als erster Hersteller eingestiegen sind. Was wir seitdem an Erfahrungen sammeln konnten, haben wir in großen Teilen in unser Serienauto, den Jaguar I-Pace, übertragen. Letztlich ist der Wagen so gut und sportlich
Botschaft, in Sachen Glaubwürdigkeit und um die Menschen für Elektromobilität zu begeistern. Warum aber ist es aus Ihrer Sicht immer noch so schwer, E-Autos zu verkaufen?
Grundsätzlich ist – wie bei jeder neuen Technologie – eine gewisse Anfangsskepsis zu überwinden. Zunächst hatten wir am Thema der Reichweitenangst zu arbeiten. Das hat sich meiner Meinung nach gelegt. Um jetzt die breite Masse zu überzeugen, braucht es vor allem eine gute Lade-Infrastruktur, dort dann standardisierte Zahlungssysteme und grundsätzlich stabile Rahmenbedingungen seitens des Gesetzgebers. Da besteht in Deutschland noch sehr viel Nachholbedarf. Kann man sich in einer solchen Transformation eigentlich auf seine traditionsreiche Vergangenheit berufen?
Felix Bräutigam „Mit der E-Mobilität hört der Spaß nicht auf“
geworden, dass wir unser Tourenwagenrennen, die I-PACE e-Trophy, ohne große Veränderungen auf dem Serienfahrzeug aufbauen konnten. Der Know-how-Transfer von der Rennstrecke auf die Straße hat eine lange Tradition. Funktioniert der vom E-Rennsport in die Serie einfacher, direkter?
Man muss schon feststellen, dass gerade bei der relativ jungen E-Mobilität die Innovationssprünge gigantisch sind. Motorsport ist hier ein effizienter Zeitraffer. Zu den Themen Elektromotor, Batteriemanagement und über die Batterie selbst können wir dort sehr schnell viel lernen und Know-how übertragen. Die Entwicklung des I-Pace lief parallel zu unserem Engagement in der Formel E. Was halten die, die letztlich Ihre Autos kaufen sollen, von der ganzen Sache? Inwieweit hilft Ihnen die Formel E?
Es gibt enorm viel Neugier. Wenn wir unsere Kunden an den Formel-E-Rennkurs in den großen Metropolen bringen, sehen sie, wie spannend E-Racing sein kann. Dann können wir den Bogen spannen und sagen: „Leute, mit E-Mobilität hört der Spaß nicht auf.“ Das ist eine wichtige 42
Tradition ist wichtig. Sie ist eine feste und sehr glaubwürdige Grundlage, um die Zukunft zu gestalten. So wie auch schlichtes und elegantes Design, reduzierter Luxus oder Fahrspaß, alles Markenkernwerte von Jaguar, immer aktuell und wichtig sein werden. Das Ganze modern interpretiert wie beim I-Pace, der als „World Design Car of the Year“ genauso bahnbrechend ist, wie es Ende der 1960er ein XJ war. Apropos Fahrspaß: Gleichzeitig positionieren Sie sich für das autonome Fahren, haben kürzlich eine Kooperation mit Waymo verkündet. Ein Widerspruch?
Neben der Elektrifizierung, Konnektivität, Shared-Mobility wird das autonome Fahren zukünftig sehr wichtig werden. Letzteres ist technologisch die größte Herausforderung. Wir tun gut daran, das in einer Partnerschaft zu machen. Wir sind froh, dass wir uns mit Waymo zusammentun konnten, die die meiste Erfahrung im autonomen Fahren mitbringen. Aber werden Autos dann nicht in ihrer Funktion austauschbar?
Meiner Meinung nach ist es eines der größten Missverständnisse anzunehmen, das autonome Fahren sei nur etwas für drohnenartige Robo-Taxis, bei denen man seine Individualität kurzzeitig abgibt. Ich glaube, dass genau das Gegenteil der Fall sein wird. Kunden, die es sich leisten können, werden sich dann ihr eigenes autonomes Auto kaufen. Ein hochwertiges Interieur, dafür steht Jaguar, um sich darin wohlzufühlen, zu entspannen oder zu arbeiten, wird genauso wichtig sein wie die Freude, selbst damit zu fahren. =n
Unterhaltung, deren Herzstück der Motorsportist.AufderRennstreckewird umjedenZentimeter,jedesHundertstel hartgekämpft,abseitsdesGeschehens herrschtJahrmarktatmosphäre. So auch in Berlin. Neben E-Autos, diemanwiedieneuenE-Scooterauch Probe fahren konnte, gab es LiveMusik,DJs,Food-Trucks.DieHangars inTempelhofbotenzudemausreichend Platz,umdasneuedreitägigeGreentech Festival zu beherbergen – eine Mischung aus Messe und Konferenz mit mehr als 60 Rednern und nicht weniger Ausstellern aus aller Welt. Was man eben meint zu brauchen, um die, die eigentlich mit Rennsport nichts gemein haben oder ohnehin alsverloreneSmartphone-Generation gelten,fürsichzugewinnen.Fürdie SerieundfürdieelektrischeMobilität. DennamEndesollendannschondie Produkte der engagierten Hersteller gekauftwerden. Technologietransfer zum Anfassen
DassdorteinHebelsitzt,hatJaguar für sich erkannt. Seit dieser Saison bekommen die Zuschauer bei ausgewählten Rennen auch die Jaguar I-Pace eTrophy, die erste TourenwagenseriefürE-Autos,zusehen.Zum Einsatz kommen weitgehend serienmäßigeFahrzeuge,deneneinSicherheitskäfigeingeschweißtwird,ergänzt durcheinestraffereFahrwerksabstimmungundeinengroßenHeckspoiler. Was man dort über Batteriemanagementusw.lernt,sohörtmanbeiJaguar und bei anderen, sei unersetzlich für die Straßenfahrzeuge. Daneben fährtJaguarmitdemTeamPanasonic JaguarRacinginderFormelE–und warauchdaeinerdererstenHersteller.AktuellsindDSAutomobiles,Nissan,derindischeHerstellerMahindra, daschinesischeE-Auto-Start-upNio, BMWundAudidabei.Indernächsten SaisonsteigenweiteredeutscheTeams ein:PorscheundMercedes-Benz(sieherechts).MercedeshatindieserSaisonHWARacelabvorausgeschickt,um Erfahrungen zu sammeln, und wird das Team zur nächsten Saison übernehmen. Berlinwarseit2015immerAustragungsort.AlseinzigeStadtüberhaupt. ObdannauchwiederdasGreentech Festivaldabeiist?MitgründerdesFestivalsistderehemaligeFormel-1-WeltmeisterNicoRosberg(s.S.14),dersich fürnachhaltigeMobilitätundTechnologienstarkmacht–undauchinder Formel E engagiert ist. Da schließen sichKreise. =n TEXTUNDINTERVIEW:PETERHOFFMANN FOCUS 25/2019
F oto: Jens Oellermann für FOCUS-Magazin
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Der EQ Silver Arrow 01 von Mercedes-Benz ist noch getarnt unterwegs
Porsche fährt mit seinem Formel-E-Fahrzeug die ersten Tests
Aufbruch in die Formel E Mit Porsche und Mercedes-Benz steigen ab der Saison 2019/2020 zwei weitere Top-Marken in die E-Rennserie ein. Wir wollen wissen, was sie an der Formel E so attraktiv finden WA R U M J E T Z T D E R E I N S T I E G I N D I E F O R M E L E ? Fritz Enzinger: Die Formel E ist das derzeit beste Umfeld, um die Entwicklung von High-Performance-Fahrzeugen in puncto Effizienz und Nachhaltigkeit voranzutreiben. Der Einstieg wurde bewusst auf die Markteinführung des Taycan, des ersten vollelektrischen Porsche, abgestimmt.
Toto Wolff: Die Serie ist für uns ein spannendes Start-up, das eine neue Zielgruppe anspricht. Ein Pluspunkt ist, dass die Rennen in den Innenstädten internationaler Metropolen stattfinden. Der Einstieg ist für uns der logische Schritt, um die neue Marke EQ positiv aufzuladen.
P R O F I T I E R E N S I E V O N E R FA H R U N G E N A U S A N D E R E N R E N N S E R I E N ? Fritz Enzinger: Ja, unser Formel-E-Team setzt sich aus Mitgliedern der ehemaligen LMP-1-Mannschaft (Le-Mans-Prototypen) zusammen. Die Erfahrungswerte bei der Hybrid- und damit auch E-Antriebstechnologie sind von großem Nutzen.
Toto Wolff: Absolut. Bei uns arbeiten Formel 1 und Formel E Hand in Hand. Bestes Beispiel ist die Entwicklung des Antriebsstrangs. Dieser wird für Mercedes-AMG bei High Performance Powertrains in Brixworth entwickelt.
E R F O L G T E I N T R A N S F E R VO N D E R F O R M E L E I N D I E E - S E R I E N FA H R Z E U G E ? Fritz Enzinger: Wir versprechen uns wichtige Impulse für die zukünftigen Serienmodelle. Der große Vorteil ist, dass wir in der Porsche-Motorsportabteilung und -Serienentwicklung die gleiche Infrastruktur nutzen – wie beispielsweise den gleichen Prüfstand.
Toto Wolff: Ja, sowohl in der Formel 1 als auch in der Formel E. Wir bringen Technologien an ihre Grenzen, und dieses Wissen fließt in die Serienentwicklung ein. Ein Beispiel: Energiemanagement und Brake-by-Wire (Bremsen per elektrischem Signal).
WA S S I N D D I E M E I L E N S T E I N E B I S Z U M E R S T E N R E N N E N ? Fritz Enzinger: In den kommenden Monaten stehen weitere Testfahrten an. Bis zur Homologation im Sommer stehen insbesondere die Optimierung des Antriebsstrangs, danach die Testtage aller Teams im Oktober im Vordergrund. Dann hat unser Fahrzeug auch offiziell Weltpremiere.
Toto Wolff: Wir lernen bereits in der laufenden Saison durch unser Engagement mit dem HWA-Team sehr viel und sammeln Erfahrungen – gerade was Batteriemanagement und Software-Entwicklung und die Abläufe angeht. Und dann kommt der Punkt, an dem wir uns auf den Fahrerkader festlegen müssen.
WA S V E R S P R E C H E N S I E S I C H A B S E I T S D E R R E N N E N U N D D E R T E C H N I K ? Bettina Fetzer: Wir wollen eine neue, urbane Zielgruppe in den Metropolen erreichen. Wir sind schon in diesem Jahr bei Rennen wie in Paris, Berlin oder in New York City präsent und ermöglichen Probefahrten im neuen EQC und smart EQ.
T ext: Peter Hoffmann
F otos: Hersteller
Fritz Enzinger: Wir werden die kommende Formel-E-Saison sicherlich dazu nutzen, den neuen Porsche Taycan beziehungsweise die Derivate einem breiten Publikum vorzustellen. Wann und wo hängt auch vom Rennkalender ab.
Fritz Enzinger spricht als Motorsportchef für Porsche
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Bettina Fetzer leitet seit November 2018 das Marketing bei Mercedes-Benz Cars
Toto Wolff ist als Motorsportchef bei Mercedes-Benz für alle Rennserien zuständig
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Sechs Fragen, die alle bewegen
Überlastet das Auftanken das Stromnetz?
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uf dem Papier scheint die Sache klar: Elektroautos laden am heimischen Ladeanschluss mit bis zu 22 Kilowatt (kW). Die örtlichen Stromverteilernetze sind aber nur für Dauerleistungen im einstelligen kW-Bereich pro Haushalt ausgelegt. Wenn es in einer Siedlung nun mehrere E-Autos gibt und alle gleichzeitig geladen werden, wird das Stromnetz überlastet. Zwar gab es tatsächlich bereits den Fall, dass ein Stadtnetz-Betreiber einem E-Auto-Besitzer die Installation eines 22-kW-Anschlusses in seiner Garage verwehrt hat. In der Praxis gibt es aber eigentlich kein Problem, denn der Durchschnittsautofahrer braucht diese
hohen Ladeleistungen nicht einmal annähernd. Die mittlere tägliche Fahrstrecke in Deutschland liegt bei knapp 40 Kilometern. Gängige E-Autos verbrauchen auf einer solchen Strecke sieben bis zehn Kilowattstunden – und diese Strommenge ist selbst an einer gewöhnlichen Schuko-Haushaltssteckdose innerhalb von gut vier Stunden nachgeladen. Verlegt man das Laden konsequent in die verbrauchsarmen Nachtstunden (über die Zeitsteuerung in allen E-Autos möglich), werden die lokalen Stromnetze nicht mehr belastet, als würden viele E-Herde gleichzeitig für den Sonntagsbraten sorgen. Günstiger Nachtstrom wäre Anreiz genug, damit die Zeitschaltung für die Nachtstunden wirklich genutzt würde. Die Stromnetze sind in der Lage, pro Haushalt ein bis zwei Elektroautos zu versorgen. Vor allem dann, wenn ihre Besitzer nicht „tanken“, wie sie es vom Verbrenner gewöhnt sind, sondern auch dann, wenn der Akku noch genug Leistung bereithalten würde. Die Gesamtmenge des zu produzierenden Stroms sieht zum Beispiel E.on unproblematisch. Auch, weil eine angenommene Reduzierung der Benzinnachfrage große Mengen an elektrischer Energie einspart. Ein weiterer Entlastungseffekt: die eigene Stromproduktion per Photovoltaik. Wenn der Strom auf diese Art dezentral erzeugt und verbraucht wird, dann entlastet das die überregionalen Stromnetze, die heute unter den Erneuerbaren ächzen. =n
E-Autos sind populär. Noch populärer aber sind die Klischees über sie. Was ist dran an den Mythen der neuen Mobilität?
Sind E-Autos immer teurer als vergleichbare Verbrenner?
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er erste vollelektrische Audi, der E-Tron quattro, kostet rund 80 000 Euro, der I-Pace von Jaguar liegt preislich ähnlich. Und ein e-Golf ist teurer als ein Golf GTI. Sind Elektroautos also nur was für Besserverdienende? Nein! Der Einstieg in die Elektromobilität auf vier Rädern kostet 99 Euro Leasing-Rate plus 59 Euro Akku-Miete pro Monat. Dafür bekommt man einen Renault Zoe – ein Auto, das außen nach Kleinwagen aussieht, innen aber erstaunlich viel Platz bietet und richtig Spaß macht. Doch auch bei elektrischen Kompaktwagen jenseits der 30 000 Euro lohnt es sich, genau nachzurechnen: Die Wartungskosten von Elektroautos liegen unter der Hälfte vergleichbarer Benziner. Wer mit Nachtstrom in der eigenen Garage lädt, der spart im Vergleich zum Diesel mindestens 30 Prozent Verbrauchskosten, im Vergleich zum Benziner über 50 Prozent. Über ein Autoleben kommen da Tausende Euro Ersparnis zusammen. Zudem wird die finanzielle Förderung für E-Autos bis Ende 2020 verlängert, was bis zu 4000 Euro Ersparnis bedeuten würde. Einen detaillierten Kostenrechner, der alle E-Autos mit konkurrierenden Verbrennern vergleicht, finden Sie übrigens auf www.efahrer.com. =n
Ist das E-Auto für die Langstrecke untauglich?
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ie Reichweitenangst, im Englischen „range anxiety“, ist das Totschlagargument im Zusammenhang mit Elektromobilität: Die vermeintlich fehlende Langstreckentauglichkeit ist nach einer Studie von EFahrer.com neben den hohen Kaufpreisen der meistgenannte Grund, der gegen ein E-Auto spricht. Die Wahrnehmung der vermeintlich zu geringen Reichweite ist den heute schwindelerregenden Reichweiten aktueller Diesel-Modelle geschuldet. Wer vom Diesel- auf ein Elektroauto umsteigen soll, glaubt, dass er für die gleiche Fahrleistung viel öfter zum „Tanken“ muss. Aber: Wer sein E-Auto über Nacht laden lassen
kann, der fährt jeden Tag mit einem vollen Akku und mit voller Reichweite los. Zudem unterstützen alle modernen Elektroautos den Fahrer dabei, nicht liegenzubleiben: Die Restreichweiten-Angaben zeigen die letzten Kilometer recht genau an, und in den Navigationssystemen sind Ladestationen hinterlegt. Die meisten Elektroautos bleiben übrigens nicht einfach stehen, wenn die Reichweite bei null angekommen ist: Der e-Golf zum Beispiel kann kilometerweit mit langsamster Geschwindigkeit zur nächsten Ladesäule kriechen. In der Praxis iert es deshalb auch kaum, dass ein E-Auto wegen Strommangels abgeschleppt werden muss. In den ADAC-Pannenstatistiken spielt der Fehler-Fall „Fahr-Akku leer“ jedenfalls noch keine Rolle. Zudem werden viele der neuen Modelle, die nun sukzessive auf den Markt kommen (s. Seite 32), über eine Reichweite jenseits der 300 Kilometer verfügen. Davon abgesehen, muss man sich fragen, wie oft man eine Strecke von deutlich mehr als 300 Kilometer in möglichst kurzer Zeit und am Stück – also ohne längere (Lade-)Pause – fahren will oder muss. Bei der Entscheidung für oder gegen ein E-Auto sollte sowieso auch immer das eigene Mobilitätsverhalten analysiert werden. =n
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Ist die Brandgefahr bei E-Autos hoch?
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Gibt der Akku schnell seinen Geist auf?
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o ähnlich wie der „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt im März bei der ARDTalkrunde „Hart aber fair“ äußern sich viele klassische Auto-Fans: Ein Auto muss vibrieren, Krach machen und auch ein wenig nach Benzin beziehungsweise Diesel riechen, um Charakter zu haben. Abgesehen davon, dass dieses Scheinargument im Rahmen einer Diskussion über den Klimawandel, wie in der Sendung von Frank Plasberg, recht fehl am Platz scheint, stimmt es auch einfach nicht. Der lebende Beweis sind die deutsch- und englischsprachigen Fan-Foren zum Beispiel von Tesla-Fahrern. Diese Menschen fühlen sich sehr verbunden mit ihren Autos, lieben
s gibt Bilder, die setzen sich im Kopf fest: Der britische TV- Richard Hammond rettet sich in letzter Sekunde aus einem brennenden Rimac-Prototyp. Das Besondere an dem Sportwagen: Seine 1000 PS erzeugt er rein elektrisch. Mehrere sehr schwere Unfälle mit leistungsstarken Teslas führten ebenfalls zu Bränden. Die Feuer entstehen, wenn bei einem Unfall einzelne Batteriezellen aufgerissen werden oder ein Kurzschluss zu einer Überhitzung von Zellen führt. Die Gefahr ist also real, doch gibt es in allen modernen Elektroautos mehrere Ebenen der Sicherung: extrem robuste Akku-Gehäuse zum Beispiel, die
ei einem E-Auto ist das teuerste Bauteil der Akku. Jetzt wissen wir von Laptops und Smartphones, die auch auf lithiumbasierte Akkus setzen, dass deren Ausdauer mit fortschreitendem Alter nachlässt. Auch ein Auto-Akku wird irgendwann zu schwach sein. Die Erfahrung mit Laptops und Smartphones zeigt: Im praktischen Einsatz halten die mindestens 1000 volle LadeEntlade-Zyklen aus. Die Lade-Elektronik in E-Autos geht allerdings sorgsamer mit den Akkus um: Sie werden zum Beispiel nie wirklich ganz vollgeladen oder ganz leergefahren. Das Schonen der Akkus führt zu längerer Lebensdauer. Für eine Beispielrechnung
sie richtiggehend. Speziell die Teslas führen dabei sogar ein Eigenleben: Die Autos gibt es schon immer mit sogenannten Easter-Eggs, also mit in der Bedienung versteckten, sinnbefreiten Spaßfunktionen. Das Model X zum Beispiel kann „Disco“ machen, dem Eigentümer winken und seit Neuestem furzen. Wenn das kein Ausdruck von Seele ist, dann wissen wir auch nicht. Davon einmal abgesehen, kann das Argument ja auch nur für diejenigen unter uns Bestand haben, die schon einmal einen Verbrenner gefahren haben (möglichst ein sportliches Modell, vielleicht auf einer Rennstrecke oder zufällig staufrei auf einer nicht geschwindigkeitsbegrenzten Autobahn). Diejenigen, die erst in den kommenden Jahren in den Genuss eines Führerscheins kommen, werden die Sache ohnehin grundlegend anders sehen. =n
verhindern, dass ein metallischer Fremdkörper in den Akku eindringt und einen Kurzschluss verursacht. Des Weiteren gibt es Sicherungen für das komplette Akku-Paket und in jeder einzelnen Zelle, die eine Überhitzung durch einen Kurzschluss verhindern. Zudem wird natürlich die Temperatur der Akku-Zellen permanent überwacht, um kritische Zustände zu erkennen, bevor ein richtiger Brand entsteht. Wie gut und sicher das funktionieren kann, zeigte ein Jaguar I-Pace in Holland: An dem Auto brannte – mutmaßlich aufgrund von Brandstiftung – der ganze Vorderwagen ab. Nicht aber der Akku. Wichtig dabei sind Relation zu und Vergleich mit Autos, die mit konventionellen Kraftstoffen fahren. Laut einem Bericht der „Auto Zeitung“ gibt es allein in Deutschland circa 15 000 Benzin- und Diesel-Autobrände pro Jahr. Nur wird man damit selten in den Medien konfrontiert. Das Löschen eines Akku-Brands setzt übrigens keine Raketentechnik voraus, sondern viel Wasser. Jede Feuerwehr sollte das beherrschen. =n
gehen wir trotzdem „nur“ von 1000 vollen Ladezyklen aus. Das heißt dann, dass die Lebensdauer des Akkus gleich seiner 1000-fachen Reichweite ist. Beim Kia e-Niro zum Beispiel bedeutet das über 400 000 Kilometer. In den USA gibt es dokumentierte Teslas, die bereits eine halbe Million Meilen (also etwa 800 000 Kilometer) hinter sich gelassen haben. Auch das Akku-Alter, unabhängig von der Lade-Entlade-Häufigkeit, scheint kein großes Problem zu sein: Den Nissan Leaf gibt es in Japan seit über acht Jahren zu kaufen. Ein deutlicher Anstieg der Akku-Defekte ist nicht bekannt. Muss ein Energiespeicher übrigens wegen zu kurz gewordener Reichweite ausgetauscht werden, ist das in der Regel kein Totalschaden für den Akku. Der wird zerlegt, überprüft, und die Zellen, die noch in Ordnung sind, werden dann für neue Tausch-Akkus verwendet. Diese Vorgehensweise führt dazu, dass Tausch-Akkus erstaunlich günstig gehandelt werden. In Japan zum Beispiel bietet Nissan sie zu Preisen ab 2300 Euro an. Ein Kupplungstausch bei einem modernen Verbrenner kann wesentlich teurer sein. Akkus, die für das Auto endgültig zu schwach sind, sind immer noch kein Sondermüll: Selbst mit 30 oder 40 Prozent Restkapazität können die Module noch verwendet werden – zum Beispiel in Anlagen für die Netz-Pufferung für erneuerbare Energien. Zellen, die selbst dafür zu schlecht geworden sind, lassen sich schließlich recyceln. =n
Josef Reitberger Der Initiator von EFahrer.com ist seit sieben Jahren auch Chefredakteur des „Chip“Magazins. EFahrer.com ist das E-Mobilitäts-Portal von FOCUS Online und „Chip“
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Illustration: Franziska Altmann
Sind E-Autos wirklich seelenlos?
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Jetzt mal ehrlich Darf man Oldtimer elektrisieren? Zwei Motorjournalisten – Vater und Sohn – reden Klartext
Pro
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Bitte nicht so aktionistisch
von Jan Weizenecker
von Dr. Friedbert Weizenecker
ch höre schon die empörten Aufschreie. Man dürfe einem historischen Auto doch nicht seine Seele nehmen. Da wird einerseits darüber diskutiert, ob man die weit gereiste Avocado noch ohne schlechtes Gewissen essen darf, während es die Deutschen, wenn es um ihr „heilig’s Blechle“ geht, nicht so genau nehmen. Der E-Motor ist das Antriebskonzept der Zukunft. Aber was ist mit unseren Autos von gestern – mit den Oldtimern? Warum nicht etwas für das eigene „Car-ma“ tun und sich im Heiligenschein des „warm glow of giving“ sonnen? Warum nicht die formschönen alten Stinker freiwillig mit einem E-Motor bestücken und mit grünem Strom mobilisieren? Wir nutzen unsere Classic Cars ohnehin meist nur für kurze Strecken, also
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Contra
Bitte nicht so rückwärtsgewandt
ist Reichweite kein Thema. Benziner und Diesel haben uns Wohlstand gebracht, das Auto zum nationalen Heiligtum aufsteigen lassen. Selbst einen Ablasshandel in Form von Verschmutzungsrechten sind wir bereit, dafür hinzunehmen. Dass diese Rückwärtsgewandtheit auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder geht, sollte inzwischen aber bei jedem Gasfuß-Fan angekommen sein. Wenn wir also mit unserem Blechschätzchen in Zukunft leise surrend umherrollen, können selbst abtrünnige Nachbarn nicht mehr die Nase rümpfen: klassische Win-win-Situation und Ausdruck von moderner Aufklärung, würde ich sagen. =n Jan Weizenecker würde Oldtimer gern mit grünem Strom füttern und dann leise dahinrollen
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ürde jemand auf die Idee kommen, seine mechanische Rolex mit einem elektrisch angetriebenen Quarzwerk zu versehen? Er würde wohl verständnisloses Kopfschütteln ernten. So ähnlich geht es mir, wenn ich höre, dass jemand den schönen Verbrenner in seinem Oldtimer gegen einen Elektromotor tauschen möchte. Ich selbst habe vor vielen Jahren einen Mercedes SL 190 günstig erstehen können. Ein schlichter Benziner mit einem richtigen Vergaser und einem Verbrauch von neun Litern. Zuverlässig, ohne Macken. Da werden keine Komponenten ausgetauscht und weggeworfen, da wird repariert. Das ist nachhaltig! Nach seinem Winterschlaf in der Garage drücke ich im Frühjahr fünf- bis zehn-
mal auf den Startknopf, dann legt er wie ein Uhrwerk los. Ohne davor seine Batterie aufladen zu müssen! Denn Verbraucher, die den Saft der Starter-Batterie aufsaugen könnten, sucht man vergeblich. In der Garage riecht es nach Benzin und Öl – ich liebe diesen Geruch. Solche Kunstwerke darf man doch nicht ausweiden und ihre mechanischen Herzen ersetzen. Nur als Ganzes behält ein Oldtimer seinen zeitlosen Charme. Ein E-Antrieb im Oldtimer wäre ein Anachronismus. Aber was ist mit den Abgasen? Die Umwelt kommt mit den wenigen Oldtimern bestimmt klar. Sie rollen ja nur an schönen Tagen und für kurze Strecken über die Straßen. =n Dr. Friedbert Weizenecker findet, dass Oldtimer mit E-Antrieb ein Frevel wären
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F otos: Hersteller (1), privat
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Dieser Text zeigt evtl. Probleme beim Text an
NEUE TERMINE 2019 Reisepreis im Doppelzimmer p.P. Termine: 27.-30.6.2019, 5.-8.9.2019, 10.-13.10.2019, 17.-20.10.2019, 14.-17.11.2019
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Lamborghini, Ducati, Pagani, Ferrari und Italien. Begeben Sie sich auf eine viertägige Reise in die faszinierende Welt der italienischen Edelschmieden: zu Lamborghini, Ferrari, Pagani und Ducati. Erleben Sie auf dieser Rundfahrt das «Tal der Motoren», wie die Region zwischen Bologna und Modena genannt wird. Das feurige schwarze Pferd und der wilde Stier konkurrieren seit Jahrzehnten um die Krone des italienischen Rennsports und faszinieren mit Geschwindigkeit, Raffinesse und dem Sound ihrer Motoren. Bella Italia ist das Land der Motor Mania und das Land des Dolce Vita – des mediterranen Klimas, der kulinarischen Genüsse und jener lebensfrohen Mentalität. Treten Sie ein in die spektakuläre Welt des italienischen Rennsports. Abgerundet wird die Reise im Stile des Dolce Vita – genießen Sie italienische Köstlichkeiten und erleben Sie das entspannte Lebensgefühl.
REISEPROGRAMM 1. TAG
Flug von Frankfurt nach Bologna, Aperitif mit Programmbesprechung, Ausflug «Edelschmiede Lamborghini» – mit Besichtigung der Produktion, des Werksmuseums und des Ferruccio Lamborghini-Privatmuseums – sowie von Fabio Lamborghini begleiteten Lunch mit Spezialitäten der Emilia-Romagna in einer Trattoria.
2. TAG
Ausflug «Die faszinierende Welt von Ducati, Maserati und des exklusiven Herstellers Pagani» – mit Besichtigung des Ducati-Werks und -Museums, Besuch des Landguts Panini mit Parmigiano-Verkostung und Besichtigung des Maserati-Museums sowie Besichtigung des Unternehmens Pagani Automobili – und Weinprobe mit Verkostung von regionalen Köstlichkeiten auf einem Landgut.
3. TAG
Ausflüge «Bolognas historische Altstadt» – mit Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten des Stadtzentrums – und «Auf den Spuren des Rennsports bei Ferrari in Maranello» – mit Besichtigung des Ferrari-Museums und Busrundfahrt durch das Werk (inklusive), Gelegenheit zu einer Probefahrt mit einem Ferrari (fakultativ) – sowie Abendessen im direkt gegenüber des Ferrari-Werkes gelegenen, vom feuerroten Mythos geprägten Ristorante «Cavallino».
4. TAG
Transfer zum Flughafen Bologna und Rückflug zum Ausgangsort.
REISELEISTUNGEN
› Flug von Frankfurt nach Bologna und zurück (inklusive Luftverkehrsteuer, Flughafen- und Sicherheitsgebühren)
› Transfer Flughafen – Hotel – Flughafen › 3 Übernachtungen mit Frühstücksbuffet im 4-Sterne-Hotel «AC Hotel Bologna» in Bologna (Landeskategorie)
› 1 Lunch mit Fabio Lamborghini im ausgewählten Restaurant (am 1. Tag) › 1 Verkostung von Parmigiano auf dem Landgut der Familie Panini (am 2. Tag) › 1 Weinprobe mit Verkostung von regionalen Spezialitäten auf einem Weingut (am 2. Tag) › 1 Abendessen im Restaurant «Cavallino» (am 3. Tag) › Ausflug «Edelschmiede Lamborghini» mit Besuch des Lamborghini-Werks und des Werksmuseums sowie des Ferruccio Lamborghini-Privatmuseums › «Die faszinierende Welt von Ducati, Maserati und des exklusiven Herstellers Pagani» mit Besichtigung des Ducati-Werks und -Museums, des MaseratiMuseums der Familie Panini und des Werks von Pagani › Ausflug «Bolognas historische Altstadt» › Ausflug «Auf den Spuren des Rennsports bei Ferrari in Maranello» mit Besuch des Ferrari-Museums und Werksrundfahrt mit dem Bus › Qualifizierte, deutschsprechende Reiseleitung › Ausführliche Reiseunterlagen ZUSÄTZLICH BUCHBAR › Einzelzimmerzuschlag F 170,› Ferrari-Probefahrt (rund 20 Minuten) F 100,› Flug ab/bis Düsseldorf, München oder F 100,Stuttgart (Aufpreis, Umsteigeverbindung möglich) › Flug ab/bis Berlin, Hamburg, Hannover F 150,oder Amsterdam (Aufpreis, Umsteigeverbindung möglich)
BUCHUNG UND BERATUNG
Veranstalter: Mondial Tours MT SA, Locarno, Schweiz; Mindestteilnehmerzahl: 20 Personen. Bei allen Flügen sind Umsteigeverbindungen möglich. Bildnachweis: © Lamborghini (2x) und fotolia.com © Sashkin.
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Mondial Tours GmbH Im Lehrer Feld 24 89081 Ulm Telefon 0731/966 96-27, Fax 0731/966 96-40
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Dieser Text zeigt ANDI evtl. ProWITTMANN HARDNINE 10.0 bleme beim Text an
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