Der Schwarzer Adler Des Dacotahs y1u3r

Inhaltsübersicht

I In den Westen2

II Ein edles Herz

III Der Apostel

IV Karl und Hélène

V Der Gefangene der Dacotahs

VI Wasser!

VII Die Mormonenkavalkade

VIII Feuer auf der Wiese

IX Herzensrecht

X Komplikationen

XI Der einsame Reiter

XII Ein unerwarteter Führer

XIII Armer Waupee!

XIV Die Leiden eines Propheten

XV Ein Duell in der Wüste

Epilog

I

In den Westen

Die Zivilisation wird von einer ungeheuren Kraft beseelt, die sie zu grenzenloser Ausdehnung antreibt; wie der ungeduldige Dampf, der von einer feurigen Flamme aufgewirbelt wird, ist sie immer am Sieden, bereit, sich über die bekannten Grenzen hinaus auszubreiten. Die Zivilisation ist die fortwährende Bewegung der Menschheit, immer auf der Suche nach dem Unendlichen.

Aber auf seinem Weg hinterlässt er Spuren, oft elende oder blutige, - Wracks, die auf den Ozean des Schicksals geworfen werden; - er zerstört, während er schafft; er macht Ruinen, während er sein Gebäude festigt; er verschlingt jeden, der mit ihm kämpfen will.

Vor kaum zwei Jahrhunderten durchstreiften Völker, die man Wilde nannte warum Wilde? -, die Urwälder der Neuen Welt in ihrer freien Trägheit, ihrer einsamen Freiheit, ihrer sorglosen Ignoranz gegenüber dem Rest des Universums.

Die Zivilisation ist wie eine Lawine über diese glücklichen Gegenden hinweggefegt und hat die Wälder und ihre wandernden Gäste - Indianer, Büffel, Gazellen oder Leoparden - mitgerissen; sie hat die Wüste und ihre tiefen Geheimnisse verdrängt; sie hat alles absorbiert.

Heute werden Zeitungen dort gedruckt und verkauft, wo die Delaware, Mohikaner oder Huronen einst die Friedenspfeife rauchten; die Börse wird dort gehandelt, wo einst die Büffel brüllten; Nähmaschinen werden dort hergestellt, wo die indianische Squaw das Pemmikan des Jägers zubereitete; die Eisenbahn hat die Pfade der Sioux auf dem Kriegspfad ersetzt; Strümpfe werden dort verkauft, wo die Helden kämpften.

Und nach und nach zog sich der Rote Mann, der echte, der Herr der Wüste, zurück, kämpfte erst, floh dann, bat schließlich um Gnade... - bat, ohne sie zu erhalten! um einen letzten Platz auf dem Land seiner Vorfahren, um neben ihren alten Knochen zu schlafen.

Rollt die Lawine, stürzt die Nationen aus der Wüste und rollt den unaufhaltsamen Hang hinunter, der zum Ozean führt. Bald wird der Indianer gelebt haben, er wird eine Legende sein, ein Schatten, ein Mythos; man wird von ihm sprechen, wie von einer Fabel; und dann wird man nicht einmal mehr von ihm sprechen; das Vergessen wird alles verschlungen haben.

Bitte folgen Sie uns in diese fast verschwundene Welt: Die Prärien von Oregon bieten uns Gastfreundschaft, die große und majestätische Gastfreundschaft, die Gott dem Menschen in der Wüste gewährt.

Der Morgen war herrlich: frisch und fröhlich von der nächtlichen Ruhe, sandte die Sonne ihre ersten Strahlen aus, um im Kelch der Blumen Myriaden von Perlen zu sammeln, die der Tau gesät hatte; jedes Blatt des Waldes, von einem goldenen Pfeil beleuchtet, sandte um sich herum smaragdgrüne Reflexe; jeder Hügel wurde rot; jede rosafarbene Wolke schien ein Nest zu suchen, um ihre Frische zu bewahren. Die Vögel sangen, die Äste rauschten, die Bäche murrten; alles war Freude in der Luft und auf der Erde, und aus der unermesslichen Wüste stieg die unaussprechliche Harmonie auf, mit der der Schöpfer jeden Tag begrüßt wird.

In einer jener Baumgruppen, die die Gleichförmigkeit der ewigen Rasenflächen so malerisch unterbrechen, befand sich das rustikale Lager einer Pionierkolonne. In der Mitte der kreisförmigen Schanze, die von den Wagen gebildet wurde, stand unter dem Laub eines Tulpenbaums ein hübsches weißes Zelt, das von weitem wie ein großer Schwan aussah, der auf dem Rasen schlief.

In den Waggons konnte man das kräftige Atmen der Schläfer hören; dieses friedliche Echo des Schlafes erregte eine melancholische Träumerei und einige Anzeichen von Neid bei dem Wächter, der über das Seelenheil der Reisenden wachte.

Der Vorhang des kleinen weißen Zeltes öffnete sich und gab den Blick auf den hübschen Kopf eines jungen Mädchens frei; ihr langes, gewelltes Haar, so blond wie der reife Weizen, fiel ihr üppig über die Schultern, während ihre beiden niedlichen kleinen Hände vergeblich versuchten, es zu einem breiten Zopf zu flechten; Ihre schwarzen Augen mit blauen Reflexen beleuchteten ein frisches, rosafarbenes Gesicht; ein freudiges Lächeln belebte ihre bezaubernde Gestalt beim Anblick der Pracht der Morgendämmerung; mit dem Sprung einer Gazelle stürzte sie aus dem Zelt und schritt mit dem Gang einer Fee oder einer verzauberten Prinzessin über den Rasen.

Sie sah Blumenbüschel, die von den schweren Füßen der Männer und Pferde verschont geblieben waren, und lief hin, um sie zu pflücken, wobei sie lachend ihre Hände in den duftenden Tau tauchte.

- Und jetzt", sagte sie zu sich selbst, mit entzücktem Blick über die weite Ebene, "machen wir einen kleinen Ausflug auf die Wiese! Es ist kein Spaziergang, dem befestigten Zug der Wagen zu folgen, in dem ich mich gefangen fühle. Lass uns zu den Blumen gehen! Lass uns auf die Felder gehen! Wie schön wird es sein, auf diesem Gras im Morgenwind zu laufen!

Esther Morse (so hieß sie) ging in ihr Zelt, nahm einen rustikalen Strohhut, der mit schönen karmesinroten Bändern verziert war, setzte ihn sich auf den Kopf und ging mit halbherzigem Gesang davon.

Sie ging an dem Wachposten vorbei, der sich, müde von der schlaflosen Nacht, träge auf sein Gewehr stützte. Er war ein stattlicher junger Mann, groß und stark: Als er den jungen Wanderer sah, zuckte er zusammen, als hätte er eine Erscheinung gesehen.

- Es ist nicht meine Aufgabe, Ihnen Ratschläge zu erteilen, Fräulein Esther", murmelte er, "aber seien Sie auf der Hut; man weiß nicht, welche Rothäute hinter den Felsen dort drüben auf der Lauer liegen.

- Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Abel Cummings", antwortete sie mit einem freundlichen Lächeln, "ich möchte nur einen Spaziergang auf dem Rasen machen. Ich werde vor dem Mittagessen zurück sein.

- Wenn Engel auf die Erde kämen, würde ich glauben, einen gesehen zu haben", dachte er, während er ihr beim Weggehen zusah.

Bald hatte sie die Umzäunung des Lagers durchquert; ohne sich um die Gefahr zu kümmern und ganz versunken in den Reiz der reizvollen Landschaft, die sie umgab, lief Esther zu dem Bach, dessen frisches Murmeln im Wald zu hören war. Unterwegs hüpfte sie von Blüte zu Blüte, pflückte rechts und links wie eine Morgenbiene. Als sie am Wasser ankam, konnte sie nicht widerstehen, einen Blick auf sich selbst zu werfen: Nie hatte dieser Wüstenspiegel ein schöneres Gesicht widergespiegelt; das junge Mädchen nutzte die Gelegenheit, um eine Landtoilette zu machen und einen Blumenkranz in die dicken Zöpfe ihres

üppigen Haares zu stecken.

Plötzlich ließ ein heimliches Geräusch sie aufschrecken; sie lauschte einen Moment lang, zitterte und sah sich hastig um. War es der Wind in den Zweigen ...? das ferne Donnern einer galoppierenden Büffelherde ...? oder der vorsichtige Schritt eines großen grauen Wolfes ...? oder, oh Schreck! der unsichtbare Marsch des wilden Indianers auf der Suche nach Gefangenen oder Haaren ...?

Auf den ersten Blick, den sie hinter sich warf, sah sie in einiger Entfernung eine Indianerin stehen. Esthers erste Bewegung war es, auf das Lager zuzulaufen, um der Verfolgung durch die Indianer zu entgehen; aber bei ihrem ersten Schritt spürte sie, wie eine Hand in die losen Falten ihres Kleides griff: die Indianerin war an ihrer Seite.

- Sieh mich an", sagte dieser mit gutturaler, aber zärtlicher und harmonischer Stimme, "sieh mich an, nicht meinen Feind. Hat Paleface die Laramis vergessen? Das Gedächtnis weißer Frauen ist nicht so gerade wie das Herz roter Frauen.

Für einen Moment gefror Esther das Blut in den Adern; sie hatte in dem jungen Indianermädchen die Tochter eines befreundeten Stammes wiedererkannt, dem die Reisenden einige Wochen zuvor begegnet waren.

- Die weiße Frau war gut zu mir. Hat sie mich schon vergessen? Erkennt sie die Frau eines großen Sioux-Häuptlings nicht mehr?

Das junge Indianermädchen, das von den aufgehenden Sonnenstrahlen hell erleuchtet wurde, war in ihrer ganzen Vollkommenheit der seltene Typus einer wilden Schönheit. Eine schlanke und geschmeidige Statur, die sich mit

katzenhafter Anmut aufrichtete; kleine Füße, die mit koketten Mokassins aus weißem Fell geschmückt waren; langes, seidiges, braunes Haar mit goldenen Strähnen; große Gazellenaugen, tief und nachdenklich; das Profil eines Adlers, das gleichsam mit der Physiognomie einer Taube verschmolz; all das machte sie zu einem bewundernswerten Geschöpf, das man nicht so leicht vergessen konnte.

- Ja", sagte Esther, "ich erinnere mich gut an dich, aber was war dein Grund, dich so weit von deinem Stamm zu entfernen? Ich hätte nicht gedacht, dass indianische Frauen die Angewohnheit haben, sich so weit von ihren Wigwams zu entfernen und ihre Ehemänner zu verlassen.

- Waupee hat keinen Ehemann mehr.

- Wie meinen Sie das? Es ist noch keinen Monat her, da sah ich dich als Frau eines großen Kriegers, der auf der Jagd berühmt war.

- Eines Tages kam eine Frau, die so schön wie eine weiße Rose war, zum Wigwam des Schwarzen Adlers. Der Krieger vergaß seine Frau Waupee, und sein Herz schlug für das weiße Kleid. Waupee hat keinen Ehemann mehr.

- Waupee! (Ich verstehe Sie nicht.

- Der Krieger wollte den Mond nicht mehr ansehen, als die goldenen Strahlen der Sonne sein Augenlid trafen.

- Du sprichst in Rätseln zu mir; erkläre dich deutlich.

- Der Schwarze Adler hat seine Augen auf die Schönheit des Bleichgesichts gerichtet", sagte die Indianerin und drückte ihren Finger auf Esthers Brust.

- Du irrst dich in mir!", antwortete Esther mit einem besorgten Lächeln.

- Meine Zunge folgt dem geraden Weg der Wahrheit.

- Aber das ist Wahnsinn! Er wird mich nicht mehr sehen; er wird mich vergessen, Waupee! und es werden wieder schöne Tage für dich kommen.

- Der rote Mann vergisst nie.

- Und Sie haben einen weiten Weg hinter sich... Sie sind so weit gekommen, um mir das zu erzählen?

- Der Wigwam von Waupee tut mir leid.

- Du hast ein anderes Motiv... Sprich, sprich, ich flehe dich an.

- Lass meine weißgesichtige Schwester ihr Ohr neigen, damit Waupee ihr geheime Worte zuflüstern kann", sagte die Indianerin mit gesenkter Stimme und

blickte sich ängstlich um, "die Wälder, die Gewässer und die Felsen haben Ohren.

- Oh, du erschreckst mich zu Tode, was wirst du mir sagen?

White Hawk stellte sich auf seine kleinen Füße, um Esthers Ohr zu erreichen, und umarmte sie eilig:

- Der Schwarze Adler der Sioux ist dem Bleichgesicht auf den Fersen und will sie zu seiner Gefangenen machen.

- Horror! es könnte schon zwischen uns und dem Lager meines Vaters stehen; danke! danke! guter Waupee, ich...

- Ruhe!", unterbrach sie und beugte sich auf den Boden, um zu lauschen; die Erde zittert unter den Füßen der Pferde, aber sie sind noch weit weg. Lass meine bleiche Schwester zu ihrem Volk laufen und lass sie nicht weitergehen. Das Auge des Schwarzen Adlers ist durchdringend, seine Füße sind leicht, sein Herz kennt weder Mitleid noch Furcht.

- Und du, Waupee?

- Der Große Geist wird mich führen. Die arme Indianerin hat ihr Leben riskiert, um Sie zu retten: Sie werden sie nicht vergessen...

Im selben Moment zuckte Waupee wie von einer Schlange gebissen zusammen und verschwand ohne ein Wort im Dickicht.

Sich selbst überlassen, verharrte Esther einige Sekunden lang regungslos und unsicher; dann floh sie mit der Schnelligkeit eines verängstigten Rehs in Richtung Lager. Als sie spürte, dass ihre Beine unter ihr nachgaben, hielt sie einen Moment inne, um zu Atem zu kommen, und bückte sich, während sie entsetzt lauschte, um mit der Hand ein paar Tropfen Wasser aus dem Bach zu nehmen.

Als sie aufstand, um wieder zu fliehen, öffnete sich das Gebüsch neben ihr mit einem Knall, eine dunkle Gestalt erschien: es war der Schwarze Adler der Sioux.

- Igitt!", kam die gutturale, verhaltene Stimme des Wilden.

Gleichzeitig nahm er das verängstigte Mädchen in seine roten Arme und trug es fort, wie der Vogel, dessen Namen er trug, es mit einer Taube getan hätte.

II

Ein edles Herz

- Abel Cummings! Was machen Sie hier, mein guter Mann? Komm mal kurz her.

Während er sprach, stieg ein älterer Mann von gutem Aussehen und guter Laune aus einem großen Wagen, der ihm als Schlafzimmer gedient hatte.

- Was mache ich, Sir? Mal sehen, ob Miss Esther dort auftaucht. Sie ist heute Morgen losgezogen, ein bisschen leichtsinnig, wie ich finde.

- Ihr könnt euch sinnvoller beschäftigen, als dem kapriziösen Gang einer Frau zu folgen. Lassen Sie sie laufen; wir werden sie bald in vollem Galopp kommen sehen. Lassen Sie uns daran denken, alles für die Abreise vorzubereiten.

- Aber Sir, es gibt überall in diesen Wäldern indianische Vagabunden; wer weiß, was sie dem Mädchen antun könnten?

- Vielleicht essen sie es", sagte der Vater mit einem herzhaften Lachen.

Verärgert über diese Antwort wandte sich der junge Mann scharf ab und vergaß

für eine Stunde seine Ängste inmitten des Trubels der Vorbereitungen. Mehrere seiner Begleiter teilten jedoch seine Besorgnis, da sie den Leichtsinn des Mädchens gut kannten, das bisher gewohnt war, sich jeder Laune hinzugeben.

Ihr Vater selbst, obwohl er scheinbar gleichgültig war, blickte immer wieder in die Richtung, in die Esther gegangen war. Dieses bezaubernde Kind war die einzige Überlebende einer geliebten Familie; sie war das einzige und letzte Glück ihres Vaters, der, durch den aufeinanderfolgenden Tod seiner Frau und seiner Söhne im Herzen verwundet, Einsamkeit und tiefe Ruhe im fernen Westen suchte.

Es war Mittagszeit; das Mädchen kam nicht zurück. Einige Augenblicke vergingen in immer gespannterer Erwartung, und bald wurde das Herz aller von der Vorahnung einer unbekannten Katastrophe ergriffen. Alle Augen richteten sich ängstlich auf die Prärie, aber sie sahen nichts, überall Bäume, Wiesen, so weit das Auge reichte, ein paar Geier in der Luft, aber kein menschliches Wesen; nur eine zerzauste Schar wilder Pferde erschien und verschwand wie ein Blitz am Rande des pulverigen Horizonts; dann nahm die Wüste wieder ihre einsame und leblose Physiognomie an.

Dieser flüchtige Vorfall erinnerte den alten Mann daran, was zu tun war.

- Setzt eure besten Pferde in den Sattel, Kinder!

Dieser Befehl, der mit herzzerreißender Stimme ausgesprochen wurde, wurde von den besorgten Dienern mit einer Art von Wut ausgeführt.

- Abel Cummings! Führe uns, du hast sie als Letzter gesehen.

- Ja, Sir... Ich...

- Keine unnützen Worte, sondern schnelle und energische Taten! Die Sicherheit meiner Tochter hängt davon ab. Ich verspreche dem Ersten, der mir Nachricht von ihr bringt, hundert Dollar. Auf die Pferde, meine Freunde! Lasst uns alle gehen, außer denen, die zur Bewachung des Lagers bleiben.

Sofort wurde die Umzäunung neu gebildet, das Vieh eingesperrt, Wachen aufgestellt; jeder Mann war bewaffnet und bereit zum Aufbruch.

In diesem Moment sah man in der Ferne einen wolkigen Punkt, der sich zu bewegen schien. In der Wüste ist alles von Bedeutung; jeder dachte, dass dieser kaum sichtbare Wirbelwind indianische Herumtreiber, sowohl Diebe als auch Mörder, verbergen könnte.

Die Wolke näherte sich; die kleine Truppe wartete mit klopfendem Herzen, Gewehr oder Messer in der Hand.

In wenigen Sekunden war er in Sichtweite; zwei Reiter erschienen, die auf schaumbedeckten Pferden den Raum verschlangen.

Der erste ritt ein prächtiges Tier, ganz schwarz wie Ebenholz, mit Ausnahme eines weißen Sterns auf der Stirn. Nie war ein edlerer Reiter in der Luft, seine Augen brannten, seine Ohren waren nach vorne gerichtet, seine Mähne wehte.

Sein Reiter, unerschüttert im Sattel, ohne Rücksicht auf den rasenden Galopp, führte ihn mit einer Hand und schien ihm, auf seinen Hals gestützt, voraus zu sein.

Als er das Lager erreichte, hielt der Reiter sein Pferd so kurz an, als hätte er es am Boden festgenagelt. Das edle Tier verharrte regungslos, ohne dass ein Zucken oder Flattern seiner Seiten auch nur den geringsten Anschein von Müdigkeit verriet.

- Wer sind Sie? Was wollen Sie? Ohne zu antworten, warf der Neuankömmling einen kurzen Blick auf alle um ihn herum, dann sprang er geschmeidig wie ein Panther auf den Boden und stürmte in das Gehege.

Er war das prächtigste Exemplar eines Trappers an der Grenze: hochgewachsen, gerade wie eine Kiefer, drahtig wie eine Stahlfeder, trug er hoch und stolz einen schönen Kopf mit langem, schwarzem Haar, einem dichten, grauen Bart und Augen, die stechend und kühn wie die eines Falken waren.

Sein pittoresker Hirschlederanzug war mit Fransen und Stickereien verziert, und sein breiter Sombrero war mit goldenen Borten geschmückt. Ein Langgewehr, Pistolen und ein großes Jagdmesser vervollständigten seine Ausrüstung.

Er war in der Tat ein würdiger Sohn jener kühnen Pioniere, die Schritt für Schritt die unerforschten Regionen des amerikanischen Westens eroberten und riesige Flüsse, unzugängliche Berge und grenzenlose Prärien überquerten; Er jagte abwechselnd den Graubären, den Indianer, den Büffel, den Panther; er schlief auf Bäumen, in Sümpfen, auf felsigen Gipfeln, im Schnee oder neben Vulkanen; aber er schlief nur mit einem Auge, immer mit dem Gewehr in der Hand, dem Messer im Gürtel, mit gespannten Nerven und wachsamen Ohren.

- Wer bin ich, Fremder?", antwortete der Neuankömmling in ruhigem Ton, wie ein Mann, der seinem Haus die Ehre erweist; "Sie haben von Kirk Waltermyer gehört.

- Waltermyer? Ich glaube, dieser Name ist mir schon zu Ohren gekommen.

- Das glaube ich auch, Fremder; ja, ich bin bestens bekannt, von den Tannenbäumen Oregons bis zu den letzten Grenzen von Texas. Frag Lemoine, meinen Kameraden, ob wir nicht in jeder Hazienda den Fandango getanzt, in jedem Wald gejagt und an jedem Fluss in dieser Gegend gefangen haben.

Sein Begleiter (der zweite Reiter) nickte zustimmend. Er war ein Halbblut französischer Abstammung, wie es viele unter den Jägern und Trappern an der Grenze gibt. Von kräftiger Statur, mit strenger und schroffer Miene, sanftmütig und schnell im Handeln, war Lemoine ein gesuchter Freund und ein gefürchteter Feind.

Seine Ausrüstung ähnelte der von Waltermyer, nur war sie weniger extravagant.

- Ja", sagte Morse, "ich habe von Ihnen gehört, ich erinnere mich jetzt; ich erwartete Sie in der Nähe des Salzsees zu finden; meine Absicht war, Sie zu fragen, ob Sie ein Führer für das Walla-Walla-Tal sein würden.

- Das ist nicht schwer, Fremder", antwortete der Trapper mit einem breiten Lachen, "ich würde dich mit geschlossenen Augen überall hinführen.

- Nun gut, ich glaube Ihnen, und wir werden später darüber sprechen. Zunächst möchte ich Sie fragen, was Sie hier tun.

- Ich reite mein Pferd! Mein gutes, starkes, leichtes Pferd auf Stahlbeinen. Ach, Fremder, er ist keiner deiner Mustangs; er ist ein reinrassiges Tier, das sein Gewicht in Diamanten wert ist.

- Das weiß ich; aber lassen Sie uns über Ihr Geschäft sprechen: Soweit ich weiß, ist dieser Weg für Sie nicht üblich.

- Ich sage nicht nein; einige der Burschen dieses Teufelskindes, Brigham Young, haben mich über hundert Köpfe verärgert... Ich bin kein Mann, der dieses Spiel spielt; ich sage euch.

- Hundert Köpfe, was bedeutet das?

- Man merkt, dass Sie aus dem Osten kommen. Rinderköpfe: Wir wollen verstehen. Aber es ist ihnen nicht gelungen, sie mir zu stehlen, denn sie wissen, dass mein Gewehr eine besondere Art hat, sein Wort zu sagen, wenn man vergisst, das Gekaufte zu bezahlen.

- Ich verstehe, und jetzt hören Sie mir zu: Meine Tochter ist heute früh im Lager spazieren gegangen; ich habe Angst.

- Lemoine", unterbrach Waltermyer grob und runzelte die Stirn, "erinnerst du

dich an die roten Strolche, die wir in der Prärie gesehen haben, wo sie vorgaben, wilde Pferde zu jagen? Ich sage euch, das waren Schurken, die bei den Reisenden Wache hielten; sie haben das Mädchen mitgenommen. In welche Richtung ist sie gegangen, Fremder?

- Dort drüben, hinter dem Wäldchen.

- Die Schurken wurden dort überfallen, um etwas Schlimmes zu tun! Sie haben sie mitgenommen, ich wette zwölf schöne Felle. Lemoine, geh mit dem, der sie zuletzt gesehen hat, bist du es? - und schauen Sie, ob Sie die Spur finden.

Als der Franzose mit Abel Cummings gegangen war, fuhr er fort:

- Dieser Kerl ist ein echter Bluthund, er hat ein feines Ohr wie ein Reh, er ist schlauer als ein Fuchs, vertrau ihm.

Während er sprach, nahm er seinem Pferd Sattel und Zaumzeug ab und ließ es in aller Ruhe auf dem feinen, duftenden Gras grasen.

Nach einer halben Stunde, in der das Warten länger als ein Jahrhundert schien, erschienen die beiden Forscher wieder.

- Nun! Lemoine?

- Das Mädchen wurde entführt, das ist sicher; von einem Inder, da bin ich mir

sicher. Es gibt noch eine andere Mokassinspur, die aber kleiner ist, und es gab dort auch eine Squaw (Indianerin). Ich wage zu behaupten, dass die beiden Frauen miteinander sprachen, dann ließen sie voneinander ab, und in diesem Moment stürzte sich einer dieser Söhne des Teufels, die zusahen, auf sie, trug sie in den Hinterhalt, wo ihre Gefährten warteten; dann warf er das Mädchen quer über den Sattel, und sie rannten alle davon wie schwarze Diebe.

- Wenn du das sagst, ist es wahr, ich glaube dir.

- Wir sahen eine Gruppe von Wildpferden vorbeiziehen", sagte Mores, "aber sie hatten keinen Reiter.

- Sie reden wie ein Kind, armer Mann", sagte Waltermyer in einem professoralen Ton, "wie ein Kleinkind, das die Prärie nicht kennt. Auf jedem Pferd saß ein Indianer, aber jeder Schurke hing, hinter seinem Pferd versteckt, mit einem Fuß am Sattel; sie trugen das Mädchen zu zweit fort, indem sie es zwischen den Pferden hielten. Das ist ein alter Trick, der mich nicht täuscht. Aber wohin gingen sie, diese wilden Wölfe, die hungrig nach frischem Fleisch waren? Waren sie auf dem Weg nach Westen? Sie überquerten also den südlichen . Ich zerbreche mir den Kopf, um herauszufinden, warum sie ein so mittelmäßiges Spiel als Mädchen entführt haben.

Keiner konnte eine Antwort finden. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens beugte sich Lemoine zu seinem Ohr und flüsterte nur diese Worte:

- Die Mormonen.

- Ganz recht, Freund, ganz recht, tausend Schüsse! Fremder, bist du den Weg

von Laramis gegangen?

- Ja, wir sind dort mehrere Tage geblieben.

- Gab es irgendwelche Anhänger des heiligen Propheten, wie sie ihren höllischen Schurkenführer nennen?

- Ja, viele von ihnen. Wir haben sie dort gelassen.

- Und haben sie Ihre Tochter gesehen?

- Jeden Tag. Mehrere von ihnen besuchten uns, und einer von ihnen schien sehr begierig darauf, mit uns zu sprechen.

- Was für ein Mann war er?

- Er ist dick und groß, hat eine gute Figur und eine gewisse Gentleman-Attitüde.

- Schwarzes, glänzendes Haar, weich wie Seide; eine Narbe auf der Wange?

- Genau; ich erinnere mich sehr gut daran.

- Ich kenne ihn, Fremder.

- Sie? ... das ist nicht unmöglich.

- Ich möchte, dass mein Gewehr in einen Rohrkolben verwandelt wird, wenn jemals ein verdammterer Schurke den Namen der Menschheit entehrt hat. Er ist das fleischgewordene Laster, der niederträchtigste und dreisteste Schurke, den es gibt... Wenn du deine Tochter finden willst, geh und suche sie im Nest dieser Schlange, in der Stadt des Salzsees.

- Gott bewahre! Der Tod wäre eine Freude...

- Ich sage, was du sagst, Fremder. Und wenn du alles wüsstest, was ich weiß, würde das Blut aus deinem Herzen fließen.

- Oh, Waltermyer, was kann ich tun, um sie zu retten? Sie ist mein einziges Kind, mein einziger Besitz... Komm einem armen Vater zu Hilfe. Hilf mir, Waltermyer! Rette sie und alles, was ich besitze, gehört dir.

Der ehrliche Trapper streckte seine breite, gebräunte Hand aus.

- Ich werde mit dir gehen, Fremder. Hier ist meine Hand, die Hand eines treuen Mannes, der keine Angst hat. Was das Geld angeht, so gibt es keinen Grund, darüber zu reden; ich habe noch nie für eine gute Tat Geld verlangt. Kirk Waltermyer ist kein Bettelindianer oder Händler von Menschenfleisch. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich nur eine Belohnung akzeptieren, armer alter Vater

- einen herzlichen Händedruck.

- Gott segne dich, gutes Herz, doch lass uns eilen, denn diese Qualen übersteigen meine Kräfte.

- Wir werden gehen, es sei denn, Sie haben einen besseren Rat. Aber nein! Hier verschwindet der Stolz der Zivilisation: Ihr Männer der Städte, die ihr euch an eure steinernen Gefängnisse klammert, unerbittlich und nur in einer Sache geübt seid - euch zu verkaufen und zu kaufen wie Pferde -, ihr hört nichts vom Leben in der Wüste, eure Herzen sind nicht einfach und aufrichtig... Aber lasst uns nicht unsere Zeit mit Worten verschwenden. Lasst sechs eurer besten Reiter auf eure schnellsten Pferde steigen und folgt mir gut bewaffnet. Du, Lemoine, bleibst beim Konvoi und führst ihn nach Fort Bridger; dort wartest du auf Nachricht von mir, die dich jede Stunde erreichen kann. Nur Mut, alter Vater! Waltermyer wird dafür sorgen, dass Sie Ihre Tochter wiedersehen, oder es wird nicht mehr genug Wasser im Salzsee sein, um Brigham Young zu ertränken.

Sofort, ohne ein weiteres Wort zu sagen, schirrte der Jäger sein Pferd an und bestieg es mit der ganzen Anmut und Leichtigkeit eines Arapahoë, jener Zentauren der Wüste.

Dann machten sie sich auf den Weg und gingen lange Zeit schweigend weiter, jeder träumte von diesem seltsamen und unglücklichen Abenteuer.

III

Der Apostel

Die Anhänger von Joseph Smith, der sich selbst als Märtyrer des Fanatismus bezeichnete, zogen, nachdem sie den Ruin ihrer Siedlung in Illinois gesehen hatten, wie das Volk Israel in alter Zeit durch die Einsamkeit zum Salzsee.

In der Nacht, in der unsere Geschichte beginnt, hatten sie ihre Zelte am grasbewachsenen Ufer des Swec-Water River aufgeschlagen.

Bevor sie den Independence Rock erreichten - einen in den Boden gehauenen Berg, viereckig und zinnenbewehrt wie eine alte Festung - mussten sie das "Teufelstor" durchqueren; dieser Name wurde mit Bedacht gewählt, denn der damit bezeichnete führte zum Tal der Heiligen. War derjenige, der den Ort so benannt hatte, von einem prophetischen Instinkt bewegt worden? Hatte er die Ankunft der Visionäre, von denen wir sprechen, vorhergesehen?

Es lag etwas Anziehendes und Patriarchalisches in der Erscheinung dieser Menge, die wahllos dem Meister folgte und naiv ihre Zelte in der Wüste aufschlug, ohne Bedauern über die Vergangenheit, ohne Angst vor der Zukunft. Die Sonne vergoldete mit ihren letzten Strahlen die schwimmenden Dächer der improvisierten Hütten; alle waren mit den Vorbereitungen für das Nachtlager beschäftigt; die jungen Mädchen sangen beim Melken der Kühe; die kleinen Kinder plapperten; die aufgeweckten Jugendlichen brachen in freudiges Gelächter aus. In der Zwischenzeit bereiteten die Mütter der Familie die Betten und das Essen für die Abendmahlzeit vor; die Männer entzündeten große Feuer

mit Reisig, das hier und da gesammelt wurde. Andere waren dabei, die schweren Wagen im Kreis aufzustellen, die als Bollwerk gegen den Angriff indianischer Übeltäter oder gegen den Sturm dienen sollten.

Die Luft war weich, die grauen und rosafarbenen Wolken zogen über den Himmel und verschmolzen am Ende des Horizonts mit den Abenddämpfen, die vom feuchten Boden aufstiegen und sich zu einem purpurnen Nebel verdichteten.

Und inmitten dieser herrlichen Natur, die überall den göttlichen Schöpfer verkündete und die erhabene Harmonie ihrer unzähligen Stimmen zu ihm emporsteigen ließ ... inmitten der Wüste, wo allein die Hand Gottes so viele schwache Existenzen stützte, gab es ein Volk, das sich beim Bau eines goldenen Kalbes verausgabte, um nur ihn anzubeten!

Es muss gesagt werden, dass es unter dieser wandernden Schar mehr Blinde als Sehende, mehr Narren als Schurken, mehr Betrogene als Betrüger gab. Ein Mann war der verführerische Dämon, die betrügerische Schlange, die all diese einfältigen und leichtgläubigen Gemüter verführt hatte. Er hatte die unwissende Menge mit magischen Versprechungen, mit verführerischen Bildern verführt; er hatte ihnen ein neues Eden versprochen. Für alle seine Dummköpfe war er der PROPHET: Als er gesprochen hatte, war alles gesagt.

Im Grunde war er nichts anderes als ein raffinierter Intrigant, ein genialer Schurke, der die Massen des Volkes auszubeuten verstand, der alles für seine Zwecke einsetzte und sich an der Beute seines Volkes zu bereichern verstand.

Er hatte, wie man im Theater sagt, den Körperbau seines Berufes: eine regelmäßige und ausdrucksvolle Gestalt, feine Gesichtszüge, eine anzügliche Rede, eine oberflächliche, aber eingängige Beredsamkeit, unendlichen Stolz und

Egoismus, höllische Ausdauer und Kühnheit, gepaart mit einer noch höllischeren Heuchelei.

Sie war der Engel des Bösen mit ihren Schönheiten und ihrer Schlechtigkeit.

Als die letzten Schimmer der Feuerstellen zu flackern begannen und die Stunde des Schlafes nahte, stimmte der Prophet mit vibrierender Stimme die Abendhymne an; der ganze Stamm antwortete ihm sofort, und mehrere Minuten lang wiederholten die klangvollen Felsen der Umgebung diese ernste, für die Wüste zweifellos neue Harmonie.

Dann erloschen die Feuer, die Menge schlief ein, alles im Lager wurde still und unbeweglich: ein paar Wachen, die an den Enden der Umzäunung standen, hoben sich schwarz vom grauen und unklaren Hintergrund des Horizonts ab.

Aber Thomas Elein - so lautete der Vulgärname des Propheten - verspürte keine Lust zu schlafen; er hatte sein Zelt sorgfältig am Rande des Lagers aufgeschlagen, so dass er die Umzäunung unbeobachtet verlassen konnte.

Er stand einige Augenblicke lang in seiner Tür und nahm eine geheimnisvolle und nachdenkliche Haltung ein. Seine Anhänger hätten sich seltsam geirrt, wenn sie gedacht hätten, dass er fromme Bestrebungen oder mystische Pläne in seiner Seele hatte. Er dachte an sein Geschäft, an nichts anderes.

- Ja", murmelte er zwischen seinen zusammengepressten Lippen, "ja, mein Plan wird ein voller Erfolg. Ich habe mich noch nie einem Menschen unterworfen; mein Schicksal wird sich entscheiden. - Ah, was höre ich denn da? - Aber nein, es kann nicht das Geräusch sein, das von meinen Ohren gewünschte Signal: es

ist der monotone Refrain, mit dem der Wachposten seine langen Stunden der Wachsamkeit verbringt. Es ist Mitternacht, all die Dummköpfe, die mir glauben, schlafen fest und träumen zweifellos von dem leuchtenden Tal, von dem ich ihnen so oft erzählt habe. Was soll ich jetzt damit machen? Oh, ich werde eine neue Geschichte für sie finden: und sie werden mir immer noch glauben!... und sie werden mir immer noch ihr Vermögen anvertrauen!... Sicherlich wäre ich ein Narr, wenn ich mich nicht gut um diese goldene Gans kümmern würde.

Damit nahm unser Mann ein Paar Pistolen und ein Jagdmesser aus seinem Gürtel und entfernte sich dann mit katzenhafter Vorsicht von seinem Zelt. Geschickt bewegte er sich hinter den Wagen und erreichte so unbemerkt den Wald.

- Diese Wächter sind echte Mumien; morgen früh werde ich ihnen eine Lektion erteilen, die sie sich merken werden!

Die plötzliche Berührung einer Hand auf seiner Schulter unterbrach seinen Monolog; eine dumpfe Stimme flüsterte ihm ins Ohr:

- Der bleiche Anführer kann die Sterne nicht gut beobachten.

- Ah! Bist du das, Schwarzer Adler?

- Der rote Mann wartete: Als der Mond hinter den Bäumen aufging, war er da; er hatte sich schon lange gelangweilt und lehnte an einem Baum.

- Ja, ich gebe zu, ich bin ein bisschen spät dran: aber jetzt, wo ich hier bin, sagen

Sie mir, ob Sie Erfolg hatten?

- Hat das Bleichgesicht seine Versprechen vergessen?

- Nein, das Gold ist fertig, Sie werden zu gegebener Zeit bezahlt.

Schildern Sie mir Ihren Fall.

- Wer seine Beute fangen will, muss sich erst an sie heranpirschen. Wenn die Kitze sich von ihrem Zuhause entfernen, sind die Wölfe ihnen bald auf der Spur.

- Ja, ja; rede nicht in Gleichnissen zu mir.

- Black Eagle hat ein scharfes Auge, einen starken Arm und ein schnelles Pferd.

- Möge der Himmel dich mit deinen indischen Umschreibungen verwirren! Erzähl mir von dem Mädchen, roter Mann! Haben Sie sie?

- Sie ist hier, weint und fragt nach dem Wigwam ihres Stammes...

- Sie haben es also weggenommen!

- Wie der Adler von den Bergen die Taube aus dem Tal wegträgt.

- Sie haben sie also hierher gebracht? Genau hier! Wo ist sie?

- Die blasse Squaw kann nicht reiten wie die Kinder der Prärie; sie ist so schwach wie ein zwei Tage altes Lamm, ihr Herz schlägt wie das eines Vogels, der von einer Schlange fasziniert ist.

- Was hat das zu bedeuten?", sagte Thomas Elein herrisch und runzelte die Stirn, "warum hast du sie nicht auf ein Pferd gebunden und hierher gebracht, nur für den Fall? Meine Leute hätten sich um sie gekümmert wie...

- Wie der Wolf sich um das Lamm kümmert! Trotz der Kühnheit und des Zynismus, mit denen er gepanzert war, senkte Thomas seine Augen unter dem funkelnden Blick des wilden Häuptlings.

- Das iert manchmal", antwortete er und verbarg seine Verlegenheit mit einem unangenehmen Lächeln, "aber wo ist dieses Mädchen?

- Im Lager der Sioux.

- Ich muss sie jetzt sofort sehen!

- Der bleiche Führer mag wie ein Kind sein, oder wie eine Frau, die von einer Nacht zur anderen ihre Gedanken vergisst, oder wie eine Schlange, die sich den

Tod gibt!

- Nein, nein! Ich habe meinen Plan für den Moment geändert. Sie sagen, es ist sicher?

- Wie ein Hase im Wald...

Oder besser gesagt: in den scharfen Klauen einer Falle. Und ist ihr Vater ihr auf der Spur? Weiß er, wer sie entführt hat?

- Der rote Mann geht im Wasser, die Strömung nimmt seine Spur auf.

- Kümmere dich gut um sie, halte sie wie deinen Augapfel, denn sie ist für mein Herz die Rose von Saaron und die Lilie des Tales.

Der Trotz der gereizten Leidenschaft ließ ihn seine alte Heuchelei vergessen, der Prophet ließ den rohen und brutalen Menschen durchscheinen.

- Das Zelt des roten Mannes ist so sicher wie das eines Bleichgesichts.

- Nun, Sie kennen unseren Plan. Im wildesten Teil des Cañons (Durchgangs), an den Pforten des Teufels, werde ich mich auf dich stürzen und sie befreien; sie wird dankbar sein, denn ein Herz ist sensibel und liebevoll, und... der Trick wird erledigt sein! Seien Sie sicher, dass Sie auf Ihrem Posten sind.

Bei diesen Worten wandte er sich von seinem Begleiter ab; kaum hatte er zwei Schritte getan, als er zu ihm zurückkehrte, um eine letzte Empfehlung auszusprechen, doch der Wilde war bereits wie ein Schatten verschwunden.

Thomas kehrte ins Lager zurück und hatte tausend Gedanken im Kopf. Er hatte wenig Vertrauen in die Treue von Black Eagle, der selbst ein Betrüger und Hochstapler war und ihn nach ihm beurteilte. Dieses Misstrauen, das durchaus begründet war, beunruhigte ihn zutiefst.

Trotzdem schlüpfte er ohne Unfall durch die Wagen, kehrte in sein Zelt zurück und schlief dort bald ein. Er sah aus wie ein prädestinierter Mann, der von Engeln gewiegt wurde und im siebten Himmel träumte; der Heuchler handelte sogar im Schlaf.

Der Indianer, der sich das Gold seines berüchtigten Gönners gesichert hatte, machte sich vorsichtig auf den Weg zum Fluss, stürzte sich in die Strömung, folgte ihr bis zum Fuß eines dunklen Felsens, der das Wasser überragte, erreichte das Ufer, schüttelte seine nassen Kleider ab und versank im Dickicht.

Von seinen wilden Instinkten getrieben, hatte er seine Pläne zusammengefasst und bereitete sich darauf vor, sie auf seine Weise auszuführen. Sein doppeltes Ziel war es, die versprochene Belohnung zu erhalten und seine Pläne zu verwirklichen. Thomas hatte nicht Unrecht, wenn er seinen guten Glauben in Frage stellte.

Eine Stunde später, als das erste Licht der Morgendämmerung anbrach, kam Schwarzer Adler aus dem Wald und kehrte zum Lager der Indianer zurück.

IV

Charles und Hélène

Amerika hat sich so schnell gewandelt, dass es heute Paläste und Städte an Orten gibt, an denen vor fünfzig Jahren nur wilde Hütten zu sehen waren. Die Urwälder sind verschwunden, ihre ängstlichen Heerscharen sind geflohen, die geheimnisvollen Pfade haben keinen Schatten mehr; an ihrer Stelle sehen wir luxuriöse Villen, Gärten, Gewächshä, Volieren, zahme Vögel, gelehrte Affen; die Eisenbahn hat den Pfad getötet; livrierte Diener trinken Tee, während sie über ihre Herren schwärmen, wo die indianische Squaw die Sklavin des Kriegers, seines Herrn und Tyrannen war.

In einer dieser prächtigen Residenzen lebte die Familie Saint-Clair, eine der reichsten in der Umgebung von Saint-Louis.

Ein junger Mann von vierundzwanzig Jahren, der einzige Erbe dieses Namens, Charles Saint-Clair, der mit seiner Mutter lebte, war der Besitzer dieses schönen Anwesens. Sein aristokratischer Geschmack war seines großen Vermögens würdig; jedes Jahr gab er beträchtliche Summen für die Vergrößerung seines Besitzes aus.

Sein Großvater, Marius Saint-Clair, ein gebürtiger Franzose, war Mitglied der großen Hudson's Bay Company, die für den Pelzhandel gegründet worden war und enorme Gewinne erzielte. Wie die meisten seiner Gefährten hatte er eine Tochter der Dacotahs geheiratet, eines großen Stammes, der Ochente Shacoan (Nation des Sieben-Feuer-Rates) genannt wird und von den Händlern als Sioux

bezeichnet wird.

Marius Saint-Clair, einst reich, beschloss mit seiner Frau, die Wälder zu verlassen, und kam nach Saint-Louis, um seinem einzigen Sohn eine sorgfältige Ausbildung zu ermöglichen.

Kurz nach dieser Rückkehr ins zivilisierte Leben starben der Vater und die Mutter. Das Waisenkind blieb noch zwei Jahre in der Schule; kaum hatte es sie verlassen, lernte es in der Welt ein bezauberndes junges französisches Mädchen kennen, die Tochter eines adligen Emigranten, deren geistreiche Anmut von soliden Tugenden begleitet wurde.

Georges Saint-Clair verliebte sich unsterblich in sie und heiratete sie, obwohl sie fast unvermögend war. Diese Verbindung, die durch völlig zufällige Umstände zustande kam, war glücklicher, als es Ehen aus Neigung gewöhnlich sind; die beiden jungen Eheleute schufen sich ein wahres irdisches Paradies, in dem die Geburt eines kleinen Engels ihr Glück bald vervollständigte.

So vergingen ein paar Jahre, so schnell wie glückliche Jahre eben vergehen; alles lächelte dem glücklichen Paar zu, das Leben hatte nichts als Rosen für sie, der Himmel und die Erde hatten nichts als Lächeln.

Eines Nachts fiel der schwarze Todesengel auf dieses wohlhabende Haus. Als die junge Frau erwachte, fand sie ihren Mann erfroren neben sich: Er war von einem Schlaganfall getroffen worden.

Madame Saint-Clair, die mit ihrem kleinen Charles allein gelassen wurde, fand sich mit dem Witwenstand ab, obwohl sie jung und hübsch war und von allen

bewundert wurde. Sie setzte die gastfreundlichen und prächtigen Traditionen ihres Hauses fort, verstand es jedoch, die für ihre Stellung so gefährlichen Fallstricke zu vermeiden und das Erbe der Ehre, das sie ihrem Sohn vorbehalten hatte, zu bewahren.

Aus dem zierlichen Baby wuchs Charles zu einem stattlichen jungen Mann heran, voller Anmut und Würde. In seinem warmen, farbenfrohen Teint, seinem seidigen schwarzen Haar, seinen Adleraugen, seinem geschmeidigen, unbeschwerten Gang spiegelte sich auf charmante Weise seine indische Herkunft wider; in seiner weichen, lebendigen Stimme, seinen fein aristokratischen Händen und Füßen, seinem feinen, intelligenten Verstand erkannte man seine französische Abstammung.

Er war außerdem perfekt erzogen, ein Gentleman in jedem Sinne des Wortes: ein kühner Reiter, ein guter Tänzer, geschickt in allen Körperübungen, und er besaß eine ebenso solide wie vielseitige Ausbildung.

Er besaß ein Feingefühl, das bei jungen Männern seines Alters sehr selten ist, besonders in der heiklen Frage der Liebe. Für ihn war diese Leidenschaft eine heilige und ernste Sache; Frauen waren in seinen Augen Engel; ein Liebesversprechen schien unantastbarer als ein Eid.

Charles Saint-Clair war verliebt, mehr noch, er war verlobt.

Eines Abends sah ihn seine Mutter, die auf ihrem mit Blumen geschmückten Balkon auf ihn wartete, in vollem Galopp aus der Stadt kommen. Am Fuß der Treppe sprang er ungeduldig zu Boden, ließ das Zaumzeug seines Pferdes in die Hände des Dieners fallen, der auf ihn wartete, und stieg die Treppe hinauf, ohne ein Wort gesagt zu haben.

Als seine Füße beim Vorbeigehen auf die weichen Teppiche trafen, erkannte seine Mutter bald, dass er sehr aufgeregt war.

Als er die Tür des Salons öffnete, saß Madame Saint-Clair am Fenster auf einem kleinen karmesinroten Samtsofa; der junge Mann blieb einen Moment stehen und lächelte seine Mutter an, - ein Sonnenstrahl zwischen zwei Wolken. Mehr als ein Maler hätte danach gestrebt, dieses bezaubernde Bild des Interieurs wiederzugeben; die schöne Patrizierin, immer noch jung und schön, halb in Blumen und Grün getaucht, streitet sich mühelos mit zwei exquisiten antiken Statuen auf dem Balkon hinter ihr um den Preis der Anmut und Schönheit; die Wohnung ist reich an Farben, vergoldet von den wärmsten Reflexen der untergehenden Sonne; und inmitten dieser leuchtenden Aureole steht der junge Mann, der seinen ausdrucksvollen Kopf stolz aufrichtet, seine Taille geschmeidig und elegant.

Nachdem er einige Augenblicke nachgedacht hatte, fiel Charles nichts Besseres ein als dieses Wort, das immer das erste ist, wenn das Herz spricht:

- Mutter!

Sie schauderte, ließ ihr Buch fallen und presste eine Hand auf ihr Herz.

- Was ist das, mein Kind?

- Können Sie mich hören? Habe ich Sie gestört?

- Ich war in die Lektüre vertieft... ein bisschen in den Wolken... danke, dass Sie mich in die Realität zurückgeholt haben.

Der junge Mann nahm den Band in die Hand und schaute, ohne darüber nachzudenken, auf den Titel: Es war ein medizinisches Buch über Herzkrankheiten.

- Mein Gott! Meine Mutter! Was liest du da?

- Oh, nichts, ich weiß nicht, es ist mir einfach eingefallen. Was ist los mit dir, Charles, deine Augen sind lebendig!

- Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich Helen Worthington niemals heiraten werde.

- Kind, schon wieder ein Liebesstreit?

- Nein! Nein! Es ist nicht so, wie du denkst, Hélène hat kein Herz, ich will nicht mehr an sie denken.

- Helene, herzloses! liebes Kind, du behandelst sie sehr hart, wie mir scheint.

- Ich behandle sie so, wie sie es verdient, Mutter. Unsere gegenseitigen

Verlobungen sind für sie wie ein Spinnennetz, das sie mit einer Handbewegung wegfegt. Vor nicht einmal einer Stunde sah ich sie in der bevölkerungsreichsten Straße von St. Louis, am Arm dieses elenden Zwergs, des jungen Houston, hängen.

- Das ist nicht möglich! Sie ist zu so etwas nicht fähig.

- Besser noch: Sie schwang sich liebevoll auf seinen Arm und flüsterte. - Ja, Mutter, - flüsterte sie ihm vertraulich ins Ohr.

Madame Saint-Clair schien überrascht zu sein, aber sie war zu klug und zu zurückhaltend, um einem voreiligen Eindruck nachzugeben. Nach einer kurzen Bedenkzeit sagte sie zu ihrem Sohn mit großer Sanftmut:

- Hélène mag schwindlig sein, mein Sohn, aber das ist eine Unvollkommenheit der Jugend, sie ist erst sechzehn. Ich bin überzeugt, dass sie Sie liebt.

- Sie mag den Reichtum und die Stellung, die wir ihr bieten können.

- Ich glaube, Sie sind zu streng, Charles.

- Ich, streng? Eine Frau sollte nicht mit der Liebe eines Mannes spielen.

- Das ist wahr, meine Liebe; aber Gedankenlosigkeit...

- Was werden Sie sagen, wenn ich Ihnen sage, dass ich mich bereits mehrmals zu diesem Thema geäußert habe?

- Vielleicht waren Sie nicht vorsichtig genug; man ist manchmal herrisch, ohne sich dessen bewusst zu sein.

- Du bist gut, zu gut, meine Mutter. Was Sie mir jetzt sagen, würde mich trösten, wenn ich nicht wüsste, dass Hélène versucht, mich durch Voreingenommenheit zu entmutigen... wenn ich nicht klar sähe, dass sie sich an den Arm dieses Menschen wirft, um mich zu vertreiben.

- Ist das wirklich so, Charles?

- Ich werde nicht zulassen, dass ich die Wahrheit verfälsche. "Miss Worthington", verkündete ein Diener. In der Hitze des Gesprächs hatten weder Mutter noch Sohn den Diener kommen hören, und beide zuckten zusammen, als er genau die Person ankündigte, von der sie sprachen.

- Lassen Sie mich rein", sagte Madame Saint-Clair, richtete sich auf und drückte ihre Hand wieder an ihre Seite.

Der Diener zog sich zurück, und sogleich hörte man ein leises Stimmchen, begleitet vom Rascheln von Musselin, von der Treppe herauf rufen:

- Wo bist du, meine schöne Mutter, ist es hier? Oh, Charles, ich habe nicht

erwartet, dich hier zu finden", fügte ein schönes, goldhaariges Mädchen hinzu, das ihm ihre dunkelblauen Augen zuwandte, "warte einen Moment, lass mich deine Mutter küssen.

Wütend warf sie sich vor Madame Saint-Clair auf die Knie, nahm sie in die Arme und reckte ihre rosigen Lippen, um einen Kuss zu empfangen, den ihre Freundin ihr ernsthaft gab.

- Und jetzt...", fuhr sie fort, erhob sich und streckte Charles ihre kleine, unbekleidete Hand entgegen, die noch ganz warm aus ihrem parfümierten Gefängnis war... "Wie kannst du meine Hand nicht berühren?

Und sie hob es an, um die Zöpfe in ihrem Haar zu glätten.

Sie ist kein Schmetterling, der zweimal an der gleichen Stelle landet; denken wir nicht daran.

Dann zog sie mit einer unbedachten Kopfbewegung ein Kissen heran und setzte sich zu den Füßen von Madame Saint-Clair.

- Oh, meine süße schwarzäugige Mutter, wie lange habe ich dich schon nicht mehr gesehen!

- Ich bin immer noch für dich da, Hélène", antwortete Madame Saint-Clair kalt.

- Aber ich hatte so viel zu tun! Charles, siehst du wütend aus? Was hat das alles zu bedeuten?

Sie reichte ihm erneut die Hand und schenkte ihm einen bezaubernden Blick, dessen Besorgnis unter ihren langen Wimpern nur schlecht zu verbergen war. Nur wenige Menschen hätten dieses freundliche und anmutige Kind verachten können.

Unnachgiebig und hartnäckig wie ein Liebhaber, antwortete Charles nicht.

- Sei nett, Charles. Ich denke jetzt, dass ich dich seit drei langen Tagen nicht mehr gesehen habe. Wie kannst du mich nur so behandeln?", beharrte sie, etwas bewegt von dieser anhaltenden Kälte.

- Ich bin vor nicht einmal einer Stunde auf der Straße an Ihnen vorbeigegangen", antwortete Charles ernst. Das Mädchen errötete.

- Wirklich? Ich habe Sie nicht gesehen.

- Das stimmt, Sie waren zu beschäftigt.

- Wo war ich... oh je, ja, ich erinnere mich; ich habe mit Mr. Houston gesprochen; er erzählte mir von...

Als sie Charles' großen schwarzen Augen begegnete, die sie bis ins Innerste ihrer

Seele zu erforschen schienen, hielt sie inne, und eine helle Röte überzog ihr Gesicht vom Haaransatz bis zu ihren weißen Schultern.

- Helen, wie kannst du mit einem so schlechten Mann zusammen sein?

Der ernste Ton, in dem Charles diese Frage stellte, machte deutlich, dass er nicht die Absicht hatte, sie in diesem Punkt zu verspotten; aber Helen hörte statt auf wahre Weisheit eher auf ihre Instinkte der Koketterie und Bosheit.

- Von allen meinen Bekannten sind Sie der einzige, der diesem Herrn nicht gerecht wird.

- Einen solchen Charakter kann man nicht beurteilen. Ein junges Mädchen wie du kann das nicht verstehen.

- Aber sie wird überall empfangen.

- Außer zu Hause, und dafür habe ich gute Gründe.

- Charles, ich sehe, was es ist: Sie sind eifersüchtig. Daraufhin schlug das benommene Mädchen wie ein Kind die Hände zusammen und vergrub lachend den Kopf im Schoß von Madame Saint-Clair.

- Nein, Helen", antwortete der junge Mann, "ich bin nicht eifersüchtig; das wäre nicht das Gefühl eines ehrbaren Mannes.

- Seien Sie also großzügig, lassen Sie dem armen Jungen das zukommen, was er wert ist.

- Helen, hören Sie mir zu.

- Ich höre zu, aber fassen Sie sich kurz: Ich habe große Angst vor Schimpfworten.

- Dies ist eine ernste Angelegenheit zwischen uns, die zu einer Trennung führen kann.

Das Mädchen wurde rot vor Rührung und stand auf, ihre Augen funkelten.

- Nun, Sir, was wollen Sie von mir?

- Ich bitte Sie, keinen weiteren Kontakt mit dem jungen Houston zu haben.

- In der Tat!

Hélènes Stimme nahm einen spöttischen Ton an, der sich nur schlecht verbergen ließ.

- Ich möchte, dass du aufhörst, mit ihm zu reden, nicht mehr mit ihm zu gehen.

Und ob ich nun Einsiedler oder Nonne werde, was ist Ihnen lieber?

- Keiner von beiden. Sie wissen, dass ich die Gesellschaft liebe, und ich sage Ihnen gern, dass Sie ihre schönste Zierde sind. Geben Sie also frei und offen zu, was ich von Ihnen verlange, und alles wird gesagt werden. Sie sehen diese Salons, wie oft haben Sie sich dort mit der Elite des Adels getroffen. Wenn ich einmal verheiratet bin, wird sich mein Geschmack nicht ändern. Aber ich möchte nicht, dass ein Mann, von dem ich eine schlechte Meinung habe, der Vertraute meiner Frau und mein Gast wird, obwohl ich es bin; das kann ich Ihnen sagen.

- Sie fangen wirklich an, Ihre Zensur an mir und meinen Freunden ein bisschen zu schnell auszuüben!

In Helens Stimme lag etwas, das den jungen Mann schockierte.

- Die Frau, die ich heirate, sollte nicht einmal im Verdacht stehen, einen Zensor zu brauchen", antwortete er trocken.

- Verdächtigt! Sir! Verdächtigt!

- Verstehen Sie mich nicht falsch. Gott bewahre, dass ich dich in irgendeiner Weise belaste. Ich bin im Gegenteil sicher, dass es Ihre unschuldige Offenheit ist, die Sie den Schatten des Bösen berühren lässt.

- Das Böse! ach Herr! ! Sie erhob sich auf ihre kleinen Füße und stand ihm wie eine schöne Furie gegenüber. Der Sturm der Wut, der über sie hinwegfegte, ließ sie jede Zurückhaltung, jede Verheimlichung vergessen; in diesem Augenblick hätte sie ihr ganzes Lebenswerk in Fetzen gerissen, so empört war sie über die strengen Wahrheiten, die sie hörte - Wahrheiten, die sich von den honigsüßen Worten des verräterischen Houston deutlich unterschieden.

- Du missverstehst meine Worte", sagte Charles schmerzhaft und überrascht, "also lass mich mich vollständig erklären. Dieser Houston kann kein geeigneter Begleiter für irgendeine Frau sein, am allerwenigsten für diejenige, die die Herrin dieses Hauses sein soll. Du bist jung, du weißt nicht, was überall über diesen Mann gesagt wird; wenn es anders wäre, würdest du nicht in dieser Unvorsichtigkeit verharren, die dein und mein Glück zerstören wird.

Das Mädchen wurde blass vor gepresster Wut, lächelte aber weiter.

- Ich bitte dich, Charles, diese Predigten zurückzuhalten, bis du das Recht hast, sie mir aufzuerlegen.

- Dieses Recht werde ich nie haben, Helen. Charles sagte diese Worte mit trauriger, aber fester Stimme.

- Soll ich das so verstehen, dass unsere Verpflichtungen gebrochen wurden?

Helens Lippen waren blass und zitterten, Charles war sehr blass und kalt.

- Das wäre mir lieber", sagte er, "als dass mein Name entehrt wird. - Meine Mutter! Meine Mutter! Verlass uns nicht!

Madame Saint-Clair schien erschüttert zu sein; ein seltsamer Schleier verdeckte ihre Augen; diese Szene überwältigte sie. Sie flehte ihren Sohn mit ihren Augen an.

- Ich bin gleich wieder da", sagte sie, "die Luft in diesem Raum ist stickig. Sei nicht zu grob, mein Kind ... und du, Helen, vergiss nicht, dass ich dich mag.

Das Mädchen wandte sich ihr angriffslustig zu, ihre geschürzten Lippen waren kurz davor, eine grausame Antwort auszusprechen, aber sie beherrschte sich, und Madame Saint-Clair verließ den Salon.

Charles, gerührt von den Empfehlungen seiner Mutter, folgte ihr mit zärtlichem Blick, dann kehrte er sanft zu seiner Verlobten zurück:

- Hélène, liebe Hélène", sagte er zu ihr, "ich bin nicht unfreundlich. Du weißt, wie sehr ich dich geliebt habe: Deine Wünsche wären für mich immer ein Befehl gewesen; aber ich kann die Achtung, die ich mir selbst schulde, nicht vergessen.

- Ich auch nicht.

- Helen, ich bitte dich, hör mir zu.

- Ich höre zu, Sir.

Ihre kleinen Füße, die auf dem Teppichboden aufstampften, ihre geballten Hände, ihre zusammengepressten Lippen und ihr Schnappen nach Luft waren ein sichtbares Zeichen für die Stimmung, in der sie zuhörte.

- Meidet diesen Mann, schickt ihn aus eurer Gesellschaft hinaus, um meinetwillen, um meiner edlen Mutter willen, die so zart und ehrenhaft ist und die sterben würde, wenn sie auch nur einen Hauch von Schande über unser Haus kommen sähe.

- Nun gut, Sir, ich vergesse Ihre Mutter nicht. Ich habe schon an sie gedacht, bevor wir verlobt waren.

- Sehr gut!

- Nein! Nicht "sehr gut"! Was werfen Sie mir vor?

- Aber ich beschuldige Sie nicht, ich bitte Sie um Verzeihung. Brechen Sie solche gefährlichen Beziehungen ab.

- Was ist, wenn ich Ihren Eifersuchtsanspruch nicht befriedigen kann?

Er stand ein paar Sekunden lang schweigend da und sah sie liebevoll mit seinen großen dunklen Samtaugen an, die jeder anderen Frau in die Seele geschaut hätten. Schließlich antwortete er mit gebrochener Stimme:

- Wir würden uns verabschieden, Helen.

- Nun, so soll es sein", sagte sie, mit Wut im Herzen und ohne jede Zurückhaltung.

- Helen, ich bitte dich, sei gut zu meiner Mutter; sie liebt dich wie eine Tochter. Sieh mal, da kommt sie wieder.

- Deine Mutter!" rief die hübsche Füchsin, "was ist sie für Helen Worthington? die Mutter eines Halbbluts! eines Indianers!

Madame Saint-Clair hörte dieses bittere Wort; sie blieb auf der Schwelle stehen und hielt sich mit einer Hand an der Tür fest, als ob sie einen Schlag ins Herz bekommen hätte.

Das Mädchen drehte sich zu ihr um und sah sie frech an. Doch beim Anblick dieses Gesichts, das blasser war als das einer toten Frau, fühlte sie, wie ihre Wut verstummte, und sie stürzte die Treppe hinunter und rannte aus dem Haus, verzweifelt, verärgert über sich selbst und alle anderen.

Madame Saint-Clair hatte sich kaum auf den Beinen halten können; Charles sah sie taumeln, lief zu ihr und rief ihr zu:

- Mutter! Liebe Mutter!

Sie sackte auf den Teppich, als ihr Sohn sie in die Arme nahm und ihren wackeligen Kopf auf seine Brust legte.

- Meine Mutter! Dieser kindliche Appell blieb unbeantwortet: Die Augen der armen Frau blieben geschlossen, ein bläulicher Schimmer verdunkelte ihre Lippen. Während der Szene, die sich soeben abgespielt hatte, spürte sie, wie ihr Herz in der Brust aufstöhnte; bei der letzten Beleidigung, die der junge Narr ihr ins Gesicht geworfen hatte, war ihr Herz in einem grausamen und heftigen Klopfen gebrochen: Madame Saint-Clair war tot. Ein langes und wildes Delirium erfasste den jungen Mann nach dieser schrecklichen Katastrophe. Mehrere Monate lang schwebte er zwischen Leben und Tod. Aber in seinem Alter hat das Leben so tiefe und lebendige Wurzeln! Charles Saint-Clair kehrte allmählich von den Pforten des Grabes zurück; seine Gesundheit wurde stärker, sein Geist gewann seine ursprüngliche Energie zurück. Auf die jugendlichen Anmutungen, die Blüte der Adoleszenz, folgte die männliche Schönheit, die der Schmerz verleiht, und die frühreife Reife, die aus einem Kind einen Mann macht. Charles Saint-Clair erlangte mit der Zeit jene traurige, sanfte Gelassenheit, die die Genesung von großen Sorgen ist, und er fand die zivilisierte Welt, die ihm nichts als Verrat und Betrug beschert hatte, völlig unwürdig. Das Haus seiner Mutter, leer und einsam, war für ihn ein dunkler und trostloser Ort; das Erscheinen all derer, die einst seine Gesellschaft gebildet hatten, war für ihn unerträglich.

Eines Tages sah man Charles St. Clair im Wüstengewand und mit dem Gewehr seines Großvaters auf der Schulter, wie er die zivilisierten Länder verließ und in den fernen Westen ging.

Das indianische Blut war in seinen Adern erwacht, Charles wollte in den

Wigwams der Dacotahs, seiner Vorfahren, sitzen.

V

Der Gefangene der Dacotahs

Die Dacotahs hatten ihr Lager am grasbewachsenen Ufer eines Nebenflusses des Plate errichtet. Sie hatten alle Zufälle des Geländes geschickt ausgenutzt, um ihre Wigwams zu errichten; jedes Wäldchen wurde genutzt, um ein Zelt aufzustellen oder um die Aufstellung von Haushaltsgeräten zu erleichtern.

Die morgendlichen Feuer begannen zu brennen, die Frauen waren mit der Zubereitung des Essens beschäftigt, während die bunt bemalten Krieger schweigend und in nachdenklicher Haltung rauchten.

Die halbnackten Kinder wälzten sich im Gras oder sprangen in einem Anfall von wilder Fröhlichkeit wie kleine Robben ins Wasser.

Um das Lager herum nagten magere, hungrige Hunde an verlassenen Knochen und stahlen, was sie kriegen konnten, und kläfften scharf, wenn zur Strafe für ihre Missetaten eine unerwartete Tracht Prügel kam.

In einem sorgfältig bewachten Gehege weideten die Pferde auf dem grünen Gras oder den aufkommenden Blättern.

Ein paar Wachen standen unsichtbar und schweigend am Fuße eines schwarzen Baumes, dessen dunkle Farbe der ihrer gebräunten Körper entsprach.

Hier und da konnte man durch das Dickicht Jäger sehen, die ihr Wild einbrachten, die einzige Hoffnung für das Festmahl des Tages.

Die Hütten bildeten einen großen Kreis, in dessen Mitte ein höheres und prunkvolleres Zelt stand, das nicht nur das Lager, sondern auch die Umgebung überblickte. Dieses reich verzierte Zelt war mit bemalten Büffelhäuten bedeckt, die bis auf den Boden reichten. Um dieses Zelt herum war es schattig und still; keine Bewegung, kein Geräusch deutete darauf hin, dass es bewohnt war; kein Rauch kam aus ihm heraus; kein Kind spielte um es herum; kein Weg wagte es auch nur, dorthin zu führen; es sah aus wie die Behausung des Todes.

Als der Schwarze Adler von seinem nächtlichen Rendezvous zurückkehrte, kehrte er nicht mit dem üblichen Pomp ins Lager zurück, sondern schlich sich zwischen die Zelte, als wolle er unbemerkt bleiben.

In der Tat versuchte der Dacotah-Häuptling aus Sorge um den Ausgang der geheimen Verhandlungen, die er gerade abgeschlossen hatte und bei denen er die Rolle des Verräters spielen sollte, seine nächtlichen Schritte zu verbergen. Außerdem wusste er nicht, wohin mit dem Gold, das er erhalten hatte und das er mit niemandem teilen wollte.

Seine erste Sorge galt der Suche nach einem undurchdringlichen Versteck für seinen Schatz; er hatte daran gedacht, ihn in einer Felsspalte über dem Fluss in der Teufelskanone zu vergraben: der Ort schien ihm nicht sicher genug. Damals hatte er daran gedacht, sie im Flussbett zu vergraben, aber da er einen unvorhergesehenen Unfall befürchtete und sich nicht dazu entschließen konnte, sich von seinen teuren Reichtümern zu trennen, hatte er sie bei sich behalten und

wollte sie in aller Eile in seinem Zelt verstecken.

Er betrat sein Haus mit allerlei wilden Vorsichtsmaßnahmen, vergewisserte sich eilig, dass ihn niemand sehen würde, und grub ein tiefes Loch unter seinem Bett, wo er seine Tasche mit den Dollars vergrub. Nachdem er dies getan hatte, löschte er sorgfältig alle Spuren seines Verstecks und ging hinaus.

Ohne mit jemandem zu sprechen, ging er auf das Zelt zu, dessen trostloses und einsames Aussehen wir beschrieben haben, hob eines der Felle auf, die die Tür verbargen, und trat unvermittelt ein.

Seine Ankunft wurde von einem Schreckensschrei der unglücklichen Esther Morse begrüßt, die seit dem Vortag gefangen gehalten wurde. Wie eine Gazelle, die von der Hütte überrascht wurde, stürzte sie zum hintersten Ende des Wigwams, kauerte sich dort zitternd zusammen und sah den Wilden mit vor Schreck geweiteten Augen an.

Der Schwarze Adler blickte sie triumphierend an.

- Hat das Mädchen der Bleichgesichter das Lächeln des Manitou der Träume empfangen? Haben die Wellen eines leichten Schlafes ihre Ohren umspielt?", fragte er und gab seiner tiefen, kehligen Stimme einen sanften, schmeichelnden Ton.

- Warum bin ich hier ein Gefangener? Sag mir, warum man mich so grausam von meinem Vater getrennt hat? Erinnere dich an Laramie, waren wir nicht besser zu dir als deine eigenen Brüder?

- Bleichgesicht, deine Worte bezaubern Schwarzer Adler's Ohren wie der Gesang eines Frühlingsvogels, sein Herz trinkt sie gierig wie die verwitterte Erde den Sommerregen. Sprechen Sie noch einmal!

- Du bist ein grausamer und gerissener Mann, du weichst meiner Frage aus. Sag mir, sag mir, ich bitte dich, zu welchem Zweck wurde ich entführt, gefangen gehalten? ... Willst du Gold? mein Vater, um mich wiederzusehen, wird deine Hände damit füllen.

- Das gelbe Pulver des alten Häuptlings der Bleichgesichter wird früher oder später in den Wigwams der Dacotahs aufgehäuft werden.

- Was meinst du, Mann des Waldes, wenn du ein menschliches Wesen bist; welche schreckliche Bedeutung haben deine Worte?

- Die Dacotahs beherrschen die Prärie! Wenn das Mokassin ihres Feindes eine Spur auf ihrem Weg hinterlassen hat, ergreifen die roten Krieger wie Raubvögel die Flucht. Der Fremde hat sie ihres Landes, ihrer Jagd und ihres Fischfangs beraubt; die Hirsche und Büffel sind weit weg geflohen, verängstigt durch den Donner und das Blitzen seiner Waffen. Der rote Mann ist hungrig, der Feind ist im Überfluss vorhanden. Der rote Mann jagt vergeblich wilde Pferde, der Feind hat Herden von ihnen. Die Kinder des roten Mannes schreien nach Milch, die des Feindes haben Milch, die sie auf den Boden schütten.

- Deshalb wollen Sie, nachdem Sie die Tochter entführt haben, den Vater entführen?

- Die schneeweiße junge Frau wird Ihnen zuhören. Die Worte des Kriegers werden kurz sein. Seine Zunge plappert nicht wie die von Kindern oder die einer alten Frau, die hundert Winter gezählt hat. - Der Adler der Dacotahs hat in seinem Tal eine junge Taube gesehen, sich auf sie gestürzt und sie mit dem Flug seiner starken Schwingen zu ihrem Nest getragen; nun weint sie und bedeckt ihr Gesicht mit den Händen.

- Aber warum haben Sie das getan, wenn es doch kein Gold ist, das Sie wollen!

- Wenn ein sanfter Sonnenstrahl in den Wigwam der Bleichgesichter eindringt, versuchen sie dann, ihn zu verjagen? Wenn ein Lächeln vom blauen Himmel durch die dunklen Wolken dringt, spannen die Bleichgesichter dann einen Schleier auf, um es nicht zu sehen? Der rote Mann ist nicht verrückt: Er hat Augen und weiß zu sehen.

- Warum sprechen Sie in Rätseln? Machen Sie sich verständlich, wenn Sie eine Antwort wollen.

- Die Tochter des Langwaffenhäuptlings wird im Wigwam des Schwarzen Adlers wohnen. Seit er sie gesehen hat, ist sein Herz angewidert von den braunen Gesichtern seines Stammes. Wenn er von einem langen Marsch zurückkehrt, mit zerschundenen Füßen und müden Gliedern, wird die Anwesenheit der jungen Frau mit dem weißen Gesicht den Krieger erfreuen.

- Ich verstehe dich immer noch nicht; deine Worte sind ebenso rätselhaft wie deine Taten grausam", antwortete Esther, deren Gesicht totenbleich wurde.

- Schwarzer Adler hätte gerne ein Bleichgesicht zur Frau, das ihm das Essen

zubereitet und ihm mit ihrem skalpierten Haar einen Mantel webt.

- Ich! Deine Frau! ! Gütiger Himmel! Denkst du nicht daran?

- Die Zunge des blassen Mädchens ist weich, ihr Haar ist wie die seidigen Strähnen des Korns, die vom Mond der fallenden Blätter geglättet werden. Sie ist auf dem richtigen Weg; ihr Zuhause wird das des roten Mannes sein, sagte Schwarzer Adler.

- Niemals! Lieber würde ich sterben!

- Der schwarz geflügelte Geist, der über dem dunklen Fluss schwebt, kommt nicht jedes Mal, wenn man ihn ruft. Die Frau des Schwarzen Adlers wird noch viele Jahre lang mit ihrem leichten Mokassin über die Wiese laufen.

- Deine Frau ist der Weiße Falke.

- Waupee wird der Diener der neuen Frau sein. Sie kam aus dem Herzen des Kriegers.

- Oh, mein Gott, lieber alle Übel als ein solches Schicksal! Oh, Himmel, bin ich für dieses furchtbare Unglück bestimmt?

- Die Taube schlägt vergeblich mit der Brust gegen die Gitterstäbe ihres Käfigs; sie gurrt, und ihr Gesang dient als Signal für ihren Gefährten, so dass ihr

zitternder Flügel ihn zu ihr zurückbringt.

- Ich, deine Frau, ich, der ich in deinem Wigwam lebe, höre mich an, du wildes Ungeheuer, lieber stürze ich mich in einen Abgrund, und mein Körper zerbricht an den Felsen in Atome, ich stürze mich in den Fluss, ich zerreiße mich mit meinen eigenen Händen, mein Gott, mein Gott, vergib mir diese tödlichen Worte.

Ohne auf diese schmerzlichen Ausrufe, die er nicht einmal gehört hatte, zu antworten, stieß der Indianer einen langen, scharfen Pfiff aus. Sofort trat der unglückliche, verlassene Waupee zitternd und in Todesangst ein. Ihr Herr gab ihr Befehle in einer indischen Sprache, die Esther nicht verstehen konnte. Ohne aufzublicken, verschwand Waupee.

- Die Tochter des weißen Mannes soll sich vorbereiten, die Medizin (gelehrte und religiöse Körperschaft) des Stammes arrangiert alles für eine Hochzeit bei den Dacotahs. Die Frauen sammeln Blumen, die Krieger ziehen ihre besten Kleider an. Die Stunde naht; der Wigwam der Sachems wird seine Tür für die neue Braut öffnen.

- Oh, du böser Mensch, kennt dein Herz weder Mitleid noch Furcht? Draußen ertönte ein Pfiff - offenbar ein Signal -, und sofort schien der Indianer beunruhigt und stürzte, ohne zu antworten, aus dem Wigwam. Im selben Moment trat eine menschliche Gestalt von der gegenüberliegenden Seite ein.

- Maulwurf!" rief Esther und warf sich ihm zu Füßen; "rette mich! erinnere dich an meinen Vater! Um Gottes willen, rettet mich!

Das Indianermädchen legte leise den Finger an den Mund und küsste Esthers Kleid. Mit einer schnellen Bewegung zog sie ein langes, scharfes Messer aus ihrer Kleidung und reichte es dem Gefangenen, dann verschwand sie plötzlich.

- Ach, ich danke dir, Waupee", murmelte Esther, und ihr Herz schwoll an, "ich werde es gebrauchen!

Als sie Schritte hörte, die sich näherten, versteckte sie das Messer in ihrer Brust, zog sich in den hinteren Teil des Zeltes zurück und stand dort regungslos und kalt und wartete auf den entscheidenden Moment.

Es war nur ein junges Dacotah-Mädchen, das Essen brachte. In ihrer Verzweiflung versuchte Esther, sie zu befragen, aber das Kind stand regungslos und stumm vor ihr, die Augen auf den Boden gesenkt.

Sie legte etwas grobes Getreide in einer Schale aus Birkenrinde auf eine Matte in der Mitte des Wigwams und ging weg, ohne ein Wort zu sagen. Von schrecklichen Ängsten gequält, wagte Esther nicht, das, was man ihr gerade gebracht hatte, anzurühren; sie zog ihr Messer und hielt es in der Hand, bereit, sich damit zu verteidigen oder sich zu töten!

- Und warum sollte ich nicht sofort davon Gebrauch machen, bevor jemand kommt?" fragte sie sich in düsterer Verzweiflung; "ein paar Tropfen meines Blutes werden fließen, und ich werde gerettet sein... oh, aber... was wird aus meiner Seele in diesen dunklen und unbekannten Regionen des Todes? Nein, ich werde kein Verbrechen begehen, auch nicht, um dieser schrecklichen Situation zu entkommen; ich lege diese Existenz, die zu erhalten du mir befiehlst, in deine Hände, mein Gott.

Die Berührung einer leichten Hand ließ sie zusammenzucken; sie versteckte ihr Messer, Waupee war neben ihr.

- Die Tochter der Bleichgesichter soll beruhigt sein. Schwarzer Adler verfolgt die Feinde; in der Ferne ist eine große Staubwolke aufgetaucht; die Krieger sind zu den Waffen gegriffen. Essen Sie in Ruhe, er wird erst nach Sonnenuntergang zurückkehren.

Der Mut der armen Esther kehrte ein wenig zurück, und sie warf sich der Indianerin um den Hals, küsste sie und vergoss eine Flut von Tränen.

Eine Stunde später galoppierte sie auf einem Halbprivatpferd mit zwei roten Kriegern an ihrer Seite schnell in Richtung des felsigen Cañons, der als Südage bekannt ist.

VI

Das Wasser!

Auf die lange Mähne seines schnellen Pferdes gestützt, verschlang Waltermyer den Raum, gefolgt von dem verzweifelten Vater und einigen tapferen Begleitern. Jeder lief lautlos, ohne zu atmen, mit dem Auge auf der Lauer und dem Ohr am Boden. Die ganze Truppe wusste, dass eine verlorene Minute ein unwiederbringliches Unglück wäre.

Es bestand jedoch noch eine gewisse Ungewissheit darüber, in welche Richtung es gehen sollte. Miles Morse, der dem ungestümen Tempo des Trappers nur mit Mühe folgen konnte, erzählte ihm von seinen Unsicherheiten.

- Ah, ich kenne meinen Weg", antwortete er abrupt, immer noch im Galopp; "verstehst du, ich sehe die Fährte in der Luft, im Laub, in den Grashalmen; das ist meine wahre Jagd! sie ist so gut wie die des Hirsches oder der Antilope oder des Büffels; das Geräusch der vier Füße meines guten Pferdes auf der sonoren Erde erfreut mich wie der Klang des Horns oder das Bellen einer Meute; ich fühle den Indianer, wo immer er vorbeigegangen ist.

Und mehrere Minuten lang setzten sie ihr rasantes Rennen fort. Als sie den Gipfel einer Anhöhe erreichten, von der aus er die umliegende Ebene überblicken konnte, hielt Waltermyer plötzlich sein Pferd an:

- Fremder, hast du gesagt, dass das Mädchen hübsch ist?

- Besser als das! Wir finden es wunderschön.

- Ja? Und der Mormone Thomas, hat er es gesehen?

- Ja, ich erinnere mich an den Namen.

- Ja, das stimmt! Kirk Waltermyer ist kein Narr, tausend Gewehre! Wenn er eine Antilope in der Prärie umherstreifen sieht, weiß er, aus welchem Gebüsch die Kojoten (Wölfe) kommen und sie verfolgen werden.

- Sag es mir! Wir verschwenden Zeit.

- Es ist besser, unsere Pferde hier atmen zu lassen, als sie bei einer rasanten Verfolgungsjagd ohne Atem zu sehen. Sie sagten also, das Mädchen sei hübsch?

Das naive Beharren von Waltermyer in dieser Angelegenheit war nicht außergewöhnlich. Verloren in den Wüsten und Wildnissen hatte er seit seiner Kindheit allein und ohne eine andere Leidenschaft als die der Jagd gelebt; sein langes Gewehr, sein Messer, sein Pferd bildeten seine ganze Familie; sein Herz hatte nie anders geschlagen als beim Anblick einer Büffelherde, die in Reichweite des Gewehrs kam, oder eines kriegerisch bewaffneten Wilden; die Luft, die Sonne, der blaue Himmel, die Einsamkeit waren seine einzigen Lieben gewesen.

Manchmal erinnerte er sich daran, dass er in seiner Kindheit schöne Frauen, frische und zarte junge Mädchen gesehen hatte; aber all das war für ihn wie ein Traum. Indianerfrauen oder die Zivilisationsflüchtlinge an den Grenzen hatten ihn nie beschäftigt. Für ihn war eine Frau wie ein Luxusobjekt, etwas Besonderes für die Zivilisation, oder eine seltene Blume, unzugänglich für die groben Hände der Vulgären, oder ein Fragment eines Sterns, der auf die Erde gefallen war. - Jeder Trapper ist halb Dichter, halb Erleuchteter; das wilde Leben prädestiniert Visionen.

- Ah, ja, sie ist hübsch", wiederholte Waltermyer nach einer Pause. Sie ist kein Vogel, sie kann nicht über die ganze Prärie zum Salzsee geflogen sein, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich würde sicherlich fünfzig Schrotkugeln oder sogar hundert Rinder geben, um ihm früher auf die Spur zu kommen. - Schade, dass mein Pferd ihm nicht gewachsen ist, Fremder, sonst wären wir morgen vor dem Morgengrauen an der Pforte des Teufels. Aber nein, es gibt keine Möglichkeit. Ich kenne keinen anderen Vierbeiner diesseits des Flusses, der es den ganzen Tag mit meinem aufnehmen kann. Ein Meisterpferd! Fremder. Er hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, als die roten Teufel mit ihren blutgetränkten Messern hinter mir her waren, mindestens zwanzig zu eins. Aber Kirk Waltermyer brauchte nur zu sprechen, und er und sein Pferd waren ein schwarzer Streifen in der Prärie. Ich habe mehr als ein Pferd in meinem Leben gehabt, aber das war das einzige...

- Schau mal, was sehen wir denn da?", unterbrach der ungeduldige Vater.

- Ja, ich verstehe", sagte der Fallensteller und erhob sich in seinen Steigbügeln.

- Was ist das? Vielleicht Inder?

- So sicher wie ihr hier seid, aber sie kommen nicht hierher; sind eure Männer

mutig und bereit, etwas zu tun?

- Bei gleicher Stärke fürchten sie niemanden. Warum fragen Sie?

- Denn wenn sie nicht wirklich mutig sind, wird von der ganzen Truppe kein einziger Pferdehuf mehr übrig sein. Die roten Dämonen vermuten, dass wir nach dem Mädchen suchen, und werden uns auflauern.

- Was ist also zu tun?

- Was soll ich tun?", antwortete der Grenzer mit donnernder Stimme und erhob sich in den Sattel. Sie können sich umdrehen und Ihre Suite sichern, wie Sie wollen; Kirk Waltermyer wird die Spur des Mädchens nicht verlassen.

- Ich auch nicht, Trapper! Für wen hältst du mich?

- Lassen Sie Ihre Männer gehen, wenn sie Angst haben. Deine Hand, wenn sie fest ist; dein Auge, wenn es richtig ist; das ist alles, worum ich bitte; wenn nicht, lass mich allein.

- Glaubt ihr, wir wären so feige, euch einer solchen Gefahr auszusetzen?

- Gefahr... Gefahr... Ich habe von nichts anderem gelebt, seit ich durch die Wüste gegangen bin: ein Fremder, ich bin ein grober Mensch und weiß wenig von gedruckten Büchern, aber ich weiß, dass ich mein Leben in der Hand halte; ich

weiß auch, dass der Allmächtige an den armen coureur de bois genauso denkt wie an die reichen Leute der Städte.

- Gewiss! Gott vergisst keines seiner Kinder.

- Fremder, wir dürfen unsere Zeit nicht mit Worten verschwenden. Ich sehe da drüben einen Schwarm Rothäute herumschwirren. Sie glauben schon, dass sie deine Beute haben; aber wenn deine Männer nur die Hälfte von dem wert sind, was mein Freund Lemoine wert ist, werden wir alle diese Schurken niederschlagen, die wie Wölfe heulend davonlaufen werden.

- Dann lass uns gehen. Herden, Wagen, Reichtum, all das ist nichts im Vergleich zu meiner geliebten Tochter.

- Du hast Recht, alle Rinder der Prärie sind nicht eine Locke ihres Haares wert. Siehst du den großen Baum dort drüben?

- Ja, es ist weit weg.

- Vierzig Meilen entfernt, Bienenflug; wenn wir nicht da sind, bevor der Mond aufgeht, sind unsere Pferde verloren, und das Mädchen auch.

- Lasst uns schnell gehen, es ist ein langer Weg, unsere Pferde sind nicht frisch und es ist fast Mittag.

- Es ist wahr, die Sonne wird direkt auf uns fallen, ohne einen Schatten zu werfen. Wenn Ihre Pferde wenigstens in der Prärie geboren wurden, könnten sie einen Tagesmarsch überstehen, ohne zu trinken.

- Wie meinen Sie das? Es gibt also kein Wasser.

- Kein einziger Tropfen von hier bis zu diesem Baum.

- Ah, vielleicht wird kein einziges unserer Pferde diese Tortur überstehen: Egal, auf geht's!

- Sind Ihre Männer bereit? Ich würde einen Sack voll Schrot geben, um dabei zu sein. Da würden die Gewehre sprechen! Jeder Schuss würde einen roten Teufel töten, wenn Ihre Kameraden mit einem Gewehr umgehen könnten. - Aber... um Himmels willen, haben sie das Vieh mitgenommen? Nein, es ist eine Brut dieser Reptilien, die dort drüben in der Sonne herumschwirren, wie ein Rudel Kojoten... - Ja, sie überqueren die Prärie und gehen weg. Ah, mehr als ein Pferd wird geschlachtet, mehr als ein Haar skalpiert werden, von diesen höllischen Schurken, um diesen Tag zu rächen; wenn sie Lemoine haben ieren sehen, kann es für Kirk Waltermyer gefährlich sein, diesen Weg zu ieren.

- Sie, und warum?

- Die Bettler wissen genau, dass ich es bin, der ihre kleinen Angelegenheiten stört, und da der Franzose und ich immer zusammen sind, werden sie versuchen, mir einen bösen Streich zu spielen. Aber das ist mir egal, die Kugel, die meine Brust durchbohren soll, ist noch nicht geschmolzen. Und jetzt, Fremder, lass uns gehen, wenn du unsere kleine Truppe aus den Schwierigkeiten herausholen

willst, zuerst, dann deine Tochter.

Die ganze Gruppe machte sich auf den Weg.

Die Stunden vergingen, brennend und schmerzhaft; die kühnen Abenteurer, halb verloren in diesem Ozean aus hohem Gras, kauerten sich zusammen und liefen schweigend, aber furchtlos, keuchend, aber unermüdlich, ohne Angst, ohne Schwäche, denn der Wunsch nach Erfolg trieb sie zum Delirium.

Bald stellte Waltermyer fest, dass er einen beträchtlichen Vorsprung vor seinen Begleitern gewonnen hatte; ihre erschöpften Pferde konnten mit seinen nicht mithalten. Er hielt inmitten eines riesigen Büschels gigantischen Grases an, dessen grüne Halme den unglücklichen Vierbeinern, wenn schon keinen Schatten, so doch wenigstens ein wenig Kühle bieten konnten.

- Dieses Tempo werden wir niemals durchhalten können", rief Miles Morse, der kurz vor dem Ziel ankam, "es wird der Tod für Pferde und Männer sein. Unsere Reittiere werden nicht in der Lage sein, eine halbe Stunde lang so zu laufen; wir werden bald zu Fuß gehen müssen.

Die armen Tiere atmeten kaum noch, zitterten mit allen Gliedern und trieften vor Schweiß.

- Ich weiß, Fremder, dass es schade ist, diese edlen Tiere zu überanstrengen; ich bin es gewiss nicht gewohnt; aber wenn es um die Existenz geht, um die kostbare menschliche Existenz, dann braucht man ein Pferd nicht zu bemitleiden. Wir haben noch gute zwanzig Meilen vor uns, bevor wir diesen Baum erreichen, und wenn wir es nicht schaffen, werden wir alle verdursten,

Tiere und Menschen.

- Unsere einzige Chance auf Rettung besteht also darin, voranzukommen.

- Es ist auch die einzige Hoffnung, deine Tochter zu retten, also müssen wir gehen und wieder gehen, wie die schwarzen Wölfe in den Bergen, wenn sie den Büffel oder die Antilope zwingen wollen.

Ein seltsames Hochgefühl hatte Waltermyer ergriffen; die Idee, Esther vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren, hatte in seinem Kopf ritterliche Ausmaße angenommen. Vielleicht war eine ferne Erinnerung an die frischen Freundschaften seiner Jugend in seinem Herzen erwacht und hatte es zum Schlagen gebracht; und vor allem trieb ihn ein großzügiges Gefühl der Menschlichkeit vorwärts, obwohl er durch Feuer gehen und tausend Tode in Kauf nehmen musste, um diese heilige Pflicht zu erfüllen.

- Ja, ja", murmelte er nach einer Pause, "lass die armen Dinger sanft gehen. Mehr kann man von Tieren, die nicht in der Prärie geboren wurden, nicht verlangen. Hätte ich diese Angelegenheit vor einem Monat vorausgesehen, hätte ich euch Pferde gefunden, die nicht eher aus dem Galopp gekommen wären, bis sie ihre Nasen ins Wasser gesteckt hätten. Für mich ist das alles nur ein Spiel, für dich ist es der Tod.

Mit kleinen Schritten machten sie sich wieder auf den Weg; der kühne Pionier ging voran und hielt von Zeit zu Zeit an, um sein edles und unermüdliches Reittier zu verlangsamen, das an seiner Bremse nagte und nur noch den Raum verschlingen wollte.

- Sieh an, sieh an", murmelte er und sprach mit seinem Pferd, als ob sie allein wären, "sieh an! Blazing-Star; wir hätten nie gedacht, dass wir eines Tages über die Prärie traben müssten, als ob wir einem Trauerzug folgen würden. Nicht jedes Tier ist für die Wüste geeignet; es gibt mehr als einen eurer Kameraden, dessen Knochen im Gras weiß werden, wenn er die Geier gefüttert hat.

Unmerklich und ohne es zu bemerken, ließ er die Zügel los, und sein ungeduldiges Pferd beschleunigte allmählich seinen Schritt und nahm schließlich den Galopp an. Der verträumte Reiter beachtete das nicht und ließ sich in seinem gewohnten Tempo mitreißen.

Nach einer Weile, als er sich von seiner Verwirrung erholt hatte, stellte er mit Schaudern fest, dass er allein war; dann kehrte er zu seinen Schritten zurück und näherte sich seinen Begleitern, die über die traurige und trockene Ebene taumelten und ihm bedauernd hinterherliefen.

Die Pferde, die durch die Gräser taumelten, schienen in diesem unerbittlichen Meer aus Grün zu ertrinken. Die gelben Grasbüschel wickelten sich um ihre steifen Beine oder fegten mit unheimlichem Rascheln über ihre schaumigen Flanken; aus ihren vom Leiden geweiteten Augen, aus ihren entzündeten Nasenlöchern, aus ihrem keuchenden Atem erkannte man eine grausame Verzweiflung; der Durst, diese schreckliche Geißel der Wüste, verschlang sie.

Ihre Reiter, die von der glühenden Sonne versengt und vom feurigen Staub erstickt wurden, erlitten die gleichen Qualen und sagten dunkel zueinander:

- Wasser! Wo ist das Wasser?

- Waltermyer, werden wir Wasser finden?", fragte Miles Morse mit geisterhafter Stimme, kaum in der Lage, sich einen Weg durch seine Brust und die ausgedörrten Lippen zu bahnen.

- Hast du deine Jagdflasche nicht dabei, Mann?

- Es steht schon seit langem leer.

- Das ist meins.

- Danke! Aber die Pferde? ... Könnten wir nicht versuchen, den Boden zu durchsuchen?

- Man könnte bis nach China graben und würde nicht einen Tropfen finden, den man einem Vogel auf die Zunge schmieren könnte. Glaubst du, die Salbeisträucher wissen, was Tau ist?

- Dann müssen die Pferde sterben!

- Nein, noch nicht. Nehmt ihnen die schweren Sättel und Decken ab; der Kontakt mit der Luft wird sie ein wenig beleben. Und zu allem Überfluss überlassen wir sie sich selbst; sie werden schließlich Wasser finden, denn Tiere haben einen Instinkt, der sie niemals täuscht und der die stolzen Köpfe der Menschen in den Schatten stellt. Kommt, meine Kinder! Nehmt die Sättel ab und schiebt die Pferde vor euch her.

Sie gehorchten ihm und versuchten, wieder auf die Straße zu kommen, aber nach einer Meile waren die Männer erschöpft; sie stiegen wieder auf ihre Pferde und ließen sie laufen, so gut sie konnten. Die armen Tiere fielen jeden Moment und standen nur mit großer Mühe wieder auf.

- Wasser, Wasser, Wasser", brummten die Männer in panischer Angst vor Durst.

Aber sie hörten nur das Rascheln des Grases und das Summen der Insekten, die in dichten Kolonnen über sie herfielen ... oder die murmelnde Stille der Wüste.

Bald wurde den armen, brennenden Köpfen, die von der unerbittlichen Sonne geröstet wurden, schwindelig. In einer fernen Fata Morgana schienen sie auch sprudelnde Quellen, Seen, Wasserspeier zu sehen; sie schienen auch grüne Berge zu sehen, gekrönt von ewigem Schnee, mit bewaldeten Flanken und feucht von Tau. Plötzlich riefen der Sturz eines Pferdes, der Stich eines Insekts oder der Vorbeizug eines Wirbelsturms aus heißem Staub die schreckliche Realität in Erinnerung.

- Wasser, Wasser, beim Himmel", sagten sie mit zusammengebissenen Zähnen.

- Ach, Waltermyer, willst du uns verdursten lassen?

- Mal sehen! Seien wir Männer, noch eine Stunde, dann sind wir da. Schauen Sie vor uns auf das grüne Gras dort drüben; wir werden Wasser finden, wenn wir ein wenig graben: die Arroyas (Quellen) müssen nicht versiegt sein, und auf jeden Fall kenne ich eine, in einiger Entfernung, die nie versiegt.

- Lasst uns wieder gehen", war die ungeduldige Antwort der ganzen Truppe.

Und mit großer Anstrengung setzten sie ihren langsamen und mühsamen Marsch fort. Von Zeit zu Zeit stürzte ein Pferd, aber es wurde ohne Gnade auf der Straße zurückgelassen.

- Sieh mein Pferd, es ist kein einziges Haar nass geschwitzt; wenn ich es hätte gehen lassen, würde ich dir jetzt Wasser bringen. Um den Durst zu stillen, steckt man sich einen Ball in den Mund, ein Mittel, das ich schon mehr als einmal angewandt habe. Nur Mut, in ein paar Minuten werden wir aus der Quelle von Challybate trinken.

Bald veränderte sich das Aussehen der Ebene; das Land wurde weniger trocken, das Gras wurde weniger gelb und nahm allmählich grüne Farbtöne an; die Luft selbst und die Sonne schienen weniger feurig.

- Noch eine Meile, Kinder, und wir sind gerettet", rief Waltermyer und erhob sich in seinen Steigbügeln.

Endlich sah man die silberne Welle, die kostbare und ersehnte Welle des Frühlings, die sich in der Ferne durch das üppige Gras schlängelte. Es war ein rasender Wettlauf; Männer und Pferde eilten mit unsagbarem Eifer zur heilsamen Oase und jeder löschte seinen Durst in langen Schlucken.

Eine Stunde später ruhten sich die Reisenden im kühlen Gras aus und ließen sich vom bezaubernden Murmeln des Baches einlullen, der um ihr Lager herum plätscherte.

Waltermyer hatte sein Versprechen gehalten, seine Gefährten waren gerettet. Als er im Gras neben seinem guten Pferd lag, träumte er von dem Mädchen, das ebenfalls gerettet werden musste.

VII

Die Mormonen-Kavalkade

Bei Tagesanbruch wurden die Zelte der Mormonen zusammengeklappt, die Lasttiere angeschirrt und der Marsch angetreten. Diese Menschenmenge war so genau reglementiert, fast militärisch, dass der Vorbeimarsch ohne Unordnung ablief. Jeder Mann, jede Familie kannte ihren Platz; im Handumdrehen war die Kolonne gebildet.

Sie alle folgten ihrem "Führer" blindlings mit jenem dummen Vertrauen, das die menschliche Rasse kennzeichnet, wenn ihre Gier geweckt ist; ihre Augen suchten gierig nach jenem verheißenen Land, wo Milch und Honig in Strömen fließen, wo die Früchte golden, die Blumen diamanten und die Erde ein Staub von feinen Perlen ist.

Diese vernarrte Meute hätte jeden gesteinigt, der versucht hätte, sie zu desillusionieren; der Prophet, der voraussagte, dass all diese schönen Hoffnungen in einem einsamen Tod in einer kargen und versteckten Ecke der Prärie enden würden, wäre schlecht aufgenommen worden.

Nach und nach breitete sich das Vieh auf den grünen Wiesen aus; die armen Tiere machten die Entbehrungen, die sie während des Aufenthalts im Lager erlitten hatten, wieder wett. In der Tat bot der von diesem Ameisenhaufen von Menschen und Tieren eingenommene Platz den traurigsten Anblick, der nackte, verschmutzte und von seinem Grün befreite Boden bot dem Auge nur weite schwärzliche Flächen, die den monströsen Schuppen eines gigantischen

Aussatzes glichen, der der Erde durch die Berührung des Menschen eingeimpft wurde.

Die Kolonne marschierte bis gegen Mittag weiter. Dann, als die Hitze erdrückend wurde, hielten sie an; die Lasttiere wurden abgesattelt.

In diesem Moment bot sich ein seltsamer Anblick, der ganz charakteristisch für das seltsame und selbstsüchtige Prinzip war, das dieser seltsamen Begegnung zugrunde lag.

Die Männer... das starke Geschlecht!... legten sich gemütlich in den Schatten der Wagen, während die armen Frauen fleißig Holz sammelten, Feuer machten, kochten und alles für das Mahl ihrer Herren und Meister vorbereiteten!

Der Älteste, Thomas Elein, der etwas von seiner Würde abwich, hatte sich zwischen die Jüngeren und Hübscheren gesetzt und war so freundlich, mit ihnen Glückwünsche auszutauschen. Äußerlich schien er ruhig und friedlich zu sein; aber im Herzen, so kann man sagen, fühlte er sich vom Gewand des Nessus verbrannt; denn die Stunde seiner Verabredung mit den Indianern rückte näher, und er war in größter Sorge um das Ergebnis des mit ihnen vereinbarten Plans.

Er musste sich jedoch einen Vorwand ausdenken, um seinen Begleitern zu entkommen und eine kleine Truppe mitzunehmen; denn seine Feigheit hinderte ihn daran, sich allein der Nähe von Schwarzem Adler und seinen wilden Gefährten zu stellen. Er misstraute ihnen, denn sie wussten von dem Gold in seinem Besitz, und keiner von ihnen hätte gezögert, ihn grob auszurauben.

- Die Cañons werden von indianischen Schurken heimgesucht", sagte er zu

einem Mann der Vorhut, der gekommen war, um seine Befehle entgegenzunehmen; "ich möchte nicht, dass die Leute des Herrn in einen Hinterhalt geraten, in dem viele geschlachtet werden wie Lämmer in einem Schlachthaus.

- Die Inder werden nicht daran denken, uns so weit anzugreifen, Herr.

- Ich weiß, dass wir auf dem offenen Land nicht in Gefahr sind, aber wenn wir die felsigen Schluchten durchqueren, können uns diese Götzendiener mit ihren vergifteten Pfeilen durchlöchern, ohne Angst zu haben, in ihren geheimen Verstecken getroffen zu werden. Seien wir nicht voreilig!

- Wir könnten die Späher vorausschicken.

- Ja, ich wollte Ihnen gerade davon erzählen. Ich werde ein Dutzend unserer jungen Männer mitnehmen und mich selbst davon überzeugen, dass der Weg sicher ist.

- Du, Meister!

- Kein Zweifel, ich bin nicht der Hirte dieser Herde!

- Aber Sie müssen an Ihre kostbare Existenz denken! In der Tat dachte der alte Heuchler daran und fand es sehr wertvoll, aber aus einem anderen Blickwinkel als der seines Gesprächspartners. Wäre da nicht die Verlockung einer gierigen Eroberung gewesen, hätte er seine unvergleichliche Person für nichts auf der

Welt aufs Spiel gesetzt.

- Das Blut der Märtyrer zementiert die Fundamente der Kirche", antwortete er im biblischen Stil und mit einer Feierlichkeit, die er sehr gut an die Umstände anzuen wusste.

Sein Plan wurde in die Tat umgesetzt: In Begleitung eines Trupps ausgewählter und gut bewaffneter Männer machte er sich auf den Weg, nachdem er die Lage des Lagers bestimmt hatte.

Nach einer Weile des Galoppierens kamen Thomas und seine Begleiter in Sichtweite einer engen Schlucht, die zwischen felsigen Hügeln eingezwängt war. Sie sah aus wie eine Spalte, die durch eine vulkanische Erschütterung verursacht wurde, oder wie ein Graben, der durch die Axt eines Riesen aufgerissen wurde.

- Nun, meine Kinder", sagte er mit leiser Stimme, "lasst uns alle Augen und Ohren offen halten. Ich kenne das Gelände und werde vor euch gehen; marschiert dicht beieinander; seid immer auf der Hut, auch wenn ein Angriff unwahrscheinlich ist; vorwärts!

Als sie sich in die klangvolle Prozession einreihten, wurde das Getrappel der Pferdefüße von einem großen Flügelschlag beantwortet, und riesige Geier, die das halb zerfressene Skelett einer Antilope zurückließen, machten sich auf den benachbarten Felsen auf die Lauer.

Die Stille wurde wieder feierlich und düster; der stolze und kurze Schrei eines großen Adlers, der sich in die hohen Regionen der Luft erhob, hallte allein in Abständen von den einsamen Echos dieser trostlosen Orte wider.

Ein riesiger Felsbrocken, der sich vom höchsten Gipfel gelöst hatte, rollte die steilen Hänge hinunter und riss eine Flut von zermahlenen Steinen mit sich, die wie ein gewaltiger Staub in alle Richtungen flogen.

Die kleine Gruppe blieb erschrocken stehen; die zischenden, rauchenden Steine zogen in einiger Entfernung vorbei und zertrümmerten alles, was sich ihnen in den Weg stellte; dann ebbte die Lawine allmählich ab, ihr Donnern wurde zum leisen Murmeln einiger aufgewühlter Sandkörner leiser, und alles wurde still in der Wüste.

Thomas und seine Männer, die sich erst einmal beruhigt hatten, warfen besorgte Blicke in Richtung Höhe, in der Überzeugung, dass diese Artillerie von Felsen von Menschenhand gelenkt worden sein musste.

Sie hatten sich geirrt: Der Erdrutsch hatte sich von selbst ereignet, wie es oft nach Stürmen oder längeren Dürreperioden der Fall ist. Sie setzten ihren Weg ohne weitere Zwischenfälle auf immer schwierigeren Pfaden fort. Bald kam ihr Führer auf einen Pfad, der so steil und unwegsam war, dass mehrere Pferde umkippten; sie mussten anhalten, die Männer begannen leise zu murmeln.

- Bleibt dort, ihr Schwächlinge", sagte der Mormonenhäuptling in säuerlichem Ton; "ihr müsst euch ausruhen; ich werde unsere Erkundung allein fortsetzen, während ihr dort in Ruhe auf mich wartet. Aber wenn Sie einen Schuss hören, kommen Sie mir zu Hilfe.

Seine Begleiter nahmen ihn beim Wort und blieben stehen; Thomas machte sich zu Fuß auf den Weg, ohne Gewehr, nur mit zwei Pistolen bewaffnet. Alle seine Pläne wurden durch den Ungehorsam seiner Männer durchkreuzt.

Dennoch hatte er nicht lange zu gehen; von der Spitze eines Gipfels aus, der die ganze Umgebung überblickte, sah er eine Meile voraus einen Schwarm Indianer, der sich in der Ebene bewegte. Sofort eilte er den Abhang hinunter und kehrte zu seinen Begleitern zurück.

- Die Indianer sind hier", rief er atemlos, "diese Schurken, die Utes, und beim Bart des Propheten, sie nehmen ein weißes Mädchen mit. Kommt, meine Kinder, lasst uns nicht nur tapfer und unbesiegbar sein, um diese Schurken zu bestrafen, sondern lasst uns auch ihren unglücklichen Gefangenen befreien! Lasst uns auf sie zustürmen, ohne auch nur eine einzige Zündschnur zu verbrennen, damit sie nicht auf der Hut sind; dann, wenn wir mitten unter diesen Schurken sind, lasst uns sie mit unseren Gewehrkolben zerquetschen; nicht schießen, wir würden riskieren, das Mädchen zu töten.

Der ehrwürdige Heuchler spürte, wie sein Herz bei dem Gedanken an den Triumph, den er endlich erblickte, in seiner Brust wie wild schlug. Tausend fiebrige Visionen gingen ihm durch den Kopf, während er seine Gruppe durch das seichte Flussbett führte.

- Sie galoppieren dort drüben wie Gespenster", sagte er und wies auf seinen nächsten Begleiter, "ach, die gemeinen Dämonen! - wie eine lieblose Zunge sie nennen könnte", fügte er korrigierend hinzu und kehrte in seine Rolle als geistlicher Führer zurück; "sieh, sie biegen um einen Vorsprung, da sind sie außer Sicht! Zum Teufel! - Ich hoffe, ich werde nicht fallen - sie werden in den Bergen verschwinden, wo kein weißer Mann sie erreichen kann.

- Was bringt es, sie zu jagen, Meister? Die weiße Frau gehört nicht zu uns, warum sollten wir unser Leben für eine Fremde riskieren?

- Durch das Gebot, durch das Beispiel der Heiligen, durch die Ermahnungen der Stimme, die in der Wüste schreit, werden wir belehrt, dass es unsere Pflicht ist, das Schwert zu ziehen, um die Schafe zu retten, die der reißende Wolf wegträgt! Weg mit denen, die Angst haben! Steht nicht geschrieben, dass derjenige, der sich für die richtige Sache einsetzt, die Krone der Herrlichkeit gewinnt?

In diesem Augenblick erhob sich aus den Tiefen der Ebene ein wildes, unheimliches, unbeschreibliches Geschrei, das die Abenteurer vor Schrecken erstarren ließ; es war der furchtbare Kriegsschrei der Indianer, eine schreckliche Mischung aus allen Heulern der Ungeheuer der Wüste, verstärkt und verbittert durch menschliche Wildheit. In diesem unheimlichen Gebrüll, so laut wie eine Trompete, so tief wie das Brüllen eines Löwen, steckt ein ganzes phantastisches Drama, ein ganzes blutiges Handgemenge, in dem Kiefer mit scharfen, beißenden Zähnen, bluttriefende Lippen und wutentbrannte Augen herumwirbeln, Vor Wut brennende Augen, skalpiertes Haar, abgetrennte Köpfe, die sich auf dem Boden wälzen, zitternde, enthauptete Stämme, die im schrecklichen Rausch des Todes taumeln und fallen, verstreute Gliedmaßen, die von den Kannibalen verschlungen werden.

- Indianer, Indianer", murmelten die müden Lippen der Mormonen, und sie klammerten sich aneinander, als wollten sie ihren Mut im Zaum halten.

- Ja!", antwortete Thomas ungestüm und verärgert, "die Reptilien sind aufgeregt, die Panther sind laut; aber allein ihr Biss ist zu fürchten; wir werden ihre Köpfe zerschlagen, bevor sie sie erheben können!

- Wäre es nicht besser, sich an einen sicheren Ort zurückzuziehen?

- Wenn du diesen Abschaum besser kennen würdest, würdest du dich nicht rühren, schreit er, aber er ist ohne Mut. Lasst uns eintauchen, Gefährten, und

über den Feind herfallen wie ein Wasserspeier! nicht ein Arm...

Der Ältere konnte seinen Satz nicht beenden; sein Pferd stolperte schwer auf einem glitschigen Felsen; Reiter und Pferd rollten den steilen Abhang hinunter und stürzten von einem Punkt zum anderen in den Grund eines Abgrunds.

VIII

Feuer auf der Wiese

Obwohl es seinen Gefährten nach einer so schweren Tortur gut tat, sich in der frischen grünen Oase, in der sie angehalten hatten, auszuruhen, hielt Waltermyer es nicht für nötig, sie die Verfolgung zu lange unterbrechen zu lassen. Er wusste, dass der Feind, dessen Spur sie verfolgten, keinen Halt machen würde und immer mit Pferden, die in der Prärie geboren wurden, schwer zu ermüden und unempfindlich gegen alle Unbilden der Luft waren, vorrücken würde. Ihm kam auch der Gedanke, dass die Nacht sie auf sehr unglückliche Weise aufhalten würde und dass es notwendig war, den Rest des Tages so gut wie möglich zu nutzen, um voranzukommen. Sobald er die Pferde für ausreichend ausgeruht hielt, gab er den Befehl zum Aufbruch.

- In welche Richtung sollen wir gehen, Waltermyer?", fragte Miles Morse; "wir sind mit der Wiese fertig, hoffe ich?

- Ja, auf Wiedersehen in der großen Ebene; wir müssen nur den Sloo (feuchte und bewaldete Grenze) überqueren, und schon sind wir auf der Spur dieser Schurken. Der Weg wird nicht allzu lang sein; nachdem wir die Wiese durchquert haben, befinden wir uns am Fuße der ersten Berge, die ihre Nasen in die Ebene stecken.

- Wir werden dir blindlings folgen, führe uns auf dem kürzesten Weg.

- Ach, wenn Ihr mich in diese Gänge begleiten könntet, wo ich Euch führen könnte, dann hätten wir diesen roten Schurken bald fertiggemacht; aber bei Rossen wie Euren Pferden dürfen wir nicht daran denken. Ich kenne eine berühmte Methode, diese Schurken wegzufegen! Aber der Ort muss dafür geeignet sein.

- Wie?

- Ein großer Stein, der von der Spitze des Berges geworfen wurde. Ich habe mir dieses Vergnügen oft gegönnt, auch wenn es kein Indianer war! nur um die Steine hüpfen zu sehen und ihr infernalisches Krachen zu hören.

- Was hören wir denn da? Könnten das die Indianer sein?

- Fremder! du kennst die Indianer so gut wie ich, was bedeutet, dass du sehr wenig schreibst. Glaubst du, sie gehen auf die Jagd oder ziehen mit Trompeten in den Krieg wie die weißen Männer? Das Geräusch, das an deine Ohren drang, ist das ferne Geräusch einer Lawine ... aber alles, was wir jetzt sagen, wird das Mädchen nicht retten; lass uns gehen, lass uns schnell gehen.

Die Pferde waren gut ausgeruht und gut genährt; das eisenhaltige Wasser der Quelle und die fette Weide, die sich an sie anschloss, hatten ihnen gut getan. Doch schon bald machte sich die Müdigkeit wieder bemerkbar; Myriaden von Insekten bedrängten weiterhin Tier und Mensch; der tief zerklüftete und wurzelübersäte Boden machte den Weg äußerst mühsam und gefährlich.

Manchmal tauchte eine Schlange zwischen den Füßen eines Pferdes auf, das sich dann aufrichtete oder einen heftigen Sprung zur Seite machte.

- Kommt doch nicht alle auf einmal herunter", rief Waltermyer bösartig, als ein abgestiegener Reiter versuchte, wieder in den Sattel zu steigen, "ihr hättet besser daran getan, bis zum Peak of Independence hinaufzuspringen, dann hättet ihr die Bewegungen dieses hinterhältigen Gesindels in der weiteren Umgebung beobachten können.

- Was? Wovon reden Sie?

- Nun, ich auch nicht. Aber ich werde dir sagen, mein Freund, dass der Mann, der deinen Sturz verursacht hat, eine Klapperschlange ist; nur das!

- Eine Klapperschlange!!!

- Was noch? Such mir andere Tiere als Reptilien, wilde Hunde und Eulen! Sie alle leben mit ihren Familien auf der Wiese.

- Pah!

- Sagen Sie, bah! so viel Sie wollen: Wenn Sie so viel gejagt und gegessen hätten wie ich, wären Sie weniger ungläubig.

- Schlangen essen?

- Warum nicht, es ist sogar sehr gut und sehr delikat. Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht danach suche, wenn ich anderes Wild zu essen habe.

- Ich würde lieber verhungern.

- Warte, bis du dort bist, mein Junge, um so zu reden, sage ich dir, dass ein hungriger Mann sich nicht amüsiert, indem er sein Essen auswählt; er nimmt, was er findet. - Die Meeräsche zum Beispiel ist nicht die beste in der Küche, aber man kann sie essen; das Pferd ist saftig, wenn es nicht zu Tode gearbeitet wurde; im Vergleich dazu ist die Klapperschlange ein erlesener Leckerbissen.

Die gastronomische These des Trappers wurde mit allgemeinem Gelächter quittiert. Der Marsch ging munter weiter, obwohl mehr als ein ängstliches Auge auf das Gebüsch gerichtet war, um nach dem eben erwähnten gefährlichen Reptil Ausschau zu halten.

- Gönnen wir den Pferden eine kurze Verschnaufpause", fuhr Waltermyer fort, "ein paar Minuten Ruhe machen sie nicht wütend, sondern geben ihnen den Atem, um die Berge zu erklimmen. Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen, die Lemoine und mir vor vier Jahren iert ist, genau in diesem Sloo. Es war ein glühend heißer Tag im August, an dem die Schlangen zehnmal giftiger sind als zu jeder anderen Zeit. Wenn du gestochen wirst, bist du verloren. Wir gingen also zusammen, der Franzose und ich, als ich ihn plötzlich zweimal schreien hörte, schreien, wie ich es noch nie gehört hatte. Es war nicht die Zeit, ihn zu befragen, ich schaute schnell nach, und man möge mich hängen! wenn es nicht die zwei größten ihrer Art waren, zwei riesige Schlangen, die sich um die Beine seines Pferdes gewickelt hatten und ihn bissen. Ich konnte nie ganz verstehen, wie das iert war; zweifellos war das Pferd direkt über ihr Loch gefallen. Jedenfalls lebten sie nicht lange, aber das Pferd starb nach fünf Minuten.

- Ich dachte, Sie wüssten, wie man einen Schlangenbiss heilt", sagte Miles Morse.

- Ja, manchmal schon, aber nur, wenn man das Blatt der blauen Esche oder des Schlangenfarns erwischt. Aber ich sage euch, meine Kameraden, dass es in einem solchen Fall nicht nötig ist, Zeit mit dem Aufsuchen eines Arztes zu verschwenden; es genügt, einen kräftigen Schluck Whisky zu nehmen und die Wunde unverzüglich zu waschen; merkt euch das, und...

Waltermyer hielt kurz inne und blickte mit einem Adlerauge den Berg hinauf; er hatte soeben denselben Kriegsschrei gehört, der die Mormonen in Angst und Schrecken versetzt hatte; aber dieses wilde Geschrei war so weit entfernt, dass keiner seiner Gefährten es erkennen konnte; einige von ihnen hörten es sogar nicht.

- Ah", sagte der Trapper, "die Panther heulen auf dem Berg.

- Was! sind die Indianer?", fragte der arme, zitternde Vater.

Und Tränen stiegen ihm in die Augen bei dem Gedanken, dass er seinem geliebten Kind nahe war... aber dass er es vielleicht nicht mehr lebendig finden würde.

- Ich wage es nicht, dir zu versichern, Fremder; wenn es indianisches Ungeziefer ist, müssen sie im Krieg sein, sonst würdest du sie nicht heulen und schreien und all diesen Lärm machen hören. Nein, nein, die Indianer sind zu schlau, um sich so zu verraten; sie können ihre Zunge besser im Zaum halten als jeder weiße Mann. Wie auch immer, wenn wir hier bleiben und Schlangen mitnehmen,

werden wir kaum eine Chance haben, auf diese Streithähne zu treffen.

- Gehen wir zu Fuß! Verlieren wir keine Zeit.

- Oh, oh, verschwenden wir hier etwa Zeit? Hast du noch nie festgestellt, Fremder, dass ein Tag Ruhe auf einer Reise manchmal ein Tag Gewinn ist?

- Gewiss, ich bin also nie am Sabbat gereist.

- Sonntag oder Wochentag ist das Gleiche; aber meiner Meinung nach wäre eine Pause heute ein ausgezeichnetes Angebot. Ich muss gestehen, Fremder, - denn ich bin kaum ein Gelehrter, - ich muss gestehen, dass ich seit zehn Jahren den Sonntag nur zweimal wahrgenommen habe. Damals war ich Fremdenführer für die Damen von Bois-Brûlé, am Roten Fluss. Manchmal nahmen sie ihre Rosenkränze, ich führte sie in die Kirche, wo ich ihnen ein Biberfell zum Niederknien brachte, damit sie sich nicht weigerten, danach mit mir zu tanzen.

Alle lächelten über die naive Kostprobe, die der tapfere Jäger von seiner Frömmigkeit gab. Vielleicht hätten viele zivilisierte Menschen nicht einmal eine solche Erinnerung gehabt.

Waltermyer nahm die Führung wieder auf, aber er sah unruhig aus und bewegte sich vorsichtig vorwärts, wobei er sich häufig im Sattel bückte und forschende Blicke über das wogende Meer aus grünem Laub warf. Schließlich blieb er unter dem Eindruck eines plötzlichen Gedankens stehen und versammelte seine Gefährten um sich.

- Was gibt es Neues?" fragte einer der ungeduldigsten der Gruppe; "gehen wir nicht weiter, und werden wir nie aus diesen verfluchten Sümpfen herauskommen, wo es weder Luft noch einen Weg gibt? Ich habe genug von Löchern, Schlangen und Mücken.

- Sind Sie auf den Tod vorbereitet?", fragte Waltermyer ihn feierlich, wobei sein ehrliches Gesicht seine gewohnte Fröhlichkeit verloren und einen ängstlichen Ausdruck angenommen hatte.

- Sterben! Welche Frage? Sind wir dazu bereit?

- Doch der Tod umgibt uns; hörst du das Geräusch?

- Ja, er läuft in dem fernen Gebüsch hinter uns. Vielleicht ist es eines der Pferde, die wir zurückgelassen haben.

- Ein Pferd galoppiert nicht so schnell, selbst ein Hirsch könnte das nicht.

- Was ist das?

- Stellen Sie sich in die Steigbügel und schauen Sie zu.

- Ich sehe eine große Wolke dichten Staubs, als würden hundert Büffel mit großer Geschwindigkeit vorbeiziehen und ihn in die Luft schleudern.

- Büffel und Rehe mögen jetzt rennen, aber sie folgen nicht diesem Weg.

- Nun! Waltermyer", unterbrach Miles Morse, "sag uns, was es ist.

- Rauchen.

- Smoke! Ich verstehe dich nicht.

- Ja! Rauch und Feuer! Sie werden gleich überzeugt sein.

Sie standen alle auf ihren Sätteln und blickten wild über die Ebene. Überall hinter ihnen, am riesigen Horizont, wirbelten dicke gelbliche Rauchsäulen, die hier und da von riesigen Feuerzungen zerrissen wurden.

- Das Feuer ist auf der Wiese", sagte Waltermyer, "wir sind von Feuer umgeben.

- Gütiger Himmel, ist das wahr?

- So wahr wie der Himmel, von dem Sie sprechen.

- Dann sind wir verloren.

- Tausend andere haben diese Tortur durchgemacht und sind nicht von ihren Knochen losgekommen. Tausendzwei Tausend sind umgekommen.

- Lasst uns rennen! Lasst uns rennen! Lasst uns die Pferde vorantreiben, um freies Gelände zu gewinnen.

- Sie könnten sich genauso gut vornehmen, zum Mond zu fliegen. Ihre Pferde werden vor dem Feuerflug wie Schnecken laufen. Mein tapferer Schwarzer selbst, der zehn seiner Artgenossen wert ist, konnte nicht entkommen.

- Müssen wir hier sterben wie die Füchse in ihrem Bau? ... einen schrecklichen Tod, auf den wir feige warten, ohne einen Schritt zu tun, um ihn zu vermeiden?

- Die Flamme wird zum Wirbelwind", rief der alte Morse verzweifelt. Oh, meine Tochter, meine arme Tochter!

- Lasst uns gehen!", riefen seine Gefährten, "Flucht oder Tod!

- Lasst uns als Männer sterben, wenigstens im Galopp! Wovon träumt dieser regungslose Waltermyer?

- Ich träume ...?", sagte der Führer explosiv, "ja! Ich bewundere, dass Männer wie Sie so wenig über die große Prärie wissen.

- Bleiben Sie ruhig, denn ich will hier nicht verbrennen, ich gehe.

- Halt!", rief Waltermyer und legte eine kräftige Hand an die Zügel des Pferdes.

Das verängstigte Tier bäumte sich auf, bockte und blies laut; der Rauch kam in großen Schwaden über die zitternde Gruppe. Männer und Pferde klammerten sich instinktiv aneinander und senkten ihre Köpfe unter dem Druck der schrecklichen Vorboten des Feuers.

- Was machst du da?", fragte der Flüchtling säuerlich, "bist du verrückt?

- Nein, Sie sind es, der töricht ist... Sie wollen einen alten Trapper wie Waltermyer belehren. Ich weiß genau wie Sie, dass das Feuer auf uns zukommt, und trotzdem bleibe ich hier. Der erste, der wegläuft, wird nicht weit kommen, denn ich werde ihm eine Kugel in den Kopf jagen.

- Aber um Himmels willen! Waltermyer, warum bestehen wir darauf, hier zu bleiben, wenn wir weglaufen könnten?

- Wofür hältst du mich, Fremder, für einen Schurken oder einen Wahnsinnigen?

- Nein, wahrscheinlich nicht.

- Gehorcht mir, bindet eure Pferde zusammen, Kopf an Kopf, und zieht die Knoten fest, damit sie nicht brechen, denn wenn die Flammen uns umzingeln,

wird keine menschliche Kraft sie zurückhalten können.

Ihm wurde hastig und ohne Antwort gehorcht.

- Bindest du deine nicht?", fragten ihn seine Gefährten, als ihre Operation abgeschlossen war.

- Nein, es ist keines von deinen dummen, unentschlossenen Stadtpferden; außerdem ist es nicht das erste Mal auf einer solchen Party, es kennt sein Geschäft besser als du.

Während er sprach, berührte er leicht die Zügel und legte seine Hand auf den Widerrist des edlen Tieres, das daraufhin sofort seine schlanken, sehnigen Beine anwinkelte und sich mit freudigem Eifer auf den Boden legte. Nachdem er die Bewegungen seines Pferdes mit den Augen verfolgt hatte, entledigte er sich mit einem Stolz, den jeder echte Reiter verstehen wird, seines Mantels und bedeckte damit seinen Kopf, um ihn vollständig vor den Flammen und dem Rauch zu schützen.

- Jetzt, meine Freunde", rief er und wandte sich zügig an seine Gefährten, "ist es Zeit, sich an die Arbeit zu machen! Mäht, schneidet und reißt das Gras und das Gestrüpp um uns herum aus, so dass ein großer kreisförmiger Platz entsteht, der völlig kahl ist; vorwärts, Äxte, Eimer, und seid schnell, wenn ihr euer Leben retten wollt.

Er machte Nägel mit Köpfen, mähte haufenweise Gras und warf es so viel wie möglich umher.

Doch ihre Vorbereitungen hatten zu spät begonnen, das Feuer brach über sie herein, bevor sie eine ausreichend große Fläche Gras rasiert hatten; Flammenstiche und dicke Rauchschwaden schlugen ihnen ins Gesicht. Noch ein paar Augenblicke und sie wären erstickt.

Waltermyer beurteilte mit einem schnellen Blick die Lage und sah, dass das Feuer an einer Stelle weniger heftig war.

- Kopf runter!", rief er, während er seine Jacke auszog, "direkt ins Feuer! und durch!

Gleichzeitig stürzte er sich, gefolgt von all seinen Kameraden, entschlossen gegen seinen Kurs ins Feuer und durchquerte die Feuerlinie, die an dieser Stelle glücklicherweise nicht sehr dicht war.

Ein paar verzweifelte Sprünge trugen sie über den verbrannten und flammenlosen Boden; der verschlingende Scheucher setzte seinen feurigen Flug fort und war schon weit weg, als sie sich umdrehten, um zu ihren Pferden zu laufen. Die armen Tiere schnauften und bekamen vor Schreck kaum noch Luft, doch schon bald belebte die scharfe, reine Luft sie wieder.

- Wir sind nur knapp entkommen", sagte Waltermyer, fühlte sein verbranntes Haar und seinen Bart und streichelte das versengte Haar seines Pferdes; "und nun, Freunde, da man das Feuer der Prärie nicht jeden Tag sieht, schaut euch dieses Schauspiel gut an, und ihr werdet es lange in Erinnerung behalten.

Es war in der Tat ein erschreckender Anblick: Überall, in einer riesigen Linie, wälzten sich rote, tosende Feuerwellen, die blutige Reflexe in den Himmel schickten, halb ertränkt in Rauchschwaden. Unter der unerbittlichen Geißel verschwanden die Bäume, das Laub und das hohe Gras wie ein Wachstropfen in einem Bottich mit geschmolzenem Metall. Und während das Auge ängstlich dem zerstörerischen Element in seinem unwiderstehlichen Marsch folgte, hörte das Ohr überall ein leises Donnern, bestehend aus dumpfem Knistern, Zischen und unverständlichem Murmeln. In alle Richtungen rannten in panischer Angst Büffel, Panther, Antilopen und tausend Tiere verschiedener Rassen, von denen die meisten erschlagen und von den Flammen verschlungen wurden. Die Erde selbst bot einen düsteren und trostlosen Anblick; wo immer der feurige Wirbelsturm vorbeigezogen war, schien der schwärzliche, rissige und rauchende Boden von einer vulkanischen Konvulsion erschüttert zu werden.

IX

Herz-Gesetz

Die Indianerbande, in der Esther Morse unter der Führung von Black Eagle gefangen gehalten wurde, war der Teil des großen Stammes der Dacotahs oder Sioux, den die weiße Grenzbevölkerung die Broad People nannte, um sie von den Lake People zu unterscheiden, einem anderen Teil desselben Stammes, der in Dörfern am Ufer des Spirit Lake lebte. - Die ersteren (angeführt von Schwarzer Adler) waren allesamt Diebe, Plünderer und Mörder; die letzteren waren recht sanft und ruhig.

Black Eagle hatte alle seine Manöver so gut versteckt, dass niemand einen Verdacht schöpfte; man rechnete damit, dass die Mormonen, die Karawane von Miles Morse, übernommen werden würden, aber man wusste nicht genau, wann und wie das geschehen würde.

Mit ihrem Kriegsgeschrei wollten sie den Mormonenhäuptling in ihre Gnade ziehen und ihn ohne Gnade freikaufen. Aber ihr Erstaunen war groß, als sie eine laute, klare Stimme hörten, die mit einem schallenden Schrei antwortete, und einen Reiter auf dem Hügel erscheinen sahen, der schnell auf sie zu ritt.

Diese Erscheinung war so plötzlich und fantastisch, dass man sie zunächst für den Manitou der Berge oder einen himmlischen Boten des Großen Geistes hielt.

Esther Morse konnte, obwohl sie weit über indianischen Aberglauben erhaben war, eine starke Erregung nicht unterdrücken, als sie diesen unbekannten jungen Krieger fast aus den Wolken auftauchen sah, dessen Ross Flügel zu haben schien, so schnell kam er die steilen und felsigen Hänge hinunter.

In wenigen Minuten kam er in der Nähe der Dacotahs an, die ihn - schweigend nach ihrer Sitte - ehrerbietig begrüßten.

Osse'os Name wurde von mehreren Indianerkriegern geflüstert.

Obwohl er bei den Dacotahs eine bedeutende Persönlichkeit zu sein schien, trug er eher die Kleidung eines weißen Jägers als die eines wilden Kriegers; seine gesamte Ausrüstung trug die offensichtlichen Zeichen von Luxus und Zivilisation. Esther bemerkte seinen schönen bestickten Sattel, das ziselierte Silberzaumzeug seines Pferdes, seine Kleidung aus feinem, parfümiertem Hirschleder, seine eleganten Mokassins, seinen mit kostbaren Pelzen verzierten und mit einer einzelnen Adlerfeder geschmückten Hut.

Vor seiner Brust hing das Lieblingsornament der Indianerhäuptlinge, ein kleines Schild aus damasziertem Silber. Seine Pistolen mit Griffen aus Ebenholz, sein Speer, dessen Eisen aus damasziertem Stahl bestand, waren sicherlich nicht das Werk eines wilden Künstlers.

Er war ein hübscher junger Mann mit einer schlanken, geschmeidigen Taille, einem intelligenten, ovalen Gesicht, blauen Augen, einer bei Indianern seltenen Farbe, und einer edlen Haltung, die von hochmütiger Anmut durchdrungen war.

Seine harmonische, sonore Stimme hatte nichts von den kehligen Tönen der

Wilden; Esther fühlte ihr Herz schlagen, als er sie mit einem Lächeln auf den Lippen ansah - einem Lächeln, das der indianische Krieger nicht kannte.

- Die Krieger der Dacotahs sind weit von ihren Wigwams entfernt", sagte er zu Schwarzer Adler und sah sich um, als wolle er den Grund für ihre Expedition herausfinden.

- Die Osse'o Mokassins entfernen sich nicht oft vom Spirit Lake", antwortete der Häuptling ausweichend.

- Die Wiese ist für jedermann zugänglich. Die Bewohner des Large kommen zweifellos, um den Manitou in den großen Höhlen des Berges anzubeten?

- Mein Bruder ist ein Mann des Sees, hat er den Großen Geist getroffen?

- Als das Kriegsgeschrei der Dacotahs an sein Ohr drang, glaubte er, die Berggeister zu hören. Warum reiten die Pferde von Black Eagle in den Sonnenuntergang? Führt sie dieser Weg weg von ihren Frauen und Kindern?

- Der weiße Mann hat viele Herden; in seiner Hand hält er viel rotes Gold; die Dacotahs sind arm. Büffel und Hirsche haben ihre Heimatwälder verlassen, Otter und Biber haben die Flüsse verlassen, das Wildpferd ist verschwunden. Es ist der weiße Mann, der mit seinem Gewehr all dies vertrieben hat; das Eisen seiner Wagen hat das Gras der Prärien zertreten. Der Sohn der Wüste sucht vergeblich nach Nahrung für seine kleinen Kinder: Sein Wigwam ist leer. Die Bleichgesichter haben den Dacotah ausgeraubt; er geht weg, um ihnen zu entkommen.

- Die Worte des Schwarzen Adlers sind wie der Weg der Schlange, krumm und voller Täuschung; seine Zunge ist gegabelt, seine Füße haben den Pfad der Wahrheit verloren. Hier gibt es weder Vieh noch Vorräte, die dem weißen Mann gehören.

- Sie wurden weit weggebracht. Die Bleichgesichter waren den Früchten der Mahnomonce zahlenmäßig überlegen.

- Die Körner des Wildreises sind zahllos. Der Dacotah ist kein Maulwurf, der sich blindlings in eine Falltür stürzt. Die Feuerwaffe der Bleichgesichter bringt den Tod; wo sind die Verwundeten und die Toten unter den Dacotahs?

Obwohl ihm die drängenden Fragen des Neuankömmlings peinlich waren und er verunsichert war, weil seine Pläne erraten wurden, setzte Schwarzer Adler seine scheinheiligen Antworten fort.

- Die roten Männer laufen weg; sie sehen, dass die Bleichgesichter sie vom Angesicht der Erde verjagen wollen, und...

Sie stehlen ein unschuldiges Mädchen und laufen dann davon wie verängstigte Wölfe.

Diese bitteren Worte und der Tonfall, in dem sie geäußert wurden, ärgerten Schwarzer Adler zutiefst, aber unter dem klaren und kalten Blick von Osse'o wagte er nicht, seine Wut herauszulassen.

- Zu welchem Zweck haben Sie das Mädchen entführt?

- Gold, Gold", antwortete Schwarzer Adler.

- Und du schleppst sie durch die unzugänglichen Berge, weil du glaubst, dass du diejenigen findest, die dir Gold geben können?

Dieses Argument war ausschlaggebend; es öffnete den Gefährten von Schwarzer Adler die Augen, und sie begannen zu ahnen, dass ihr Anführer andere, verborgene Pläne hatte, die nichts mit der Plünderung der Mormonen zu tun hatten.

- Die Dacotahs sind keine Dummköpfe; sie verlassen nicht ohne Grund eine einfache, glatte Spur, denn sie kennen alle Pfade des Gebirges. Sie drehen die Position des Feindes, um ihn besser überraschen zu können. Ist es nötig, dies Coeur-Droit zu sagen? Er, der schon so lange auf den Pfaden der Wüste wandert.

- Binde das Bleichgesicht los", sagte Coeur-Droit auf Französisch. Das war das erste Wort, das Esther verstand, denn der Anfang des Gesprächs war auf Indisch gewesen. Sie warf sich vor ihm auf die Knie und dankte ihm unter Tränen.

- Die Zunge der Bleichgesichter ist geschickt im Lügen; sie weiß sehr gut zu verschleiern, was das Herz denkt", antwortete Coeur-Droit knapp und drehte ihr den Rücken zu.

Die arme Esther verstummte und zitterte; sie hatte geglaubt, einen Beschützer gefunden zu haben; diese abrupte Antwort enttäuschte sie.

Dennoch gehorchten die Indianer eifrig; einer von ihnen schnitt ihre Fesseln durch, ein anderer holte ihr Wasser, ein anderer bot ihr etwas zu essen an; Osse'o nahm ein duftendes Hirschleder von seinem Sattel und warf es ihr zum Ausruhen vor die Füße.

Das Mädchen, von tausend seltsamen Gedanken aufgewühlt, setzte sich auf ihr Fell und begann zu träumen, den Kopf in die Hände gestützt, und verschlang ihre Tränen.

Eine leichte Bewegung neben ihr ließ sie aufblicken: Sie sah Osse'o mit verschränkten Armen stehen.

- Lass das Schneemädchen ihre Tränen wegwischen", sagte er mit sanfter Stimme, "sie würden die Rosen von ihren Wangen waschen. Als der große, gute Manitou die roten Männer in der Prärie ansiedelte, gab er ihnen nicht alle Herzen aus Stein.

Dann verstummte er plötzlich und wandte sich mit einer Art verhaltener Irritation ab.

- Will sich Osse'o die Beute von Black Eagle aneignen? Auf diese Frage des Wilden hin ging Osse'o auf ihn zu und stieß ihn, ohne ihn zu berühren, so nahe an den Abgrund, dass er ihn mit einer Geste hätte hinunterwerfen können; dort blieb er stehen, ohne ihm zu antworten, und begann, immer noch mit verschränkten Armen, über die Ebene zu blicken.

- Die Dacotah sollen sich in die Berge zurückziehen und auf die Ankunft der weißen Männer warten", sagte Osse'o. Black Eagle sprach in einem bittersüßen Ton.

- Mein Vater hat seine Seele nie mit Blut befleckt; seine Hand ist unschuldig am Raub; warum stellt sich mein Bruder zwischen den Schwarzen Adler und seinen Gefangenen?

- Hat Schwarzer Adler Angst davor, dass ein schwaches Mädchen aus den Reihen seiner Krieger flieht? Oder hat er die grausame Feigheit, sie wie ein Opfer an den Todespfahl zu binden?

- Nein.

- Glaubt er, dass die Leute des Mädchens mehr Gold geben werden, wenn sie herausfinden, dass sie gefoltert wurde?

- Nein! Aber Schwarzer Adler macht mit seinen Gefangenen, was er will, und will nicht, dass wir uns in sein Tun einmischen!

- Das Wort des Schwarzen Adlers dringt wie ein Hauch an meine Ohren... Ich höre es nicht", antwortete Osse'o kalt, ohne den Wilden auch nur anzusehen.

Letzterer, der hinter Coeur-Droit stand, brauchte nur die Hand zu heben, um ihm den Kopf zu spalten oder ihn in einen Abgrund zu stürzen. Der wachsame Blick

von Osse'o erfasste diese Bewegung, er drehte sich um, ohne den Plan seines Feindes zu verstehen, und sagte mit ruhiger Stimme zu ihm:

- Sieht mein Bruder etwas? Er zeigt auf die Wiese.

- Ich sehe, wie die Büffel und Hirsche vor dem Feuermanitou fliehen.

- Es ist wahr, und hinter dem wirbelnden Rauch schlängelt sich die Kolonne der Bleichgesichter entlang. Ihr Vieh ist zahlreich, denn sie haben einige zurückgelassen.

- Die Weißen sind wie Aasgeier; sie verwüsten das Land der Roten; sie lassen weder Weide noch Wild zurück.

- Die Dacotahs können tun, was sie tun, die goldene Saat des Mais ernten und...

- Der große Manitou gab den Bleichgesichtern das Getreide, um ihre Frauen und Kinder zu ernähren; den Rothäuten gab er die Jagdgründe. Wenn die Dacotahs ihre Stirn unter das Joch der Arbeit beugen, wie die Ochsen der Weißen, werden ihr Mut und ihr Ruhm für immer verschwinden.

- Ja, die roten Männer werden weniger tapfer sein, wenn sie vergessen haben, ihre Gefangenen zu foltern und ihre Gürtel um das skalpierte Haar zu wickeln.

- Osse'o kann nur Worte des Friedens sprechen. Coeur-Droit wandte sich

schweigend und mit einem verächtlichen Lächeln ab, verschränkte erneut die Arme und begann, die Ebene zu betrachten. Schwarzer Adler kam mit erhobenen Armen auf ihn zu, ohne dass er es bemerkte; Esther stieß einen herzzerreißenden Schrei aus, aber es war zu spät; die mörderische Hand war bereits mit unwiderstehlicher Gewalt auf Osse'os Kopf gefallen. Der unglückliche junge Mann taumelte, seine Arme fielen kraftlos zurück, und er stürzte auf sich selbst und rollte die steilen Felswände hinunter.

Schwarzer Adler stieß einen Freudenschrei aus, ergriff Esther, sprang mit ihr auf den Schimmel von Osse'o und stieg auf das Zeichen zum Aufbruch den Berg hinab, wobei er das schreiende und zappelnde Mädchen gewaltsam im Sattel hielt.

Seine Handlungen waren so schnell gewesen, dass keiner seiner Begleiter sie hatte sehen können; ihr Erstaunen war groß, als sie Esther und Schwarzer Adler auf Osse'os Pferd sahen; eine Wolke der Unzufriedenheit zog über ihre Gesichter.

- Osse'o war sich seines Standes nicht sicher, er stürzte in den Abgrund wie ein Adler, dessen Flügel gebrochen ist. Beeilen wir uns auf unserem Weg.

Diese ungeheuerliche und plumpe Lüge fand keinen Widerspruch. Esther war zwischen den mörderischen Krallen dieses menschengesichtigen Raubvogels verschwunden.

X

Komplikationen

Obwohl der Mormonenhäuptling durch den schrecklichen Sturz geprellt und schwer verwundet war, wurde er von seinen Gefährten lebendig aufgerichtet. Sein Pferd, ein edles Ross, das hundertmal besser war als sein Reiter, war auf den Felsen zusammengebrochen.

In Ermangelung von Heilmitteln wurde Thomas wiederbelebt, indem er in frischem Wasser aus dem Bach gebadet wurde; er wurde dazu gebracht, einen großen Schluck von der alkoholischen Flüssigkeit zu nehmen, mit der seine Landflasche reichlich gefüllt war; bald war er in der Lage, wieder zu gehen.

Der mormonische Heilige hatte keinen Gedanken der Dankbarkeit für den Himmel, der ihn so gnädig vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.

- Wo ist mein Pferd?", war sein erstes Wort.

- Er ist tot.

- Oh, der Rohling! Er stürzte und erdrückte mich fast, als ich so nah war...!

Er beendete es nicht, aber er war kurz davor, sein Geheimnis zu verraten.

- Der Prophet des Herrn ist für das große Werk bewahrt worden", sagte er mit sanfter, eindringlicher Stimme, "ein kostbares Zeichen für die Heiligkeit seiner Sendung. Meine Brüder, in dem, was soeben geschehen ist, müsst ihr eines der Wunder sehen, die auf den goldenen Tafeln des lebendigen Gottes geschrieben stehen.

Hier musste der ehrwürdige Schurke Luft holen: Seine Prellungen machten ihm zu schaffen. Bald nahm er pathetisch wieder auf:

- Ja, wahrlich, ich sage euch, unser Herz muss hoch sein, denn es steht geschrieben, dass unsere Fackel nicht verlöschen soll. Das Tier wird den Geiern überlassen; der Geist ist gerettet; der Tod hat keine Macht über ihn; der Gerechte weiß, wie man kämpft und siegt, wie man leidet und standhaft bleibt. - Brüder, gebt mir mehr von diesem heilsamen Getränk, besonders in der Stunde der Gefahr. - Brüder, es steht geschrieben, dass das Verhängnis des Menschen der Ungehorsam war und dass die Übermenschen nicht in die Seligkeit der Heiligen aufgenommen werden. Anathema über die Stolzen, über die Heiden, über die Widerspenstigen, über die Ungehorsamen, sie werden in die äußere Finsternis geworfen, und dort wird ein bloßes Murmeln mit den Feuern der Gehenna bestraft werden.

Er hätte seine Predigt noch lange fortgesetzt, wenn er nicht außer Atem gewesen wäre und wenn nicht einer seiner Begleiter, der mutiger war als die anderen, ihn ziemlich rücksichtslos unterbrochen hätte:

- Nimm mein Pferd, Elder, es ist trittsicher. Es ist schon spät, und wenn wir hier bleiben, werden wir nicht nur von der Dunkelheit überrascht, sondern verlieren auch jede Chance, die Indianer zu überraschen.

Bei jeder anderen Gelegenheit wäre Thomas über die Unterbrechung und den damit einhergehenden Ratschlag eher unglücklich gewesen; aber sein fester Gedanke, der immer auf das Mädchen gerichtet war, ließ ihn den Vorschlag positiv aufnehmen.

- Es soll geschehen, wie du sagst; und wenn wir am Ende der Reise angelangt sind, wenn das Schaf, das von den Wölfen der Dacotahs gerissen wurde, wieder in die Herde zurückgebracht wird, dann werde ich zu dir in der Sprache der Propheten sprechen, die der Herr mich gelehrt hat.

- Dann sattle auf und lass uns gehen. Im selben Moment hörten sie das Klappern eines schweren Körpers, der von den Höhen zum anderen Ende der Schlucht durch das Laub rollte. Thomas stellte seinen Fuß in den Steigbügel, sattelte zügig auf und rannte, gefolgt von allen seinen Begleitern, zu der Stelle, an der das seltsame Geräusch entstanden war. Nach ein paar Schritten sahen sie den Körper eines Indianers, der an seinen Kleidern an einer Felsspitze hing, mehr als hundert Fuß über dem Boden.

- Sie ist eine dieser verdammten Rothäute", rief Thomas, "der Himmel bestraft ihre Verbrechen endlich.

- Versuchen wir nicht, ihn zu retten?

- Der Gesalbte des Herrn darf nicht vor einem unreinen Wesen Halt machen.

- Aber er ist ein Mensch; er wird sich im Sturz selbst zermalmen!

- Er ist einfach nur ein Inder.

- Endlich! Lässt du ihn in dieser erbärmlichen Lage! Voyer, der letzte Fetzen seines Gewandes reißt, die Steine taumeln, er wird fallen, großer Gott, erbarme dich seiner!

- Nein! Bleib, du Kleingläubiger! Ich kann mich nicht dazu durchringen, ihn zu verlassen, ich werde ihn ausliefern, wie der Prophet Joseph befiehlt.

Sofort nahm er das Gewehr seines nächsten Nachbarn, richtete den unglücklichen Mann in der Luft hängend aus und schoss.

Als sich der Rauch des Schießpulvers verzogen hatte, war der Indianer verschwunden; der Felsen, an den er sich geklammert hatte, rollte, wahrscheinlich durch den Aufprall erschüttert, den steilen Abhang hinunter und fiel den Mormonen vor die Füße.

- Die Krähen werden an den Abgründen gefüttert werden", sagte Thomas kalt und reichte das Gewehr zurück, ohne auf das Entsetzen aller seiner Begleiter über diesen abscheulichen Mord zu achten.

- Nun, meine Brüder, lasst uns die Herrlichkeit des Propheten nicht vergessen", fuhr er fort, "lasst uns eilen, um die Taube zu befreien, die die Geier in ihren Klauen wegtragen.

Die kleine Gruppe folgte in dumpfem Schweigen, erschrocken und erschüttert von einem solch brutalen Angriff.

Nach einigen Sekunden des Gehens sahen sie eine kleine Fahne zwischen dem Laub auftauchen, und dann erschien ein Indianer, und Thomas erkannte mit Jubel Schwarzer Adler, dem er seit dem Morgen hinterhergelaufen war. Sofort hielt er inne und lief zu Fuß auf den Indianer zu.

- Hat mein Bruder den Körper eines Indianers von den Felsen fallen sehen?", fragte der gewitzte Dacotah hastig, um von Osse'o ein entscheidendes Zeugnis zu erhalten. Er wollte ihm auch die Ehre der Beerdigung erweisen, um jeglichen Verdacht des Stammes zu zerstreuen.

- Ich sah einen Indianer, der an einem Fetzen seiner Kleidung über dem Abgrund hing; gerade als ich ihm helfen wollte, stürzte er und brach an den Felsen.

Schwarzer Adler ahnte nichts von Thomas' unwürdiger Lüge; nachdem er ihn mit einem stummen Blick erspäht hatte, fuhr er fort:

- Es war Osse'o von den Lake Dacotahs; wir standen zusammen am Rande eines Felsens; plötzlich gab der schwankende Boden unter seinen Füßen nach; er stürzte, bevor der ausgestreckte Arm seines Bruders Black Eagle ihn halten konnte.

- Ah, das ist bedauerlich!

- Er ist im Land der glücklichen Jagden; das leichte Kanu, das auf dem schwarzen Fluss paddelt, hat seinen Schatten in die blumenreichen Wiesen des großen Manitou getragen.

- Möge er in Frieden ruhen! Und jetzt... das Mädchen?

- Hat mein blasser Bruder mit dem riesigen Bergbären gerungen?

- Nein, mein dummes Pferd ist mit mir heruntergefallen, das ist alles. Aber... das Mädchen.

- Die steilen Pfade in den Hügeln sind nicht für weiße Krieger gemacht. Nur die roten Männer haben von den Manitou das Recht erhalten, sie zu durchqueren; ihre Füße sind sicher, ihre Pferde stolpern nie.

- So, so! Genug der Worte. Hast du das Mädchen mitgebracht, wie du es versprochen hast?

- Hat der weiße Mann den gelben Staub mitgebracht, der das Manitou seines Volkes ist?

- Ich habe nichts vergessen. Gib mir das Mädchen und ich bezahle.

- Mein Bruder soll mir ein wenig von diesem Gold zeigen; es hat die Strahlen der Sonne, sein Glanz erfreut meine Augen.

- Wenn ich das Mädchen gesehen habe.

- Schau", sagte der Indianer, führte ihn auf eine kleine Anhöhe und zeigte ihm ein sorgfältig verschlossenes Zelt inmitten eines kleinen Tals, das von den Felsen eng umschlossen war.

- Gewiss, sie ist die Lilie des Tals", rief Thomas mit einer lächerlichen, unzüchtigen Zärtlichkeit, "sie reitet auf einem Pferd, weißer als Milch, sie ist die Freude der Seele, wie der Tau die Freude des trockenen Landes ist, wie die Zeder des Libanon, sie...

- Zeig das Gold", unterbrach Schwarzer Adler.

Seufzend holte Thomas ein paar Goldmünzen aus seiner Tasche. Es blutete ihm das Herz, sich von ihnen zu trennen, aber der Dämon der Lust besiegte den Dämon der Gier.

- Ist die Zunge der Bleichgesichter gespalten? Sind seine Augen verdunkelt? Können seine Finger nicht mehr zählen?

- Nein, nein! Es ist alles in Ordnung.

Ein Pfiff ertönte im Tal: Black Eagle unterbrach das Gespräch.

- Meine Brüder rufen mich an. Ich will sie aus dem Berg führen; der Bleichgesichtige soll mit mir kommen; er wird seine junge Frau in sein Wigwam bringen.

- Ich, um sie zu sehen! Um sie wegzubringen?

- Der rote Anführer sagte das.

- Gut! Dacotah! sehr gut! ich gehe mit dir: dein Volk und das meine werden sich brüderlich umarmen... ich werde das Mädchen empfangen... wir werden dem Himmel und der Erde ein ergreifendes Schauspiel bieten... Frieden! Liebe! Freude! Chef, Ihr Gehalt wird verdoppelt.

Der Indianer hatte ihm bereits den Rücken zugewandt. Thomas folgte ihm und seinen Begleitern. Bald standen sich die roten und weißen Stämme gegenüber. Der sogenannte Frieden, den Thomas besang, war kaum mehr als bewaffnete Neutralität.

- Ah, ah, das sind also die Wölfe der Wüste", murrten die Mormonen.

- Hier sind die falschen Krieger der Bleichgesichter", murmelte Black Eagle zu seinen Gefährten, "sie kommen, um unsere Mädchen zu holen! Aber unsere Messer sind scharf, unsere Tomahawks schwer, unsere Waffen unbesiegbar...!

Die Mormonen waren im Galopp angekommen; die Indianer erwarteten sie in Schlachtordnung und begrüßten sie mit einer Pfeilentladung in die Luft; die

Weißen antworteten mit einer Musketensalve; dann wurden auf beiden Seiten die Pferde wie bei einem ritterlichen Turnier zum Caracolle gebracht.

Thomas gab vor, von seinem Pferd mitgerissen zu werden, und drängte sich an die Seite von Black Eagle, der neben Esther Wache hielt. Der Mormone sättigte seine hungrigen Augen mit diesem reizvollen Anblick und ergriff plötzlich Partei für ihn, indem er ausrief:

- Beim Himmel, hier ist das süße Mädchen, das so freundlich und gut zu uns in Laramie war. Kein Pardon für diese höllische Rasse.

Gleichzeitig feuerte er eine Pistole in das Gesicht von Black Eagle und legte ihn zu Boden.

Sofort brach ein furchtbares Handgemenge aus; Messer und Pistolen klirrten; das Kriegsgeschrei der Wilden wurde mit dem Heulen der Mormonen beantwortet, und bald verdeckten Blut und Rauch die Augen der Kämpfenden.

Der Sieg wurde jedoch bald zugunsten der Weißen entschieden, die besser bewaffnet und zahlreicher als ihre Gegner waren; die Indianer zogen sich mit einigen Toten und einer großen Zahl von Verwundeten zurück. Black Eagle war in ihren Reihen wieder aufgetaucht; er war nur durch den Pistolenschuss betäubt worden, der nur seine Stirn gestreift hatte.

Er und Thomas sahen sich gegenüber und hatten denselben Gedanken: der Gefangene!

Aber das weiße Pferd und das hübsche Mädchen waren verschwunden, und es war unmöglich, irgendeine Spur von ihnen zu finden.

Die beiden Truppen trennten sich und tauschten dunkle Blicke voller Rachegedanken aus.

Ihre beiden Anführer - zwei dreiste Diebe - zogen sich schweren Herzens zurück, da sie ihre Beute verloren hatten und davon träumten, sie wiederzuerlangen.

XI

Der einsame Reiter

Waltermyer, gefolgt von der kleinen Karawane, erreichte schnell genug den Fuß des Gebirges; dort musste er jedoch wieder anhalten; die Pferde seiner Begleiter waren nicht in der Lage, weiter zu gehen.

Nicht ohne Bedauern musste der unermüdliche Jäger, dessen Pferd von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang hundert Meilen ohne Pause zurückgelegt hatte, eine Pause einlegen. Das Schicksal von Esther beunruhigte ihn sehr, ob sie nun in der Gewalt der Indianer oder der Mormonen war; letztere erschienen ihm sogar gefährlicher als die Indianer.

- Nehmt die Sättel ab, meine Freunde, und reibt eure Pferde kräftig ab", sagte er mit leiser Stimme, "eine sorgfältige Pflege erfrischt und erholt diese armen Tiere fast so sehr wie gutes Futter. Danach werden wir umso besser zu Fuß sein.

- Glauben Sie, Waltermyer, dass wir eine Chance haben, die Entführer zu erreichen?

- Es ist wahrscheinlich", sagte der Führer verträumt, und nach einigen Augenblicken des Schweigens fuhr er fort. - Sag mir, alter weißhaariger Vater, du, der du viele Dinge wissen musst, glaubst du, dass ein armer Unwissender wie ich, ein ungehobelter und unzivilisierter Mensch, nach seinem Tod dorthin

hinaufgehen kann ...? So zeigte er auf den Himmel.

- Gott empfängt in seiner Barmherzigkeit alle aufrechten und ehrlichen Herzen wie das deine, mein Freund; warum diese Frage?

- Ihr Name ist Esther, nicht wahr?

- Ja, meine arme, liebe Tochter?

- Das stimmt", murmelte Waltermyer mit vager Miene, während eine dicke Träne am Rande seines Augenlids zitterte; "Esther! Ich habe sie immer Est genannt, meine kleine Est. Als der Schnee schmolz, wurde das Kind blass, ihre kleinen Glieder wurden schwach, ihr kleiner Körper wurde dünn... Bald konnte sie nicht mehr gehen; ich trug sie in meinen Armen in die Sonne, um sie zu wärmen; dann dankte sie mir mit einem Lächeln, da sie nicht mehr sprechen konnte... Dann trug ich sie zu ihrem Grab, und während die Totengräber Erde auf sie warfen, sagte mir der Priester, dass sie ein Engel sei, der in den Himmel geflogen sei.

- Ein Kind? Armer Mann! Du hast dein Kind verloren!

- Nein! Oft glaubte ich in der Einsamkeit den Klang von Glocken zu hören, die für das arme kleine Geschöpf läuten... Und in meinen langen, stillen Nächten, wenn ich auf der nackten Erde liege und nur die große blaue Decke, die man Himmel nennt, als Schutz habe, scheine ich den azurblauen Blick des Kindes mit dem Strahl eines Sterns auf mich fallen zu sehen, scheine ich seine zarte und süße Stimme zu hören, die zu mir spricht: "Legt mich ins Gras und ich werde dort ruhen. Ja... dann bückte ich mich, um sie zu stützen, und ihre kalten kleinen

Hände streichelten meine Wangen in Dankbarkeit... Oh, meine arme kleine Est'! ach!... ich bin jetzt allein!

Waltermyer verstummte, seine Stimme versagte ihm. Es war ein rührender Anblick, wie die Tränen über die von den Präriewinden gegerbten Wangen liefen.

Morse, gerührt von solch echtem und naivem Kummer, konnte kein Wort finden, um ihn zu trösten, und schüttelte schweigend seine Hand; beide blieben lange in ihre traurigen Gedanken versunken.

- Was sollen wir nach dieser Zeit der Ruhe tun?", fragte der alte Mann, dessen Minuten so lang wie Jahrhunderte zu sein schienen.

Waltermyer schien aus einem tiefen Traum zu erwachen.

- Verzeih mir", antwortete er seufzend, "ich hatte alles vergessen; du kannst sie noch finden, deine Esther, aber meine kleine Esther werde ich nie wiedersehen.

- In den Himmel, Freund, wo sie auf dich wartet", antwortete Morses ernste, tiefe Stimme.

- Danke! Sie fragen mich, was wir tun werden?

- Ja! Beeilen wir uns, Freund!

- Freund, ja! Glauben Sie mir, was ich Ihnen jetzt sage, ist wahr. Sie können Ihre Forschung nicht mehr fortsetzen.

- Ich soll aufhören? Du spinnst doch!

- Ganz und gar nicht, alter Mann, ganz und gar nicht; ich habe gesagt, was ich meinte. Sie sind zu alt, um eine solche Prüfung zu bestehen. Die menschliche Natur kann nicht über ihre Kräfte hinausgehen; ich weiß, was ein Pferd tun kann, ich weiß, was ein Mensch tun kann. In wenigen Stunden wird sich die Nacht auf die Erde senken, schwärzer als der Boden einer Höhle; um die Bergpfade zu begehen, muss man einen geübten Fuß und ein geschultes Auge haben, sonst wird man sterben. Glauben Sie mir, hören Sie hier auf, hören Sie auf, ein unmögliches Ziel anzustreben.

- Leider hast du nur zu recht: Ich habe bereits gespürt, wie meine Kräfte nachließen. Aber meine Tochter, mein liebes und unglückliches Kind wird verloren sein?

- Hast du mir nicht gesagt, dass der Herr den Bewohnern der Wüste ebenso Schutz gewährt wie denen der Städte? Esther wird nicht ohne einen Freund bleiben, und sei es nur in Erinnerung an denjenigen, dessen Namen sie trägt.

- Aber was wird aus mir während dieser grausamen Wartezeit?

- Sie werden hier mit Ihrer Truppe schlafen. Morgen wirst du zu Lemoine gehen; in zwei Stunden wirst du die Entfernung, die dich von ihm trennt, überwunden

haben. Dort werden Sie alle darauf warten, von mir zu hören.

- Aber was ist, wenn Ihnen etwas zustößt?

- Unglück? Fremder, dieses Wort kenne ich nicht. Wenn ihr mich in drei Tagen nicht mit eurer Tochter zurückkehren seht, schickt Lemoine auf meine Spur und sagt ihm, er solle euch meine Knochen bringen.

- Warum nimmst du nicht zwei oder drei Männer als Begleiter mit?

- Nicht einer: Sie wären im Weg, wenn sie mir nicht helfen würden.

- Nun, leb wohl, tapferer Freund, möge der Himmel dich leiten! Und wenn ich dich in drei Tagen nicht zurückkommen sehe, werde ich in deine Fußstapfen treten und nicht eher aufhören, bis ich dich gefunden habe, lebendig oder tot, es sei denn, ich erliege selbst.

Die beiden Freunde schüttelten sich gerührt die Hände und verabschiedeten sich schweigend.

Waltermyer erreichte bald den Eingang des Cañons an der Teufelsage; dort stieg er ab, entledigte sich seines Pferdes bis auf das Zaumzeug, wickelte seine Füße in Moos, das er mit Deckenfetzen zusammengebunden hatte, um das Geräusch seiner Schritte zu dämpfen, und begann zu Fuß den Berg hinaufzusteigen, wobei er das Terrain sondierte, über das sich sein treuer Begleiter in seinem Gefolge wagen sollte.

Bald verblasste das Tageslicht, und eine tiefe, von schweren Wolken bedeckte Nacht senkte sich über das Land. Es war unmöglich, zwei Schritte entfernt etwas zu erkennen.

- Es ist dunkel wie ein Otterloch", murmelte der tapfere Jäger vor sich hin, "ich glaube, alle diese Reptilien sehen sich so schwarz wie wir, Freund Star", fuhr er fort und streichelte den Hals seines Pferdes. Oh, ich habe Mitleid mit denen, die heute Nacht reisen müssen, wenn das arme Mädchen im Wald ist, ich... Bei Gott! Alles wird gut, wir gehen leise und sind vorsichtig, mein Junge!

Ein gleißender Blitz und ein gewaltiger Donnerschlag zerrissen die Wolken; alles im Berg bebte. Pferd und Reiter konnten ihre Überraschung nicht verbergen.

Sofort ging ein sintflutartiger Regen auf die Felsen nieder, die in wenigen Sekunden überflutet wurden und sich in reißende Ströme verwandelten.

Die Dunkelheit wurde so groß, dass Waltermyer gezwungen war, Schritt für Schritt mit der Hand den Boden zu sondieren und wie ein Blinder vorwärts zu tasten. Sein Pferd klammerte sich ängstlich und zitternd an ihn, denn es wusste, dass es nur bei seinem Herrn Zuflucht fand.

Bald krachte es wieder, der Wind kam hinzu und blies mit furchtbarem Ächzen die Blätter, die zerbrochenen Äste und die von den hohen Gipfeln geschleuderten Steine vor sich her. Unter den konvulsivischen Impulsen des Sturms bebte die Erde; die felsigen Schluchten ließen die große Stimme des Orkans widerhallen; die scharfen Felsen sandten lange und unheimliche Pfiffe in die Luft; über den ganzen Berg rollte in steilen Wellen die wilde und unermessliche Harmonie des

donnernden Atems, den Gott in seinem Zorn auf die Erde schickt.

Aber inmitten dieser beängstigenden Katastrophe hatte Waltermyer, der Mann mit dem starken und treuen Herzen, keine Angst; er folgte einem heiligen Weg; er ging im Namen eines alten Mannes, eines verzweifelten Vaters; er ging, um ein unschuldiges Opfer zu befreien.

Nur Mut! Waltermyer! Gott ist mit dir! Die Blitze dienen als Fackeln für deine Schritte; der Blitz macht die Ohren deiner Feinde taub, so dass sie dich nicht hören können; der Regen verwischt deine Spuren, so dass niemand sie erkennen kann.

Nur Mut, Waltermyer! Gott ist mit Ihnen!

XII

Ein unerwarteter Leitfaden

Die unglückliche Esther war im Sattel von Osse'os Schimmel eingeklemmt worden, so dass sie nur die Hände frei hatte; außerdem konnte sie keine Bewegung machen, geschweige denn an Flucht denken, solange Schwarzer Adler hinter ihr im Sattel saß.

Doch sobald der Mormonenhäuptling den Wilden mit einer Pistole erschossen hatte, besaß das tapfere Mädchen die Geistesgegenwart, die Zügel ihres Reittieres loszulassen und in vollem Galopp zu fliehen, ohne eine Sekunde zu verlieren.

In der Hitze des Gefechts bemerkte niemand ihre Flucht. Sobald sie ein Stück entfernt war, blieb sie an einem Felsen stehen, der mit scharfen Steinen übersät war, mit denen sie ihre Fesseln lösen konnte. Dann konnte sie sich frei bewegen und machte sich auf den Weg in die Ebene, wobei sie sich genau ausrechnete, dass sie dort ihre Freunde treffen würde.

Ihr Pferd, das wirklich ein edles Ross war, trug sie schnell durch die furchtbarsten Abgründe. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte der bloße Anblick dieser zerklüfteten Felsen, die über schwarze Abgründe ragen, sie schwindelig gemacht und sie zum Stehen gebracht. Doch um der gefürchteten Gefangenschaft zu entkommen, aus der sie auf so wundersame Weise entkommen war, hätte sie Wasser und Feuer durchqueren müssen.

Sie war immer in Sorge, verfolgt und wieder eingefangen zu werden, und so lauschte sie ängstlich und blickte sich ängstlich um. Die bald eintretende Dunkelheit gab ihr zwar die Hoffnung, nicht gesehen zu werden, machte ihr aber auch große Angst, denn sie dachte, sie würde nicht mehr sehen können, was sie tun sollte.

Als der Sturm losbrach, befand sich die unglückliche Flüchtige noch mitten im Wald in den Bergen, völlig orientierungslos inmitten der Dunkelheit; sie verlor den Mut, ließ die Zügel auf den Hals des Pferdes fallen und begann zu weinen, wobei sie die Hände faltete und ein inbrünstiges und verzweifeltes Gebet zum Himmel richtete

Dann beugte sie ihr Haupt vor dem Tosen des Blitzes, zitterte vor dem unheimlichen Heulen des Gewitters, geblendet von den Blitzen, und ließ ihr Pferd davonreiten.

Die Stunden - lange, quälende Stunden - vergingen, ohne dass etwas zu sehen oder zu hören war, was auf die Annäherung eines Feindes hätte hindeuten können.

Plötzlich, im Schein der Feuer am Himmel, erkannte sie mit unsagbarem Schrecken, dass sie von einem schwärzlichen Gespenst verfolgt wurde ... mehrmals bot sich ihr dieselbe schreckliche Vision; sie konnte nicht daran zweifeln, ein Indianer war ihr auf der Spur.

Das Pferd hielt mehrmals an; bei jeder Station kam der Feind näher... die arme Esther fühlte, wie sie vor Schreck starb.

Ein Bach kam auf der Straße in Sicht, das Pferd zögerte, bevor es ihn überquerte; in diesem Moment spürte Esther eine kalte Hand auf ihrer Schulter. Ihr Herz gefror in ihrer Brust; sie schloss die Augen.

- Oh", rief sie mit sterbender Stimme, "rühre mich nicht an, töte mich, töte mich, um Gottes willen!

Sie erhielt keine Antwort: Die Hand lag unbeweglich auf ihrer Schulter, aber ohne Gewalt.

In diesem Moment legte sich der Sturm, der Schatten verflüchtigte sich, und das erste Licht der Morgendämmerung begann am Himmel zu lächeln.

Esther wagte es, die Augen zu öffnen, sie sah diesen schrecklichen Geist an, in dessen Macht sie gerade geraten war... Es war Osse'o!

Osse'o, der mit einem Lächeln auf den Lippen sein edles und feines Gesicht zu ihr neigte, Osse'o, der verräterisch geschlagene Häuptling, der ihr lebendig erschien, ließ seine harmonische und lebhafte Stimme hören:

- Das Kind der Bleichgesichter ist gerettet. Die Leute vom See haben ihre einsame Spur in den Bergen gefunden.

Ohne darüber nachzudenken, hatte Coeur-Droit in der Sprache der Dacotah zu ihr gesprochen, aber als er merkte, dass sie ihn nicht verstand, lächelte er und

nahm seinen Satz auf Französisch wieder auf; dann fuhr er fort:

- Während der Sturm den gefürchteten Atem des Großen Manitou über die Erde schickte, sah Osse'o sein weißes Pferd durch die dunkle Nacht ziehen, wie das Ross, das die Krieger durch das schwarze Tal des Todes trägt. Osse'o folgte ihm mit Freude.

- Aber ich habe gesehen, wie du den Abgrund hinuntergerollt bist", sagte Esther und sah ihn mit erschrockenen Augen an.

- Der Große Manitou, der dem Adler Flügel verleiht, kann eines seiner Kinder in der Luft tragen: Die Hunde des Todes heulten und warteten in den tiefen Höhlen auf mein Blut. Die Kante eines Felsens verfing sich in meinem Kleidungsstück und hielt mich in der Luft. - Ein weißer Mann - weiß in der Haut, aber nicht im Herzen - schoss auf mich; die Kugel zerschnitt mein Gewand, aber Osse'o ist flexibler als der Panther; er klammerte sich an die glitschigen Felsen und verschwand mit einem Sprung in einer Höhle.

- Ist es möglich, dass ein weißer Mann einen solchen Horror begehen kann?

- Es gibt sowohl unter den Weißen als auch unter den Rothäuten schwarze und böse Herzen. Dieser Mann war der Häuptling des Salzsees.

- Der Mormonenführer! Gott sei Dank ist es keiner von uns!

- Das Rennen war lang, die Nacht kalt, das verschneite Mädchen zittert wie eine

Taube, die den Falken sieht.

- Ja, ich fühle mich wie eingefroren.

- Hinter diesen Bäumen befindet sich eine Höhle. Lass das Mädchen eintreten; Osse'o wird ein Feuer anzünden, um ihre Glieder zu wärmen und ihre kleinen Füße zu trocknen; dort wird sie sich ausruhen. Osse'o wird Wache halten, während sie schläft.

- Aber wer sind Sie?

- Ein Dacotah!

- Und der Schwarze Adler?

- Er wird das Mädchen nie finden. Sie soll Osse'o nicht fürchten, er wird ihr nichts tun.

- Nein... nein! Das wage ich nicht!

- Die Zunge spricht und das Herz ist aufrichtig.

- Ich vertraue dir, weil du gut zu mir warst ... doch du bist ein Indianer ... ein

Fremder.

- Ich bin ein MANN", antwortete Osse'o edel und legte die Hand auf seine Brust.

Dann nahm er sie an die Hand und führte sie in die Höhle.

Als ob ihn die Unsicherheit und das Misstrauen des Mädchens schockiert hätten, sprach er nicht mehr mit ihr. Nachdem er ein großes Feuer angezündet hatte, beeilte er sich, ein Bett aus trockenen Blättern vorzubereiten, die der Sturm am Eingang der Höhle aufgehäuft hatte; dann improvisierte er ein Glas aus Baumrinde und gab Esther, die zwar nicht mehr zitterte, deren Fieber aber immer noch brannte, ein paar Tropfen frisches Wasser; Schließlich holte er aus seiner Tasche einige Scheiben Hirschbraten und etwas in Milch gekochtes Getreide nach indianischer Art, legte ihr diese Lebensmittel zu Füßen und tat so, als ob er sich zurückziehen wollte.

- Ich werde mich jetzt um mein Pferd kümmern", sagt er.

Esther brach in Tränen aus, ihr armes, gebrochenes Herz war erleichtert und sie sagte überschwänglich zu ihm:

- Oh, verzeih mir, dass ich an dir gezweifelt habe! Die Schrecken dieser schrecklichen Nacht machten mich wahnsinnig.

Eine Wolke zog über Osse'os Augen, er wandte sich abrupt ab und antwortete barsch:

- Lass die Tochter des bleichen Häuptlings einschlafen und alle schwarzen Gedanken aus ihrem Kopf verbannen. Sie wird die umherziehenden Wigwams ihres Volkes wiedersehen, doch zuerst muss sie sich erholen. Der Mann vom See soll über sie wachen, wie es seine Mutter tun würde. Wenn die Sonne aufgeht, wenn die Vögel ein freudiges Gebet zum Großen Manitou singen, wird Osse'o sie wecken und sie führen.

- Vielen Dank! Tausend Dank! Ja, ich bin sehr glücklich, aber mein Vater, mein armer lieber Vater...!

- Die Freude wird in sein Herz zurückkehren. Schlaf. Die Gräser des Waldes sind so süß wie die Rosen der östlichen Gärten, wo goldene Schmetterlinge und Singvögel den Tau in seidenen Gefäßen trinken. Schlafe - Fräulein, und möge Wahka Tanks, der Geist der Luft, der Erde und der Vorväter, dir glückliche Träume schicken. Schlafen!

Bei diesen Worten zog sich der Indianer zurück. Esther betrachtete lange sein edles und stolzes Profil, seine elegante Statur, die am Eingang der Höhle zu sehen war.

Um der Diskretion willen wandte der Fremde dem Inneren der Höhle den Rücken zu und blieb regungslos wie eine schöne Statue stehen.

Das Herz des Mädchens konnte von Osse'o's guter Behandlung nicht unberührt bleiben; seine hochmütige Anmut, seine Art, die zugleich schroff und vorzüglich zivilisiert war, seine sanfte Stimme, sein offenes Gesicht, das jedoch von einer unerklärlichen Melancholie betrübt war, waren allesamt Geheimnisse in ihm...

... Von diesen Geheimnissen, die junge Mädchen träumen lassen...

Halb auf dem weichen, duftenden Bett liegend, das ihr Retter für sie gemacht hatte, betrachtete Esther ihn lange, in tiefe Gedanken versunken, halb traurig, halb freudig, halb besorgt, halb beunruhigt; schließlich ließ sie sich, von Müdigkeit übermannt, in ihr moosiges Nest fallen, schloss ihre schönen Augen und schlief ein.

XIII

Armer Waupee!

Schwarzer Adler, wütend darüber, die Gefangene verloren zu haben, traf unmittelbar nach dem Kampf alle Vorbereitungen, um aktiv nach ihr zu suchen.

Dennoch wollte er nicht auf die Jagd gehen, ohne eine Pflicht erfüllt zu haben, die jedem Indianerhäuptling heilig ist: Er ließ seine toten Krieger begraben, verband die Verwundeten und schickte sie unter der Eskorte einiger kräftiger Männer zurück in ihr Dorf.

Dann machte er sich mit seinen besten Jägern auf den Weg in die Berge, fest entschlossen, seinen Gefangenen tot oder lebendig zurückzubringen.

Die ersten Spuren waren leicht zu finden, aber bald brach ein Sturm los, und anstatt den Weg des Flüchtigen zu entdecken, konnten die Indianer ihre Reise nicht fortsetzen.

Auf ihren Köpfen tobte der Sturm am heftigsten. Der Donner fiel auf den jüngsten und tapfersten Gefährten von Schwarzer Adler und verwandelte ihn in Asche. Die Indianer, die von der furchtbaren Erschütterung, die ihren unglücklichen Kameraden umgab, umgeworfen wurden, fielen mit dem Gesicht nach unten und blieben regungslos liegen, erstarrt durch den sintflutartigen Regen, zitternd unter den wiederholten Stößen der Böen, und wagten kaum, ein

paar Worte der Entmutigung zu wechseln.

Als sich der Sturm etwas gelegt hatte, suchte die kleine Truppe, erschöpft von der Müdigkeit, Zuflucht unter einem Felsvorsprung und fand einen trockenen Platz, wo sie sich ausruhen konnte.

Nachdem es ihnen nicht gelungen war, ein Feuer zu entfachen, wischten sich die Indianer ihre vom Regen durchnässten Körper so gut wie möglich ab, kauerten sich zusammen und schliefen tief und fest.

Als sie sich zur Ruhe begaben, hätten sie, wenn ihre wachsamen Augen nicht von Müdigkeit und Angst getrübt gewesen wären, einen Schatten sehen können, der sich schweigend zur Erde beugte und ihnen mit der Hartnäckigkeit eines Jagdhundes auf der Spur des Wildes folgte.

Der Schatten, gekrönt von langem, schwarzem Haar, das die Luft peitschte, und dessen Augen wilde Reflexe auf die Blitze warfen, der Schatten kam geräuschlos an den Ort ihrer Ruhe und tastete mit seinen kalten Händen wie die Hände von Gespenstern die liegenden Körper der Schläfer ab, ohne sie durch diese flüchtige Berührung zu wecken; er schien wie der Tod, der sein Opfer aussucht und sucht.

Als er alle Krieger begutachtet hatte, kam der Schatten zu Schwarzer Adler; ein Schauer der Genugtuung ließ ihn zusammenzucken; seine kalten, zitternden Finger begutachteten detailliert die Kleidung und die Waffen des Häuptlings. Dann erhob sich der Schatten und hielt ein breites Messer hoch, das im Blitzlicht glitzerte.

Der Häuptling schlief mit entblößter breiter, gebräunter Brust; die mörderische

Waffe war auf ihn gesenkt...

- Nein! nein! nein!" murmelte der traurige Waupee und warf den Dolch weg; "nein! Der Weiße Falke wird den Schwarzen Adler nicht töten. Waupees Mann ist untreu, er hat sie für das blasse, schneeweiße Mädchen verlassen... Er war böse! Aber warum sollte Waupee böse sein? Wenn das Blut des Häuptlings ihre Hände befleckt hat, kann nichts sie reinwaschen! Er soll leben und Waupee soll sterben.

Während sie langsam diese traurigen Worte murmelte, war das junge Indianermädchen langsam zurückgewichen und hatte einen langen Blick auf diesen strengen und doch geliebten Tyrannen geworfen.

Als sie ihn nicht mehr sehen konnte, nahm sie seinen Kopf in ihre geballten Hände und rannte unter Tränen davon.

Einige Stunden später beglückte die herrliche Sonne den Berg mit ihren ersten Strahlen; alles lächelte am Himmel und im Laub. Schwarzer Adler, froh und bereit, weckte seine Gefährten, und als sie zu ihrer unbeugsamen Natur zurückkehrten, stürmten sie alle den Berg hinauf wie hungrige Wölfe auf der Jagd nach dem verwundeten Hirsch.

Es dauerte nicht lange, bis sie Waltermyer trafen, der, unermüdlich wie sein gutes Pferd, die ganze Nacht gelaufen war.

Wie es seine Gewohnheit war, sprach der Trapper mit sich selbst.

- Mein tapferer Stern, von allen Wegen, die wir gemeinsam gegangen sind, ist dies der härteste, nicht wahr? Ich habe schon viele Stürme in den Bergen erlebt, aber keinen wie diesen. Was für ein Donner, was für ein Sturm, es war wie das Ende der Welt! Wie kalt muss es ihr im Grab gewesen sein, meiner armen kleinen Est', als dieser wütende Regen auf sie fiel.

Einen Moment lang hielt er inne, versunken in seine melancholischen Erinnerungen; bald kam er wieder zu sich und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um die dunklen Gedanken zu vertreiben.

- Ich kenne Pferde, mein guter Stern", fuhr er fort, indem er sich an seinen Gefährten wandte, als ob dieser ihm hätte antworten können; "ich kenne Pferde, die in einer so dunklen Nacht nicht laufen und solche Pfade nicht erklimmen würden - nein, für alles Gold in Shasta.

Star hatte gerade eine so plötzliche und abrupte Aufwärtsbewegung gemacht, dass ihr ausgezeichneter Reiter fast aus dem Gleichgewicht geriet.

Waltermyers wachsame Augen suchten hastig die Dunkelheit ab, eine schwarze Gestalt zeichnete sich vage im Gebüsch ein paar Schritte vor ihm ab.

Mit gezogenem und schussbereitem Gewehr stand er da und beobachtete.

- Um Himmels willen!" brummte er, "ist das nicht ein Indianer?" "Ein Wolf vielleicht?" "Oder ein Bär?" "Nein!" "Nein!" "Donner!" "Was ist das?

Er sprang von seinem Pferd ab und marschierte auf die Erscheinung zu, das Gewehr im Anschlag.

- Wenn du ein menschliches Wesen bist, sprich!" rief er scharf; "wenn es ein Bär oder ein Wolf ist ... aber nein", fuhr er fort, zu sich selbst sprechend, "bei solchem Wetter werden das wilde Tier und der Mensch fast Freunde, ich werde nicht schießen. Lass die Kreatur ihren Weg gehen, ich brauche kein Wild. - Und doch... ist da etwas Menschliches...! könnte es ein Geist sein...?

Bei diesem Wort schlug er die Hände über den Kopf, um seine Mütze zu befestigen; es schien ihm, als stünden ihm vor Schreck die Haare zu Berge.

Dann ließ er sein Pferd zum ersten Mal in seinem Leben die Sporen spüren, ohne sich darum zu kümmern, das Geheimnis zu ergründen, solange es ihm übernatürlich erschien.

- Ja, es war ein Geist", murmelte Waltermyer, "arme Seele, was für ein trauriges Schicksal, in solchen Zeiten und an solchen Orten umherzuirren, wer weiß, wohin es geht?

Doch mit den ersten Sonnenstrahlen verflüchtigten sich die düsteren Gedanken des tapferen Jägers allmählich. Die Sonne kam hell und klar heraus, und bald spürten Pferd und Reiter, erwärmt und erfreut, einen neuen Elan, der sie beflügelte.

Dichter weißer Nebel stieg aus der Ebene auf; seine wellenförmige Oberfläche bedeckte die Wiese vollständig und trennte den Berg vom offenen Land, als hätte ein riesiges silbernes Meer seine Wellen bis auf die Höhe der Felsen gehoben.

Verloren in einer luftigen Insel, mit den flauschigen Wolken unter seinen Füßen und dem funkelnden Azur über seinem Kopf, atmete Waltermyer erleichtert auf; seine langen Mühen, seine unermüdliche Ausdauer sollten belohnt werden.

Plötzlich erblickte er auf einer Lichtung auf der Spitze eines Felsens dasselbe Objekt, das ihn zuvor auf so geheimnisvolle Weise erschreckt hatte.

Sie war definitiv ein menschliches Wesen; sie befand sich in der gefährlichsten Lage, die man sich vorstellen kann; ein Schritt mehr, eine Bewegung mehr!

Waltermyer warf sein Pferd in den Galopp und rief:

- Halt, halt, halt, Vorsicht! Nicht da lang! Halt, um Himmels willen, halt!

Er kam gerade noch rechtzeitig, um sie an ihren Kleidern festzuhalten, als sie sich in den Abgrund stürzte.

- Ah, eine Frau!" sagte er, als er glaubte, Esther gefunden zu haben; "psahw, sie ist nur eine indianische Squaw!" fügte er hinzu, indem er sie musterte; "sie ist hübsch, meine Güte!

Wie ein verängstigtes Reh blickte sich die wilde Frau um und versuchte dann zu fliehen, wobei sie immer noch ein grimmiges Schweigen bewahrte.

Doch der Fallensteller hielt sie mit eiserner Hand zurück, strich ihr sanft das

schwarze Haar aus dem Gesicht und zwang sie, sich neben ihn zu setzen.

- Ich werde dich ein Stück weit auf meinem guten Pferd mitnehmen, und wenn du ausgeruht bist, bringe ich dich nach Hause.

- Waupee hat kein Zuhause", antwortete sie düster.

- Kein Zuhause...? Ah! Ja, das kann ich auch sagen. Wir beide wohnen unter dem Himmel, in den Wäldern, in der Ebene; aber schließlich werde ich dich zu deinem Stamm zurückbringen...

- Waupee will seinen Stamm nicht wiedersehen.

- Oh! Oh! Das ist wild! Und warum?

- Vor einem Mond war es noch hell in ihrem Wigwam, heute ist alles dunkel. Waupee wollte sich dem Todesengel ausliefern, als das Bleichgesicht sie zurückhielt, bedankte sie sich... schon einmal, in der Nacht, hatte sie den weißen Mann gesehen.

- Ich? Hast du mich gesehen?

- Waupee schlängelte sich wie eine Schlange durch das Gestrüpp des Weges.

- Ah, Sie waren es! Ich dachte, ich hätte es mit einem Geist zu tun.

- Sie hatte Gedanken in ihrem Herzen, so rot wie Blut; sie suchte ihren Mann, um danach zu sterben, weil er sie zum Sterben zwang.

- Diese verdammte Bestie!

- Sie fand ihn schlafend auf dem Hügel; ihr Messer stieg auf ihn.

- Hast du ihn geschlagen...?

- Nein, Waupee hat es gefallen.

- Arme Frau, Sie waren eine kurze Zeit lang glücklich mit ihm, und dann hat er Sie weggejagt?

- Ja, - der Schurke! - Kein Ehemann mehr, kein Stamm mehr, nichts mehr! Sie muss sterben.

- Wie konnte dieser doppelte Verräter beschließen, eine schöne Frau wie Sie wegzuschicken?

Die unschuldigen Schmeicheleien des Jägers überzeugten die Indianerin, sich

mitzuteilen.

- Er sah eine Frau mit schneeweißem Teint; er entführte sie in seinen Wigwam und...

- Einen Moment, bitte! Ein weißes Mädchen?

- Schön wie die Blumen des Frühlings, mit Haaren, die so blond sind wie die Seide, die im Herbst um das Korn schwebt, Augen so blau wie der Himmel, Wangen wie die Rosen der Prärie, Lippen so rot wie die Früchte des Sumachbaums, eine Stimme so süß wie das Murmeln eines Baches in der Wüste.

- Und wo ist sie jetzt?

Nach und nach erzählte Waupee ihr alles, was sie über Esther wusste, aber ihre Erinnerungen reichten nicht weiter als bis zum Kampf mit den Mormonen, und sie wusste nichts von den Ereignissen, die seither iert waren.

Als seine Geschichte beendet war, begann Waltermyer erneut mit seinen Fragen:

- Und wie nennt man diesen Gauner, der Mädchen stiehlt?

- Die Dacotahs nennen ihn Black Eagle.

- Schwarzer Teufel! Ja! Ich kenne ihn, den Schurken; seine Seele ist noch schwärzer als sein Name; er hat mehr unglückliche Auswanderer getötet und geplündert, als er Haare auf dem Kopf hat; aber schließlich ist er eine Rothaut; ich nehme an, das liegt in seiner Natur. Was diesen Bettler Thomas betrifft, so ist sein Konto gut; bei der ersten Gelegenheit werde ich ihn wie einen Büffel oder einen Grizzlybären behandeln, wenn das, was du mir erzählst, stimmt!

- Die Sprache von Waupee ist den Weg der Wahrheit gegangen.

- Ich glaube dir, meine Tochter; wische dir jetzt die Augen ab und denke nicht mehr an diese Dacotah-Schlange.

- Der bleiche Krieger weiß alles, was die arme Squaw ihn lehren konnte; er wird der Spur folgen und der Große Manitou wird ihm zulächeln. Waupee wird nie vergessen, wie gut er zu ihr war. Jetzt geht sie.

- Und wohin? Donner! Wohin wirst du gehen, armer Verlassener?

- Der Manitou wird meine Mokassins führen.

- Aber du sagst, dass du keine Heimat und keinen Stamm mehr hast.

- Waupee wird in den Höhlen des Berges Zuflucht suchen. Sie wird geduldig darauf warten, dass der Todesengel kommt und sie abholt.

- Wenn du das machst, will ich...! Oh, armer kleiner Osten!

- Wo kann ich hingehen?

- Hey, also! mit mir.

- Die Häuptlinge der Bleichgesichter werden ihren Bruder auslachen, wenn sie ihn mit einer Dacotah-Frau sehen.

- Das ist meine geringste Sorge; ich habe gute Schultern, die sich unter einem Lächeln nicht verbiegen.

- Aber sie werden auf Waupee herabsehen, sie auslachen, und diese Beleidigung wird ihr das Herz brechen.

- Sie lassen sie das tun, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Und diejenigen, die zu viel sagen... Kirk Waltermyer wird ihnen eine Lektion erteilen, an die sie sich länger erinnern werden als an das, was sie in der Schule gelernt haben.

- Der weiße Mann ist zu gut; das Dacotah-Mädchen will nicht wegen ihr beleidigt werden.

- Hör zu, Frau! Ich respektiere deine Skrupel, aber ich werde nicht ohne dich gehen. Und wenn du es dir in den Kopf setzt, hier zu bleiben, werde ich mein Zelt hier aufschlagen und wir werden uns bei Star einrichten.

- Hat der weiße Mann darüber nachgedacht, was sein Volk sagen wird?

- Sein Volk! Gott segne ihn! Ich habe nicht mehr Menschen als Sie, nicht einmal eine Familie! Also, seien Sie in diesem Punkt ein gutes Mädchen und kommen Sie mit Kirk Waltermyer mit. Du wirst sehen, dass er ein Freund ist, der alle deine roten Schurken wert ist.

- Waupee wird mit dem weißen Mann gehen, aber später.

- Ja, ich nehme an, es wird einige Zeit dauern, bis Sie in diesen einsamen Bergen ein Zuhause finden. Hier, Stern!

Als das gute Pferd gesattelt und gezäumt war, ergriff Waltermyer leicht Waupees zarte Taille und hob sie vom Boden auf, bevor sie wusste, was er vorhatte, und setzte sie sanft vorne auf den Sattel; dann sprang er auf, legte einen seiner Arme um sie, damit sie nicht herunterfiel, und fuhr los.

Eine helle Röte färbte das Gesicht und die Schultern der jungen Indianerin, als sie sich neben Waltermyer sah. Aber Waupees bescheidene Ängste und Verlegenheit verschwanden, als sie in dem ehrlichen Gesicht ihres Retters den Ausdruck von Güte und Treue las, der sein Herz widerspiegelte.

- Nun", sagte er fröhlich, "du bist ausgestattet wie eine Prinzessin; ich glaube schon, denn ich habe noch nie eine gesehen; ich bin froh, dass du nicht zu Fuß gehst, während ich zu Pferd unterwegs bin. Ich weiß, dass die Krieger eures Volkes gerne in ihren Sätteln herumlungern, während ihre armen Frauen

erschöpft hinter ihnen herlaufen, aber das ist eine Schande, selbst für Indianer. Kirk Waltermyer würde das niemals einer Frau antun.

- Wenn das Bleichgesicht müde ist, werde ich laufen.

- Müde! Ich bin müde! Das ist stark! Ich habe noch nie von so etwas gehört...

- Aber das Pferd muss müde sein; die Reise war anstrengend in dieser stürmischen Nacht.

- Mein Pferd, müde! das ist noch stärker! Wenn dieses seltsame Abenteuer geschieht, dass der Stern müde ist, werde ich dich auf einen Arm nehmen und ihn auf den anderen, und ich werde euch beide tragen.

XIV

Die Leiden eines Propheten

Nach dem Kampf mit den Indianern musste sich der Mormonenhäuptling die bitteren Vorwürfe seiner Gefährten anhören. Zu seinem Glück war kein Weißer getötet worden, sonst hätte ihn seine so genannte Heiligkeit nicht vor einer schweren Strafe bewahrt.

- Du hast dich seltsam verhalten, Thomas", sagte einer seiner Anhänger sehr respektlos. Was bedeutet es, durch die Felsen zu wandern, um ein Mädchen zu retten, das niemand kennt?

- Aber hör mir zu, Bruder...

- Ich will nichts hören, denn ich werde Ihnen kein einziges Wort glauben, und das ist der beste Weg, den Sie gehen können. Ich werde nicht mehr mit dir gehen, es ist vorbei.

- Aber denken Sie an das arme Mädchen.

- Ich denke an meine Frau und meine Enkelkinder.

- Es ist besser, wenn Sie sich auf andere Weise darum kümmern. Wer dem Propheten des Herrn nicht gehorcht, über den kommt schweres Unheil.

- Erschießen Sie sich doch, mit wem Sie wollen. Ich werde nicht mit einem Mann gehen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Mädchen zu entführen und die Unglücklichen zu ermorden, wie ich es gerade getan habe. - Kommt, Kinder, wer mich liebt, folgt mir nach!

Die gesamte Gruppe schlug sich auf die Seite des Abweichlers, wandte sich ab und ließ den "Ehrwürdigen" allein in der Mitte der Berge zurück.

Geblendet von seiner Leidenschaft kehrte der hartnäckige Abenteurer an den Ort der Schlacht zurück und setzte seine Suche nach den Indianern fort, bis die Nacht und der Sturm ihn auf unangenehme Weise von seinen Gedanken ablenkten.

Am nächsten Tag setzte er frühmorgens seinen Weg zu einem steilen Gipfel fort, von dem aus er die ganze Ebene überblickte. In den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne konnte er in der Ferne auf der Wiese "sein Volk, seine goldene Gans" sehen, die ihr Glück suchten und ihm für immer entkommen wollten.

Der Mormone, von Wut gepackt, gab seinem Pferd einen scharfen Sporn, woraufhin es wahllos durch das Dickicht rannte. Dieser ungeordnete Weg führte ihn in eine Schlucht, die noch wilder war als der Rest des Berges, und endete in einer Art Sackgasse, an deren Ende sich der Abgrund befand.

Gerade als er versuchte, sein Pferd zu bändigen, hörte der Mormone im nahen

Gebüsch ein gewaltiges Knurren, gefolgt von Zähneknirschen; ein großer, hagerer, hungriger, schwarzer Wolf mit blitzenden Augen schlich heran und sprang dem Pferd an die Kehle.

Thomas zog schnell eine Pistole aus seinem Rucksack und schoss auf den Wolf; das wilde Tier rannte schreiend davon, einen gebrochenen Oberschenkel hinter sich herziehend.

Doch nachdem er diese Gefahr abgewendet hatte, geriet Thomas in eine noch größere Gefahr: Sein Pferd, das durch die Misshandlung erregt und durch den Wolf verängstigt war, wurde beim Klang des Schusses wütend und stürzte kopfüber in den Abgrund. Nachdem er in einem verzweifelten Versuch, das Pferd zurückzuhalten, die Zügel zerrissen hatte, blieb Thomas nur noch Zeit, sich aus dem Sattel zu werfen; er rollte ins Gebüsch, während das Pferd in die Tiefe des Abgrunds stürzte und zerbrach.

Der "Ehrwürdige", bedeckt mit blauen Flecken und von Dornen zerrissen, kämpfte sich auf die Beine und schleppte sich auf eine moosbewachsene Bank, wo er lange Zeit regungslos lag, den Kopf in den Händen, von Verzweiflung überwältigt.

Die Lage war sicherlich heikel; er hatte keine andere Waffe als seine Pistole. Ohne Nahrung, ohne jeglichen Proviant, konnte er nur auf Rettung hoffen, wenn er auf die Indianer traf; andernfalls würde er entweder verhungern oder sich mit seinem Jagdmesser erstechen müssen.

Er machte sich all diese unangenehmen Gedanken und noch viele andere; dann schlief er, erdrückt von Müdigkeit, Schmerz, Bedauern und Ängsten, in einem Schlaf ein, der einem Ohnmachtsanfall glich.

Gerade zu dem Zeitpunkt, als einer ihrer Verfolger die Schläfrigkeit, den Vorboten des Todes, auf sich zukommen spürte, erwachte Esther nach einer süßen Ruhepause frisch und glücklich, immer noch beschützt von dem treuen und loyalen Osse'o.

Als er sie aufstehen hörte, ging der junge Mann zurück in die Höhle:

- Hat die Schwester des Bleichgesichts gut geschlafen?

- Ja, ich danke Ihnen! Oh, wie sehr ich Ihnen zu danken habe. Was ist mit Ihnen?

- Wenn die Mädchen schlafen, wachen die Krieger.

- Aber du hast deinen Mantel ausgezogen, um mich zu schützen; du bist zu gut zu mir.

- Der rote Mann ist an die Nachtluft gewöhnt; die Kälte des Berges ist ihm gleichgültig", antwortete er, während er sich mit den Vorbereitungen für das Mittagessen beschäftigte.

Das aktive und rastlose Leben, das Esther geführt hatte, die frische Bergluft und vor allem der Seelenfrieden, den sie so dringend brauchte, hatten in ihr einen triumphalen Appetit geweckt, der sie das von Osse'o improvisierte Essen köstlich finden ließ. Sie erinnerte sich noch lange an das rustikale Festmahl, das auf Blättern und Baumrinde ausgebreitet war; nie erschien ihr ein üppiges

Abendessen, ein Meisterwerk der Kochkunst, serviert in Gold und Kristall, so exquisit.

Osse'o lächelte glücklich, als er ihr beim Essen ihrer weißen Zähne zusah.

Als das Festmahl beendet war, lehnte er sich an die Höhlenwand und fragte das Mädchen nach ihrer Gefangenschaft.

Als er diese rührenden Details hörte, blieb er scheinbar teilnahmslos wie der Granit, an den er sich lehnte, aber das Aufblitzen seiner Augen, das Beben seiner Nasenlöcher und sein stürmischer Atem verrieten mehr als einmal seine tiefe Ergriffenheit.

Als Esther ihre Erzählung beendet hatte, dachte er an den Aufbruch.

- Die Sonne ist heiß, sagt er, die Bäche sind in ihre Betten zurückgekehrt, das Laub ist trocken, Osse'o kennt den Weg des weißen Mannes.

- Ich fürchte, dass mein armer Vater seinen Spaziergang nicht fortsetzen konnte.

- Der Weg meiner Schwester zu den wandernden Wigwams ihres Volkes muss so gerade sein wie der Flug des Raben. Wenn sie in Sicherheit ist, wird Osse'o ihren Vater finden oder auf der Suche nach ihm sterben.

- Du, um zu sterben? Oh nein! Du warst so gut zu mir! Du warst besser als ein

Bruder! Gott bewahre Sie vor jeder Gefahr!

- Unser Rennen wird lang und hart sein; wenn die Tochter der Bleichgesichter bereit ist, werden wir aufbrechen.

- Ich bin bereit; lasst uns sofort gehen; ich habe keine Angst. Bei diesen Worten legte sie ihre kleine Hand in die starke Hand des Kriegers und lächelte über den Kontrast zwischen den beiden.

Der Indianer hielt sie eine Sekunde lang fest und machte eine Bewegung, um sie an seine Lippen zu bringen; aber mit ernster Miene unterdrückte er diese unschuldige Versuchung, ließ den Arm des Mädchens sanft wieder fallen und ging zu seinem Pferd, das er sogleich anspannte.

Dann sprang Esther mit dem Knie als Steigbügel in den Sattel, und Osse'o führte das Pferd am Zaumzeug.

Während der Reise kümmerte sich der Indianer mit der gleichen Zurückhaltung um sie, ermutigte oder beruhigte sie mit seiner harmonischen Stimme, stützte sie mit seinem Arm und zügelte sein Reittier, um den kleinsten Fehltritt zu verhindern.

Esther, glücklich und dankbar, fühlte sich zutiefst berührt; bei jeder Gelegenheit dankten ihre klugen Augen dem jungen Führer wortreich.

- Siehst du", sagte Osse'o, hielt an, um sein Pferd atmen zu lassen, und deutete

auf die weißen Punkte am Rande der Prärie, "siehst du dort auf der Ebene die Wagen deines Vaters, dort hat er sein Lager aufgeschlagen.

- Jeder Augenblick ist für mich ein Jahrhundert, bis ich meinem lieben, zärtlichen Vater nahe bin.

- Sie sind weiter weg, als Sie denken. Die Straße schlängelt sich wie eine Schlange um den Berg; das gute Pferd braucht Ruhe. In Pfeilnähe kenne ich einen breiten und hohen Kutscher, allein auf der Spitze des Hügels; wir werden ein Feuer zum Abendessen anzünden und dort rasten; dann wird Osse'o das Mädchen zu ihrem Vater führen.

Ohne eine Antwort abzuwarten, lenkte er sein Pferd schnell zu dem bezeichneten Ort, der sich hervorragend für ein Lager ohne Überraschungen eignete, da er wie eine kleine Festung die Umgebung beherrschte und nur über einen schmalen Pfad zugänglich war.

Nachdem das Pferd von seinem Geschirr befreit worden war, begannen sie, trockenes Gestrüpp zu sammeln, um das Feuer zu entzünden. Esther, die vom langen Reiten müde war und sich nach Bewegung sehnte, half Osse'o freundlicherweise bei dieser Arbeit, als sie den Schritt eines Pferdes auf dem felsigen Pfad hörten.

Das Mädchen rannte weg und kauerte sich in einen Busch. Osse'o griff hastig nach seinen Waffen, bereit, sie furchtlos zu verteidigen. Zu dem Lärm, der sie aufgeschreckt hatte, gesellte sich bald eine laute, kräftige Stimme:

- Komm schon, mein alter Freund", sagte sie, "schlaf nicht ein, noch ein halbes

Dutzend Schritte und wir sind oben. Puh, das war ein hartes und langes Rennen, lass uns laufen.

In diesem Moment erschien der Mann, der so sprach, auf der Oberfläche des Felsens. Plötzlich änderte er seinen Ton und sein Tempo, schulterte sein Gewehr und schrie:

- Wäre es wenigstens dieser bestialische Schwarze Adler, dann wäre es schon komisch... aber, Donnerwetter, ich kenne dieses Pferd! nur er kann sich mit Star vergleichen. Hey, da oben! Zeig deine Hand, Fremder: Freund oder Feind?

Der Indianer senkte sein Gewehr und hob die Hand mit der Handfläche nach oben zum Zeichen der Freundschaft.

- Wenn du der wahre Meister dieses Pferdes bist, dann bist du Osse'o.

- Und Sie Waltermyer.

- Genau wie ein Gewehrschuss. Komm schon, Waupee, spring runter, er ist ein Freund; es ist alles in Ordnung, glaube ich. Aber sag mal, Osse'o, was in aller Welt machst du hier?

- Mein Bruder soll geduldig sein und zusehen", antwortete der Indianer und zog Esther aus ihrem Versteck, nachdem er zwei Worte der Erklärung gesagt hatte.

Waltermyer sprang auf sie zu, ergriff ihre Hand, schüttelte sie enthusiastisch und rief mit klarer Stimme:

- Ein Wort! ein Wort! meine Güte! Sag mir, dass du Esther heißt, und ich werde so glücklich sein, wie es nur geht.

- Natürlich ist das mein Name. Warum fragen Sie?

- Komm her, Waupee", fuhr er fort, hob das Indianermädchen wie ein Kind vom Pferd und trug es an Esthers Seite, "da seid ihr ja! redet, ihr armen Kinder.

Die beiden Frauen umarmten sich freudig überrascht, während der glückliche Trapper, mit einem Auge lachend und mit dem anderen weinend, sein Pferd absattelte und versorgte.

- Ah! dreifaches Glück! mein guter Osse'o; ich kenne die ganze Geschichte! nur verstehe ich nicht, dass du vor mir angekommen bist. Junge Damen, gibt es hier nichts zu essen? Ich bin hungrig wie ein Bär im Frühling, und ich muss auf der Wiese sein, bevor die Sonne untergeht.

Das Essen war in wenigen Augenblicken fertig, und die vier Freunde aßen fröhlich und tauschten heitere Worte aus.

Es stand geschrieben, dass ihre Ruhe wieder gestört werden würde: Der Schritt eines Pferdes ertönte laut in einiger Entfernung.

- Was soll das jetzt?", murmelte Waltermyer und sprang mit der Waffe in der Hand auf.

- Der Mormone!", sagte Osse'o.

- Schwarzer Adler", fügte Waupee hinzu, der Esther sofort in das Dickicht zerrte.

- Zwei Teufel!" sagte Waltermyer. Er steckte seine voll gespannten Pistolen in seinen Gürtel und brachte sein Pferd hinter einem Felsen in Sicherheit. Osse'o hatte kein Wort gesagt; mit zusammengepressten Lippen ging er, um sein Pferd neben Star hochzuziehen, dann stellte er sich neben Waltermyer, und beide warteten schweigend.

Zwei Minuten später kamen Black Eagle auf der einen und Thomas auf der anderen Seite auf einem kleinen Plateau unterhalb des Plateaus an, das unseren vier Freunden als Unterkunft diente.

XV

Ein Duell in der Wüste

Der Indianer und der Mormone standen sich also gegenüber, ungefähr gleich stark, nur dass der Indianer den Vorteil hatte, zu Pferde zu sein.

Mit gespielter Gleichgültigkeit trieb er sein Pferd so dicht an Thomas heran, dass dieser unsanft umgestoßen und von dem halbwilden Tier fast zertrampelt wurde.

- Wo ist das Bleichgesicht-Mädchen?", fragte er, schüttelte seinen befleckten Kopf und begleitete seine Worte mit einem bösen Lächeln.

- Das ist genau die Frage, die ich Ihnen stellen wollte", antwortete Thomas.

- Als die weißen Krieger, nachdem sie wie Schlangen unter unsere Krieger gekrochen waren, sie erschossen, entkam sie.

- Das ist gut! Sie hat verloren! Aber nicht an dich... denn ich habe ihr genug gezahlt. Ihr wisst, wo sie ist; zeigt mir ihren Rückzugsort oder gebt mir mein Gold zurück.

- Das Bleichgesicht hält den Schwarzen Adler für verrückt.

- Ich war derjenige, der... verrückt war, einem Inder zu vertrauen!

- Wodurch wurden Sie getäuscht? Du hast dem Dacotah Gold gegeben, er hat das Mädchen aus den Armen seines Vaters genommen; er hat sie unter dem Schutz seiner Krieger bis in die Berge gebracht; der Schwarze Adler hatte den Vogel genommen, warum hast du ihn nicht zu halten gewusst?

- Eine gute Frage, bei meiner Seele! Wie hätte ich es behalten können, wenn deine Männer wie wild gekämpft haben, um mich daran zu hindern, es zu nehmen!

- Will das Bleichgesicht dem Dacotah den Rest des Goldes geben, das ihm zusteht?

- Welches Gold? Welche Schulden? Kormoran!

- Du hast versprochen, eine Handvoll Gold zu geben, wenn die weiße Frau hierher gebracht wird.

- Ja, aber du hast mich getäuscht, du versteckst sie vor meinen Nachforschungen.

- Wer spricht von Betrug? Ist es nicht das Bleichgesicht, das die Dacotahs und sein Volk belogen hat? Die roten Krieger sind gereizt, ihre Wunden bluten; der

weiße Mann wird in den Wigwams der Dacotahs schlecht empfangen werden.

- Das ist mir egal! Entweder du gibst mir das Gold zurück, oder du übergibst das Mädchen!

- Das Gold, das der weiße Mann verlangt, ist an einem Ort versteckt, wo kein Auge außer dem von Schwarzer Adler es finden kann. Wenn der falsche Sachem vom Salzsee das schneehäutige Mädchen will, soll er sie suchen.

Die Szene begann sich aufzuheizen und dramatisch zu werden. Es war klar, dass die beiden Gesprächspartner von Worten zu Angriffen übergehen würden; das Spiel war für den Mormonen umso gefährlicher, als der Wilde seine Beute begehrte.

Waltermyer und Osse'o, die zusammengekauert auf den einzigen Weg blickten, über den der Feind eindringen konnte, betrachteten dieses Schauspiel in aller Ruhe.

Aber beide Frauen waren entsetzt. Esther versuchte, tiefer unter ihrem Schutz aus Laub zu versinken; Waupee stand bleich und keuchend da und schaute mit ihren großen hellen Augen auf.

Esthers Angst wurde so groß, dass sie aufstand und versuchte, weiter wegzulaufen, um Zuflucht zu suchen; dabei verletzte sie sich an einem scharfen Stein und schrie.

Der Mormone und der Indianer erkannten seine Stimme und zuckten zurück.

- Geh mir aus dem Weg, Verräter!", rief Thomas verärgert.

- Lasst das Bleichgesicht verschwinden! Das Blut der Dacotahs schreit nach Rache. Die Erde dürstet nach dem Blut des weißen Mannes.

Waltermyer war gezwungen, Osse'o mit Gewalt am Eingreifen zu hindern.

- Sollen sie es doch tun", sagte er, "die Gelegenheit, zu sehen, wie sich diese beiden Reptilien gegenseitig umbringen, ist zu gut. Es sind ein Wolf und ein Bär, die sich streiten, mehr nicht.

Der Mormone stürzte sich auf den Indianer und packte ihn am Bein; der Indianer schwang sein Pferd zur Seite, spannte seinen Bogen und legte einen Pfeil ein.

- Stirb, du Rohling!", schrie der Mormone und ließ eine Pistole los.

Das Pferd von Black Eagle stürzte wie eine träge Masse; die Kugel, die für den Reiter bestimmt war, hatte ihn ins Herz getroffen.

- Beim Himmel!" rief Waltermyer, seine übliche Vorsicht vergessend, "das lasse ich mir nicht gefallen! Hier ist ein edles Tier von einem Feigling getötet worden, der es nicht wert war.

Diesmal musste Osse'o versuchen, den tapferen Trapper zu beruhigen, der dem Mormonen das Hirn verbrennen wollte.

Der flinke Wilde erhob sich blitzschnell; im Fallen hatte er den Schuss mit einem Pfeil erwidert, der sein Ziel verfehlt hatte.

Einige Sekunden lang wurden Pfeile und Revolverschüsse ausgetauscht; es floss Blut, aber keine Wunde war tödlich. Bald war die Pistole vollständig entladen, aber das letzte Geschoss hatte den Bogen zerbrochen; die Kämpfer holten Luft, bevor sie sich gegenseitig mit der Hand angriffen.

Plötzlich schleuderte der Indianer seinen Tomahawk wütend auf den Kopf des Mormonen: Dieser duckte sich, die Waffe sauste vorbei und zerschellte hinter ihm an einem Felsen.

Thomas hatte noch seine ungeladene Pistole, Black Eagle sein Messer; sie bereiteten sich auf einen verzweifelten Kampf vor.

- Ah, es wird heiß werden", murmelte Waltermyer, "sie werden sich gegenseitig zerfleischen wie zwei wilde Katzen.

- Aber es geht hier um das Leben zweier Menschen", bemerkte Esther zitternd.

- Denken Sie daran, was sie mit Ihnen gemacht hätten, wenn Sie nicht aus ihren Fängen entkommen wären.

- Oh, das ist ja furchtbar", sagte Esther krampfhaft.

- Sie müssen sich darüber genauso wenig Sorgen machen wie über zwei räudige Kojoten.

Die beiden Kämpfer prallten mit den Fäusten aufeinander und schlugen schnell mehrere furchtbare Hiebe, die von beiden Seiten abgewehrt wurden. Schließlich brach die Klinge des Messers am Lauf der Pistole, die durch den Schock zehn Schritte weit geschleudert wurde. Die Kontrahenten standen sich Auge in Auge gegenüber, nur mit den Waffen der Natur bewaffnet.

Nach einer langen und schrecklichen Umarmung erhob sich der Wilde allein, taumelnd und blutig, und ließ seinen Feind regungslos am Boden liegen. Er trat zu der Stelle zurück, wo sein abgebrochenes Messer gefallen war, und tastete danach, denn seine halb erloschenen Augen konnten nichts mehr sehen. Als er einen Teil seiner Waffe erreicht hatte, zuckte ein grässliches Lächeln über seine purpurnen, geschwollenen Lippen, und er kroch auf den Knien zu dem Mormonen, nahm sein langes Haar in die Hände und machte sein Messer bereit.

Esther warf den Kopf zurück und schloss entsetzt die Augen; Osse'o verbarg unwillkürlich ihr Gesicht mit beiden Händen; Waltermyer, der jede Zurückhaltung ablehnte, rannte und schrie:

- Beim Licht des Himmels! Du sollst ihn nicht skalpieren! Wie böse und verflucht er auch war, er war ein weißer Mann, du sollst ihn nicht verstümmeln.

Doch so schnell Waltermyer auch davonstürmte, Osse'o kam ihm zuvor, dicht gefolgt von Waupee; Esther blieb allein zurück.

Schwarzer Adler hörte sie; er ließ den Mormonen stehen, ergriff einen Pfeil und stürzte sich auf den Abgrund. Waupee sprang mit einem leidenschaftlichen Schrei wie ein Panther, um den unglücklichen Mann, den sie noch immer liebte, zurückzuhalten; Osse'o streckte seine Arme zum gleichen Zweck aus; es blieb keine Zeit. Das Ungeheuer stellte sich ihnen entgegen und schleuderte seinen Pfeil mit tödlicher Geschicklichkeit auf sie, und im selben Moment stürzte es zurück in den Abgrund und sang mit unerbittlicher Stimme das Todeslied der Dacotahs.

Waltermyer, der damit beschäftigt war, den Körper des Mormonen zu untersuchen, um festzustellen, ob er noch lebte, hatte diese letzte Szene nicht gesehen.

- Ja, ja", sagte er zu sich selbst, "er ist tot, der Schuft; zu Lebzeiten war er wertlos und die Schande der Weißen. Dennoch tut es mir ein wenig leid, dass ich nichts getan habe, um ihn zu retten. Endlich habe ich ihn davor bewahrt, skalpiert zu werden, das ist doch etwas; und ich werde dafür sorgen, ihm ein Grab zu schaufeln, damit die Wölfe - seine Brüder - ihn nicht auffressen. Osse'o! Wo bist du, mein Freund?

Waltermyer erschauderte, als er dessen Antwort mit heiserer, verstellter Stimme hörte. Er drehte sich um und sah den Indianer, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, mit trüben Augen und bleichem Gesicht, der sich mit beiden Händen die Seite hielt, als wolle er einen heftigen Schmerz unterdrücken.

- Ach, Herr, was ist denn mit dir los?", fragte der Fallensteller und lief auf ihn zu.

- Nichts! Nichts! Sag der Schwester der Bleichgesichter nichts", flüsterte Osse'o. Und er fiel Waltermyer in die Arme.

- Bei Gott, er hat einen Pfeil in seiner Seite. Bei diesem Ausruf stieß Esther einen lauten Schrei aus und fiel neben dem Verwundeten auf die Knie. Waupee war bereits mit indianischer Gelassenheit und Geschicklichkeit dabei, die Kleidung zu entfernen, um die Wunde zu untersuchen.

- Lass mich sterben", stöhnte der Verwundete.

- Das werden wir sehen", sagte Waltermyer, während er sie zärtlich zu einer moosbewachsenen Bank trug. - Aber was sehe ich? Es ist ein weißer Mann", fügte er mit Blick auf Osse'os Brust hinzu, "weiß wie du, Mädchen, siehst du.

Esther wagte einen zaghaften Blick, und als sie erfuhr, dass ihr Retter ein Mann ihrer eigenen Rasse war, bedeckte sie ihre tränenüberströmten Augen mit beiden Händen und wurde von einem seltsamen Gefühl erfasst. Oh, sie wagte es nicht, sich ihm zu nähern, und betete inbrünstig für ihn zum Himmel!

Waupee entfernte den Pfeil vorsichtig und trocknete das Blut.

- Es ist ein Jagdpfeil, der nicht vergiftet ist", stellte Waltermyer fest, nachdem er den Pfeil untersucht hatte.

Nach einigen Augenblicken versuchte Esther, die eifersüchtig darauf war, sich

um den lieben Verletzten zu kümmern, ihm zu helfen, die Wunde zu verbinden.

- Laßt die Tochter der Dacotahs in Ruhe", sagte Waupee und schob sie sanft von sich, "sie kennt die Medizin ihres Volkes; die Hand des jungen Bleichgesichts zittert wie ein vom Wind geschütteltes Blatt, ihr Herz ist schwächer als das einer Taube.

- Aber wird sie überleben?

- Das Leben ist ein Segen des Großen!

- Zerbrich dir nicht dein kleines Herz, reizende Schönheit", sagte Waltermyer, "es wird heilen, das kann ich dir sagen.

Nachdem der Verband mit Heilkräutern angelegt worden war, die Waupee in den Wäldern zu finden wusste, wurde Osse'o in ein weiches Bett aus Farnen getragen, wo er bald in einen ruhigen und gesunden Schlaf fiel.

Die beiden Frauen setzten sich neben ihn, Waltermyer stand am Eingang der Höhle und rauchte seine lange Pfeife.

Nach einem langen Schweigen nahm er das Gespräch wieder auf:

- Ich habe für Mormon getan, was ich konnte.

- Hast du ihm ein Grab geschaufelt?", fragte Esther traurig.

- Ja, und tief... und mit Steinen bedeckt... damit er von seinen Freunden gefunden wird, falls er welche hat.

Die Indianerin blickte ihn mit ihren schwarzen, verzweifelten Augen flehend an, ohne jedoch etwas zu sagen. Waltermyer verstand den Blick:

- Ja, Waupee", antwortete er, "ich werde dasselbe für Schwarzer Adler tun. Vielleicht hätte weder er noch der andere mir diese letzte Pflicht abgenommen, aber was macht das schon. Ich werde ihm ein Grabmal nach dem Vorbild der Dacotahs errichten, damit jeder Angehörige seines Stammes einen Stein darauf werfen kann, wenn er vorbeikommt, wie es bei ihnen üblich ist.

Ein Blick der Dankbarkeit belohnte ihn für diese freundlichen Worte. Dann bedeckte die junge Witwe ihr Gesicht mit beiden Händen und ging langsam hinaus. Esther wollte ihr folgen, doch Waltermyer hielt sie auf.

- Lassen Sie sie allein gehen. Sie wird die Nacht damit verbringen, über ihr Grab zu wachen; das ist ihre Religion. Und nun geh schlafen, ich werde über den kranken Mann wachen.

- Nein, ich werde es sein! Er hat mich im Schlaf beschützt; ich möchte das Gleiche für ihn tun.

- Nun, das ist in der Tat die Aufgabe einer Frau. Aber quäle dich nicht, die Sorge würde dir die Rosen von den Wangen treiben, du würdest schwach werden und könntest dich nicht um diesen tapferen und treuen Osse'o kümmern.

- Sie kennen ihn schon lange? Erzählen Sie mir seine Geschichte. Die Nacht wurde damit verbracht, Geschichten zu erzählen und über den verletzten Mann zu sprechen. Am nächsten Tag wachte er ohne Gefahr auf und konnte aufstehen. Waupee war nicht zurückgekehrt.

- Was ist aus dieser armen Frau geworden?", fragte Esther, die aufrichtiges Mitgefühl für ihren Schmerz empfand.

- Ich werde sehen", antwortete Waltermyer.

- Ich werde mit Ihnen gehen, wenn unser Patient einen Moment Geduld hat", sagte Esther mit einem Lächeln, das allein schon gereicht hätte, um den Halbindianer zu heilen.

- Ich kannte sie gut; sie war eine Königin der Güte, Tugend und Rechtschaffenheit bei den Dacotahs.

Sie fanden die Indianerin über dem Grab ihres Herrn und Meisters zusammengesunken. Ihr erster Gedanke war, dass sie schlief oder ohnmächtig war. Aber nein! Die arme Frau war im höchsten Schlaf; ihre Seele war entschwunden, ohne Qual, ohne Zittern; in ihren kaum geschlossenen Augen sah man einen letzten Blick zum Himmel gerichtet.

Waltermyer grub ein Grab für sie neben dem, den sie über den Tod hinaus geliebt hatte; während er diese fromme Aufgabe ausführte, liefen große, brennende Tränen über sein raues Gesicht.

- Armes, armes Weib", murmelte er, "möge sie im Himmel glücklicher sein als auf dieser Erde. Ich hätte nie gedacht, dass ich um eine Rothaut weinen würde... es ist wahr... und wenn sie gelebt hätte... aber nein! möge sie in Frieden ruhen; hier kommt sie, wir sind immer noch auf dem Weg...

Epilog

An einem schönen Junitag hielten sich neugierige und geschäftige Gruppen in der Nähe eines der reichsten Hotels in St. Louis auf, der großen Stadt, die lässig an den Ufern des "Father of Waters" (der indianische Name für den Missouri) liegt.

Einige Herren und sogar einige Damen verschmähten es nicht, den Horizont mit ihren niedlichen Kristallferngläsern zu erforschen; mehrere dumme Fräuleins zirkulierten in der Menge und wussten nicht so recht, was ihnen wichtiger war: ihre Neugier zu befriedigen oder ihre rosigen Wangen und frischen Toiletten zu zeigen.

Bald tauchte eine schnelle Kavalkade inmitten des Staubs auf. An ihrer Spitze galoppierte auf einem prächtigen Pferd, schwarz wie Ebenholz, ein hochgewachsener Reiter mit gebräunten und ausdrucksstarken Gesichtszügen, der einen weißen Hengst von großer Schönheit führte.

Dann kam eine offene Kutsche; vorne saß ein stattlicher alter Mann, hinten eine bezaubernde junge Frau mit Haaren, die so schön waren wie die Seide des Herbstkorns, und neben ihr ein junger Mann, dessen feine, vornehme Gesichtszüge von einer heiteren und glücklichen Melancholie geprägt waren. Auf diesem energischen und zugleich sanften Gesicht konnte man ein paar flüchtige Furchen sehen, die der Wüstenwind - oder der bittere Atem des Lebens - hinterlassen hatte. Aber diese fast schwer fassbaren Töne verschmolzen zu einem köstlichen Lächeln, als seine Augen die seiner liebenswürdigen Begleiterin trafen.

Sie stiegen alle vor der reichen Veranda des Hotels ab, wo viele Diener auf sie warteten und ihnen zujubelten.

Der Reiter auf dem schwarzen Pferd war der einzige, der noch im Sattel saß; das junge Paar näherte sich ihm.

- Bruder", sagte der junge Mann, "dies ist unser Zuhause; sieh diese offenen Türen, sieh diese freundlichen Gesichter; die Prärie ist einsam, die Wildnis ist leer; lass unseren bleichen Bruder seine Augen vom Westen zu diesem glücklichen Wigwam wenden, und unsere Zuneigung wird so lang wie das Leben sein, die Tage werden ohne Wolken vergehen. Bald", fügte er hinzu, indem er seiner errötenden jungen Frau in die Augen sah, "werden kleine Kinder unter uns sein, die schöne Erinnerungen wecken werden. Osse'o flehte seinen blassen Bruder an, bei ihm zu bleiben.

- Oh! mein süßer kleiner Osten", murmelte Waltermyer; "danke, mein Lieber", fuhr er mit gerührter Stimme fort, "ich brauche die Luft, die dort geatmet wird; hier fehlt mir die Sonne, und der Himmel erscheint mir klein; ich bin ein Kind der Savanne, die Wälder erfreuen meinen Blick, diese großen Hä machen ihn traurig, und dann ... Hier zitterte seine Stimme, seine Augen trübten sich, und dann... Es gibt Gräber auf den einsamen Wegen, an die niemand denkt, wenn der alte Kirk Waltermyer sie nicht von Zeit zu Zeit besucht. Danke, Sie waren gut zu mir, Sie beide, ich werde Sie nicht vergessen.

Die junge Frau nahm seine Hand und lächelte durch ihre Tränen hindurch:

- Wenn dich nichts aufhalten kann, unser guter Kirk, dann denke daran, dass du zu jeder Zeit, zu jeder Stunde Freunde haben wirst, wahre und aufrichtige Freunde. Wenn es dir eines Tages gefällt, wieder eine Familie zu haben, denk an uns; und wenn dein abenteuerliches Leben dich so weit weg führt, dass wir uns

nie wieder sehen, werden wir an dich denken, bis wir sterben... denk an uns...

Esthers Stimme versiegte in einem Schluchzen und sie lehnte sich an die Schulter ihres Mannes.

Waltermyer wollte antworten, aber er brachte kein Wort über die Lippen; eine große Träne fiel ihm aus den Augen und kullerte auf Esthers Hand.

Er verbeugte sich vor der Hand, die noch immer die seine umklammert hielt, küsste sie und legte sie sanft in die von Osse'o; dann übergab er seinem tapferen Star die Zügel und galoppierte los; wenige Sekunden später verschwand er wie ein Schatten in Richtung Westen.

- Miss Helen Worthington", sagte ein gutaussehender junger Herr galant aus der Menge, "darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?

- Oh, Sir", antwortete die blauäugige junge Dame lässig, "was soll ich mit Ihrem Arm machen?

- Er wird Sie nach Hause bringen, und außerdem werde ich Ihnen die große Neuigkeit des Tages erzählen.

- Nun, wenn es sich lohnt, nehme ich deinen Arm.

- Gerne, Fräulein", sagte der Herr, indem er sein Lorgnon in sein Auge steckte,

um die Wirkung, die er hervorrufen wollte, besser einschätzen zu können; "die geheimnisvolle Kavalkade, die ein Wirbelsturm aus Staub verbarg, war...

- Es war ? komm schon, sag was!

- Es war die Mannschaft von Charles Saint-Clair, die die Tochter eines millionenschweren Pflanzers in der Wüste heiratete; sie ist mehr schön als reich!

Das Mädchen wurde blass, als hätte man sie erstochen, und verschwand in der Menge.

- Sie waren ein wenig... wie soll ich sagen... ein wenig trocken, mein lieber Houston", wurde dem Herrn aus der Mitte einer Gruppe zugerufen, die in einiger Entfernung lachte.

- Aber nein, nein, das macht nichts, sie wird in der nächsten Nacht schlecht schlafen, vielleicht beschließt sie, ein Mädchen zu bleiben.